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Radio Luxemburg
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Es gab für mich nichts Größeres
auf dieser Welt...
Bernd-Jürgen aus Neufahrn erinnert sich:
Zurückblickend auf mein Leben -
immerhin schon 54 Jahre: Das schönste „Geschenk“ für mich sind die
Jahre Mitte der 60er mit der Entdeckung meines Senders Radio
Luxemburg. Wahnsinn, die Träumereien, die sich für mich um diesen
Sender rankten. Viele persönliche Entäuschungen und Schwierigkeiten
wurden durch Radio Luxemburg und seine Sprecherinnen und Sprecher
weich abgefedert. Nachhaltig in „Memory“ bis heute. Meine „aktive“
Radio Luxemburg Hörerzeit begann 1965 - also mit 14 Jahren - und ich
wusste gleich: da muss ich hin!
Natürlich war Berufsziel Sprecher bei Radio Luxemburg zu werden;
Sprechunterricht in der Duisburger Volkshochschule und Bewerbung
beim Sender folgten. Jedem Moderator wurde aufgelauert, speziell
Jörg, wenn er in der Duisburger Disco sein „Gastspiel“ hatte. Es gab
für mich nichts Größeres auf dieser Welt.
Im November 1966 besuchte ich mit meinem Vater zum ersten Mal die Villa Louvigny mit Einlass und Blick in die Studios und eine kurze
Begegnung mit Frank und Brigitte. Das Herz schlug bis zum Hals, ich
war 15! Dann 1970, mit 19 Jahren, war der große Vorsprechtermin bei
Frank und Jochen. Meine Eltern waren entsetzt, ob dieser diffusen
Pläne, denn die Lehre sollte gekippt werden. Die Luxemburger wussten
wohl welchen Kandidaten sie vor sich hatten und rieten mir erst mal
die Lehre bei Daimler-Benz erfolgreich zu beenden. Dann sehen wir
weiter! Dieses Gefühl, meinem Traumziel etwas näher gekommen zu sein
mit einer Option für später war und ist im nachhinein betrachtet
unvergleichlich.
Das Leben verlief anders - die Lehre wurde nicht abgebrochen.
Möglicherweise ein Glück oder auch nicht, denn man hätte mich schon
gerne bei Radio Luxemburg gesehen und ich mich natürlich im
besonderen. Die Vernunft hat schließlich gesiegt, doch Träume von
Radio Luxemburg versetzen mich noch heute im Tiefschlaf in eine
glückliche Welt. Die Realität ist überwiegend unerträglich. In
zeitlichen Abständen umrunde ich noch heute die Villa Louvigny und
schäme mich meiner Tränen nicht, die vor Ort nicht zu stoppen sind.
Die Jahre vergingen, ich habe die Lehre so halbwegs erfolgreich
beendet, erste Liebe - erstes Leid, und ich stellte mehr und mehr
fest, dass sich „mein“ Sender doch so mit Anfang der 70er Jahre von
der Struktur her verändert hatte und mein Interesse nachließ. So
blieb ich bei Daimler-Benz und wurde mit vielen „Haken und Ösen“
dann PKW-Verkäufer - bis heute.
Stolz bin ich auf meinen persönlichen Kontakt zu Achim Graul, den
ich in späteren Jahren aufbauen konnte. Ich mochte ihn als Sprecher
ganz besonders, hatte aber in der beschriebenen Zeit nie Gelegenheit
ihn persönlich kennenzulernen. Später hörte ich dann ab und zu den
RTL-Oldiesender und mir entging nicht die vertraute Stimme von Achim
Graul. 1997 rief ich beim Sender in Luxemburg an, der sich nun auf
dem Kirchberg befindet, um Achim zu sprechen, was auch problemlos
gelang. Meine Freude war groß mit ihm zu telefonieren und meine
Leidenschaft zum „alten Radio Luxemburg“ zu schildern, mit der
Bitte, ihn doch einmal besuchen zu dürfen.
Spontan war Achim bereit mir einen Termin zu nennen, es war der 18.
März 1997, 14.00 Uhr bei RTL. Die Aufregung aus den 60er Jahren
holte mich beim Zusammentreffen mit ihm wieder ein, so ist das halt,
wenn man auf einen Star trifft. Und er nahm sich viel Zeit mir
Studios und Büros zu zeigen und viel über damals und die
Veränderungen in der Radiolandschaft zu sprechen. Großzügig kam er
meiner Bitte nach eine Cassette mit persönlichen Worten zu
besprechen, in Zusammenhang mit Liederaufnahmen des von mir lang
gesuchten amerikanischen Country-Sängers Bob Lind.
Die Kontakte zu Archim Graul vertieften sich, sodass ich ihn bis
zirka 2002 immer wieder mal im Sender besuchen durfte, wobei ich in
Luxemburg stets auch meine Runden um die Villa Louvigny drehte.
Achim ist seit dem 1. Juli 2003 im „Radio-Ruhestand“ und sicherlich
seiner Vorliebe für Country-Musik, mit entsprechender Sammlung, treu
geblieben.
Aus RADIOJournal 12/2005