RTL
Radio Luxemburg
Fanpage
Helmer Litzke: »Jedes nette Wort
bringt ein
Lächeln zurück.«
Kaffee... Kaffee... Kaffee... ein Stück Zucker und ein bisschen Milch - rehbraun muss er sein. "Ich liebe Kaffee", gesteht Helmer. Das ist sein Motor für den Tag. Der fängt von Montag bis Freitag schon früh an. Entweder ist es noch stockdunkel oder die Sonne geht gerade auf. Für die Hörer klingelt der RTL RADIO Wecker um sechs Uhr, Helmer dagegen muss schon um kurz nach vier raus. "Aber das nehme ich dafür gerne in Kauf" und hat gleich mit einem verschmitzten Lachen im Gesicht den passenden Vers drauf: "Das frühe Aufstehen alle Tage, ist für mich die kleinste Plage, freu mich täglich auf die Radioshow, denn das Leben ist ja gar nicht so." Das ist ganz anders.
„Schon immer hatte ich das Gefühl, dass Menschen beachtet werden wollen, nicht nur benutzt“ beginnt Helmer über das Wie des Lebens nachzudenken und erklärt damit auch gleich seine Job-Philosophie: „Manchmal ist es stressig und durch die kleinen Alltagsprobleme staut sich Ärger an. Die Freuden des Lebens, besonders die kleinen, kommen häufig zu kurz. Dabei reicht schon eine nette Bemerkung. Egal wem gegenüber. Jedes nette Wort bringt ein Lächeln zurück. Was ich damit meine ist, dass Menschen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, eines gemeinsam haben: sie sind zufrieden, wenn sie mal zu Wort kommen, beachtet werden und sie jemand ernst nimmt. Wenn sie im Mittelpunkt stehen, weil das die meisten weder oft erleben noch erwarten. Genau das versuche ich bei meiner Arbeit.“
Jeder möchte wichtig sein
„Danke, dass Sie uns angemacht haben“ - für Helmer Litzke ist der Hörer als solcher, das oberste Gebot. So stehen auch nicht die großen Gewinne im Vordergrund, sondern die Freude darüber „dass ich dabei sein durfte, dass Sie mich angerufen haben“ wie es ein Teilnehmer ausdrückte, der bei der »Entenjagd« eine RTL RADIO Frühstückstasse gewonnen hatte. Oder einfach das Glücksgefühl: „Jetzt bin ich gerade im Radio zu hören...“, worauf Helmer entgegnet: „Wir machen heiter weiter“, um über die Hemmschwelle zu helfen. Das erste Mal im Radio ist wie ein schönes Geschenk - plötzlich und unerwartet kommt der Anruf: „Das ist ja der Hammer!“ freut sich Marianne. „Das ist jetzt so das Letzte, womit ich gerechnet hab.“ Ob Maria in Benissa an der Costa Blanka, Helmut in Namibia, Christine in Rom oder Jochen in Thailand... die Geburtstagskinder, die über RTL RADIO gegrüßt und mit guten Nachrichten hochgestimmt werden („Du oder keine, mein allerliebstes Schatzi-Mäuschen“) sind nicht nur europaweit, sondern dank Livestream über den ganzen Globus verstreut zuhause und „heute hört Sie die ganze Welt“ wie Helmer zu Maria sagte. Die fands herrlich.
Um kurz vor sieben verschickt Helmer seine Gedanken zum Tag. „Wer lachen kann, da wo er hätte heulen können, der bekommt wieder Lust zum Leben“. Andreas aus Köln gefallen die Anekdoten. Er setzt gleich eine Mail ins Studio ab: „Ihre ruhige Art lässt einen den Morgen so wahnsinnig stressfrei und erholsam starten. Ich freue mich schon morgen wieder auf Ihre sympathische Moderation.“ Helmer strahlt eine natürliche Gelassenheit aus, die bei den Hörern gut ankommt. Er redet, hört zu, fragt („Und Sie wären jetzt gar nicht drauf gekommen, wer da am Telefon ist?“) und lässt an trüben Tagen die Sonne durchs Radio scheinen. Um 5 vor 10 eine ganz besondere Überraschung, wie sie nicht alle Tage vorkommt - RTL RADIO live und in Farbe: Christine, 19 Jahre alt, wird von ihrem Freund on air gefragt: „Willst du mich heiraten?“ Sie ist im fünften Monat schwanger, sagt zu Tränen gerührt „Ja“. Julia, die zu Helmer ins Studio gekommen ist und um zehn das Mikro übernimmt, kriegt eine Gänsehaut und kann sich die Bemerkung „Das is ja n’ Ding - darauf warte ich seit 12 Jahren“ nicht verkneifen. „Darf ich Sie kurz stören?“ - am Hochzeitstag. Helmer stört gerne und niemand hat was dagegen.
Frank Elstner als Vorbild
Der gebürtige Berliner hatte schon als Kind Berührungen mit dem Radio. Als siebenjähriger Bengel faszinierte ihn wie Mann oder Frau aus so einem kleinen Gerät kommt. Später konnte er mit einem Freund den Schuldirektor dazu überreden, in den großen Pausen Schulfunk „senden“ zu dürfen. Neben dem Lehrerzimmer war ein Technikraum, die Lautsprecher draußen auf dem Schulhof. „Wir haben dann täglich ein Quiz gemacht, Mitschülern zum Geburtstag gratuliert und zum Teil Musikwünsche erfüllt“, erinnert sich Helmer. „Das alles über zwei Jahre lang, dann war ich siebzehn und ging von der Schule (1975). Das Gefühl aber, mit einfachsten Mitteln andere zu unterhalten, hat sich bei mir festgesetzt. Mein Wunsch zum Radio zu gehen wurde immer stärker.“ Aufgewachsen ist der heute 51-Jährige mit dem SFB und Sendungen wie rias2 »Treffpunkt« und »Schlagerparade«. „Nero Brandenburg, Lord Knut, hab ich noch mitbekommen, später Jürgen Jürgens, Gregor Rottschalk (‚mit der besten Musik in dieser Stadt’) aber auch mit einem, dem ich schon damals auf den Mund geschaut habe. Seine Art hat mir sehr gefallen, auch seine Stimme, die ich von Radio Luxemburg kannte - Frank Elstner. Er war so etwas wie ein Vorbild für mich und hat mich beeinflusst, ohne Zweifel. Das wollte ich auch machen. Ich mag ihn übrigens heute noch und gucke öfter seine Sendung »Menschen der Woche« im Fernsehen.“
Erste Anfänge in München
Zum Radio zu kommen war im Ostteil von Berlin nicht so einfach. Ohne Studium ging gar nichts und ohne Berufsausbildung auch nicht. „Durch das Engagement meiner Eltern wurde ich Maschinenbauzeichner. Doch den Weg zum Radio hab ich immer im Auge behalten. Eine konkrete Chance gabs allerdings nicht.“ Dann erfuhr Helmer, dass es vielleicht über den Umweg als Discjockey möglich sei. „Zum besseren Verständnis: in der damaligen DDR durfte nicht jeder. Man musste sich regelmäßig vor Publikum präsentieren. Dann ging es über die verschiedenen Stufen bis hin zum Profi DJ mit bestandener Prüfung. Daraufhin wurde ich tatsächlich gefragt, ob ich nicht zum Radio will. Stefan Lasch vom Jugendradio DT64 ebnete mir ein Stück weit den Weg in den Rundfunk. Endlich... dachte ich. Aber mir wurde schnell klar, dass ich ohne abgeschlossenes Studium nach wie vor keine Chance hatte hinterm Mikrofon zu landen. Eigentlich aus Spaß hieß es seinerzeit: ‚Du, wir sind hier nicht beim RIAS. Hier dürfen nur Studierte’. Gut, dachte ich. Dann muss ich dahin.“ Doch unüberwindbare Hindernisse standen Helmers Plänen im Weg. „Ich überlegte mir von da an, wie ich am besten auf die andere Seite komme. Das klappte schließlich im Sommer 1989 über Ungarn. Ehe ich mich versah, war ich in München. Hörte einige Wochen die dort empfangbaren Sender, um zu schauen wo ich eventuell rein passen könnte und bewarb mich spontan bei Radio Charivari. Die damalige Studioleiterin Inge Seibel gab mir eine Chance. Vergessen werde ich das nie. Zu dieser Zeit lernte ich auch den für mich ersten Berater kennen - Ad Roland. Er wird sich bestimmt nicht mehr erinnern, aber ich. Durch ihn - kann ich heute sagen - sah ich meinen Weg im Radio bestätigt.“
Bei Radio Charivari erlebte Helmer eine lustige Geschichte. In seiner Sendung griff er die Meldung einer Illustrierten auf. Es ging darum, wie viel man angeblich bezahlen müsste, um einen Promi - zum Beispiel zum Geburtstag - zu sich nach Hause einladen zu können. Gottschalk 20.000 DM, Jauch 15.000 DM ... Graf Lambsdorff 10.000 DM. „Ich hatte das kaum ausgesprochen, Musik lief, da klingelte das Studiotelefon. Ein Mann war in der Leitung und sagte, dass das alles Quatsch sei, die Summen und überhaupt die Meldung. Er würde niemals, auch nicht für 10.000 DM zu einem fremden Menschen gehen. Erstens hätte er keine Zeit dazu und zweitens auch keine Lust, so Geld abzuzocken. Alles Unsinn, wenn es so was gäbe, sollte man es verbieten.“ Der Anrufer war gerade im Taxi unterwegs und wollte zum Flughafen. „Zu meinem Erstaunen stellte er sich als Otto Graf Lambsdorff vor (damals FDP Vorsitzender). Minuten später hatte ich ihn live auf der Antenne, er brachte das Dementi in dieser Sache nochmal zum Ausdruck und ich war um eine schöne Erfahrung reicher.“
Vom Allgäu nach Rheinland-Pfalz
Fast drei Jahre
blieb Helmer in München („Es war eine sehr schöne Zeit“). Dann
erzählte ihm ein Radiounternehmer aus dem Allgäu von seinen Plänen
und Visionen. Helmer ließ sich überreden und wechselte zu RSA Radio
in Kempten. Zehn
Jahre hat er dort ein gutes Stück Lokalradio
mitgestaltet.
„Dem Gründer Anton Blessing habe ich, aus heutiger
Sicht betrachtet, sehr viel zu verdanken. Habe meinen Teil aber auch
zum Erfolg beigetragen. Es gab Leute, die damals zu mir sagten
‚Mister RSA’ oder ‚Der Gottschalk des Allgäus’.“ Bescheiden und
etwas kleinlaut fügt er hinzu: „Ist nicht überheblich gemeint. Das
war so.“ Im Allgäu fand der gelernte Discjockey schließlich aufs
Podium einiger großer Events.
„Seit 1996 bin ich Stadionmoderator
bei der Vierschanzentournee in Oberstdorf, war inzwischen bei drei
Weltmeisterschaften im Einsatz - jeweils vor 20 bis 30.000
Zuschauern Open Air. Das mach ich übrigens heute noch.“
Und schon
gings am Wochenende zum Alpinen Damen Weltcup in Ofterschwang.
„In ein strenges Format, wie es heute bei einigen Sendern praktiziert wird, passe ich nicht rein,“ sagt Helmer im Hinblick auf Veränderungen in der Radiolandschaft. Nach der Zeit im Allgäu wollte er sich anders orientieren und suchte nach neuen Herausforderungen. Die fand er zunächst in Rheinland-Pfalz. Hier lernte er den Gründer der Radiogroup kennen. Stephan Schwenk erzählte ihm von seinen Plänen mehrere neue Lokalradios starten zu wollen. „Und so war ich bei der Premiere in Bad Kreuznach und später bei Antenne Kaiserslautern für ihn im Einsatz, und das sehr gerne, muss ich sagen.“
Oberbürgermeister Andreas Ludwig drückte in Bad Kreuznach auf den roten Knopf und war Helmers erster Interviewpartner. „Ich hab schon immer mehr geredet. Wenn man sich Zeit nehmen will mit jemandem zu sprechen, dann möchte ich den nicht abwürgen müssen, nur weil 1:30 um sind.“
Teamwork bei RTL RADIO in Luxemburg
Im Oktober 2008
lernte Helmer den Geschäftsführer und Programmdirektor von RTL
RADIO, Holger Richter, kennen.
„Er lud mich ein, sprach mit mir und
gab mir die Möglichkeit den »Wecker« zu moderieren. Schwupps war ich
im Boot. Für mich persönlich eine der schönsten Entwicklungen, die
ich in meinem Radioleben verspürt habe. Mag sein, dass ich ein
nostalgisches Bad nehme, weil man hier täglich im Redaktionsflur an
der ‚Ahnengalerie’ vorbei ins Studio läuft. Ich weiß, die Zeiten
sind andere, dennoch - hier zu arbeiten, bei einem Sender, der
Geschichte geschrieben hat, das macht mich schon ein wenig stolz. Auch die Tatsache, dass ich mich bei RTL RADIO sehr schnell mitten
in einem Team wiederfand, dass mir den Eindruck vermittelte, ich sei
schon Monate hier. Es gibt nichts schöneres als ein Wohlfühlklima
bei der Arbeit. Ich kann es nicht beweisen, aber das hört man auch
im Radio ... ob gut oder schlecht.“ Die Hörer sind nicht nur
begeistert von der Musik, sie entdecken wieder die Menschen hinterm
Mikrofon, empfinden sie als angenehme Begleitung und bringen das
auch on air zum Ausdruck: „Grüße an das ganze Team. Ihr habt immer
ein paar tolle Sprüche drauf. Macht weiter so!“
Das schönste Kompliment, das man einem Radiomoderator machen kann, kam jedoch für Mister Morning von Stefan aus Österreich: „Helmer, ich höre dich gern“. Besonders die Stammhörerschaft im nationalen Programm von RTL RADIO, hat in Helmer so ein bisschen den Geist von früher wieder gefunden, ist er doch mit Frank Elstners Hitparade erwachsen geworden. Heute sind die Hörergrüße zu allen möglichen Anlässen sowie kleine Gewinnspiele und die Gespräche mit den Teilnehmern das Highlight im Programm des Luxemburger Musiksenders. „Meine Denke ist vielleicht aus vergangenen Zeiten, aber ich glaube, dass auch andere mitfühlen, wenn sie Menschen hören, die an ihrem Festtag - außer sich zu freuen - auch was zu erzählen haben. Wie eine Neunjährige, die von ihrer Reiterei und den Ponnys schwärmt, bis die Mama den Hörer weg nimmt und wissen will, mit wem ihre Tochter da eigentlich telefoniert. Das war süß, das war einfach nett.“
Radio ist für Helmer keine Hexerei. Keine formatierte Wissenschaft. „Neben guter Musik und den wichtigsten Infos bemühe ich mich den Menschen so zu begegnen, wie ich bin. Ich möchte ihnen eine Stütze sein, ihnen helfen von A nach B zu kommen, einen kleinen Dienst leisten und gut gelaunt - nicht genervt - mit ihren Lieblingssongs in einen neuen Tag zu starten.“
Anita Pospieschil
Aus RADIOJournal 5/2009