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208 It Was Great:
Ein neues Buch von Alan Bailey

Lassen Sie uns in Gedanken zurück reisen in die späten 50er und 60er Jahre... Nun, zumindest wenn Sie heute zwischen 53 und 65 Jahre alt sind, haben Sie damals bestimmt heimlich unter der Bettdecke den geheimnisvollen Signalen gelauscht, die da aus dem Transistorradio kamen. Die Stationen, die Sie am Abend und in den Nachtstunden verfolgten, hatten zwar oftmals kein gutes Signal ... aber wir empfingen sie trotzdem. Und der Grund, weshalb wir damals vor allem „208“ einschalteten, wird durch den Titel eines gerade erschienenen Buches deutlich: 208 It Was Great.

Wir hörten damals viel lieber solch attraktive und fantastisch moderierte Sendungen, als das, was etwa bei der BBC oder im öffentlich-rechtlichen Hörfunk in den Niederlanden lief. Als vor kurzem der Name Alan Bailey fiel und klar wurde, dass sein Buch über das legendäre englischsprachige Radio Luxembourg erscheinen sollte, war es mir, als würde mein altes Transistorradio wieder aufleuchten. Und das will etwas heißen ... schließlich ist es schon 14 Jahre her, dass der internationale Dienst von „208“ zum letzten Mal über Satellit ausgestrahlt wurde.

Alan Bailey arbeitete in den Londoner Studios von Radio Luxembourg - man kann also tolle Insider-Storys erwarten. Geboren wurde der Radioprofi 1938 in Hemel Hempstead in Hertfordshire/England. Während seiner Schulzeit war er Mitglied des Fotografier-Clubs der Schule, und ganz besonders war er interessiert am Filme drehen und am Radio machen. Sein erstes Geld verdiente er als Filmvorführer im örtlichen Luxor-Kino. Dann wurde er eingezogen und die Armee Ihrer Majestät schickte ihn nach Deutschland, wo er 208 - Radio Luxembourg kennenlernte. Er wurde von diesem Sender und seinen Moderatoren geradezu gefesselt. Lag dort vielleicht seine Zukunft? 1958 bewarb er sich um eine Stelle als Studiotechniker und Produzent in den Luxy-Studios in London... Er bekam einen Job und blieb bis 1975 bei „The Station of the Stars“.

Nun hat Alan Bailey ein Buch mit dem Titel „208 It Was Great - An Affectionate Anecdotal Journey Between 1958 And 1975“ veröffentlicht. Auf 121 Seiten bietet der Band nicht nur Baileys Insider-Geschichte, sondern zusätzlich eine Menge sehr exklusiven Bildmaterials, sowohl schwarzweiß als auch in Farbe. Die meisten Abbildungen waren bislang unbekannt und werden hier erstmals abgedruckt. Auf diese Weise liefert das Buch in Wort und Bild einen sehr ehrlichen und wunderschönen Einblick in die Geschichte von „The Great 208“.

Im Anschluss an den einleitenden persönlichen Abschnitt über seine Jugendjahre gibt Bailey eine Beschreibung der sehr frühen Jahre in der Geschichte von Radio Luxembourg sowie Informationen über die technische Ausstattung in London. Durch diese Beschreibungen fühlte ich mich sehr an das „museale Gebäude“ erinnert, das ich im vergangenen Jahr besuchen durfte. Alan erzählt auf sehr amüsante Weise, wie er erstmals in das keine Haus in der Hertford Street kam. Natürlich wurden damals die meisten Sendestun-den vorher aufgezeichnet und die fertigen Bänder ins Großherzogtum geschickt. Bei der Lektüre kam mir bald der Gedanke: Ist das wirklich eine geschichtliche Abhandlung über Radio Luxembourg. Nein ... und ich glaube nicht, dass Bailey das im Sinn hatte. Seine Absicht war, eine Art lebendiges Zeugnis abzugeben, was vor und während der Produktion von „208“-Programmen so alles passiert ist.

Viele zweitrangige Arbeiten wurden in den Studios erledigt. Natürlich kamen Künstler in die Hertford Street, um Promos aufzunehmen, Interviews zu geben oder zu singen. Die Studios wurden unter anderem auch für Aufnahmen für Firmen wie Redifussion Records verwendet. Jeder in unserer Generation erinnert sich doch noch an die biegsamen Platten, die unter anderem von Readers Digest veröffentlicht wurden. Die Master für diese Schallfolien wurden lange Zeit von Alan Bailey hergestellt, wie man jetzt erfahren kann. Darüber hinaus verrät Bailey, wie man „einen exzellenten Echo-Effekt herstellen“ konnte.

Zu den Anekdoten, die Bailey zum Besten gibt, gehört, dass er einmal vor Connie Francis gewarnt wurde, die im Ruf stand, eine Männer mordende Künstlerin zu sein. Ein weiteres sehr gelungenes Kapitel ist jenes, in dem Bailey seine Meinung über die Moderatoren abgibt, die für Radio Luxembourg on air waren. Unter diesen waren bekanntlich mehrere, die bereits eine Offshore-Radio-Karriere hinter sich hatten, ehe sie zu „208“ gingen. Man erinnere sich nur an Namen wie Tony Blackburn, Chris Denning, Paul Kaye, Roger Day und natürlich Kenny Everett.

Alan vergisst nicht zu erzählen, wie die DJs ständig versuchten, sich gegenseitig zu übertrumpfen und sich reinzulegen. Diese Streiche sind absolut zu vergleichen mit dem, was im Bereich des Offshore-Hörfunks seinerzeit gang und gäbe war. Man darf dabei nicht außer Acht lassen, dass seit der Mitte der 60er Jahre viele DJs aus Luxemburg stammten und über lange Perioden zusammen leben mussten - es gab demzufolge einen ständigen Kampf um die Position in der „Familie“...

„208 It Was Great“ von Alan Bailey ist eine wunderbare Ergänzung zu früheren Veröffentlichungen über diese berühmte Radiostation. Der Text entsprang direkt dem Herzen des Verfassers ... und ich hätte mir lediglich einen noch größeren Umfang gewünscht.

Der Preis des Bandes beträgt 10,75 britische Pfund. Weitere Infos zum Buchprojekt auf der folgenden Webseite: www.208itwasgreatradioluxembourg.co.uk

Hans Knot
Fotos: © Alan Bailey
Übersetzung aus dem Englischen: Thomas Völkner

Aus RADIOJournal 10/2006

 

 

 

Weitere Informationen
und Sounds






Bob Stewart & Tony Blackburn



Autor Alan Bailey

Ex-Radio Luxembourg DJ Stuart Henry gestorben

Stuart Henry, der Ende November 1995 im Alter von 51 Jahren nach einer langjährigen Sklerose starb, zeichnete sich durch seinen besonderen Edingburgh Akzent aus. Er war eine Radiopersönlichkeit im englischen Rundfunk in den 60er und 70er Jahren.

Henry wurde nach drei Jahren Schauspielschule und diversen Gelegenheitsjobs Moderator. Er arbeitete ab 1966 für den Piratensender Radio Scotland. Im September 1967 ging er zu BBC Radio One. Viele Hörer werden sich noch an sein berühmtes Jingle: »You are listening the Stuart Henry!« erinnern.

Nach sieben sehr erfolgreichen Jahren bei der BBC fiel er 1974 den drastischen wirtschaftlichen Einsparungen zum Opfer.
O-Ton Stuart Henry: »I was shattered, very brought down. I was terribly sad to leave the Beeb and there was the insecurity of not knowing what I was going to do. I thought so myself: Why me, dear God? I had been very happy with my saturday morning show but once I hat got over the show an surprise I realised I could use this piece of bad fortune to capitalise on something I had always wanted to do. I had always wanted to travel and see the world.«

Doch sehr weit ist Henry nicht gekommen. Bereits in Luxemburg endete seine Weltreise. Bei Radio Luxembourg trat er die Nachfolge von David "Kid" Jensen an. Er wurde einer der beliebtesten RTL-DJs des englischen Programms. Stuart Henry moderierte unter anderem die Sendungen »Sound System« und »Street Heat«.

In Luxemburg lernte er auch Ollie kennen, seine spätere Frau. 1976 heirateten sie in London und lebten dann in Steinsel, einem Ort in der Nähe von Luxemburg-Stadt. In Erinnerung an seine "Piratentage" sagte Stuart Henry 1987: »All we knew was we didn't want to have anything to do with the scripted monotony that was regarded as music radio, which was then called Light Programme. It was easy, because we really had no tradition to follow. We were first up everest.«

Andreas Kramer

Aus RADIOJournal 2/1996