Foto: © ORF
“Ö1 Hörspiel-Gala”: Publikumspreis und
Kritikerpreis an “Zrugg” von Händl Klaus
Bei der vom ORF zum 30. Mal durchgeführten Publikumswahl wählten
Ö1-Hörerinnen und Hörer aus 22 Neuproduktionen des Jahres 2022 ihr
“Hörspiel des Jahres”. Sowohl das Publikum als auch die Literatur-
und Kulturkritiker-Fachjury entschieden sich für “Zrugg“ von Händl
Klaus unter der Regie von Martin Sailer. Damit wurde erstmals der
zum 16. Mal vergebene “Hörspielpreis der Kritik“ auch an das vom
Ö1-Publikum gewählte Hörspiel vergeben. Die Ergebnisse der Publikums
und Juryentscheidungen wurden im Rahmen der “Ö1 Hörspiel-Gala“ am
24. Februar im ORF-Radio Kulturhaus bekannt gegeben.
Als “Schauspielerin des Jahres” wurde Brigitte Karner ausgezeichnet.
Erstmals wurde auch ein Preis für “Bestes Sound Design“ eines
Hörspiels vergeben. Hier konnte “Was siehst du? Die Nacht!“ von
Ludwig Fels unter der Regie von Stefan Weber die Fachjury
überzeugen. Ebenfalls ausgezeichnet wurden die Siegerprojekte von
“Track 5‘“, dem in Kooperation mit der “schule für dichtung“
ausgeschriebenen Ö1-Kurzhörspiel-Wettbewerb.
“Zrugg“ ist “Hörspiel des Jahres 2022“
Sowohl das Ö1-Publikum als auch die Fachjury aus Literatur- und
Kulturkritiker der “Salzburger Nachrichten“, der “Presse“, der
“Kleinen Zeitung“, des “Falter“ und des “Standard“ prämierten das
Stück
“Zrugg“ von
Händl Klaus unter der Regie von
Martin Sailer zum “Hörspiel des Jahres 2022“. Damit wurde zum ersten
Mal in der Geschichte der Ö1 Hörspiel-Gala der Publikumspreis und
der Preis der Kritik an das selbe Hörspiel vergeben. In “Zrugg“
findet man sich in einem Familientreffen wieder, bei dem viel
geredet und ge-scherzt wurde. Als dieses sich dem Ende zuneigt,
schreckt einer aus der Runde, der Dichter Giggi, auf. Ihm ist ein
Wort, eine Wendung, die geäußert wurde, entfallen. Er braucht diese,
um daraus ein Gedicht zu formen. Deshalb bittet er seine Familie das
Gesagte zurückzuholen. Im gedanklichen Retourgang werden
Familienepisoden nochmals erzählt. Das Hörspiel ist im Tiroler
Dialekt gehalten, was auch den “Zurück“ bedeutenden Titel “Zrugg“
erklärt. Die Jury begründete ihre Wahl so: “Aus einem Gedanken,
nämlich der Suche nach dem verlorenen Wort für ein Gedicht,
entfaltet sich ein riesiges Panorama einer Tiroler Familie – mit
Zeitgeschichte, mit zwischenmenschlichen Untiefen, die angesprochen,
aber würdig umschifft werden. ‘Zrugg‘ von Händl Klaus ist ein
raffiniertes, vielschichtiges Spiel mit der Sprache, das vom Anfang
bis zum Schluss spannend bleibt. Der Tiroler Dialekt ist in diesem
Hörspiel elegant, präzise, sorgfältig, hochdifferenziert und
kultiviert, das Medium Hörspiel wird virtuos ausgereizt. ‘Zrugg‘ ist
ein glorioses Tirol-Sprachspiel mit einer herrlichen Julia
Gschnitzer und anderen vorzüglichen Schauspielerinnen und
Schauspielern. Das Klischee, Dialekt-Sprecher hätten wenig bis
nichts zu literarischer Poesie zu sagen, wird durch ‘Zrugg‘
ausgehebelt.“
Der zweite Platz bei der Ö1-Publikumswahl zum “Hörspiel des Jahres“
ging an “LECK MICH!“ von
Elisabeth Weilenmann. Der dritte
Platz ging an “aufsicht - eine Auseinandersetzung mit prekärer
Arbeit im Kunstumfeld“ vom
Kollektiv Weiter. Das
Künstlerkollektiv Weiter, bestehend aus Autorin Alexandra Pâzgu,
Musiker und Komponist Florian Kmet und Schauspieler Roman
Blumenschein, veröffentlichte 2021 sein erstes Hörspiel “Die
Eroberung der Stadt“ im Ö1-”Kunstradio“. Als weiterführende
Recherche zum Thema Städteflanieren möchte das Kollektiv mit diesem
Projekt einmal stillstehen, einatmen und nachdenken.
“Wie soll ich es sagen?“ war das Motto des
Ö1-Kurzhörspielwettbewerbs “Track 5‘“, den Ö1 wieder mit der “schule
für dichtung“ ausgeschrieben hatte. Aus den 202 Einreichungen, die
die Kriterien erfüllt haben, hat eine Jury zehn Kurzhörspiele
nominiert: Die geforderten Kriterien waren neben einer Länge von
maximal fünf Minuten ein Original-Ton und der Satz “Wie soll ich es
sagen?“. Platz 1 und damit 1.000 Euro Preisgeld ging an
Petra
Nachbaur mit “ELTSCHIBISIBJU“. Den zweiten Platz mit 500 Euro
belegte “Nos Itrocs ó Töte den Hund, der an mein Hirn bellt”. Platz
drei ebenfalls mit 500 Euro ging an das Hörspiel “Vielleicht ist
dann gar nichts“ von
Johanna Schmidt. Zusätzlich vergab die
“schule für dichtung“ zum neunten Mal einen mit 1.000 Euro dotierten
Sonderpreis, der dieses Jahr an
Paula van Well und
Lara
Bäucker für ihr Kurzhörstück “szenen einer zersetzung//der
körper“ ging.
Dieses Jahr wurde zum ersten Mal der Preis für “Bestes Sound Design”
vergeben. “Was siehst du? Die Nacht!“ von
Ludwig Fels unter
der Regie von Stefan Weber konnte die Fachjury überzeugen und
belegte den ersten Platz. Der Dichter Ludwig Fels erzählt eine
Geschichte zweier Menschen, die diese nicht mehr selbst erzählen
können.
Seit 1997 wählt eine Fachjury die Hörspiel-Schauspielerin oder den
Hörspiel-Schauspieler des Jahres. Diesmal fiel die Wahl auf
Brigitte Karner für ihre herausragende Leistung in mehr als 30
ORF-Hörspielproduktionen, unter anderem in Thomas Bernhards
“Theatermacher“ (2022), Etwas“ von Helmut Peschina (1997) oder
“Hotel Savoy“ von Joseph Roth (1994). “Brigitte Karner gibt
Frauenfiguren Wärme, Würde und Witz. Anmutig bis zornig, präzise und
beseelt vermittelt sie uns weibliche Lebenswelten. Die Vielfalt der
Rollen und die große Zahl an Hörspielproduktionen beweisen, dass die
Schauspielerin Brigitte Karner dem Genre Hörspiel immer treu
verbunden war“, so die Jurybegründung.
http://oe1.orf.at