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Leicht war der Sprecherjob
bei Radio Luxemburg nicht...

Hans-Werner aus Duisburg erinnert sich:

Meine Erinnerungen an Radio Luxemburg gehen zurück bis in die erste Hälfte der 50er Jahre. Mein ganzer Stolz war damals ein Hagenuk-Radio mit allen Wellenbereichen. Mein Onkel hatte es mir geschenkt, weil er sich eine Musiktruhe gekauft hatte und somit das Gerät nicht mehr benötigte. In Verbindung mit einer Langdraht-Antenne, brachte es ausgezeichnete Empfangs-Ergebnisse. 

Zu den bevorzugten Stationen, die ich damals hörte, zählte neben AFN und BFN (später BFBS) auch Radio Luxemburg. Diese Stationen brachten die neuesten Hits und Trends insbesondere aus England und Amerika.

Die ersten Versuchssendungen in deutscher Sprache von Radio Luxemburg auf der Mittelwelle 208 Meter - 1439 kHz blieben mir natürlich nicht verborgen, zumal auch in den englischen und flämischen Programmen, die ebenfalls die Mittelwelle 208 Meter nutzten, darauf hingewiesen wurde. 

An den ersten Sprecher - Peter Perleberg, der mit richtigem Namen Pierre Nilles hieß, kann ich mich noch gut erinnern. Er war eigentlich Journalist und schon seit Juni 1955 - seit der Einführung einer Nachrichtensendung in deutscher Sprache - über Radio Luxemburg zu hören. Er hatte eine Eigenart, Nachrichten zu sprechen, die wohl einmalig war und das ich stets an ihm bewundert habe. Ein Skript hatte er nicht, sondern las die Meldungen so ab, wie sie aus dem Fernschreiber kamen. Längere Meldungen kürzte er noch während des Sprechens oder er gab einen Kurz-Kommentar. In Deutschland wäre sowas unmöglich gewesen. Das war manchmal eine richtige Comedy-Nummer.

Die Sendezeiten wurden weiter ausgedehnt und aus dem Ein-Mann-Unternehmen Peter Perlebergs formierte sich eine kleine Sprecher-Mannschaft, zu denen 1958 Camillo Felgen stieß und Chefsprecher wurde. Camillo hatte schon als Nachrichtensprecher für das französische Programm gearbeitet um seine Ausbildung zum Bariton zu finanzieren und war dann jahrelang auf Tournee, ehe er als Werbeleiter beim Saarländischen Rundfunk anheuerte. 

Die Sendungen aus dem Großherzogtum Luxemburg stießen von Woche zu Woche auf mehr Resonanz und so hatte Camillo eine Idee, die beliebtesten deutschen Schlager in einer wöchentlichen Sendung den Hörern zu präsentieren. Und das war die Hitparade, die Ostersonntag 1958 zum ersten Mal ausgestrahlt und später von Frank Elstner übernommen wurde.

Ich erinnere mich noch an eine ganze Reihe von Sprechern wie Franz, Edy, Jörg, an Dieter Weidenfeld, Dieter Thomas Heck, aber auch an Annelie, Haidy, Monika, Helga, Mariann, Brigitte - um nur einige zu nennen. 

Selbst einmal bei Radio Luxemburg Sendungen zu machen, war mein heimlicher Wunsch. Doch zunächst sah ich noch keine Chance, zumal meine Lieblingstante meinte, eine Stimm - und Sprechausbildung sei unbedingt erforderlich. So nahm ich nebenher Stimm-und Sprech-Unterricht. Ansonsten bastelte ich mit einem Freund in unserem kleinen Tonstudio Programme zusammen, die wir immer wieder zu Gehör brachten. 

1966 bot sich bei einer Tagesfahrt mit der Kirchengemeinde die Möglichkeit, die Stadt Luxemburg zu besuchen. Auch ein Besuch des Senders war vorgesehen. Ich witterte nun meine Chance, stellte ein komplettes Programm auf Tonband her und nahm die Band-Aufnahme mit nach Luxemburg. Als unser Bus vor der Villa Louvigny, dem Funkhaus von Radio Luxemburg hielt, hatte sich schon eine lange Schlange gebildet. Eine Stunde Wartezeit wurde uns angedeutet. Mir war das sehr Recht, wollte ich doch vorher meine Bandaufnahme und eine Bewerbung in der deutschen Abteilung abgeben.

So schlängelte ich mich an den vielen Leuten vorbei bis zum Portier, der mich fragte, wohin ich wollte. „Zur deutschen Abteilung. Möchte mich bewerben”, war meine coole Antwort. Eine nette Sekretärin holte mich ab, brachte mich in die deutsche Abteilung, bot mir einen Kaffee an und meinte, „haben Sie bitte einige Minuten Geduld, dann wird Sie Herr Stoldt, Chef der deutschen Abteilung empfangen”. 

Dann ging alles sehr schnell, Herr Stoldt stellte ein paar Fragen, hörte in die Bandaufnahme hinein und meinte schließlich, wir haben noch einige Bewerbungen. Sie hören von uns.

Bereits ein paar Tage später bekam ich Post mit der Anfrage, ob ich nach Luxemburg kommen könnte um zunächst eine Urlaubsvertretung zu übernehmen. Dann werde man weitersehen. Meine erste Sendung war dann am 16. Mai 1966. Sie hieß: »Schlager im Schaufenster«, eine Werbesendung der Schallplattenfirmen Telefunken - Decca und lief von 18.00 bis 18.30 Uhr über Mittelwelle, UKW und Kurzwelle. Ich war ziemlich aufgeregt, aber meine Stimme blieb ruhig und ich wirkte durchaus locker. Mein erster Titel den ich spielte, war ein Song mit Nancy Sinatra: These Boots are made for Walking. 

Leicht war der Sprecher-Job bei Radio Luxemburg nicht. Bis zu 20 Stunden wöchentlich hatte ich in der Anfangszeit, mal um 6.00 Uhr den »Fröhlichen Wecker«, dann um 14.00 Uhr »Autofahrer unterwegs« und oft von 22.00 bis 23.00 Uhr noch eine Nachtschicht. Gefragt waren damals natürlich die Mittelwellensendungen. Man wurde weithin gehört. 

Die Stars Mitte der 60er Jahre waren neben Camillo Felgen, Frank Elstner und Dieter Thomas Heck, der dann nach Saarbrücken, zur Europawelle Saar ging. Dort hatte man ein ähnliches Programm aufgebaut wie in Luxemburg und versuchte auch Sprecher für die Europawelle Saar zu gewinnen. So wechselte ich zur Europawelle Saar, zumal ich dort nicht so viele Sendestunden hatte. Aber seine Programme musste man auch in Saarbrücken selbst zusammenstellen. Sendungen, die ich damals machte, hießen unter anderem »Wochend-Cocktail« und »Gut gelaunt nach Mitternacht«. Immer mit den neuesten Hits und Grüßen. 

Ein wenig wehmütig blicke ich schon zurück. Ich bin mir selbst und meinem Moderations-Stil treu geblieben und versuche eher unaufdringlich als zu forsch, aufdringlich und albern in meinen Sendungen zu sein, die ich immer noch für verschiedene Sender als Korrespondent, Moderator und Producer gestalte. 

Die alten Zeiten möchte ich heute nicht zurückholen. Wir wollten damals den Erfolg und hatten Erfolg. Ein Millionen-Publikum dankte es uns.

[Hans-Werner Lange arbeitet heute für eine ganze Reihe von Sendern im In­ und Ausland. So als Korrespondent für Deutschlandradio Kultur, Reportagen für WDR Hörfunk und BR, als Korrespondent und Moderator für NBC Namibia (deutsches Programm). Seit 20 Jahren ist Hans-Werner in der Bay Area (San Francisco) in der Peter Buhrmann Show dabei (deutsches Programm). Sein Wochen-Rückblick ist dort, wie über viele andere Radiostationen in den USA, mit deutschem Programm zu hören. Seit 1982 gestaltet er das DX-Programm der ADDX e.V. über Radio HCJB, Quito. Drei Jahre (ab 1996) lief erfolgreich die Oldiethek über R.S.W. (Radio Sarner Welle) in Bozen, Südtirol. Am 28. Mai 1999 wurde die 200. Oldiethek über RSW (Radio Sarner Welle) in Bozen, Südtirol ausgestrahlt. Die Sendung brachte nicht nur das Beste aus den 60er, 70er und 80er Jahren, sondern es gab auch Hintergrund über die Interpreten und Gruppen, ebenso über die damalige Musik.Der landesweite Südtiroler Privatsender Radio Sarner Welle (RSW) ist 2001 nach 23 Jahren von den ursprünglichen Besitzern an Radio Media Service (RMS) verkauft worden.]

Aus RADIOJournal 10/1998




Am Mikrofon: "Werner"
Junger Duisburger avanciert bei
Radio Luxemburg

"Ich finde Ihre Stimme sehr sympathisch. Da ich in der nächsten Woche in Luxemburg bin, würde ich gerne eine Tasse Kaffee mit Ihnen trinken, um Sie näher kennenzulernen", heißt es in dem Brief einer jungen Kölnerin, die gleichzeitig um ein Autogramm bittet.
"Meine einzige Freude ist
die Unterhaltungsmusik von Radio Luxemburg", schreibt ein gelähmter Mann aus Belgien. Empfänger dieser und ähnlicher Zuschriften von denen er täglich rund
30 Stück erhält, ist der
27-jährige Duisburger
Hans-Werner Lange, der bei einem Besuch in Luxemburg kurzentschlossen dem Sendeleiter eine Mikrofonprobe gab und wenige Tage später zur Urlaubsvertretung engagiert wurde. Am 16. Mai [1966] übernahm er seine erste halbstündige Sendung. Aus dem Stegreif, nach einigen schnell hingeworfenen Stichworten, führte er
die 15,5 Millionen Hörer
von Europas größtem Schnulzensender mit humorvollen Randbemerkungen von Schlager zu Schlager. "Werner" - wie er sich kurz und familiär als Sprecher nennt, kam gleich so gut an, dass er zwölf Sendestunden in der Woche erhielt und drei- bis viermal täglich über den Äther zwischen Schweden und Afrika zu hören war. (WAZ 5/1966)




Hans-Werner
in seinem Studio.



Hans-Werner
mit Ruth Edwards (Radio KTOB, San Francisco).



»Brücke zur Heimat«
Ein Programm für deutschsprachige Radiostationen in den USA (links: Peter Rohr)



Hans-Werner im Studio



Hans-Werner im Studio von R.S.W (Radio Sarner Welle) in Südtirol.

Fotos: © Hans-Werner Lange