RTL
Radio Luxemburg
Fanpage
Heute schwelge ich lieber
in
Erinnerungen...
Stephan aus Dresden erinnert sich:
Es muss wohl in der Familie liegen, das RTL-Fieber: Bereits meine Großeltern lauschten gespannt dem Camillo in den 60ern - auf DDR-Seite. Meine Mutter führte die Tradition fort - jedoch heimlich. Denn es war damals Schülern untersagt, „Westsender” abzuhören. Wer sich dieser Mahnung widersetzte, musste mit Beschimpfungen und zum Teil auch Verweisen rechnen.
Doch einen 17-jährigen Rolling
Stones- und Troggs-Fan konnte das nicht einschüchtern. Und so gab es
jedes Wochenende bei meiner Mutter das gleiche Ritual: Mittagessen,
hoch ins Zimmer - und dann leise Radio Luxemburg hören. Samstags
»Die großen Acht« und sonntags die »RTL-Hitparade« mit Frank Elstner.
Die Platzierung war übrigens wichtig, denn sie wurde am nächsten Tag
mit den engen Schulfreunden ausgetauscht...
In den 70ern begann die Honecker-Ära, wo endlich der RTL-Empfang
geduldet wurde. Dies hatte jedoch einen unangenehmen Nebeneffekt:
unzählige „Jugendfreunde” (so das offizielle Wort für Teenies) zogen
mit ihren „Stern”-Radiorekordern und RTL auf quietschender Kurzwelle
durch die Stadt. In Dresden gab es so kostenlose RTL-Brieselung in
der Straßenbahn, erst recht im Stadtbad. Die gute Musik, die
ungewohnte Werbung, der lockere Moderationsstil und dazu das
traumhafte Sommerwetter - ja, das war ein Gefühl von Freiheit.
Von all dem habe ich erst später durch meine Großeltern erfahren. In den End-70ern, der Blütezeit von RTL, erblickte ich endlich das Licht der Welt. Als Kind habe ich viel gebastelt und ausprobiert. Wie habe ich mich da gefreut, als ich 1983 von meinem Vater ein mausgraues Kurzwellenradio mit großem Abstimmrad geschenkt bekam! Gleich ging die Sendersuche im 49-Meter-Band los. Die erste starke Station faszinierte mich so sehr, dass sie sofort einen dicken roten Strich auf der Skala verpasst bekam: Radio Luxemburg.
Aber nach einem Jahr flog das Teil etwas unglücklich zu Boden und ließ keine „fröhlichen Wellen” mehr erklingen. Mein Radio-Interesse verflog dadurch. Erst 1987 habe ich das Gerät reparieren können und gleich wieder auf RTL abgestimmt. Diesmal gefiel mir das Programm besser als je zuvor.
Meine Lieblingssendung wurde schnell »Wünsch Dir was bei RTL« mit Heinz Siebeneicher (Sonntag 10.00 bis 14.00 Uhr). Die wunderbare Erkennungsmelodie singe ich heute noch gerne. Zu der Zeit durfte mich niemand stören - denn darauf freute ich mich schon die ganze Woche.
Wenn ich mittags aus der Schule kam, erklang stets neben den Hausaufgaben »Mahlzeit« aus Düsseldorf mit dem witzigen Hugo Egon Balder. Beim Frühstück lief natürlich »Guten Morgen Deutschland« mit Stephan Offierowski. An einem normalen Schultag 1989 glaubte ich da einen weiteren Gag zu hören, aber es war keiner: die „Mauer” war offen! Ein unvergessliches Erlebnis.
Unvergesslich war für meine Eltern
auch meine neue Ferien-Lieblingsbeschäftigung: Abwaschen! Kein
Scherz - denn zu Jochen Pützenbachers »Ein Tag wie kein anderer« am
Vormittag war ich stets voller Tatendrang und immer gut gelaunt.
Aus
RADIOJournal 5/1998