Doppelmoderation:
radio SAW »Hallo Hall«
Maik „Scholle“ Scholkowsky /
Sabrina Vetter
Sie waren ein ungleiches, aber
gut harmonierendes Moderationspaar. Zum einen Maik „Scholle“
Scholkowsky, eines der Urgesteine von radio SAW und seit diesem
Sommer Morgenmoderator bei der LandesWelle in Thüringen, zum
anderen Sabrina Vetter, die als Praktikantin im März 2001 bei
radio SAW begann, heute aber ebenfalls eine Morningshow, die von
ROCKLAND, moderiert. Dass Sabrina mit Scholle einmal so gut
zusammen arbeiten und auch einen Großteil der Freizeit
verbringen würde, war anfangs nicht unbedingt absehbar. „Scholle
ist nicht nur ein großer Moderator sondern - wie er selbst sagt
- auch eine Diva. Erste Radioregel: Grüße jeden freundlich.
Daran hab ich mich gehalten, Scholle nicht so. Später hat er mir
kackfrech verraten, dass er die ‚Neuen’ nie grüßt, erst mal
abwarten, wie die sich entwickeln. Aber eine faire Chance kriegt
jeder. Ich hatte ja auch eine.“
Besonders viel Spaß hatten beide bei der Produktion der kleinen
Specials zu bestimmten Anlässen. Am „Tag des Halls“ entstand die
auf diesem Wege prämierte Folge, mit der Bewerbung in der FHM
für die „100 sexiest Women of the World“ waren weitere kleine
Geschichten vorprogrammiert. „Zunächst hatte Scholle sich als
‚sexiest Moderator’ spaßeshalber bei der ‚freundin’ beworben.
Irgendwie sollte es bei ihm aber bei einem Radiogesicht bleiben,
also schlug er mich für die FHM vor. Ein Voting im Internet ohne
Namen und Fotos. Damit ich in einer Liste zwischen Julia Roberts
und Anna Nicole Smith überhaupt einen Funken einer Chance bekam,
brauchten wir die SAW-Hörer und ihre Internetklicks. Mit den
kurzen Geschichten haben wir sie immer wieder daran erinnert“,
erzählt Sabrina Vetter.
Mal trieb Scholle Sabrina zur Diät an, mal betätigte er sich als
Drillmeister für ihre sportlichen Aktivitäten. Viele Folgen
entstanden sehr spontan. „Sabrina, komm’ mit“ rief Scholle
meistens Finger schnippend und schon standen beide im
Aufnahmestudio, wo sie pointierte Dialoge durch eine
umfangreiche Geräuschpalette anreicherten. „Scholle brauchte
jemanden, der spontan reagieren kann, mich. Außerdem hatten wir
immer zusammen Dienst und schon waren wir ein perfektes Team.
Anrufe koordinieren, Interviews schneiden, bei Gewinnspielen
helfen, ‚Kannste mal dies und kannste mal das?’ Hab’ ich schon
Scholle!“
Im Januar 2005 ist Sabrina von radio SAW zu ROCKLAND gewechselt,
wo sie seitdem die Morningshow moderiert. „Das Team dort ist
sehr jung, wir haben sehr viele Freiheiten in der Umsetzung der
Themen“, schwärmt sie über ihren neuen Arbeitsbereich. „Wir
machen ein freches Jugendprogramm für 14 bis 29-Jährige mit
verrückten und gut recherchierten Beiträgen.“ Kreativität
braucht seinen Platz, um sich zu entfalten „In unserer kleinen
ROCKLAND-Redaktion haben wir es uns kuschelig gemacht mit
Postern und ’ner kleinen Couch“, berichtet Sabrina Vetter stolz.
Auch bei ROCKLAND geben sich die Stars die Klinke in die Hand.
Es sind aber nicht nur bekannte Schauspieler wie Jürgen Vogel,
die vorbeikommen, sondern auch einem größeren Publikum (noch)
unbekannte Bands, die unter den ROCKLAND-Hörern bereits
Kultstatus erreicht haben. So fand neulich ein kostenloses
Konzert mit der aus England stammenden, momentan sehr angesagten
Band „The Subways“ statt. „Wir hatten einen Tag Zeit, es den
Hörern zu sagen und 100 Leute zum Unplugged-Konzert zu lotsen.
Der Plattenfirma sind fast die Augen rausgefallen, als wir’s
geschafft haben“, erinnert sich Sabrina. Es war zugleich das
erste Akustikkonzert der jungen Band aus England, das ihnen so
gut gefiel, dass sie den Gig in Magdeburg mit auf ihrer nächsten
CD veröffentlicht haben.
„Die
Hörer wissen, ROCKLAND hat einen guten Geschmack und lassen sich
auf neue Dinge bei der Musik oder im Programm ein“, meint
Sabrina Vetter. „So hatten wir vor einer Weile einen
improvisierten Radiokrimi on air, bei dem unser Praktikant
angeblich ermordet wurde. Der Kommissar ist uns jedes Mal in die
Live-Sendungen geplatzt und hat mit seinem mundfaulen Helfer
gegen uns ermittelt.“
Ein volles Programm geht meist zu Lasten des Schlafs, denn schon
abends um Acht mit Kamillentee ins Bett zu gehen – wie manch
anderer Morningshow-Moderator – ist Sabrinas Sache nicht. „Wenn
ich wach bin, kann ich viel schaffen, wenn ich schlafe natürlich
nicht. Ich habe immer Angst etwas zu verpassen. Ich will eine
schöne Sendung moderieren, mit meinen Eltern, die ich zu selten
sehe, Mittag essen, shoppen gehen, Fernsehen glotzen, abends
trotzdem ins Konzert gehen oder mich einfach ins Kino hocken. Da
muss ich dann allerdings aufpassen, dass ich auch bis zum Ende
des Films durchhalte“, lacht Sabrina. Bereits als Kleinkind hat
sie eine Methode entwickelt, immer und überall schlafen zu
können, so der Körper es wollte. „Wenn ich müde war, bin ich
einfach umgefallen, hat meine Mama erzählt.“
Sabrina Vetter, die sich selbst nicht so wichtig nimmt, hat sich
Regeln und Vorschriften schon immer gern widersetzt. „Ich hab’
immer gemacht und auch angezogen was ich will.“ Mit allgemein
unbeliebten Vertretern macht sie gern kurzen Prozess. Ob der
nervige Brockhaus-Verkäufer, der abends um halb Neun anruft oder
der Typ, der einem voll beladen noch Duschbadproben unter die
Nase hält - alle bekommen einen passenden Spruch zu hören, bis
sie irgendwann kapitulieren. „Die versuchen sich dann noch mal
hoch zu hangeln wie eine Fliege, die ins Bierglas gerutscht ist,
aber irgendwann geben sie alle auf“, grinst Sabrina.
So ging es auch einem Hausierer, der für eine
Behindertenorganisation an der Haustür klingelte. Während er
seinen schlecht vorbereiteten Monolog abspulte, entdeckte
Sabrina Vetter die Internetseite des Projekts auf seinem
Ausweis. „Wenn ich weitere Informationen brauche, kann ich ja
auf ihrer Homepage nachschauen“, reagierte sie eilig. Sichtlich
verdattert und in offensichtlicher Unkenntnis der eigenen
Internetpräsenz verschwand der Vertreter schnell.
Sabrina, deren Oma ihr schon als Kind attestierte, dass sie eine
„Fix und Fertige“ ist, wollte ursprünglich Medienmanagement
studieren und machte das Praktikum bei radio SAW, „damit man
etwas vorlegen kann“. Somit hatte sie es nicht darauf angelegt,
vor’s Mikro zu kommen. Erst Spracherzieher Ernst entdeckte
Sabrinas verborgenes Talent und schlug sie für die Moderation
bei den damaligen Chefredakteuren Axel Schröder und Bernd
Kalauch vor. Der Rest ist bekannt.
Stefan Förster
Fotos: © Landeswelle Thüringen, Rockland Sachsen-Anhalt
www.maik-scholkowsky.de