Der RADIOJournal Rundfunkpreis 2005
wurde in 11 Kategorien für die
folgenden Beiträge vergeben:
01. Doppelmoderation
- radio SAW
»Hallo Hall«
Maik "Scholle" Scholkowsky / Sabrina
Vetter
In einer spannenden zweiminütigen Interaktion versuchen
Scholle und seine Praktikantin Sabrina das Sendestudio
leer zu räumen, um so den typischen Halleffekt mit Echo
darstellen zu können. Die sehr einseitige
Aufgabenteilung - Chef Scholle gibt die Anweisungen,
während Lehrling Sabrina die Möbel schleppt - wird durch
süffisante Wortspiele und lustige Dialoge sowie tolle
akustische Fundstücke aus dem Klangarchiv unterstrichen.
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02. Umgang mit den Hörern
- Radio Hamburg
»Hörer helfen Kindern« - Birgit
Hahn
Der prämierte Beitrag ist ein gelungenes Beispiel dafür,
wie Radio Emotionen transportieren kann, ohne die Hörer
vorzuführen. Im Rahmen einer Charity-Aktion gewinnt eine
unverschuldet in Not geratene alleinerziehende Mutter
einen neuen Elektroherd. Moderatorin Birgit Hahn gelingt
dabei überzeugend die Gratwanderung, einerseits das
persönliche Schicksal der Familie und die sehnsüchtige
Erwartung des Gewinns darzustellen, andererseits der
Hörerin bei aller Offenheit und Freude auch ihre Würde
zu bewahren.
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03. Comedy / Glosse
- Ems-Vechte-Welle
»Cat
Stevens - Der Terrorist« - Karsten Blum
In dieser Rubrik gab die Jury einer bitterbösen Glosse
den Vorzug. Im eingereichten Beitrag wird der zunehmend
überzogene "Kampf gegen den Terrorismus" in den USA
persifliert. Anhand eingespielter Textzeilen aus Liedern
von Cat Stevens alias Yusuf Islam werden vermeintliche
Analogien zu terroristischen Handlungen aufgezeigt, die
die Gefährlichkeit des Sängers gegenüber den
Sicherheitsbehörden beweisen sollen. Eine heikle, aber
gut gemachte Glosse, die radikal politisch ist und aus
dem sonst üblichen Mainstream in diesem Genre ausbricht.
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04. Musiksendung
- MDR FIGARO
»Klassik für Einsteiger« -
Ulrike Timm
Der eingereichte Beitrag ist ein hervorragendes Beispiel
für eine interessant produzierte und gut erzählte
Musiksendung, die ihrem Anliegen - klassische Musik auch
gegenüber neuen Hörerschichten zu öffnen - vollends
gerecht wird. Klassische Meisterwerke werden, verknüpft
mit aktuellen Aufführungen dieser Stücke im Sendegebiet,
spannend und anregend dargestellt. Musikeinblendungen
und Hintergrundgeschichten zum Werk verbinden sich zu
einer menschlichen Musiksendung, die verständlich
Inhalte vermittelt, ohne elitär zu sein.
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05. Nachrichten
- Radio Hamburg
»Radio Hamburg Aktuell« -
Rainer Hirsch
Bereits zum dritten Mal in Folge würdigte die Jury die
Nachrichten von Hamburgs meistgehörtem Radiosender. Sie
sind nicht nur deutlich länger als sonst üblich, sondern
bestechen auch durch Themenvielfalt und Aktualität.
Nachrichtenanchor Rainer Hirsch verfügt neben einer
präzisen Sprache auch über eine sehr gute
Kurzinfoschreibe, was den Aktuell-Sendungen zugute
kommt.
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06. Gewinnspiel
- ANTENNE THÜRINGEN
»Goldrausch«
Das Erraten von alltäglichen oder kuriosen Geräuschen
gehört zu den beliebtesten Radio-Gewinnspielen. Mit dem
»Goldrausch« ist es ANTENNE THÜRINGEN gelungen, das
Geräuscheraten mit einer spannend konzipierten und
packend umgesetzten Handlung zu kombinieren. Zwei
Radiocowboys waren dabei die Leitfiguren der Aktion,
deren Geschichten täglich weitergeschrieben wurden. Mit
viel Liebe zum Detail entstanden so vielfältige
Aktionsträger, Jingles und sogar ein Goldrauschsong.
Passend zur Rahmenhandlung im "Wilden Westen" konnten
die Hörer echte Goldbarren gewinnen.
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07. Programmrubrik
- NDR 1 Welle Nord
»Oldie-Lexikon« - Markus
Stratmann
Gerade bei englischen Ohrwürmern wird den Texten oft
wenig Beachtung geschenkt. Dabei stecken in den Songs,
die auch heute noch rauf und runter laufen, viele
tiefgründige, kuriose oder auch lustige Geschichten, die
mit den entsprechenden Textbelegen von Markus Stratmann
unterhaltsam und pointiert gewürdigt werden. Die Hörer
können danach einen bekannten Titel mit einem ganz
anderen Textverständnis neu entdecken. Damit werden
Aha-Erlebnisse am laufenden Band präsentiert.
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08. Nichtkommerzielle Beiträge
- CT das radio
»Sterben hautnah« -
Helena Kischka / Nadja Schüler
Der Tod ist ein Thema, das auch in der medialen
Gesellschaft kaum noch einen Platz hat. Der Umgang mit
dem Sterben wird verdrängt, viele Menschen auf ihrem
letzten Lebensabschnitt oft allein gelassen. Den beiden
Autorinnen vom Bochumer Uniradio gelingt es sehr gut,
mitfühlend und dennoch mit der gebotenen
journalistischen Distanz sich diesem Thema zu nähern.
Beispiele aus dem Alltag werden neben Beobachtungen in
einem Hospiz geschildert. Dabei schaffen es Helena
Kischka und Nadja Schöler, dem Umgang mit dem Tod den
Schrecken zu nehmen, ohne die Ernsthaftigkeit und
Bedeutung dieses Ereignisses für viele Menschen
auszublenden.
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09. Produktion
- Deutschlandradio Kultur
»Wurfsendung« - Nathalie Singer
Mit der »Wurfsendung« wurde eine radiofone Kunstform
etabliert, die deutschlandweit ihresgleichen sucht.
Absurde und originelle Mini-Hörspiele, die höchst
unterschiedliche Geschichten erzählen, werden in das
Tagesprogramm von Deutschlandradio Kultur eingestreut.
Die fantastisch produzierten Hör-Oasen laden zum
kurzweiligen Hinhören ein und eröffnen neue Horizonte.
Mit viel Kreativität und Hingabe entstehen Produktionen,
die bei jeder Folge neue Spannung erzeugen.
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10. Feature
- SWR 2
»Eckpunkt Weihnachtsmann« - Rolf
Kemnitzer
Dieses kurzweilige Feature beleuchtet die Arbeit der
studentischen Weihnachtsmänner in all ihren Facetten.
Dabei wird deutlich, dass es neben wunderschönen
Erlebnissen auch tieftraurige Begegnungen gibt und jede
Familie ganz andere Maßstäbe an "ihren" Weihnachtsmann
anlegt. Aber auch umgekehrt kommt so manch kuriose
Begegnung mit besoffenen, frivolen, schlecht
vorbereiteten oder der deutschen Sprache nicht mächtigen
Weihnachtsmännern zu Tage, die Rolf Kemnitzer ohne zu
werten geschickt ineinander greifen lässt. Es entsteht
somit ein differnziertes und zugleich humorvolles
Porträt über den harten Alltag studentischer
Weihnachtsmänner, das auch im Sommer zum Nachdenken
anregt. Das unkommentierte Senden der O-Töne ohne
vertiefende Erklärungen gibt dem Feature ein besonderes
Klangbild.
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11. Nachwuchspreis
- Nino Kann
(freier Mitarbeiter Deutschlandradio Kultur, WDR 5...)
Nino Kann überzeugte die Jury mit seinen vielfältigen
Tätigkeiten als Autor und Produzent von Radiobeiträgen
sowie Hörspielen, als Hörfunk-Studiotechniker, Musiker
und Live-Tontechniker. Besonders hervorzuheben sind
seine Produktionen für Kinder, wie die bei der Sendung
»Kakadu« auf Deutschlandradio Kultur. Im eingereichten
Beitrag »Musikalität im Vogelgesang« macht Nino Kann
lehrreich, leicht verständlich und mit kurzen
Interviews, die auf den Punkt kommen, die Kinder mit den
verschiedenen Vogelstimmen vertraut. Ein Ornithologe und
ein Musikwissenschaftler geben diesem Thema dabei ganz
unterschiedliche Perspektiven.
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