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Webausgabe 9-10/2023


Foto: © Deutsche Bischofskonferenz

Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2023 verliehen

Zum 34. Mal hat die Deutsche Bischofskonferenz am 25. Mai den Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis verliehen. Bei einem Festakt im Erfurter Augustinerkloster übergaben der Bischof von Erfurt, Dr. Ulrich Neymeyr, und Weihbischof Robert Brahm (Trier), Vorsitzender der Jury des Katholischen Kinder- und Jugend-buchpreis, die Preisträgerstatuette an den Autor, Andreas Steinhöfel, und die Illustratorin, Melanie Garanin, für ihren Graphic Novel Völlig meschugge?!. Die Jury hat das Buch aus insgesamt 177 Titeln ausgewählt, die von 67 Verlagen eingereicht wurden.

Andreas Steinhöfel und Melanie Garanin erzählen die Geschichte von den drei Schulfreunden Charly, Benny und Hamid, die in einen Strudel von Gewalt, Mobbing und Ausgrenzung geraten. Als Bennys Opa ihm auf dem Sterbebett eine Kette mit Davidstern vermacht, sind alle überrascht, dass Benny Jude ist. Am meisten er selbst. Benny ist mit der neuen Situation überfordert und Hamid, als Muslim, muss sich “erwartungsgemäß” ablehnend gegenüber seinem Freund verhalten. Dazwischen steht die Umweltaktivistin Charly, die den beiden Freunden in den Ohren liegt, den Konflikt zu lösen.

Das Buch ist Teil eines transmedialen Projekts und basiert auf der sechsteiligen Fernsehproduktion der Tellux-Film GmbH in Zusammenarbeit mit sad ORI-GAMI für den Kinderkanal von ARD und ZDF, KiKa, die im Jahr 2022 ausgestrahlt wurden. Mobbing, Ausgrenzung, vernichtende Vorurteile bis hin zu gewaltsamen Übergriffen lassen den handelnden Personen kaum eine Möglichkeit, sich aus dem Abwärtsstrudel dieser gesellschaftlichen Realitäten zu befreien. Charly, Benny und Hamid finden ihren Weg aus dem Konflikt und es bleibt die Gewissheit, dass die Schule ein Ort des Erlernens von Sozial- und Konfliktlösungskompetenzen sein muss. Das Drehbuch entstand in Zusammenarbeit Andreas Steinhöfels mit Adrian Bickenbach und Klaus Döring.

In seiner Begrüßung betonte Bischof Neymeyr mit Blick auf das Preisbuch den Zusammenhalt und das Miteinander in einer Freundschaft, die für die drei Freunde im Laufe der Geschehnisse (über)lebenswichtig werden. “So in etwa hätte es sich abspielen müssen, damit der Streit und die Spannungen der Schülerinnen und Schüler in der Geschichte nicht eskalieren, und unterschiedliche Herkunft und Religion keinen Grund für einen Konflikt darstellen”, lobte Bischof Neymeyr. Daher sei es besonders wichtig, “dass diese Konfliktpotenziale Kindern und Jugendlichen durch wertvolle Medien veranschaulicht werden, und diese Medien, vor allem dieses wunderbare Buch, das uns hier zusammengeführt hat, die gebührende Aufmerksamkeit erfahren”.

Kathleen Hildebrand, Journalistin und Redakteurin für Kultur und Medien bei der Süddeutschen Zeitung, sagte in ihrer Laudatio, das Buch sei “ganz nah bei den Kindern, die gerade zu Jugendlichen werden. Indem es sie ernst nimmt als junge, im Entstehen begriffene Charaktere. Indem es ihnen Individualität zugesteht, einen eigenen Blick auf die Welt, aber auch Hilflosigkeit und Fehler”. Weiter lobte sie die große Leistung, die das Buch zu einem herausragenden Kinder- und Jugendbuch mache: “Es verheddert sich nicht in der Komplexität seiner Themen. Nicht im Nahostkonflikt. Nicht in der deutschen Geschichte und ihrem schlimmsten Kapitel. Und nicht in pädagogischen Tiraden. Obwohl es sich selbst die wichtigste Aufgabe der Pädagogik stellt: Die Erziehung zur Mitmenschlichkeit”, sagte Hildebrand.

Melanie Garanin und Andreas Steinhöfel bedankten sich bei der Jury für die Auszeichnung. “Ich fühle mich geehrt, bin stolz und sehr glücklich, dass unser Buch gewonnen hat. Wenn ein Buch, in dem verschiedene Religionen eine große Rolle spielen, ohne dass auch nur einmal der Zeigefinger erhoben wird und ohne dass der christliche Glaube namentlich erwähnt wird, diesen Preis
gewinnt, ist dies für mich ein Zeichen großer Toleranz, und ich freue mich sehr, dass die Jury mit ihrer Auszeichnung alljährlich so ein Zeichen setzt”, sagt Garanin. Steinhöfel betonte, dass Völlig meschugge?! vor allem eine Geschichte über Vorurteile sei. “Vorurteile können sozialer Natur sein, oder nationaler, oder ethnisch begründet. Völlig meschugge?! beleuchtet Vorurteile, die auf verschiedenen Religionszugehörigkeiten basieren. Eines der grundlegendsten Merkmale von Vorurteilen ist, dass man nur übereinander redet, nicht miteinander. Umso mehr freut es mich, dass die Jury sich mit der Wahl von Völlig meschugge?! so offen zeigt für einen interreligiösen Dialog, für ein Miteinander”, sagte der Autor.

Zu den bekanntesten Werken von Andreas Steinhöfel gehört die Reihe um Rico und Oskar, deren Abenteuer auch als Trick- sowie als Kinofilme verfilmt wurden. Andreas Steinhöfel ist als Produzent für Kinderfilme in seiner Firma sad ORIGAMI tätig.

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