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»Irgendwie ging es halt immer...«
Jochen Pützenbacher zur
Löwenverleihung 1994
Jochen Pützenbacher ist eigentlich der Mister RTL. Er gehört mit zu den Machern der „Ersten Stunde" des deutschen RTL Radio-Programms. Pützenbacher hat seine Entwicklung maßgeblich mitgeprägt. Es gibt kaum einen Löwen-Gewinner, den er nicht persönlich kennt.
Sie führen diesmal gemeinsam mit Désirée Nosbusch durch das Programm der Löwenverleihung. Ihre wievielte Löwenverleihung ist das eigentlich?
Meine sechsunddreißigste. Insgesamt ist es die 58. Löwenverleihung in 35 Jahren. In der Anfangszeit von Radio Luxemburg gab es sogar zwei Preisverleihungen pro Jahr. Damals war unser Star-Moderator natürlich Frank Elstner - bevor er Programmdirektor von Radio Luxemburg wurde. Und natürlich war auch meine Kollegin Helga Guitton als Moderatorin jahrelang maßgeblich an der Löwenverleihung beteiligt.
Gibt es eigentlich eine Löwen-Verleihung, an die Sie sich besonders gern erinnern?
Es gibt natürllich Highlights, bei denen man im nachhinein froh ist, dass sie überhaupt funktioniert haben. Da wussten wir vorher nie, ob wir das wirklich hinbekommen. Bei einer Löwenverleihung sollte zum Beispiel Jack White den Goldenen Löwen erhalten. Daher war vorgesehen, dass im zweiten Teil der Veranstaltung vier Künstler auftreten, mit denen White Platten produziert hatte, darunter zum Beispiel Engelbert und Jürgen Marcus. Die waren aber alle noch bei einer ZDF-Veranstaltung im Theater in Recklinghausen. Als ich in die Pause ging, war das gesamte Programm des zweiten Teils noch nicht in der Halle. Mit „Blaulicht" wurden die Künstler dann zu uns gebracht. Buchstäblich in letzter Minute. Irgendwie ging es halt immer.
Auch als wir damals Rosi Mittermaier
vom Siegertreppchen bei der Olympiade in Innsbruck weggeholt haben.
Frank Elstner hatte einen Jet von Düsseldorf nach München
gechartert, holte die Rose - natürlich wieder mit Blaulicht - direkt
von der Siegerehrung, ohne dass es jemand merkte - und brachte sie
über München im Jet nach Düsseldorf. Ich erinnere mich noch ganz
genau: Ich hatte nur noch Mireille Matthieu anzusagen. Danach sollte
Rosi Mittermaier kommen. Ich wusste nur, dass Rosi und Frank in
Düsseldorf gelandet waren und sich im Polizeiauto auf dem Weg nach
Dortmund befanden. Es wurde dann die längste Überleitungsmoderation
meiner Laufbahn, bis die beiden plötzlich auf die Bühne stürmten.
Die Halle explodierte. Viele hatten Rosi um 19.00 Uhr im Fernsehen
bei der Siegerehrung gesehen, und jetzt war sie live in der
Westfalenhalle... Beinahe wäre daran übrigens ihre Ehe mit Christian
Neureuther gescheitert. Der vermisste sie nämlich in Innsbruck nach
der Siegerehrung und wusste von nichts. Er soll sich damals zusammen
mit Udo Jürgens furchtbar „die Nase begossen" haben.
Für viele Besucher der
Löwenverleihung vor einigen Jahren ist sicherlich noch Ihr Gespräch
mit Roy Black im Krankenhaus in bewegender Erinnerung. Wie sehen Sie
das in der Rückschau?
Mit großer Trauer. Der Roy war ein unglaublich liebenswerter Mensch und guter Freund. Für das harte Medien- und Musikgeschäft war er eigentlich nicht geboren. Das Gespräch mit ihm im Krankenhaus war auch insofern besonders tragisch, da gerade er immer am liebsten auf der Bühne und bei seinem Publikum war. Ein Jahr danach war er dann tatsächlich noch einmal bei der Löwenverleihung in Dortmund. Einer seiner letzten Auftritte.
Gibt es für Sie einen Wunschgast, jemanden, dem Sie schon immer gerne einen Löwen verliehen hätten, bei dem es aber irgendwie nie geklappt hat?
Ja. Tom Jones zum Beispiel. Den hätten wir schon vor Jahren gerne gehabt. Aber aus terminlichen Gründen kamen wir nie zusammen. Oder Elton John. An den überhaupt ranzukommen, ist schon ungeheuer schwierig. Und dann auch noch singen! Schier unmöglich. Da muss man schon einen ganz besonders günstigen Moment abpassen.
Aus RADIOJournal 12/1994