RTL Club - Magazine 1989
halloRTL Heft 1-1989
• Publikumsliebling
Tommy Ohrner hat den RTL Hörfunk zwar vor
einiger Zeit verlassen, was aber noch lange nicht heißt, dass er RTL
endgültig den Rücken gekehrt hat. Voraussichtlich ab Anfang Februar
wird der fesche Münchner regelmäßig bei RTLplus zu sehen sein. Und
dies nicht allein: Zusammen mit
Isolde Tarrach wird Tommy durch eine
aufwändige Show rund um Kino und Musik führen. Die wohl teuerste Eigenproduktion der
RTL-Fernsehmacher soll es werden, wie aus Köln zu hören ist.
• RTL
Hörfunk und RTLplus haben einen Service eingerichtet, der Zuschauer- und Hörerfragen beantwortet. Beim RTL Hörfunk hat
Rosi Holbe immer die passende Auskunft parat.
• Eine überdimensionale Geburtstagstorte
wurde im Luxemburger Schloss Vianden serviert. Das RTL-Funkhaus
Villa Louvigny war der Anlass zu derart pompöser Schlemmerei: Seit
50 Jahren werden von hier RTL-Programme in alle Welt versendet.
Freilich platzte das Gemäuer im Lauf der Jahre aus allen Nähten. Diverse Abteilungen
mussten in mehrere Gebäude ausgelagert werden. Doch damit hat's nun
bald ein Ende. Denn mit dem Geburtstag der Villa Louvigny wurde
gleichermaßen der erste Spatenstich für ein neues Sendezentrum
begossen, das in zwei Jahren bezugsfertig sein soll. Hier werden
sämtliche Programme und Abteilungen von RTL untergebracht sein.
•
Wieder einen »Musikexpress« geschafft. Zum ersten Mal begleitete ein
Programmdirektor den Musikexpress:
Hubert Terheggen. Außerdem dabei:
Kristina Hertel,
Honey Bee Benson,
Jochen Pützenbacher,
Rolf Röpke
und der Nachwuchs im Sprecherteam:
Stephan Offierowski,
Inez Lang,
Doris Soler.
Iff Bennett stellte dem Publikum das Team vor. Und warum war Biggi
Lechtermann nicht dabei? Sie zeichnete just an jenem Wochenende im
RTL Studiocafé die Weihnachtssendung »Biggi und ihre Christkinder«
auf. Mit einem Quiz rund um die Weihnachtsgeschichte und
Christfestbräuche erleichterten sich die Kinder das Warten auf den
Weihnachtsmann.
• Hörer Peter fragt
Jörg Ebner: Wie lange bist du eigentlich schon bei Radio Luxemburg? "Seit dem 15. Juli 1963. Ich bewarb mich und hatte
Glück. Unter 26 Mitbewerbern wurde ich ausgewählt."
Stell dir vor,
das Fernsehen böte dir eine große Show an - würdest du zugreifen?
"Nein! Weil ich mit Leib und Seele Radiomann bin. Und man muss sich
einfach für eines entscheiden - Radio oder Fernsehen."
Es gibt aber
doch 'ne Menge Kollegen, die beides machen... - "Ja, aber da ist man
wie ein Jongleur auf dem Seil - es ist wahnsinnig schwierig, zehn
Bälle auf einmal in die Luft zu werfen und wieder aufzufangen und
gleichzeitig einen Seiltanz aufzuführen. Das liegt mir nicht. Ich
mach' lieber eins, und das richtig - und das ist Radio!"
Besitzt du
privat viele Schallplatten? Und welche Musikrichtung bevorzugst du?
- "Ich habe in meinem Archiv zu Hause etwa fünf Tonnen
Schallplatten. Ich mag jede gute Musik. Und Musikrichtungen ändern
sich ja ständig. Deshalb kann ich mich da nicht festlegen."
Wie
kamst du zu dem Titel "Musikprofessor"? - "Den hat mir schon in
meinen Anfangsjahren bei RTL das Sprecherteam verliehen - ganz
einfach, weil ich die Hitparaden aus England, Amerika, Frankreich
und natürlich aus Deutschland analysiert habe. Ich ließ mir immer
die Platten kommen, lange bevor sie offiziell auf dem Markt waren.
Daraus konnte ich wie beim Aktiengeschäft Trends ablesen. Das bot
mir auch jede Menge Stoff für die Musikkolumnen, die ich über Jahre
für mehrere Zeitungen und Zeitschriften geschrieben habe."
Könntest
du dir vorstellen, auch mal eine politische oder eine Sportsendung
zu moderieren? - "Ja, warum nicht! In meiner Laufbahn als Moderator
und Programmgestalter habe ich bislang schon fast alles gemacht." -
Was hälst du als alter Radiohase davon, dass seit ein paar Jahren
die privaten Rundfunkanbieter wie Pilze aus dem Boden schießen? -
"Konkurrenz belebt das Geschäft - das gilt für einen Colahersteller
ebenso wie für Rundfunksender. Aber viele Privatradios haben ganz
falsche Vorstellungen. Wenn man die gesamte Hörerschaft als einen
Kuchen betrachtet, dann schneidet sich jede Radiostation ein Stück
davon ab. Leider haben viele die Illusion, Hörer anzusprechen, wo
gar keine mehr sind, weil andere Sender sich den Kuchen schon
weggeschnappt haben. Dasselbe gilt für den Werbekuchen: Das Stück
für den einzelnen Sender wird immer kleiner. Deswegen haben auf die
Dauer nur wenige private Anbieter eine Chance."
• Drei Generationen,
wenn man so will, schmeißen zusammen das neue
RTLplus-Frühstücksfernsehen: "RTL-Erfinder" und Altmeister
Camillo Felgen als Gärtner,
Rainer
Holbe als Moderator, und
Nic Jakob, der Jüngste im Triumvirat, ist
der Chef von allen. So einiges brodelt in der Frühstücksküche der
Programmplaner. Camillo Felgen (67), der Grandseigneur von RTL,
versendet zweimal die Woche Wissenswertes rund um den Garten - Tipps
zu Anbau und Pflege für alles, was grünt und blüht. Nebenbei ist er
zu Gast in prominenten Gärten, auf der Bundesgartenschau
beispielsweise.
halloRTL Heft 2-1989
• Das Jahr 1989 begann für Radio Luxemburg mit einer traurigen
Nachricht: Am Neujahrstag verstarb
Manfred Seichter, Leiter des
RTL-Studios Düsseldorf. Seichter war Journalistenprofi. Zunächst
Schriftleiter bei einem Zeitschriftenverlag in seiner Geburtsstadt
Leipzig, war er nach dem Krieg als freier Mitarbeiter der Westfälischen Nachrichten in Münster tätig. Ab März 1948 arbeitete er als Referent der Landespressestelle für die Regierung von Nordrhein-Westfalen und hielt die Verbindung zwischen Staat und
Presse. 1960 kam er als Pressereferent ins NRW-Innenministerium.
1979 holte Frank Elstner den Ministerialrat zu RTL. Manfred Seichter
war zunächst als Berater der Programmdirektion, später als
Studioleiter tätig.
• Die ersten Minuten ihrer ersten Radiosendung.
Kribbeln im Bauch. Gänsehaut! Von Anfang an will
Inez Lang alles perfekt machen. Und weiß doch, dass sie da von sich selbst reichlich viel verlangt.
Also entschuldigt sie sich besser gleich bei den Hörern - mit ihrem
charmantesten Lächeln in der Stimme. Inez Lang ist eines von drei
knackigen Mädels, die im Herbst vergangenen Jahres den Sprung ins
kalte Wasser wagten und bei Radio Luxemburg ihre Moderatorenkarriere
starteten.
Doris Soler,
Isabel Varell und eben Inez Lang - keine der
drei hatte jemals zuvor auch nur eine einzige Radiomoderation
gemacht. Aber einmal ist eben immer das erste Mal. Und wenn man
Glück hatte, fand dieses erste Mal bei RTL statt. Inez Lang
moderiert dienstags und freitags von 19 bis 22 Uhr die neue
RTL-Sendung »19/24«. Der Titel ist eindeutig zweideutig. Zum einen
ist »19/24« ein junges, freches, informatives, knackiges Magazin,
das in der Hauptsache 19- bis 24-jährige Hörer bedienen will; zum
anderen soll die Sendung nach einem späteren Ausbau von 19 bis 24
Uhr dauern. Und wenn Inez Lang am Mikrofon sitzt, gibt's Klatsch und
News aus Hollywood und aus der Musikszene, LP-Charts,
Neuerscheinungen auf dem Plattenmarkt, Neues auf der Kinoleinwand.
Außerdem in »19/24« ein Forum mit aufschlussreichen Studiogästen,
mit Leuten, die gerade im Gespräch sind. Auch Doris Soler ist in
jeder Sendung »19/24« - jeweils montags und donnerstags zu hören.
Mit garantiert knitterfreier Stimme versendet sie die aktuellen
Single-Charts, ein Büchermagazin, Quizspiele und eine "Pinwand" mit
den kuriosesten Meldungen der Woche. Radiomoderatorin hat sie schon
immer werden wollen, bekennt die neue RTLerin. "Mit hat seit jeher
gefallen, wie die Leute im Radio und im Fernsehen bei den
Nachrichten reden; ich dachte immer: Das musst du auch können! Den
Einstieg bei Radio Luxemburg schaffte die 22-Jährige über einen
Talentwettbewerb, den RTL zusammen mit HörZu ausgeschrieben hatte.
Doris schickte eine Kassette ein, auf der sie fünf Minuten lang so
tat, als moderiere sie eine Kinosendung. Es klappte. Einladung ins
Düsseldorfer RTL-Studio zum eingehenden Sprechertest: Ein Märchen
erzählen, Spontaninterview mit Tommi Ohrner, einen Witz erzählen,
einen Nachruf auf Hans Rosenthal und einen Zeitungsartikel vorlesen,
die politischen Ereignisse der Woche zusammenfassen. Auch Isabel
Varell wagte im vergangenen Jahr den Sprung in kalte Radiofluten.
Zwar ist sie seit Jahren Bühnenprofi, aber Moderation im Radio? Und
dann gleich beim ersten Mal live vor Publikum - im mittäglichen
Städtequiz »Is ja 'n Ding«. Wacker steht sie ihre Frau und erträgt
Hugo Egon Balder als Co-Moderator. Für Isabel ist RTL nur ein
Nebenjob. Denn hauptsächlich ist sie Sängerin. Die Türen in dieses
Gewerbe öffnete ihr auch Radio Luxemburg. Das war 1979. Isabell
Varell belegte bei einem RTL-Talentwettbewerb den 1. Platz. Und Jack
White saß in der Jury und entdeckte die Frau mit der
außergewöhnlichen Stimme, die man hört und nie mehr vergisst. Fünf
Jahre lang arbeitete sie mit diesem Weltformat-Produzenten, bevor
sie Plattenfirma und Management wechselte.
• Längst ist es alles
andere als ein Geheimtipp: Dass
Helga Guittons RTL-Sendung »Viva -
Das Leben findet täglich statt« täglich zu einer Talkshow via Radio
gedeiht. Tag für Tag, Sendung für Sendung hat Helga illustre
Talk-Gäste am Telefon.
halloRTL Heft 3-1989
• Die
Goldene Kamera aus der Hand von Walter Scheel: Und die Bibel hat
doch recht! "Viele sind berufen, aber nur wenige sind auserwählt",
steht dort nunmehr seit Jahrtausenden zu lesen. Auch aufs Fernsehen
trifft das zu. Zu den Auserwählten darf sich nun auch "Ihr stets
sehr ergebener"
Geert Müller-Gerbes zählen. Von dessen Qualitäten
als Gastgeber der RTLplus-Talkshow »Die Woche« war die HörZu-Jury
überaus angetan. Jan Hofer, der zusammen mit Sabine Sauer durch den
Abend führte, verlas die Lobeshymne: "Intimkenner der Bonner Szene,
wortgewandter Plauderer, Vollblutjournalist. Ein feinsinniger
Talkmaster, bei dem sich Gäste wie Zuschauer gleichermaßen wohl
fühlen. Er geht die Sache leicht und nicht seicht an, er fragt
präzise, manchmal auch hartnäckig, aber nie unfair. Es geht ihm darum, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen, aber
nicht gegeneinander auszuspielen." Von 1969 bis 1974 war Geert
Müller-Gerbes Pressereferent des verstorbenen Bundespräsidenten
Gustav Heinemann. Darum - und das war die Überraschung des Abends -
erhielt er die Goldene Kamera aus der Hand von Heinemanns
Nachfolger, Walter Scheel. Auch der war voll des Lobes für den
ausgezeichneten Talkmaster: "Geert Müller-Gerbes nimmt den Menschen
die Scheu, die Hemmungen - dadurch, dass er sie direkt angeht und
nie den Eindruck macht, er wolle etwas von ihnen - zumindest nichts
Böses, und dadurch, dass er gleich zu Beginn mit einem Scherz alles
von den Befragten nimmt, was sie daran hindern könnte, alles zu
sagen, was Müller-Gerbes wissen will, was sie selber aber vorher zu
sagen auf jeden Fall zu vermeiden trachteten. Das ist das Geheimnis
einer guten Sendung zwischen Information und Unterhaltung." GMG, so
Müller-Gerbes' RTL-interne Abkürzung, erwiderte sichtlich gerührt:
"Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ausgerechnet Sie mir
diese Goldene Kamera überreichen. Als ich hörte, dass ich sie bekomme, dachte ich, man hätte mich vielleicht mit jemandem verwechselt - mit jemand Würdigerem, zum Beispiel wie Ihnen, der Sie
ja auch talkshowmäßige Erfahrungen gemacht haben." Schallendes
Gelächter im Publikum. Geert Müller-Gerbes gab das Lob der
HörZu-Jury weiter an die Redakteurin der RTLplus-Talkshow, Claudia
Tebel: "Ohne sie ginge nichts! Und es ist schon sehr viel, was mit
ihr geht."
• RTL Hörfunk nahm Kurs auf die boot '89: Zur
Jubiläums-boot (es war die 20.) hatte Radio Luxemburg standesgemäß
ein Jubiläumsprogramm auf die Bühne gestellt und zahlreiche Moderatoren auf dem Landweg zur
Schiffsmesse geschickt.
Geert Müller-Gerbes,
Ulrike Elfes und
Benno
Weber,
Günter Meyer,
Biggi Lechtermann und
Hugo Egon Balder,
Isabell
Varell und
Achim Graul. Letzterer versendete in seiner »Entenjagd«
täglich wahre und unwahre Geschichten rund um Messeneuheiten und den
Wassersport. Insgesamt 31 Stunden Live-Hörfunkprogramm sendeten die
Luxemburger Radio-Kapitäne aus der Aktionshalle 11 des Düsseldorfer Messegeländes - mit vielen
Informationen und Interviews rund um die boot, jede Menge toller
Preise und natürlich mit viel Live-Musik. Erstmals präsentierte sich
Radio Luxemburg zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft "Foto '89".
Mithin wurde das Programm noch attraktiver. Zwischen den
RTL-Sendungen verloste Isabell Varell Fotoausrüstungen unter den
Besuchern und präsentierte Tanzeinlagen, Musicalacts und
Modenschauen. Mit "Don't Worry, Be Happy" war Hugo Egon Balder mal
nicht als Moderator, sondern als Interpret gefragt bei »Wünsch dir
was«.
• Hörer Heinz-Bernd fragt
Inez Lang:
Wie bist du eigentlich
dazu gekommen, bei RTL anzufangen? - "Ich hatte Gelegenheit, ein
Interview mit Terry Garber vorzubereiten und dabei als Übersetzerin
zu fungieren. Da habe ich gemerkt, wieviel Spaß mir der
Journalismus, das Neugierigsein macht. Und da ich nirgends so gerne wie bei RTL damit hätte anfangen wollen, rief ich einfach ganz frech dort an und hatte das Glück,
dass Jochen Pützenbacher nicht nur mit mir gesprochen hat, sondern
auch noch meinte, ich hätte eine gute Mikrofonstimme."
Was gefällt
dir bei RTL besonders gut? - "Das man frei und selbständig arbeiten
kann. Natürlich darf man nicht jeden Quatsch auf die Antenne
bringen. Aber es gibt keine einengenden Zwänge. Dafür ist RTL zu
menschlich und das Verhältnis untereinander zu gut und locker."
Hättest du auch Lust, beim Fernsehen zu arbeiten? - "Also ich mache
wahnsinnig gerne Radio - nicht nur, weil ich da relativ selbständig
in Bezug auf die Gestaltung der Sendung bin, sondern weil da auch
viel Phantasie mit ins Spiel kommt. Wenn ich im Studio sitze,
überlege ich mir, wo mir in dem Moment vielleicht jemand zuhört.
Brütet da noch einer über seinen Hausaufgaben? Oder sitzen ein paar
Hörer gemütlich irgendwo zusammen? Hängt da jemand mit den Ohren am
Autoradio? Mit diesen Bildern im Kopf versuche ich jeweils eine
Stimmung für mich herzustellen, die ich dann auch rüberbringen
möchte. Ich glaube nicht, dass sowas im Fernsehen geht. Jedenfalls
hatte ich nicht den Eindruck, als ich bei vielen
Fernsehaufzeichnungen hinter den Kulissen und auch vor der Kamera
dabei war. Aber als viel interessierter und aufgeschlossener Mensch,
der ich nun mal bin, möchte ich es schon gerne mal probieren."
Dein
größter Wunsch? - "Ein Interview mit Michael Jackson."
halloRTL Heft 4-1989
• RTL Hörfunk
im Kabel: In den Köpfen der Hannoveraner geisterten im letzten Monat
vorwiegend zwei Themen umher: Zum einen Computer, denn die CeBit war mal wieder angesagt, und zum anderen Radio Luxemburg.
Denn seit Anfang März ist RTL Hörfunk in
Hannover via Kabel zu
empfangen. Stecker in die Buchse, und schon kommt auch in Hannover
die Sonne aus dem Radio. RTL nahm die Premiere zum Anlass, sich auf
der CeBit mit einer Radio-Talkshow zu präsentieren. Talkmaster war
Talkmaster war natürlich Geert Müller-Gerbes.
• Grand Prix der Volksmusik:
Edy
Hildebrandt ist ein gefragter Volksmusik-Experte. Und das nicht nur
bei Radio Luxemburg. Kürzlich war er einer von sechs Juroren, die
die Titelauswahl für den Grand Prix der Volksmusik treffen sollten.
Sage und schreibe 600 neue Lieder standen zur Auswahl. Eine
geschlagene Woche brauchte die Jury, um sich das alles gewissenhaft
anzuhören und zu beurteilen. 15 Titel kamen letztlich in die engere
Wahl. Fünf davon werden die Bundesrepublik bei der Eurovisionssendung aus Linz repräsentieren.
•
Seit RTL aus Luxemburg konzessioniert und zollfrei den Rest der Welt
beschallt, sind die großherzoglichen Privatfunker Trendsetter. Vor
allem in Sachen Musik. Radio Luxemburg serviert die Hits, bevor's
die anderen merken, und spielt die heißesten Nummern seit der
Erfindung des Plattenspielers. Titel, die um den Globus ziehen,
Musik für mindestens vier Kilo Gänsehaut, Lieder, die sich sanft ins
Gemüt schmeicheln dudelt RTL, seinen Hörern zärtlich ins Ohr.
• Ein
Titel aber - der war ja wohl der größte Knall im All:
"Heidi",
künstlerisch wertvoll dargeboten von
Cornelia Effling. Es begab sich
eines Morgens zu nachschlafender Zeit, dass
Rolf Röpke seine Hörer
aufforderte, doch mal im Gerümpelkeller nachzuschauen, ob sich da
vielleicht noch ein Waschbrett aus alten Zeiten fände. Es ging
darum, via Telefon live übern Sender ein Lied eigener Wahl
vorzutragen und sich dabei mittels Waschbrett und Fingerhut
eigenhändig zu begleiten. Freilich sollte die Mühe nicht vergebens
sein: Der erste Anrufer, der solchen Kunstgenuss zu bieten in der
Lage sei, verkündete Rolf, bekomme wahlweise ein Kilo Schmierseife
oder einen Sack Sülze. Nun denn, als erste hatte Cornelia Effling
aus Wellen Erfolg beim emsigen Wühlen im Keller: Ein echtes
Waschbrett mit einem echten Holzwurm drin förderte sie zutage. Und
dann zog sie live über sämtliche Antennen von Radio Luxemburg alle
Register ihrer Musikalität: "Heidi" trällerte Cornelia fröhlich ins
morgendliche Radioland hinaus.
• Nun hat bei Radio Luxemburg vor ein
paar Wochen einer angefangen, der ist 21 und hat sage und schreibe schon stattliche sieben Jahre
Radioerfahrung. Das bedeutet, dass er schon im knackigen Teeny-Alter
von 14 Jahren hinterm Mikrofon saß.
Patrick Lynen heißt der junge
Mann, der jeweils mittwochs abends das RTL-Radioland beglückt und
samstags schon um 5.30 Uhr »Guten Morgen« wünscht. Patrick, Typ
Lausbub mit Sonne in der Stimme, ist in der beneidenswerten
Situation, dass er sein Hobby zum Beruf machen konnte. "Seit je her
war ich besessen vom Medium Radio - allein schon vom Hören her."
Daraus resultierte alsbald auch eine Mitarbeit - zunächst bei
kleinen Privatsendern in Ost-Belgien, die in deutscher Sprache
senden. Die hatten Moderatoren gesucht für Jugendsendungen, Patrick
griff die Gelegenheit beim Schopf und machte hobbymäßig Radio.
Allerdings ein teures Hobby. Lange Zeit hat Patrick da mehr Geld
reingesteckt, als für ihn raussprang. Ewig die Fahrtkosten von
Deutschland nach Belgien. Und dann sein Tick, tolle Platten spielen
zu wollen, die die Sender gar nicht hatten. Mithin kaufte er die
Scheiben kurzerhand selbst. Und das ging auf Dauer ganz schön auf
die eigene Tasche.
• Viktor Worms, heute Unterhaltungschef bei einem Münchner Privatradio, begann seine Karriere vor Jahren bei
Radio Luxemburg.
Torsten Schuster hat den Radio-aktiven Lausbub
interviewt.
Wie kamst du eigentlich damals zu RTL? - "Durch Frank Elstner. Journalismus und Funk haben mich immer gereizt. Ich hatte
gerade Abitur gemacht, in München einen Studienplatz für Politologie
und Zeitungswissenschaften gefunden und noch drei Monate Zeit, bis
es losging. Und da schrieb ich an RTL, an Frank Elstner persönlich,
ich würde ganz gerne Aschenbecher in der Redaktion ausleeren und
einfach zugucken, wie Radio funktioniert. Ich versprach auch,
bestimmt nicht zu stören. Das war mein erster Kontakt zu Radio
Luxemburg. Wenig später wurde ich zu einer Sprechprobe eingeladen.
Danach habe ich meinen Studienplatz erst mal zurückgestellt, weil
Frank wollte, dass ich als Radio-Discjockey bei RTL anfange. Das
genügte mir allerdings nicht; ich wollte eine richtige
journalistische Ausbildung. Und so war ich bei RTL der erste
Volontär. Das war toll. Die Redaktion bestand damals aus, glaube
ich, 15 Mann, die nur einen einzigen Volontär hatten und sich fast
darum prügelten, dem was beizubringen. Ich hatte überhaupt das große
Glück, bei RTL 'ne Menge Leute zu treffen, bei denen man viel lernen
konnte - sowohl was Redaktion als auch Moderation anbelangt. Namen
wie Frank Elstner, Reinhard Münchenhagen, Thomas Gottschalk fallen
mir da ein. Ich denke sehr gerne an die Zeit zurück. Und auch heute
arbeiten bei RTL sehr, sehr viele gute Leute."
Mit welchen Sendungen
hast du damals angefangen? - "Die erste war eine Nachtsendung.
»Hallo, Nachtarbeiter«, Spielwiese für jeden neuen Moderator. Später
waren es die »Hits von der Schulbank« - die hatte vorher Désirée Nosbusch gemacht; dann waren es »Die großen Acht«, eine Hitparade,
die eine richtige Traditionssendung war. Später bin ich dann ins
Düsseldorfer Studio gewechselt als Redakteur von Thomas Gottschalk,
der »Mister Morning« moderierte. Parallel dazu hab' ich noch »Take
Five« gemacht, eine Magazinsendung am Abend, zusammen mit Benno
Weber, ohne den ich das nie gepackt hätte. Durch dessen gute
Kontakte zu Journalisten hatten wir immer tolle Geschichten, die
erst am nächsten Tag in den Zeitungen standen. Ansonsten habe ich da
alles selber gemacht: Redaktion, Musik aussuchen, Moderation. Das
lief gut ein Jahr. Dann haben sie mir »Guten Morgen, Deutschland«
angeboten. Hinzu kam noch, dass ich die Möglichkeit hatte, ins
Fernsehen reinzuschnuppern, und so bin ich dann nach Luxemburg
zurückgegangen."
Fernsehmäßig hat sich bei dir dann ja einiges
entwickelt. Trotzdem bist du nach eigenen Angaben eher ein
Radiomann. Warum? - "Radio ist viel spontaner. Und mir fällt es
unheimlich leicht, obwohl es eigentlich schwieriger ist als
Fernsehen: Du musst allein mit deiner Stimme, ohne Gestik und Mimik,
Gefühle vermitteln, musst Sachverhalte mit relativ kleinen Mitteln
rüberbringen. Und dann finde ich das Tolle an meinem Funkjob, dass
ich jeden Tag auf der Antenne bin. Da weiß ich genau, ich gehe mindestens einmal pro Woche aus der Sendung und sage: Ne, heute
war ich nicht gut. Zweimal gehe ich aus der Sendung und sage: Ja,
war toll. Hast ein gutes Interview gemacht, hast gute Themen und
gute Leute gehabt, warst gut drauf. Und zweimal gehe ich aus dem
Studio und sage: Na ja, war ganz okay. Verstehst du, wenn ich heute
merke, dass ich 'ne schlechte Sendung mache, weil ich nicht drauf
bin, weil die Themen vielleicht schlecht sind, weil die Musik nicht
so richtig passt - dann weiß ich genau: Ich mache am nächsten Tag
'ne gute Sendung. Immer! Weil ich dann mit dem Vorsatz ins Studio
gehe: Heute zeig' ich's den Leuten wieder. Das andere Extrem ist:
Wenn ich einmal im Monat die Fernseh-Hitparade habe, und mein
schlechter Tag fällt genau auf dieses Datum - dann laufe ich einen
ganzen Monat damit rum und kann's auch noch in der Zeitung lesen.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Leute eine ganz andere Erwartungshaltung haben. Die setzen sich
vor die Glotze und sagen: Soll der Worms mal machen. Und das erzeugt
unheimlich viel Druck, der dir Spontanität nimmt. Das fällt im Radio
weg, weil die Leute dich viel selbstverständlicher nehmen. Da hört
man eher beiläufig zu. Du kannst ganz spontan eine böse, bissige
Bemerkung machen; die Leute werden darüber lachen und es im nächsten
Moment wieder vergessen haben. Fernsehzuschauer sind da viel
nachtragender." Warum machst du dann überhaupt Fernsehen? - "Weil es
trotz allem sehr viel Spaß macht. Und ich kann mich mittlerweile
auch ganz gut von dem Druck befreien. Nur: Ich finde es absolut
lächerlich, wie ernst es von den Zuschauern genommen wird. Dass da
manchmal das Wohl und Wehe der Nation vom Fernsehen abhängt, ist
wirklich atemberaubend. Und das ist beim Funk eben so. Da sehen es
die Leute viel legerer. Und du kannst durch deine ständige Präsenz
eine viel engere Bindung zum Publikum aufbauen. Außerdem hat der
Funk noch einen großen Vorteil: Als Radiomann bis du einfach
unbeobachteter."
Du meinst, du kannst in der Nase bohren, während du
eine Platte ansagst? - "Ja, aber vor allem außerhalb des Studios: Du
gehst raus, und keiner kennt dein Gesicht. Seit ich Fernsehen mache,
bin ich viel gehemmter, wenn ich mal in eine Kneipe gehe. Weil ich
weiß, da gucken die Leute gleich: Ach, schau mal, den kennen wir
doch aus dem Fernsehen."
Was macht denn, von deiner heutigen Warte
aus gesehen, den Charme von Radio Luxemburg aus? - "Die Einmaligkeit! Wenn ich mich so zurückerinnere:
Als Schüler haben wir das Kofferradio aus dem Fenster gehängt, um
auf Mittelwelle RTL zu hören. Bei den ARD-Sendern hieß es immer:
Guten Abend. Hier ist der XYZ mit seinem Zweiten Programm. Sie hören
jetzt... Und bei RTL kam immer die Sonne aus dem Radio: Hallo!
Schaut her, Leute! Wir spielen jetzt für Euch... Da war einfach
alles viel lebendiger. Heute hat sich die Situation insofern
gewandelt, dass sie eigentlich alle, ob privat oder
öffentlich-rechtlich, lebendigen, populären Funk machen. Deswegen
muss RTL konsequent seiner Linie treu bleiben, jeden Tag Menschennähe beweisen, um so die Nase immer um ein paar gute Ideen
weiter vorn zu behalten. Auch wenn ich nun schon seit ein paar
Jahren nicht mehr dabei bin: Ich liebe RTL nach wie vor sehr! Ich
bin zum Beispiel ein wahnsinniger Fan von Helga. Sie hat eine
herausragende Stimme, sie ist ein Typ - einfach toll!"
Bleibt die Frage, warum du dann überhaupt weggegangen bist? - "Weil ich
mich damals wie heute in einer Phase befand, in der mich ständig was
Neues reizt. Eigentlich wäre ich schon gerne in Luxemburg geblieben,
weil ich ja bei RTL auch meine heutige Frau Astrid kennengelernt
habe. Aber dann kam das Angebot vom ZDF, und zudem hatte ich die
Möglichkeit, in die Firma von Frank Elstner einzusteigen und
Fernsehredaktion zu machen. Der endgültige Entschluss wieder nach
Deutschland zu gehen, fiel, als unsere Tochter unterwegs war. Wir
wollten, dass das Kind in Deutschland aufwächst."
halloRTL Heft 5-1989
• FR 1 - total lokal!
Der Wind, der durch die Studios von Radio Luxemburg weht, wirbelt
gehörig Staub auf und bläst den Konkurrenten scharf ins Gesicht...
Vor genau einem Jahr ging in Rastatt Radio Merkur auf Sendung und
verbuchte von der ersten Sendeminute an eine stattliche Anzahl
Hörer. Radio Merkur strahlt das Programm von RTL Hörfunk aus - mit
regelmäßig eingebetteten, eigenproduzierten Sendungen mit regionalem
Bezug. Seit Radio Freiburg FR 1 vom Kaiserstuhl aus die Landstriche
zwischen Lahr und Lörrach, dem Elsaß und dem Hochschwarzwald
beschallt, können auch dort die Menschen den luxemburgischen
Unterhaltungssender mit dem Verwöhn-Aroma empfangen. FR 1 sendet
rund um die Uhr auf UKW 100,7 MHz. Zwischen 6.30 und 19.30 Uhr
blendet sich der Sender jeweils zur halben Stunde mit aktuellen
Kurznachrichten in das RTL-Rahmenprogramm ein. Dazu bietet Radio
Freiburg drei eigenproduzierte Programmblöcke: von 6.30 bis 9.00
Uhr, von 11.00 bis 14.00 und von 17.00 bis 19.00 Uhr. »FR 1 - total
lokal« so das Credo der Redaktion. Zwischen 19.00 und 21.00 Uhr
kriegen die jungen Hörer im »Top Club« was auf die Ohren - bei
Maxi-Single-Wunschkonzert, der Hitparade »Die großen Acht« und viel
anderem mehr. Aus aktuellem Anlass kann sich FR 1 Tag und Nacht ins
laufende Programm einschalten und seine Hörer mit neuester
Information versorgen. Der Sendemast von FR 1 pustet das
RTL-Programm mit 1000 Watt vom 550 Meter hohen "Totenkopf"
(Kaiserstuhl) in ein beträchtliches Sendegebiet. In diesem
badisch-elsässischen Raum leben mehr als 650.000 neue RTL-Hörer.
RTL Hörfunkdirektor Hubert Terheggen, Freiburgs
Oberbürgermeister Dr. Rolf Böhme und FR 1-Cheftechniker Jean Louis
Gerlach löten das Kabel zusammen, das FR 1
mit Radio Luxemburg verbindet.
• RTL-Volksmusikexperte Edy
Hildebrandt beantwortet ganz persönliche Fragen eines
Clubmitglieds. Wie und wann kamen Sie dazu, sich intensiv mit
Volksmusik zu befassen? "Nachdem ich im Hörfunk bei RTL einige
Jahre alle Sendungen des deutschen Programms - angefangen vom
»Fröhlichen Wecker« über Hausfrauensendungen, »Autofahrer unterwegs«
bis hin zu »Hallo Nachtarbeiter« schon mal programmiert und
moderiert hatte, fragte mich 1974 unser damaliger Programmdirektor
Frank Elstner: Volkstümliche Musik ist gefragt, willst du nicht mal
eine Volksmusik-Sendung machen? Ich wollte. Und so entstand die
»Heimatmelodie« im Hörfunk. Inzwischen sind über 700 Ausgaben davon
über die Antenne gegangen. 1984 kam die »Heimatmelodie« auf den
Bildschirm bei RTLplus. Inzwischen sind auch da über 100 Sendungen
gelaufen." • RTL
Hörfunknachrichten: Information schmackhaft serviert - Das
stündliche News-Duett. Im allgemeinen gilt: Ist die Meldung noch so
heiß - RTL-Redakteure bleiben total cool. Immer erst die Frage
beantworten: Bringt's was, wenn wir das bringen? Die Redaktion kommt
vor redigieren, und erst nach selbigem Vorgang kommt die Meldung in
die Nachrichtensendung - geprüft, diskutiert, weggeschmissen, wieder
aufgehoben, umgeschrieben, korrigiert, auf RTL-Stil gebracht.
RTL-Stil: Die Nachrichten - das ist die Visitenkarte jedes
Programms. Die Nachrichten - das sind die Sendungen, in denen die
Welt des kleinen Bürgers und die der Staatslenker,
Gewerkschaftsbosse und Unternehmensbeweger aufeinanderprallen.
Daraus folgt: RTL-Nachrichten müssen die Politik der Großen so
servieren, dass Otto Normalbürger versteht, was für ihn von
Interesse ist. Bei aller Lockerheit und Lebendigkeit in der
Präsentation - für sensationslüsterne oder beleidigende
Berichterstattung ist kein Platz im RTL-Hörfunkprogramm. Eine
Untersuchung des Hans-Bredow-Instituts der Universität Hamburg
bescheinigte den RTL-Hörfunknachrichten mehr Faktenreichtum und
stärkere redaktionelle Eigenleistung als bei anderen Sendern. Eine
Hörerbefragung im vergangenen Herbst bestätigte dieses Urteil: "Die
Nachrichten sind mit das Beste, was RTL zu bieten hat."
Seit Oktober 1971 gehört Jürgen Overdick ("Ovi")
zu Nachrichtenredaktion, die er bis heute leitet. Seine
journalistische Ausbildung absolvierte er bei der Abendzeitung in
München. Martin Hoffmeister ist der Dienstjüngste
im RTL-Nachrichtenteam. Kürzlich beendete er sein Volontariat und
durfte gleich einen Vertrag als Nachrichtenredakteur und -sprecher
unterschreiben. Während seiner Ausbildung in Sachen
Redaktionshandwerk betreute er Sendungen wie »Guten Morgen« und
»Viva«. Pia Grundhöfer kam über ein Praktikum zu
Radio Luxemburg und übernahm zwei Jahre lang den sogenannten
Flash-Dienst. Vor einem halben Jahr dann versuchte sie sich an
richtigen Nachrichten. Ruth Schilcher absolvierte
eine Musical-Ausbildung in Wien, tanzte sich durch die USA, stellte
dann aber fest, dass es eine brotlose Kunst war. Nächster Schritt:
Volontariat beim ORF. In München jobte sie als Fotomodell, um sich
Gesangs-, Tanz- und Schauspielunterricht zu finanzieren. Um ein paar
Ecken herum kam sie dann zu RTL, zunächst als Redaktionsassistentin.
Dann begann sie eine Ausbildung als Redakteurin. Eva Milo
ist fast schon ein alter Radiohase. Vor ihrem Einstieg bei RTL
redigierte und moderierte sie sich durch mehrere Privatradios, wenn
auch mehr auf dem unterhaltenden Sektor. Aktuelles Zeitgeschehen
findet sie indessen weitaus interessanter. Thomas Schwarz
ist ein Radio-Fanatiker. Seine Karriere begann im Juli 1979 mit
einem Volontariat bei RTL. Danach war er für Radio Luxemburg zwei
Jahre lang in Bonn, arbeitete dann vier Jahre in Berlin und kam im
Juli letzten Jahres wieder in seine beruflichen Heimat Luxemburg
zurück. Conrad Scheel jobte als Fotograf in einem
Pariser Atelier. Zurück in Luxemburg, baute er eine kleine
Presseagentur auf und baggerte sich als schreibender und
fotografierender Journalist durchs Leben. Schoss unter anderem auch
viele Fotos für die halloRTL-Clubzeitschrift. Da lag es nahe ihn als
Nachrichtenredakteur und -sprecher ins Funkhaus zu holen.
• Horst Frank kennt man
hauptsächlich aus Filmen, in denen er Mörder, Schurken, Bauernfänger
spielt. Clubredakteur Torsten Schuster sprach mit Horst Frank, der
einst "Timm Thaler" Tommy Ohrner das Lachen abkaufte. Gerade kommt
er von Dreharbeiten aus Zaire zurück und hat dort unter der Regie
von Roger Vadim den Spielfilm "Safari" gedreht. Ende Mai feiert
Horst Frank seinen 60. Geburtstag.
halloRTL Heft 6-1989
• Beim Städtequiz »Is ja 'n Ding!« - jeden Werktag von 12 bis 14 Uhr
mit
Biggi Lechtermann und
Hugo Egon Balder - bekommt die Stadt, die
als Sieger aus dem Wettstreit hervorgeht, eine RTL-Schablone und
jede Menge Rosenstöcke, um an prominenter Stelle in ihrer Stadt die
RTL-Buchstaben aus Rosen zu pflanzen und farbenprächtig erblühen zu
lassen. Dieses erfreuliche Schicksal blühte auch Bad Berleburg. Mehr
noch - das Städtchen bekam anlässlich der RTL-Pflanzung prominenten
Besuch: Biggi Lechtermann - auch eine "Rose" in der Sprechercrew von
Radio Luxemburg - kam, um den Bad Berleburgern beim Rosenpflanzen kräftig unter die Arme zu greifen.
•
Werbespots im Radio sollen nicht nur Kundenfänger für Kaffeeröster,
Autobauer und Waschmittelhersteller sein - sie sollen auch Spaß
machen. Drum lässt Radio Luxemburg seine Hörer alljährlich den
beliebtesten Funkspot wählen. In diesem Jahr, so ergab die Umfrage,
dürstete es die meisten Hörer nach der
Coca Cola-Werbung. Auf
Katzenpfoten schlichen sich die Kitekat-Spots auf den zweiten Platz
in der Hörergunst. Und da der Mensch hin und wieder auch was Warmes
braucht, belegte Nescafe den dritten Platz.
• RTL Hörfunk ist seit
Jahrzehnten als das Programm bekannt, bei dem es nahezu
ununterbrochen was zu gewinnen gibt. Aber nicht etwa Geld und
Geltung sind es, was die RTL-Hörer zum Mitspielen animiert. Bei
Radio Luxemburg gibt's die wirklich schönen Preise - zum Beispiel
ein Wochenende mit dem ganzen RTL-Team in Luxemburg. 73 glückliche
Gewinner, die eine solche Reise ins Großherzogtum gewonnen hatten,
lud RTL ins Hotel Ibis am Luxemburger Flughafen ein. Dort hatte das
Team ein regelrechtes Familienfest arrangiert, wie man es sonst nur
vom »halloRTL Musikexpress« kennt. EInen ganzen Abend lang konnte
man mit den RTLern plaudern, tanzen, sich stapelweise Autogramme
abholen. Und man konnte so manchen RTL-Moderator singen hören.
Iff
Bennett (Luxemburgs Antwort auf Rod Steward) besang seine Tochter
"Gina" und den "letzten Baum",
Hugo Egon Balder fügte seinem "Don't
Worry, Be Happy" neue, besonders von Kollegen nicht ganz
ernstzunehmende Strophen hinzu;
Achim Graul trat applauswürdig den
Beweis an, dass er nicht nur als Moderator über Ahnung von Country
Music verfügt, sondern selbigen Sound auch selbst gesanglich drauf
hat; und
Honey Bee Benson, sonst eher die Rocklady in der
Musikredaktion, schmeichelte sich mit einem ganz sanften Song ins
Gemüt. Radio Luxemburg - das ist eben immer auch eine Prise Gauklertum.
•
Helga Guitton und
Rainer Holbe übertragen am nächsten Morgen aus dem Frühstückssaal des Hotels Ibis
live, aber nicht steif das »Sonntagsfrühstück«. Die frühstückenden
Gewinner hatten dabei Gelegenheit die Daheimgebliebenen via
RTL-Antenne zu grüßen.
halloRTL Heft 7-1989
• 25 Jahre Kölner EXPRESS, die angeblich "schnellste Zeitung am
Rhein" - und RTL Hörfunk war angetreten, dem Blatt die
Geburtstagsparty auszurichten. Traumpaar
Biggy Lechtermann und
Hugo
Egon Balder sendeten live von der Kölner Domplatte und hatten sich
besondere Späße ausgedacht. Publikumskandidation Tanja sollte fünf
EXPRESS-Redakteure auftreiben, die eine umgedichtete Arie aus dem
"Zigeunerbaron" schmettern sollten: "Ja das Schreiben und das Lesen
ist noch nie mein Fach gewesen."
• Stand ein Löwe im Regen: "Wir
lassen uns die Laune nicht verderben. Und den 2000. Geburtstag Bonns
alles andere als ins Wasser fallen", so lautete die Devise. Das mit
dem Wasser ist durchaus wörtlich zu nehmen: Sieben Stunden
Live-Sendung vom Bonner Marktplatz mit
Geert Müller-Gerbes - und es goss aus sämtlichen
verfügbaren Kübeln. Auf der Bühne ein halbwegs trockenes Plätzchen
zu finden, war ein reines Glücksspiel, die Zahl der beschirmt vor
der Bühne ausharrenden RTL-Fans eine Sensation. Ebenso bedauernswert
wie tapfer war der Mann, der in dem neuen, übergroßen RTL-Löwen
steckte: Der hatte wirklich ein dickes Fell, das ihm allerdings -
weil regenwassergetränkt - mit der Zeit ganz schön schwer wurde.
•
Vielfalt statt Einfalt - Mit RTL-Musik geht alles besser: Radio
Luxemburg war seit jeher der Musiksender. Und wer heute RTL Hörfunk
einschaltet und sich ein zauberhafter, melodiedurchwirkter
Notenteppich vor den Ohren ausbreitet, darf sich dafür bei einem
Team bedanken, das sich hausintern Musikredaktion nennt. Was für
schreibende Redakteure die
Schreibmaschine, das sind für die fünf Musikredakteure und deren
Chefin Hilde Müller ihre Plattenspieler und CD-Player. Und da sitzen
sie nun tagtäglich, stellen die Musikprogramme für die jeweiligen
Sendungen zusammen. Und unterliegen dabei einer ebenso einfachen wie
einleuchtenden Philosophie: Als im letzten Jahr Hubert Terheggen als
neuer Programmdirektor das RTL-Ruder übernahm, durchforstete er
zunächst Meinungsumfragen, die Aufschluss darüber gaben, welche
Musik RTL-Hörer mögen: An erster Stelle in der Hörergunst steht der
gute deutsche Schlager. Fragt sich nur: Was genau ist das? Der eine
ordnet Klaus Lage in diese Schublade ein, der andere die Flippers.
Überdies sehr gefragt ist der aktuelle englische Schlager, sprich
das, was man allenthalben als Popmusik klassifiziert. Um soviele
Hörer wie möglich zufrieden zu stellen, muss man folglich diese
Elemente mischen und der Mixer obendrein deutsche wie internationale
Oldies, italienische und französische Platten hinzugeben und das
Ganze mit dem einen oder anderen Instrumentaltitel anreichern. Und
die Volksmusik nicht zu vergessen! Denn die Meinungsumfragen sagen
zweifelsfrei, dass extrem süddeutsche Klänge unglaublich gefragt
sind - Tendenz steigend. Und nicht nur bei älteren Semestern. Die
Plattenindustrie verdient sich an bayerischer Lederhosen-, Alm- und
Bierzeltmusik mehr als eine goldene Nase. So kann es passieren, dass
nach der neuesten Nummer von den Bee Gees das Original Naabtal-Duo
gespielt wird: Alle Geschmacksrichtungen - Extreme ausgenommen
- sollen gleichermaßen bedient werden; niemand soll zu kurz kommen",
sagt
Hilde Müller. Das Risiko, dass der eine oder andere Hörer mit
den Bee Gees viel, mit dem Naabtal-Duo hingegen wenig anfangen kann,
gehen die Musikredakteure bewusst ein. "Ich glaube, jeder Hörer ist
so tolerant, dass er eine Nummer verkraften kann, die ihm nicht
gefällt. Denn er kann sicher sein, dass nach der volkstümlichen
Platte wieder ein poppiger Titel kommt", begründet Hilde Müller
solche außergewöhnlichen Konstellationen. Um im Wortlaut des Programmdirektors zu bleiben: "Meine zwölfjährige Tochter, meine
17-jährige Tochter, meine Frau und die Schwiegermutter müssen
innerhalb einer Viertelstunde gleichermaßen musikalisch bedient
werden." Radio Luxemburg ist und bleibt eben ein Familienprogramm.
Doch gerade, wenn man alle Altersklassen gleichzeitig mit Musik
verwöhnen will, ist die Titelauswahl ein heikles Thema: Nicht jede
Scheibe, die bei anderen Sendern ein Bombenhit ist, läuft auch bei
RTL. Denn unter Bomben gibt's bekanntlich auch Blindgänger - nicht
selten wirkt ein Titel im RTL-Programm störend, der bei einem auf
jung getrimmten Sender wie eine Granate eingeschlagen hat. Pro Woche
kommen im Schnitt zwischen 50 und 60 Singles und an die 30 bis 40
CDs neu rein. Eine große Konferenz, bestehend aus den Moderatoren
und den Musikredakteuren, entscheidet - nachdem die Musikredaktion
eine Vorauswahl getroffen hat -, welche Platten ins Programm passen
und welche eher als Schnittmuster für Pfannenkuchen zu gebrauchen
sind. Entscheidend dabei ist vor allem eines: Die Musik bei Radio
Luxemburg soll die Hörer gut gelaunt in den Tag schicken, sie den
Tag über bei Laune halten und abends fröhlich zu Bett bringen. Hilde
Müller: "Die besten Musikprogramme mache ich, wenn ich in schlechter
Stimmung bin. Musik ist für mich so etwas wie seelische Hygiene".
Sie ist Geschmacksoberrat, Regulativ und Kontrollinstanz in einer
Person: Alle Programme der Musikredakteure wandern über ihren
Schreibtisch, um zu verhindern, dass ein Titel fünfmal am Tag läuft.
Seit Juni 1979 ist Hilde bei RTL. Zuvor hatte sie in Trier einen
Buch- und Schallplattenladen aufgebaut, konnte also von daher jede
Menge Musikkenntnisse mit nach Luxemburg bringen.
Jörg Ebner: Seit
15. Juni 1963 bei RTL. Seitdem wurde er mit 13 verschiedenen
Sendungen betraut. Seine allumfassenden Repertoire-Kenntnisse trugen
ihm den ehrenvollen Titel "Musikprofessor" ein.
Liliane Uciechowski:
Betreut musikalisch »Ein Tag wie kein anderer« und die »Entenjagd«. Seit
einem Jahr gehört sie zur Musikredaktion. Davor schrieb sie elf
Jahre lang die Sendeabläufe und GEMA-Abrechnungen. Die beste Musik
macht für die 29-jährige immer noch Chris de Burgh - an ihm liebt
sie vor allem die ruhigen Töne.
Honey Bee Benson: Ist Holländerin,
spricht fünf Sprachen des alten Kontinents und hat in fast jedem
Land schon gelebt, gearbeitet, getingelt. Erste Radioluft atmete sie
bei der BBC in London. Danach ging's zum englischen RTL-Programm.
Seit 1981 gehört sie zum Team des deutschen Programms von Radio
Luxemburg. Hier arbeitet sie als Musikredakteurin und Moderatorin für Musiksendungen. Privat entspannt sie sich bei Jazz
und Blues - Musikfarben, die sie schon am frühen Morgen genießen und
damit schneller den Morgenmuffel abbauen kann.
Ernst Greinert: Sorgt
für den guten Ton in Kristina Hertels »Treff nach elf«, zweimal
wöchentlich in »Guten Morgen« und Samstagabend in der
»Nachtversorgung« von 22 bis 1 Uhr. Seit gut drei Jahren kämpft er
sich durch Tausende von Platten. Davor war Musik nur ein Hobby für
ihn. Denn eigentlich hat er mal Einzelhandelskaufmann gelernt und
ist Taxi gefahren. Musikalische Vorliebe: Das Live-Album von Dire
Straits hält er so ziemlich für das Beste, was in den letzten Jahren
auf den Plattenmarkt kam.
Cilly Lamberty: Gehört schon zum Inventar
von Radio Luxemburg. Seit Oktober 1975 steht sie in RTL-Diensten.
Jahrelang war sie die Stimme, die RTL-Hörer vernahmen, wenn sie beim
Sender anriefen: Cilly saß in der Telefonzentrale. Zur Arbeit als
Musikredakteurin kam sie nach eigener Einschätzung "wie die Jungfrau
zum Kind". Hilde Müller zu ihrer Entscheidung, Cilly in ihre Crew
aufzunehmen: "Sie ist nun schon so lange bei RTL und kennt die Hörer
so genau, dass sie sehr wohl weiß, was musikalisch gewünscht wird.
Außerdem hat sie ein absolut sicheres Gefühl für Musik." Zur Zeit
stellt Cilly Lamberty die Musik für »Is ja 'n Ding« und einmal die Woche für »Guten Morgen« zusammen. Ihre Lieblingsplatte: "I Put You Together Again" von Hot Chocolate.
•
Torsten Schuster interviewt im Prominenten-Talk
Peter Kraus ("Wenn
Teenager träumen"): Drehen wir die Zeit zurück in die Mitte der 50er
Jahre. Namen wie Elvis Presley und Bill Haley kamen plötzlich ins
Gespräch. Junge Leute auch in Deutschland begannen, diese Musik
nachzuspielen. Das Ergebnis war der Rock 'n' Roll, und Peter Kraus
war der erste deutsche Star dieser Stilrichtung. Er war damals so
jung, wie die Fans selbst, sah gut aus und zog sich den Zorn der
Eltern zu, die ihre Töchter vor ihm verstecken wollten. Sie
verteufelten seine Show als obszön: Wie er da auf der Bühne stand,
vor dem Mikrofon die Hüften kreisen ließ. Aber die Teenis flippten
aus. Endlich war da einer, der ihre ureigensten Gefühle besang, der
so dachte wie sie, der sich einen Dreck um die Verbote und
Einschüchterungsversuche der Eltern kümmerte. Peter Kraus wurde zum
Idol einer ganzen Generation - er veränderte sie, weil er ihr half,
Selbstbewusstsein zu entwickeln. Provokativ streifte man sich Jeans
und Petticoats über, wie Peter und seine Partnerin Conny Froboess,
und dann rockte man los, was das Parkett aushielt. Wenn Teenager
träumen, dann - so scheint es - kommt Peter Kraus auch heute noch in ihren Träumen vor.
Obwohl er ihr Vater sein könnte.
Woran liegt es Ihrer Meinung nach,
dass der Rock 'n' Roll sich bis heute gehalten hat und jetzt wieder
so richtig nach oben kommt? - "Dass diese Musik jetzt ganz stark
wieder rauskommt, hängt, glaube ich, damit zusammen, dass sich die
moderne Popmusik durch den technischen Aufwand in eine Richtung
entwickelt hat, die ein bisschen steril, kalt, eben technisch
klingt. Von daher gibt es eine Sehnsucht nach Musik, die relativ
einfach ist, bei der man aber das Gefühl hat, dass sie aus dem Bauch
kommt. Das ist auch der Grund, warum die Beatles heute noch so
wahnsinnig gerne gehört werden: Das ist eben nicht bloß ein Maschinchen, das von einem einzigen Mann programmiert wird. Und ich
glaube, dass es mit den Künstler-Persönlichkeiten zusammenhängt.
Nachdem man nun Leute hatte wie Michael Jackson, Prince und all die, die zu Idolen hochgepuscht wurden,
haben die Leute wieder Sehnsucht nach normalen Menschen - nach
solchen, die man auch mal in der Kneipe trifft und mit denen man
ganz normal reden kann. Ich glaube, man kommt wieder zu
menschlicheren und normalen Idolen, die vielleicht auch was zu sagen
haben, die nicht bloß ein Märchen zaubern und nicht nur konstruierte
Popgebilde sind. Es ist nicht mehr so wichtig, wie Madonna frisiert
ist und was Robin Beck für hochmodische Fetzen trägt. Der ganze
Firlefans ist nicht mehr gefragt. Wir kommen wieder dahin, dass
einer in Jeans und Hemd was singt, das eine Bedeutung hat für junge
Menschen. So war es früher, und so ist Rock 'n' Roll auch heute noch."
• Für RTL-Hörer war sie "eine liebe Gewohnheit":
Abschied von
Haidy Jacoby: Abschied nehmen fällt schwer - besonders,
wenn man mehr als ein Vierteljahrhundert bei Radio Luxemburg gewesen
ist. 23. November 1963, Sonntag, 8.00 Uhr: Haidy Jacobys
RTL-Einstand. Von der ersten Sendesekunde an war ihr
Improvisationstalent gefordert: Am Abend zuvor war John F. Kennedy
in Dallas ermordet worden. Dementsprechend geändertes Musikprogramm
und häufigere Nachrichten fegten alles vom Studiotisch, was Haidy
sich für ihre erste Sendung hatte einfallen lassen. Gleich der
richtige Einstieg in ein nicht viel ruhigeres Radio-Leben:
»Nähkästchen«, »Von Haus zu Haus« und 15 Jahre lang die »Scharade« -
das waren Haidys Serienstationen. Und natürlich der unvergessene
Hörerroman, von Hörern ständig fortgesetzt, der über sechs Jahre
lief. Jetzt ging Haidy in den Ruhestand. Sieht man zurück auf ihren
Lebensweg, gab Haidy Jacoby ihr Rundfunkdebüt in einem Weihnachtshörspiel bei einem Leipziger Sender. Von dort ging die
gebürtige Chemnitzerin ans Prager "Ständetheater" und unterschrieb
mit 16 Lenzen ihr erstes Engagement. Als 18-Jährige spielte sie an
den Stuttgarter Bühnen und tourte mit einem Pantomimen-Ensemble
durch Europa. Dann - von Radio Luxemburg vom Fleck weg
engagiert - wurde Haidy für die Hörer alsbald zu dem, was man "eine
liebe Gewohnheit" nennt. Sie gab Verbrauchertipps, beriet
Gartenfreunde, öffnete ihren »Kummerkasten«, den auch
Kurzwellenhörer aus der DDR anschrieben. Eltern suchten ihre vermissten Kinder über Haidys »Fundbüro«, ehemalige Schüler ihre Klassenkameraden. Und es kamen
Familien wieder zusammen, die der Krieg in alle Winde verstreut
hatte. Bis kurz vor ihrem Abschied hatte Haidy Jacoby für RTLplus
Spielfilme gesichtet und auf sendefähige Länge gekürzt.
halloRTL Heft 8-1989
• Kristina Hertels »Treff nach elf« gedeiht mehr und mehr zu einem
Prominenten-Treff. Als die Radio Luxemburg-Moderatorin sich kürzlich
mit den Siegern des diesjährigen Grand Prix d'Eurovision, der Gruppe
"Riva" aus Jugoslawien verabredet hatte, machte sie die Erfahrung,
dass die Fünf nicht nur fröhliche Musik machen, sondern auch im
übrigen Leben gutgelaunte Zeitgenossen sind.
• Frage an
Stephan Offierowski, der während der
Bädertournee von »Is ja 'n Ding« Hugo Egon Balder vertrat:
Wie wird man eigentlich Rundfunkredakteur? Da könnten die Kollegen von der Radioshow »Is ja
'n Ding« so ein bequemes Leben haben. Die müssten doch nur jeden
Mittag in ihr Studio-Café in Düsseldorf gehen (Zollhof 1, direkt am
Hafen) und von dort bei Kaffee, Kuchen und Wurschtsemmeln ihre
Sendung abliefern. Statt dessen packen sie lieber drei RTL-Autos
voll, juckeln an die Ostsee und nehmen den Stress auf sich, von Ort
zu Ort zu ziehen, um heute hier und morgen da zu senden. Vormittags
Bühne aufbauen in Travemünde, nachmittags Bühne abbauen und weiter
nach Glücksburg, von dort nach Fehrmarn, Schönburg, Grömitz,
Timmendorf und Niendorf. Bädertournee nennt man das. Heute hier,
morgen dort. Bin kaum da, muss ich fort. Und das alles nur der Hörer
wegen und um die örtlichen Strände zu beschallen. Aber nicht nur die
schöne Ostsee stand auf dem Reiseplan: weiter ging's ins "Fort Fun" im Sauerland, in den Revierpark Mattlerbusch in Duisburg, in die
Kurstadt Bad Oeynhausen, ins "Phantasialand" Brühl - kurzum: überall, wo sich's in der Ferienzeit die Urlauber wohlergehen lassen, war auch RTL-Hörfunk zu finden. Wie ein Zirkus, der durch
die Lande zieht. Radio-Zirkus - der Begriff trifft den Nagel auf den
Kopf oder - um in der Radio-Sprache zu bleiben - das Mikrofon auf
den Windschutz. Radio-Zirkus: Spielereien mit dem urlaubenden
Publikum, mit Cocktailmixern, Interviews mit Kurdirektoren und jede
Menge Sangeskünstler. Aber etwas war anders als sonst: Hat Biggi
Lechtermann etwa einen neuen Mann an ihrer Seite? War sonst immer
Hugo Egon Balder ihr Moderationspartner, so führte sie nun mit
Stephan Offierowski durch die Mittagssendung. Den kennen gelernte
RTL-Hörer sonst eher als "Sekundant" des »Musikduell«: Werktäglich
von 17.00 bis 19.00 Uhr. Stephan Offierowski sieht seine Vertretung
für Hugo Egon Balder als nächsten Schritt hin zu einer eher
journalistisch geprägten Radioarbeit. Denn den ehrwürdigen Beruf des
Journalisten hat er gelernt bei Radio Luxemburg, Volontariat nennt
man diese Ausbildung. Sie beinhaltet schlichtweg alles, was zum
Rundfunk gehört: Es beginnt bei ganz simplen technischen
Angelegenheiten wie dem Bearbeiten und Schneiden eines Tonbands,
geht weiter über das Erlernen der technischen Abläufe, das Erstellen
von Plattenprogrammen, Einsatz von Jingles, Überprüfen der Zeitabläufe und ähnliches mehr. Alsdann geht's rein in die Feinbereiche des Journalismus. Magazinsendungen mit Unterhaltungscharakter, wie sie bei Radio Luxemburg laufen, müssen
natürlich redaktionell begleitet werden. Das bedeutet: Man lernt die
klassische Recherche, erfährt, wie man seine Kontakte knüpft und
über welche Institutionen man gehen muss, um seine Gesprächspartner
zu bekommen. Stephan Offierowski: "Für mich ganz wichtig war, dass
alles Erlernte auch gleich praktisch angewandt werden musste. Man
macht die Recherche, führt die Vorgespräche mit den
Interviewpartnern, man überlegt sich, was an welcher Stelle
sinnvollerweise gesendet werden kann, und stellt schließlich die Sendung zusammen." Was hier gemacht wird, ist beinahe schon die eigenverantwortliche Arbeit eines Redakteurs. Als
solcher praktizierte Stephan Offierowski während seiner Ausbildung
in mehreren Magazinsendungen, im Morgenprogramm und in zwei jungen
Magazinen, in denen auch sogenannte Zeitgeist-Themen ihre
Sendeminuten fanden. Vertieft wird die Ausbildung der RTL-Volontäre
auf der Akademie für Publizistik in Hamburg. Der Besuch dieses Instituts gehört mittlerweile fest zum Volontärsprogramm bei Radio
Luxemburg. Der Kompaktkurs beinhaltet Presserecht und Berufsethik,
dort werden ein Fernseh- und ein Radiomagazin gemacht, es werden
Reportagen entwickelt sowie Nachricht und Kommentar geübt. Den sich
förmlich aufdrängenden Verdacht, mit Journalismus habe das
»Musikduell« ja nun überhaupt nichts zu tun, weist Stephan
entschieden zurück: "Unterhaltung zu verkaufen ist in jedem Fall
auch Journalismus - beim »Musikduell« natürlich in einer Form, die
in einer ganz bestimmten und, ich gebe zu, auch einseitigen Richtung
informiert. Aber das ist genau das, was der Hörer des »Musikduells«
möchte." Am Anfang hat er sich jeden Moderationstext für's »Musikduell« aufgeschrieben. Heute notiert er
sich zu den Platten, zu denen ihm eine Wortspielerei oder ein Gag
einfällt, nur noch ein einziges Stichwort, um das er dann seine
Moderation herum baut - frei aus dem Stand. "Seit ich nach dieser
Methode arbeite, fühle ich mich noch wohler in der Sendung, weil sie
einfach spontaner geworden ist." Nach seinem Vorbild befragt, zögert
der 26-jährige Kölner nicht eine Sekunde: "Wie unser geschätzter
Kollege Geert Müller-Gerbes durch seine Talk-Sendung führt, finde
ich bewundernswert. Der macht keinen harten Journalismus, aber auch
kein Lari-Fari-Programm."
halloRTL Heft 9-1989
• BORD-PARTY: Einer der vielen Höhepunkte der Sommertournee von »Is
ja 'n Ding« war es, als
Biggi Lechtermann und
Stephan Offierowski
ihre Gäste und das Publikum auf die "Wappen von Köln" baten. Mehrere
Tage lang hatten sie das Schiffsruder fest im Griff. Zu den
Interviewgästen gehörte auch "Miss Loreley".
• RTL-Wunschkonzert -
Musikalisch über den Wolken schweben: Sonntag für Sonntag, von 14.00
bis 17.00 Uhr, ist der RTL-Telefoncomputer dem Verglühen nahe.
Hunderttausende versuchen anzurufen - die meisten leider ohne
Erfolg. "Ich versuche es jeden Sonntag. Und nach vier Jahren bin ich
heute zum ersten Mal durchgekommen", so eine Hörerin. Und dabei
hatte sie noch Glück. Denn lange nicht jedem, der durchkommt, wird
auch das Vergnügen zuteil, mit dem Moderator der Sendung,
Günther
Meyer, plaudern zu dürfen. Das ist der Mann, der jeden Sonntag,
jedes Oster-, jedes Pfingst- und jedes Weihnachtsfest im Funkhaus
verbringt. Da macht er sich's mit seinem Team gemütlich - so richtig
mit Kaffee und Kuchen und so. Die Wunschkonzert-Mannschaft besteht
aus einer Archivbesetzung, einem Musikredakteur, einem Läufer, der
zwischen Studio und Archiv hin- und hersaust und die Platten quer
durch den Stadtpark rüberholt, der Mann am Pult, der für den
technisch guten Ton sorgt, der Sendesekretär und eben Günther Meyer:
"Der Reiz für mich ist, dass ich in der Sendung so etwas wie ein
Geldbriefträger bin. Man macht den Leuten immer wieder eine Freude." Ungeheuer viele Menschen gibt es, die auf einen musikalischen Gruß
warten. Viele Einsame, die niemanden mehr haben. Die rufen an und
sagen: "Ich möchte nochmal 'La Paloma' hören - bei dem Lied hab' ich
meinen Mann kennengelernt, der vor vier Jahren verstorben ist." In
unzähligen Fällen - so scheint es - ist das Wunschkonzert
Lebenshilfe pur. Günther Meyer: "Es ist für meine Begriffe eine
große Aufgabe, nicht nur am Mikrofon, sondern auch am Telefon für
diese Menschen dazusein." Kürzlich hat erst wieder ein Hörer
angerufen und gebeten: "Da war neulich ein Herr X aus Y bei Euch in
der Sendung - der war mit mir in der Klasse, und ich würde ihn gerne
wiedersehen." Mit derlei Nebenher-Dienstleistungen hat das
Wunschkonzert-Team schon so manche Menschen, die lange nichts
voneinander gehört hatten, wieder zusammengeführt.
• Günther Meyer
ist der einzige im RTL-Team, der die Privatpiloten-Lizenz für
zweimotorige Maschinen inklusive Blindflugberechtigung in der
Brieftasche trägt. Immer samstags zieht's ihn in Richtung Flugplatz.
Ganz besonders schlägt sein Herz für alte Maschinen. "Das
Faszinierendste für mich ist meine alte 'Tante Ju' und natürlich die
'Grand Old Lady DC3'." Und sicher auch seine eigene 18 Jahre alte
Morane MS 883, ein französisches Modell mit ausgesprochen gutmütigen
Eigenschaften, das technisch mit dem legendären "Flieseler Storch"
viel gemeinsam hat. Damit fliegt er nach Frankreich, um Wein
einzukaufen, an die belgische Küste oder mal eben nach Sylt. In
gefährliche Situationen ist er dabei noch nie gekommen: "Angst vorm
Fliegen hab' ich nicht, nur vor Fliegern, die keine Angst haben."
halloRTL Heft 10-1989
• Bereits seit Monatsbeginn
weckt Radio Luxemburg seine Anhänger mit einer gänzlich neuen »Guten
Morgen«-Sendung. »Schlag auf Schlag«, so der Untertitel, präsentiert
Rolf Röpke von 5.30 bis 8.00 Uhr aktuelle Schlagzeilen aus täglich
wechselnden Tageszeitungen. Der Haken dabei: Aus den Schlagzeilen
geht nicht unmittelbar hervor, um welche Story es sich dabei
handelt. Dies zu entschlüsseln, ist Sache der Hörer. Eine
Plattenlänge haben die Hörer Zeit, ihren Tipp anzumelden. Ähnlich
sieht das Spielsystem der Samstags-Ausgabe von »Guten Morgen« aus.
Nur dass das Spiel hier nicht mit Tageszeitungen, sondern mit dem
Stern über den Äther geht. Moderiert wird die Sendung
von
Geert
Müller-Gerbes. Mit dem Sendekonzept änderte sich auch die Arbeitsweise der »Guten Morgen«-Redaktion.
Britta Loog,
Samy Bahgat
und Produzent
Thomas Timm können quasi erst ab 17.30 Uhr so richtig
anfangen zu wirbeln: Sie telefonieren sich mit der jeweiligen
Tageszeitung zusammen, stimmen die Schlagzeilen ab, arbeiten die
Alternativen aus und nehmen bis Mitternacht die
Korrespondentenberichte auf Band auf. Sie werden das Kunststück
fertigbringen, nachts Experten ans Telefon zu bekommen. Die Sache
ist nicht als Gewinnspiel mit gigantischen Preisen gedacht. Das
Motto der Sendung lautet in erster Linie: "So sehen die
Kollegen der
schreibenden Zunft den Tag." Nebenbei testet Radio Luxemburg
schlicht und ergreifend das Wissen seiner Hörer und sucht den
bestinformierten Zeitgenossen des Tages, der als Anerkennung ein
kleines »Guten Morgen«-Radio erhält. Montags bis freitags gibt es
einen zweiten Teil der Frühsendung mit dem Untertitel »Fix und
fertig«, charmant serviert von
Biggi Lechtermann, "Fix",
weil die
Inhalte ruckzuck, kurz und knackig rüberkommen, und
"fertig", weil
die Hörer nach dieser Sendung komplett informiert in den Tag
entlassen werden. Biggi Lechtermann versendet hier Service-Tipps,
zum Teil in Form ständiger Rubriken:
Hademar Bankhofers
Gesundheits-Schiene,
Angelika Geldmacher mit ihren verblüffend
preisgünstigen Menüplänen,
Ingrid Wichardt-Laub, die den RTL-Hörern
Manieren beibringt, ein Tierarzt mit Tipps für Aufzucht und Pflege
unserer geliebten Vierbeiner.
• Hörer Dirk fragt
Biggi
Lechtermann:
Wie bist du eigentlich zu RTL gekommen? -
"Während
meiner Ausbildung zur Industriekauffrau wurde ich gefragt, ob ich
nicht Lust hätte, den »halloRTL Club« mit aufzubauen. Natürlich
hatte ich Lust. Zu meinen Aufgaben gehörten damals Berichte in der
Clubzeitschrift ebenso wie die Betreuung der Clubmitglieder oder die
Auswahl von netten Artikeln fürs Clubangebot. Außerdem habe ich
jeden Samstag in der Clubsendung per Telefon berichtet. Nach
drei Jahren bat mich Jochen Pützenbacher, die Sendung
vertretungsweise ganz zu moderieren. Danach hat mir Jochen eine
Ausbildung in Luxemburg angeboten."
Warum tanzt du auf zwei
Hochzeiten - bei RTL im Radio und beim ZDF im Fernsehen? Du hättest
doch auch zu RTLplus gehen können? - "Das ZDF hat mir als
erster
Fernsehsender die Chance gegeben, eine eigene Sendung zu moderieren.
Als dann die Aufbauphase von RTLplus begann, habe ich dort natürlich
auch einige verschiedene Sendungen gemacht. Aber dann wollte mich
das ZDF sozusagen zurückhaben und bot mir gleich zwei verschiedene
Sendungen an: »1, 2 oder 3« und »Technik 2000«."
Was macht mehr
Spaß
- im Radio oder im Fernsehen zu arbeiten? - "Beim Rundfunk hat
man
die Möglichkeit, sehr schnell und aktuell zu sein. Und gerade Radio
Luxemburg ist ja bekannt dafür, dass viele Ideen ausprobiert und
umgesetzt werden. Und wenn man mal in einer ausgeleierten
Jogging-Hose vorm Mikro sitzt, stört das nicht mal den Pförtner.
Beim Fernsehen kommt eben noch ein Punkt mehr dazu: das Bild. Man
muss also auch noch auf Outfit, Mimik und Gestik achten. So gesehen
sind Radio und Fernsehen zwei verschiedene Medien. Mir macht beides
sehr viel Spaß."
halloRTL Heft 11-1989
•
RTL-Messestudio - "Helga ist ein süßer Käfer": Zehn
Tage lang
sendete
Helga Guitton von der Internationalen Auto-Ausstellung in
Frankfurt. Zehn Tage lang bogen sich die Stühle unter der
hochkarätigen Prominenz - besonders Günter Strack, dem die Rolle des
Pfarrers buchstäblich auf den Leib geschrieben ist. Franz
Beckenbauer, Volker Hauff (Frankfurts Oberbürgermeister), Elmar
Gunsch, Ulli Stein (Torhüter bei Eintracht Frankfurt), Jochen Mass
(Autorennfahrer), sogar Doris Papperitz (die langbeinige aus dem
ZDF-Sportstudio), Äppelwoi-Fan Heinz Schenk, Rock 'n' Roller
Peter
Kraus, Max Schautzer, Eisprinzessin Claudia Leistner und viele
andere mehr - alle erwiesen sie Helga die Ehre ihres Besuchs auf der
RTL-Bühne. Fernseh-Rechtsanwalt Rainer Hunold (»Ein Fall für zwei«)
wurde dafür von ihr reichlich mit Komplimenten überschüttet. VW-Chef
Dr. Karl-Horst Hahn konterte ähnlich charmant: "Sie sind ja
wirklich
ein süßer Käfer."
• Es muss nicht immer gleich eine Weltmesse wie
die
IAA sein, damit Radio Luxemburg aufkreuzt. Von der "Welt der
Familie" in Saarbrücken sendete
Achim Graul das sonntägliche
Wunschkonzert.
• Löwenfestival
1989:
Biggi Lechtermann verlieh sechs Kinderlöwen, einen an Frank
Duval, der sich um kranke Kinder in Indien kümmert. Der Sprung vom
Naabtal-Duo zu Nina Hagen war wohl der kritischste Moment der Veranstaltung, aber aus einem ganz anderen Grund, als die Kritiker
vermuteten. Während nämlich die beiden bayerischen Buam in ihren
Krachledernen der "Patrona Bavaria" huldigten, war Nina
Hagen noch
gar nicht in der Halle angekommen. Sie hatte am selben Abend einen
Auftritt in der NDR-»Schaubude« in Hamburg und wurde anschließend
nach Dortmund eingeflogen. Löwenbändiger
Jochen Pützenbacher:
"Im äußersten Fall hätten wir die 'Magic Platters' vorziehen können."
Indes: Acht Minuten vor ihrem Auftritt kam Nina doch noch. Rein in
die Maske, rauf auf die Bühne, erleichtertes Aufatmen hinter den
Kulissen. Schon die Eröffnung durch "Kaoma" mit ihrem Hit
"Lambada"
- überall in Europa die Nummer Eins der Charts - brachte selbst
Disco-gewohnte Paare ins Schwitzen. Nach dem Motto "heiß,
schnell
und möglichst eng" fällt der "Peitschenhieb" (so die
Übersetzung aus
dem Portugiesischen) hart an der Grenze zur Rubrik jugendgefährdende
Tänze. Eins ist sicher: Die Löwenverleihung 1989 wird in die
Geschichte der Westfalenhalle eingehen und dem Ordnungspersonal noch
lange in Erinnerung bleiben. Schuld daran ist freilich
David
Hasselhoff. Der hatte - ohne Übertreibung - den Status einer
Naturgewalt. Drei Stunden hatte das Publikum auf den Auftritt des
Zwei-Meter-Mannes gewartet. Dann endlich kam er mit dem echten "KITT" in die Löwenarena gerollt (ein Original, keine
Kopie! Mit dem Wagen wurden 28 "Knight Rider"-Folgen gedreht. Mit allem
Computer-Schnickschnack ist das Wägelchen eine satte Million Mark
wert). Gleich zwei Trophäen durfte der Lulatsch in Empfang nehmen:
Von Jack White bekam er eine Platin-Schallplatte für 500.000
verkaufte Tonträger und von Jochen den Goldenen Löwen. Seinen
Erfolgssong "Looking For Freedom" widmete er anschließend
werbewirksam den Flüchtlingen aus der DDR. Das Bad in der Menge
wurde für David Hasselhoff zu einem wahren Triumphzug. Über 10.000
Zuschauer waren von den Sitzen gesprungen, verwandelten die
Westfalenhalle in ein Tollhaus. Aber sie blieben dabei erstaunlich
diszipliziert. Nach dem Löwenfestival verlagerte sich das Geschehen
ins Hotel Maritim. Dort kreisten manche Becken bis zum Frühstück im
Lambada-Rhythmus.
• Die »CASINO PARADE« - werktäglich von 12.15 bis 14.00 Uhr: "Sie
sollten mich sehen!" frohlockte
Hugo Egon Balder scherzhaft bei
der
Premiere der »CASINO PARADE«, der neuen Mittagssendung von Radio
Luxemburg. Nicht nur Hugo in seinem geschniegelten Gigolo-Outfit ist
eine Sehenswürdigkeit - die ganze Sendung mit Stargästen, mit der
Pepe Delgardo Band, mit bunten Spielereien - schade, dass man Radio
nicht auch sehen kann! Pro Woche ist ein Brautpaar Kandidat der
Spielshow. Der täglich wechselnde Stargast spielt mit und zwar für
das Kandidatenpaar. Nebenbei können auch die Hörer beim "Kofferspiel" etwas gewinnen. So ganz neu ist die
Spielidee freilich
nicht: Die Kollegen des französischen RTL-Programms in Paris treiben
das Spiel schon seit zwölf Jahren überaus erfolgreich - ebenfalls
zur Mittagszeit. Mit ungeheuer viel Liebe und Mühe wurde das
Studio-Café am Düsseldorfer Hafen umgebaut - freilich auch in
Teamarbeit: Selbst Hugo Egon Balder hat auf der Leiter gestanden und
Birnen eingeschraubt. Durch geschickten Einsatz von RTL-Schriftzügen
und Lichteffekten entstand ein nahezu fernsehreifes Bühnenbild.
• Seit November 1964
gehört
Helga Guitton zum "Inventar" bei Radio
Luxemburg: In
ihrem täglichen Magazin »VIVA - das Leben findet täglich statt«
vereint sie unvergleichlich harmonisch journalistische Recherche und
belebenden Charme. Der Gesprächstermin zu ihrer Personality-Story
wird fast zu einer Lehrstunde in Sachen Golfen. Golf ist Helgas
Lieblingssport, "ein Spiel für den Charakter, eine Sucht, ein
Auftanken neuer Energie nach dem Radiotag". Unmöglich sich
nicht von
ihrer Begeisterung anstecken zu lassen. Den Winter mag die Golfspielerin Helga nicht so sehr. "Mein kleiner Fehler"
grinst Helga, legt sich entspannt nach hinten zurück und kramt einen Kaugummi aus ihrer Handtasche. "Weniger das Rauchen",
überlegt sie
(im Laufe unseres Gesprächs kombiniert sie mehrere Male Kaugummi und
Zigarette - gleichzeitig, wohlgemerkt!), nein, ich rauche eigentlich
nicht viel. Aber bei einer Torte, da kann ich nur schwer nein
sagen...". Früher, so heißt es, habe Helga Radio für Frauen
gemacht,
mit einer reinen Frauenredaktion, fast ausschließlich fixiert auf
Frauenthemen. "Ja, doch, haben wir gemacht in »VIVA«, aber
sicher",
meint sie, "plötzlich waren zu einem gewissen Zeitpunkt nur
noch
Frauen in meiner Redaktion, da tauchten auch sehr viele Frauenthemen
auf. Heute ziehe ich es vor, mit einer gemischten Mannschaft zu
arbeiten. Ich habe nie nach einer Nur-Frauen-Redaktion gefragt, das
ergab sich halt so." Sie habe das Glück, einen Beruf auszuüben,
der
verlangt, immer am Ball zu bleiben, der Stillstand nicht duldet: "Die Unterzeile in »VIVA« heißt nicht
umsonst 'Das Leben findet täglich statt'. Das geht auf mich über."
• Thomas Gottschalk, der Top-Schalk:
Wenn der
Tag geht und Tommy kommt, dann hängen sie alle an der Glotze. Selbst
wenn
Torsten Schuster die abgebrühtesten Insider des Showbusiness
fragt, was sie sich im Fernsehen gerne anschauen - ausnahmslos
halten sie die Plaudertasche Gottschalk für den Größten.
Du hast ja
mal Pädagogik studiert, Lehrerexamen gemacht. Hast du eigentlich
auch als Lehrer gearbeitet? - "Ich habe, wie';s zum Studium
eben
gehört, auch unterrichtet. Meine Schüler erinnern sich hoffentlich
noch daran."
Und wie kommt man dann zum Radio? - "Es war
umgekehrt.
Ich habe schon vor dem Studium als freier Mitarbeiter beim Hörfunk
gejobbt. Aber meine Mutter machte sich Sorgen, dass ich da völlig
verdümpele. Und um sie zu beruhigen, habe ich schön brav meine
Germanistik studiert. Als ich dann aber merkte, dass das mit dem
Rundfunk eine konkrete Geschichte wird, hab' ich nur noch
schnell
meine staatliche Prüfung hingelegt und dann die Kurve
gekratzt."
Und wie kam dann der Kontakt zu Radio Luxemburg zustande?
- "Für mich wie auch für viele andere war
RTL
damals der Sender, der eine völlig andere Sprache gesprochen hat -
eben nicht so wie die ARD-Sender, die diesen 'Guten Abend, meine
Damen und Herren'-Jargon gepflegt haben. Und als ich dann zum
ersten
Mal bei RTL am Mikrofon saß und der Camillo Felgen kam rein und war
plötzlich mein Kollege - das war genauso schön wie neulich, als ich
mit Herman's Hermits gemeinsam auf einer Bühne gesungen
habe."
Was
machte denn deiner Meinung nach schon damals die Einmaligkeit von
RTL aus? - "Dass da eben Leute saßen, die nicht rein akustisch
den
weißen Kragen anhatten. Die redeten wie normale Menschen und nicht
wie bezahlte Radioansager. In der Gesellschaft habe ich mich sehr
wohl gefühlt. Hitparade, Kindersendungen, Mister Morning mit Viktor
Worms als meinem Redakteur - das waren so meine Stationen."
Hast du heute noch Verbindung zu Viktor? - "Na ja, Du weißt, wie das so
ist
in unserer Branche: Viktor macht in München Radio, ich mache meine
eigenen Fernseh- und Radiogeschichten. Unsere Wege kreuzen sich
eigentlich relativ selten. Wenn, dann sehen wir uns eher dienstlich
als privat. Aber wir denken immer wieder gerne an unsere gemeinsame
Zeit bei Radio Luxemburg zurück."
Und wie kam es dazu, dass du
Radio
Luxemburg verlassen hast? - "Wenn RTL damals seinen Sitz in
München gehabt hätte, wäre ich wahrscheinlich heute noch bei Euch. Aber
meine Frau Thea wurde erfreulicherweise schwanger, und als es soweit
war, gehörte ich eben nicht mehr vors Mikrofon in Düsseldorf,
sondern ans Kinderbett in München. Deswegen habe ich im Studio
Düsseldorf leider die Fliege machen müssen. Aber das hatte nur damit
zu tun, dass mein Lebenszentrum eben München war und Eures nicht."
Gibt's bei dir nicht auch Tage, wo du wie jeder normale Mensch
auch
einfach mal keine Lust hast? - "Natürlich gibt's die auch.
Aber dann
hilft nur noch die Professionalität, dass du dir eben sagst: Unter
ein gewisses Level sinkst du nie! Aber wenn so ein Tag bei mir
zweimal im Jahr kommt, ist das viel.
halloRTL Heft 12-1989
• Clubmitglied Marco fragt
Ulrike Elfes:
Was hast du gemacht, bevor du zu RTLplus
gekommen bist? "Nach dem Abitur habe ich erst einmal in Aachen
Germanistik und Geschichte studiert. 1984 hatte ich dann das
Riesenglück, dass gleich meine erste Bewerbung beim RTL Hörfunk
Erfolg hatte. Da habe ich dann zuerst einmal ein Volontariat
gemacht, anschließend als Redakteurin für das Morgenmagazin
gearbeitet und nebenbei schon samstags zusammen mit Benno Weber den
»Sportshop« moderiert. Als das Frühstücksfernsehen startete, wurde
ich als Sportredakteurin und -moderatorin eingestellt. Im Januar
1989 wechselte ich nach Köln."
Warum bist du denn nicht mal in
den anderen RTLplus-Sportsendungen zu sehen? "Ich wurde
eingekauft für die Nachrichten-Sendungen, und da ich samstags ja
auch noch im Hörfunk arbeite, bin ich voll ausgelastet."
• Torstens Prominenten-Talk mit
Frank Duval. Seit 1956 im Geschäft, ist er trotz aller
musikalischen Trendwendungen seinem Stil treu geblieben. Seine
einfühlsamen Melodien machten ihn zu einem der erfolgreichsten
Soundbastler. Mit der Kohle hat er nicht nur seinen Wohnsitz auf die
sonnige Kanareninsel La Palma verlagert, sondern auch behinderten
Kindern in der Dritten Welt geholfen. Radio Luxemburg zeichnete ihn
dafür kürzlich mit einem "Kinderlöwen" aus. Als Melodienschreiber
für »Derrick«, »Der Alte« und »Tatort« kam er groß raus.
Was
halten Sie denn für den Sinn des Lebens? "Für mich besteht er
darin, mich geistig und seelisch weiter zu entwickeln und nicht dort
stehenzubleiben, wo ich angefangen habe. Ich möchte eines Tages
sagen können: Ich habe meinem Nächsten geholfen und mich selbst
damit in eine bestimmte Harmonie gebracht."
Wann haben Sie zum
ersten Mal Ihr Talent zum Liederschreiben entdeckt? "Bei den
Pfadfindern. Damals habe ich meine ersten Lieder auf der Klampfe
komponiert. Später habe ich Songs für meine Schwester und für mich
geschrieben; davon sind sogar einige Hits geworden, als wir dann als
Geschwisterpaar trällernderweise bei Polydor anfingen. Das war
1958."
• »Is ja 'n Ding« ... die
samstägliche Radio-Talkshow mit
Christian Spanik.
Insgesamt 168 Gäste hat die Talkshow in diesem Jahr zu verzeichnen.
45 dieser Talkgäste waren als prominent zu bezeichnen: Klaus
Schlappner, Ingrid Steeger, Drafi Deutscher, Klaus Wennemann...
• »VIVA« - Das Leben findet täglich
statt - nicht nur bei
Helga Guitton. 218 Stars und
Sternchen hat Helga in diesem Jahr interviewt - von Franz
Beckenbauer bis Bernhard Langer, von Judy Winter bis Erika Berger,
von Klaus-Jürgen Wussow bis Michael Schanze...