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Das große Buch über Radio Luxemburg
Die
Stars und Stories der vier fröhlichen Wellen
In dem reich bebilderten Buch zu dem einst so beliebten europäischen Radiosender - oder wie er sich selbst gerne nannte: "der wohl berühmtesten europäischen Musikzentrale" - geht es um die "Stars" hinterm Mikrofon. Denn als solche wurden sie von den Hörern verehrt und entsprechend mit Autogrammwünschen belagert. Ob Sprecher oder Plattenplauderer - alle Radiostars umgibt eine persönliche Geschichte mit außergewöhnlichem Werdegang. Hier kann man die Kurz-Biografien nachlesen, die den Menschen hinterm Mikrofon ein Gesicht geben und sie zu liebenswerten Persönlichkeiten machen - mit all ihren Vorlieben, Eigenarten, Stärken und Schwächen.
So schreibt Frank Elstner dann auch sehr treffend im Vorwort: "Vor Ihnen, liebe Leser, liegt das große Buch über Radio Luxemburg. Die Chronik eines Rundfunksenders, der oft und gern mit Superlativen bedacht wird. Da ist von Reichweiten und Hörerzahlen die Rede, von Kilowatt und Sendeleistung. Zahlen und Fakten, die gewiss Bedeutung haben, die aber nicht alles bedeuten. Denn das Herz von Radio Luxemburg ist in Wahrheit nicht die komplizierte Technik, sondern - Sie kennen es - unser kleines Studio IV und die Leute, die dort am Mikrofon sitzen. Das ist ein Team von Sprechern, das Sie vom »Fröhlichen Wecker« bis zur »Nachtarbeiter«-Sendung jeden Tag aufs Neue unterhalten und informieren möchte: Helga, Jochen, Monika, Edy, Susanne, Rolf, Brigitte, Martin, Oliver, Haidy, Jörg, Andreas, Karin, Ullrich und Hans. Sicher kennen Sie viele Namen und auch deren Stimmen. Wer sie sind, woher sie kamen, was sie so erlebten und wie sie wurden, was sie sind - das alles erfahren Sie in diesem Buch...". Die 16 „fröhlichen Wellenreiter", wie sie keiner kennt!
Scharen von Fans pilgerten in das kleine Herzogtum, um einmal einen Blick in das sagenumwobene "Studio IV" in der Villa Louvigny zu werfen und dabei zu sein, wenn eine Sendung "gefahren" wird. Autogrammjäger durften zu Frank ins Studio und ihr Besuch wurde mit ins Programm eingebaut. Doch wegen zu großen Andrangs blieben die Pforten später für Besucher verschlossen und das Buch bot einen Blick hinter die Kulissen. "Radio Luxemburg - das ist ein zwanzigköpfiges Team von Disc-Jockeys und Redakteuren, von drei Sekretärinnen und ein paar Technikern. Und das ist 'Studio IV' mit seinen rauchgeschwärzten Isolierwänden, dem von Zigarettenkippen angesengten achteckigen Tisch und dem alten Kaffeehaus-Kleiderständer in der Ecke. Hier wird von morgens bis abends improvisiert", erklärt Frank, Chefsprecher und Direktor, seit 1964 beim Sender. "Wir sind Stegreifplauderer und reden so, wie uns der Schnabel gewachsen ist. Das fördert den guten Kontakt zu unseren Hörern". Versprecher und Stottern gehören zum Handwerk, denn - so Programmdirektor Helmut Stoldt - "auch Plattenplauderer sind nur Menschen. Wir brauchen keine perfekten Moderatoren, sondern Ansager, die Herz und Gemüt unserer Hörer ansprechen". Wer bei Radio Luxemburg seinen Job als Sprecher antrat, musste sich gleich ein paar tausend Autogrammkarten drucken lassen. "Die Sprecher sind unsere beste Werbung", so Senderboss Helmut Stoldt.
Am 14. Januar 1964, um 15.03 Uhr, erfuhren die Luxemburg-Hörer erstmals von den Träumen eines Jungen namens Tim Elstner. Titel der Sendung war bezeichnenderweise »Träume am Nachmittag«, die erste Platte, die der Neuling mit dem Sprechernamen "Frank" auflegen ließ: "Theme From A Summerplace". Radio Luxemburg wurde für Frank ein Platz an der Sonne. Aus der Ideen-Schublade, in der er Exposés für Fernsehpläne hortete, kramte er seinerzeit die Entwürfe für so erfolgreiche Sendungen wie »Hier Frank - wer da?«, »Der fröhliche Wecker«, »Die Funkkantine«, »Die Starparade« und viele andere. Als Camillo den Sender verließ, übernahm Frank »Die großen Acht« und die »Hitparade«. Längst machte sich auch das Fernsehen die Popularität des ungekrönten Disc-Jockey-Königs zunutze. Ob mit Camillo Felgen im »Spiel ohne Grenzen«, beim »Grand Prix RTL«, als Quizmaster in »Punkt, Punkt, Komma, Strich« oder als Moderator der Fernsehlotterie-Sendung »Ein Platz an der Sonne« (für die er auch heute noch aktiv ist) - Frank bekam seinen festen Platz im Fernsehprogramm.
"Meine erste Sendung", erinnert sich Helga, „war entsetzlich. Dabei hatte ich mich, wie ich glaubte, gut vorbereitet. Ich hatte meine Ansage peinlich genau aufgeschrieben. Da stand sogar: ‚Guten Tag, liebe Hörer, hier ist Ihre Helga...’". Helga feierte ihr Debüt an jenem Tag um 10.00 Uhr. Ihre Sendezeit war auf eine Stunde festgesetzt. "Um 10.45 Uhr", weiß sie noch, „war ich mit meinem Manuskript und meinem Latein am Ende. Ich saß hilflos da und wusste nicht, wie ich die restliche Viertelstunde rumkriegen sollte. Zum Glück waren die Techniker auf so schwierige Fälle wie mich eingestellt." Dabei war Helga, als sie zu Radio Luxemburg kam, schon ein erfahrener „Mikrofon-Hase". »Wunschkonzert« wurde eine ihrer Lieblingssendungen und bescherte der charmanten „Briefkasten-Tante" Berge von Post. Ein Luxemburger Fan verfolgte sie Jahre lang mit Rosen...
"Als ich meine erste Sendung vom Band hörte", erinnert sich Jochen Pützenbacher, "bin ich fast aufs Kreuz gefallen. Ich mochte meine Stimme und die Art, wie ich redete überhaupt nicht. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Mir stehen die Haare zu Berge, wenn ich eine Sendung von mir höre". »Haarige Geschichten« war schließlich auch der Titel der ersten Probesendung, die Jochen im November 1969 bei Radio Luxemburg moderierte. Das hatte seinen guten Grund: Jochen war Friseurmeister und Kosmetiker, ehe er 1957 Bühnenluft schnupperte und Conférencier wurde. Für Radio Luxemburg stand er erstmals im Frühjahr 1970 auf der Bühne - bei der "Löwenverleihung" in der Essener Grugahalle. Frank begrüßte ihn: "Sag mal, bist du nervös?" - "Nö, wieso denn, wegen der paar Leute..." Das Eis war gebrochen.
"Wenn ich den fröhlichen Wecker mache", verkündet Rolf, alias Wilfried Röpke, "geht morgens um sechs Uhr ein Ruck durch Deutschland". Ständig bei der Frühsendung dabei ist sein Kumpel Quietschi, ein Stoffaffe. Radio Luxemburg schickte ihn als Reporter zu den olympischen Winterspielen nach Saporo. 14 Tage meldete er sich von dort übers Telefon oder über eine Satelliten-Leitung - wie immer "live". Mit Plattenwechseln und ein wenig Plauderei besserte Oliver, alias Marc Spieker, in einer Duisburger Tanzschule sein Taschengeld auf. Nach einem kurzen Gastspiel beim Jugendprogramm einer deutschen Rundfunkanstalt tanzten seit dem 1. März 1970 die Luxemburg-Hörer nach seiner Musik. Für viele Schüler war Nachsitzen keine Strafe mehr, seit Oliver das schulisch orientierte Programm »Nachsitzen mit Oliver« erfand und für ihre Probleme ein offenes Ohr hatte.
Ausgerechnet am 1. April (1971) trat Hans Meiser seinen Dienst bei Radio Luxemburg in der Nachrichtenredaktion an. Fernsehzuschauern wurde er später bekannt als News-Anchor und Talkmaster von RTLplus. Als freier Mitarbeiter beim Südwestfunk sammelte er erste Studio-Erfahrungen. Bei Radio Luxemburg ließ sich Hans von seinen Kollegen Olaf Steinbauer (Leiter der deutschen Redaktion), Jürgen Lars Overdick und Michael Thun zum Journalisten ausbilden. Hans und Michael Thun stellten die Nachrichten zusammen. Brandeilige Meldungen brachte Jürgen Lars Overdick dem Sprecher Hans Meiser direkt ins Studio.
"Ich feierte mit Freunden in einem Kölner Lokal, als plötzlich Polizei in Zivil auftauchte. Eine Razzia. Ausweiskontrolle. Und ich hatte meinen Pass zu Hause...", erzählt Monika (»Monikas kleiner Tierpark«). Wer sich nicht ausweisen konnte, musste mit zur Wache. Monika war in Bedrängnis. Sie hatte am nächsten Morgen um sechs Uhr wieder Sendung in Luxemburg. Da kam plötzlich ein Beamter auf sie zu: "Sie wollen Monika von Radio Luxemburg sein? Die würde ich an der Stimme erkennen. Sie hat nämlich mal meine Katze wiedergefunden. Also, machen Sie mal eine Stationsansage." Und Monika verkündete mitten im Lokal: "Hier ist Radio Luxemburg mit seinen vier fröhlichen Wellen. Auf der Mittelwelle..." Sie durfte ihren Heimweg antreten.
Das für Luxi-Fans fantastische Buch enthält auch Farbporträts der 16 Disc-Jockeys im A4-Format mit Autogramm, jeweils auf der Rückseite mit einem „Steckbrief" versehen. Wer noch mehr über die unwiederbringliche Radiozeit der 70er und seine "Stars" ("das Herz der vier fröhlichen Wellen") erfahren möchte, findet das Buch vielleicht auf dem Flohmarkt oder kann es bei eBay ersteigern.
Erschienen 1972 im inter verlag
GmbH & Co. KG, Köln.
Idee und Fotos: Peter Langenbach. Text:
Wilfried Richartz.