Foto: © WDR/Claus Langer
Deutscher Hörbuchpreis 2024 in sieben Kategorien vergeben
In einer Live-Radiosendung bei WDR 5 sind am 5. März die
Gewinnerinnen und Gewinner des Deutschen Hörbuchpreises 2024 bekannt
gegeben worden. Der Verein Deutscher Hörbuchpreis als Ausrichter des
Wettbewerbs verzeichnete mehr als 300 Einreichungen von Verlagen,
Sendern und Produzenten.
Als Beste Interpretin wird Schauspielerin
Maren Kroymann geehrt für
ihre Lesung von
“Das andere Mädchen“, einem autofiktionalen Text der
Nobelpreisträgerin Annie Ernaux, erschienen bei Der Audio Verlag.
“Große Sprechkunst“ bescheinigt die Preisträgerjury der Interpretin,
die diese “außergewöhnliche Erinnerungsreise“ nicht nur erzähle,
sondern spiele – mit einer “klugen, souveränen Nonchalance“ und
“eleganter Zurückhaltung“. Der eindringliche und dabei doch “leicht
daherkommende“ Monolog treffe “uns alle ins Herz“.
Foto: © WDR/Claus Langer
Den Preis in der Kategorie
Bester Interpret erhält der
österreichische Schauspieler
Cornelius Obonya, der für Random House
Audio Raphaela Edelbauers Roman “Die Inkommensurablen“ eingelesen
hat. Dem turbulenten Wiener Szenario am Vorabend des Ersten
Weltkriegs verleihe der Interpret einen so “unverwechselbaren
Sound“, dass man ein “ganzes Arsenal an Sprechern“ zu hören meint,
urteilt die Jury. Obonyas “Klangraum“, der nicht zuletzt die vielen
Dialekte der Monarchie berücksichtigt, zeichne virtuos ein
“akustisches Panorama der Epoche“ und mache die Lesung
„buchstäblich“ zu einem Ereignis.
Regisseur
Kai Grehn wird in der Kategorie
Bestes Hörspiel
ausgezeichnet für “The Sick Bag Song – das Spucktütenlied“,
erschienen bei Zweitausendeins und Major Label (Produktion: Radio
Bremen in Kooperation mit BR und SWR). Auf den titelgebenden
Spucktüten notierte der durch Nordamerika tourende Musiker Nick Cave
Ideen, Erlebnisse und Erinnerungen. Mit seiner Montage aus Text und
Musik verleihe der Regisseur diesen “komplex aufeinander bezogenen“
kurzen Texten, gelesen von Paula Beer und Alexander Fehling sowie
gesungen von Tilda Swinton, eine “überraschend homogene Form“, rühmt
die Jury.
Autorin
Adriana Altaras und Schauspielerin
Angela Winkler sind die
Preisträgerinnen in der Kategorie
Beste Unterhaltung für ihre
gemeinsame Lesung von Altaras‘ Buch “Besser allein als in schlechter
Gesellschaft. Meine eigensinnige Tante“, erschienen im Argon Verlag.
“Mit großer Lebendigkeit“ verstehen es beide Sprecherinnen, ihre
Charaktere aus den persönlichen Blickwinkeln heraus und auf komplett
unterschiedliche Art zu “beseelen“, heißt es in der Jurybegründung.
So verbinden sich die Dynamiken zu einem “äußerst unterhaltsamen
Ganzen“, das die Zuhörenden “tief in diese ganz persönliche
Geschichte der letzten einhundert Jahre“ führe.
Foto: © WDR/Annika Fußwinkel
In der Kategorie
Bestes Kinderhörbuch darf sich
Jens Wawrczeck über
die Auszeichnung freuen. Er hat mit seiner Lesung des Titels “Sieben
Tage Mo“ von Oliver Scherz, erschienen bei Hörbuch Hamburg /
Silberfisch, die diesjährige Kinderjury der Stiftung Buchkultur und
Leseförderung (Börsenverein des Deutschen Buchhandels) überzeugt.
Die fünf Mädchen und Jungen, selbst erfolgreiche Interpretinnen und
Interpreten beim Vorlesewettbewerb, loben den Sprecher dafür, allen
Figuren eine “eigene und passende Stimme“ zu geben und auch die
schwierigen Momente in diesem “schönen und gefühlvollen“ Hörbuch
“richtig gut spürbar“ zu machen.
Der Preis für den
Besten Podcast wird an Regisseur
Leonhard
Koppelmann verliehen für seine achtteilige Podcast-Serie „V 13 – Die
Terroranschläge in Paris“ (Produzent: SWR) nach der gleichnamigen
Gerichtsreportage von Emmanuel Carrère. Koppelmanns “akustisch
brillante“ Verdichtung des Textes helfe bei der nüchternen Analyse
eines nahezu unvorstellbaren Verbrechens, so die Jury, und gebe
gleichzeitig dem unerträglichen Leid “auf respektvolle Weise“ Raum.
Als “bedrückendes und beeindruckendes Mahnmal“ weise diese
Produktion in ihren grundsätzlichen Fragestellungen weit über den
Gerichtssaal hinaus.
Besonderes Hörbuch “Jahrhundertstimmen 1945-2000” Deutsche
Geschichte in über 400 Originalaufnahmen”. Hans Sarkowicz (links)
und Christiane Collorio für den Hörverlag, Florian Quecke überreicht
die Trophäe für den Verein des Deutschen Hörbuchpreis.
Foto: © WDR/Annika Fußwinkel
Für die Edition
“Jahrhundertstimmen 1945-2000 - Deutsche Geschichte
in über 400 Originalaufnahmen“ erhält schließlich der Hörverlag die undotierte Auszeichnung in der Kategorie Das besondere Hörbuch. Für
jeden Aspekt der deutschen Nachkriegsgeschichte haben die fünf
Herausgeber nicht nur passende Originaltöne gefunden, sondern diese
auch “kenntnisreich, nachvollziehbar und unterhaltsam“ in den
historischen Kontext eingeordnet. Die Jury sieht hier ein
“„Geschichtsbuch zum Hören“ realisiert, dessen “Unmittelbarkeit und
Wahrhaftigkeit“ in keinem anderen Medium erreichbar sei: “ein
Standardwerk!“. In der Kategorie Sachbuch/Essayistik sind die
“Jahrhundertstimmen“ auch für den Preis der Leipziger Buchmesse
nominiert, der ebenfalls im März verliehen wird.
Mit Ausnahme des Besonderen Hörbuchs ist der Deutsche Hörbuchpreis
pro Kategorie mit 3.333 € dotiert.
Gruppenbild oben (von links): Kai Grehn (Bestes Hörspiel),
Angela Winkler (Beste Unterhaltung), Leonhard Koppelmann (Bester
Podcast), Adriana Altaras (Beste Unterhaltung), Cornelius Obonya
(Bester Interpret), Hans Sarkowicz und Christiane Collorio (beide
besonderes Hörbuch).
Die Sendung “Deutscher Hörbuchpreis 2024“ ist in der
ARD-Audiothek nachzuhören:
www.ardaudiothek.de
Mehr Informationen zum Deutschen Hörbuchpreis, gibt es im Web unter:
www.deutscher-hoerbuchpreis.de