+                      

 

Branchen-Magazin
für Radio und neue Medien

Webausgabe 9-10/2023


Fotos: © MDR/Nico Nickel

“Wir wollen damit die Perspektiven erweitern und den Austausch fördern.” Starke länderübergreifende Zusammenarbeit des MDR mit öffentlich-rechtlichem Rundfunk in Tschechien

Der Mitteldeutsche Rundfunk MDR, der Tschechische Rundfunk (Èeský rozhlas) sowie das Tschechische Fernsehen (Èeská
televize) wollen auch in Zukunft eng zusammenarbeiten und dies weiter ausbauen. MDR-Intendantin Karola Wille hat in Prag mit dem Generaldirektor des Tschechischen Rundfunks, René Zavoral, sowie mit dem Generaldirektor des Tschechischen Fernsehens, Petr Dvoøák, Gespräche geführt. Themen dabei: die Idee für ein gemeinsames binationales Studio, die gegenseitige Nutzung von Dokumentationen im Programm sowie die Zusammenarbeit für einen länder-übergreifenden Themenschwerpunkt zur Energiewende.

Bereits im Frühjahr 2014 hatte der MDR mit den beiden tschechischen Medienhäusern Kooperationsverträge für einen gemeinsamen Programmaustausch und gemeinsame redaktionelle Projekte unterzeichnet. Alle drei Partner können sich vorstellen, diese Zusammenarbeit punktuell weiter auszubauen. So möchte der MDR seine Berichterstattung aus Böhmen und der ganzen Tschechischen Republik in seinen eigenen Programmangeboten sowie in seinen Zulieferungen für ARD-Formate fortsetzen und erweitern. Zumal der MDR innerhalb der ARD für das Studio in Prag verantwortlich ist.

MDR-Intendantin Karola Wille skizzierte bei ihrem Besuch in Prag zudem beim Tschechischen Rundfunk gegenüber Generaldirektor René Zavoral ein Wunschprojekt: ein binationales Studio nach dem Vorbild des bereits bestehenden deutschpolnischen Studios in Görlitz. In der Europastadt an der Grenze zu Polen arbeiten seit 2021 deutsche und polnische Journalistinnen und Journalisten in einem gemeinsamen MDR-Büro zusammen. Sie bereiten Themen für die Menschen auf beiden Seiten der Neiße auf, recherchieren, drehen und schneiden Beiträge länderübergreifend.


MDR-Intendantin Karola Wille und René Zavoral (Generaldirektor Tschechischer Rundfunk).

“Ich hoffe, dass es uns perspektivisch gelingt, ein tschechisch-deutsches Büro zu etablieren. Die direkte kontinuierliche Zusammenarbeit an Themen würde einen erheblichen Mehrwert bedeuten. Die ersten Signale sind positiv“, zeigt sich Karola Wille hoffnungsvoll.

Dvoøák wies darauf hin, dass auch Èeská televize die Regionalisierung vorantreibe. So sind inzwischen sieben zusätzliche TVStudios in den Regionen entstanden. In Nordböhmen beispielsweise in Ustinad-Labem. Gerade hier böte sich eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit dem MDR geradezu an.

Nutzung von Dokumentationen und Themenschwerpunkt Energiewende

Im Gespräch mit dem Generaldirektor des Tschechischen Fernsehens, Petr Dvoøák, wurde die Idee einer größeren gemeinsamen Reportage zu den Voraussetzungen und den Auswirkungen der Energiewende in beiden Ländern besprochen. Tschechien verfolgt hier bekanntlich einen anderen politischen Kurs als Deutschland. Der Blick könnte sich besonders auf Nordböhmen und die Oberlausitz richten - beides Kohleregionen in der Grenzregion. Darüber hinaus sollen etwa auch Dokumentationen zu diversen Themen ausgetauscht und mit entsprechender Synchronisation wechselseitig in den Programmen in Deutschland und Tschechien gezeigt werden.


Petr Dvorák (Generaldirektor des Tschechischen Fernsehens) und MDR-Intendantin Karola Wille.

Im Herbst wird es außerdem ein besonderes Publikumsjubiläum geben: 50 Jahre “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Die tschechisch-deutsche Koproduktion, die in beiden Ländern bis heute fest zur Weihnachtstradition gehört, feiert dann ihren 50. Geburtstag.

Etablierte Zusammenarbeit auf mehreren Ebenen

Der MDR hat seit 2015 mit “Mensch Nachbar“ eine gemeinsame Radiosendung etabliert, die sonntags abends 30 Minuten über Land und Leute in Deutschland, Tschechien und Polen berichtet – in dieser Regelmäßigkeit eine echte europäische Einmaligkeit. Darüber hinaus berichtet der MDR SACHSENSPIEGEL ebenfalls immer sonntags in TV und ARD Mediathek über die tschechischen und polnischen Nachbarn.

Mit “Heute im Osten“ bietet der MDR zudem eine wöchentliche Reportage-Reihe mit Themen aus ganz Osteuropa. Und Ende 2020 veröffentlichten der MDR, das Tschechische Fernsehen und weitere Partner mit “Vertreibung. Odsun. Das Sudetenland“ eine beeindruckende Dokumentation zu einem schwierigen Kapitel deutsch-tschechischer Geschichte. Die preisgekrönte Doku bemüht sich um eine gemeinsame Aufarbeitung im Sinne einer europäischen Erinnerungskultur, zeigt deutsche und tschechische Zeitzeugen und Blickwinkel.

www.mdr.de