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Webausgabe 7-8/2024

“Medialer Shitstorm: Aushalten oder abwehren?“

Nicht selten löst eine kritische Berichterstattung heftige öffentliche Reaktionen aus. Insbesondere über digitale Medien, zum Beispiel in sozialen Netzwerken oder über Blogs, können sich solche Reaktionen in kürzester Zeit und in rasender Geschwindigkeit ausbreiten. Schnell baut sich ein “Shitstorm“ auf, also eine Welle von negativen Kommentaren, Kritik oder Empörung, die sich im Internet sehr schnell verbreitet. Die 17. Jenaer Medien-rechtlichen Gespräche von Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) und Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) vom 16. Mai standen daher unter dem Thema “Medialer Shitstorm: Aushalten oder abwehren?”.

Einblicke in das Reputationsmanagement aus Anwaltsperspektive gab Dr. Christian Conrad, Rechtsanwalt, Höcker Rechtsanwälte. Dabei wurde zunächst festgehalten, dass Journalistinnen und Journalisten zwar bemüht sind, wahr zu berichten, es jedoch immer wieder zu Fehlern kommt. Zur Vermeidung solcher Fehler und Wahrung der journalistischen Sorgfalt müssen sie Betroffenen vor einer Veröffentlichung einer Story die Möglichkeit einer Stellungnahme geben. Auch weil die Möglichkeit der Stellungnahme oft nur innerhalb sehr kurzer Zeit eingeräumt wird, sollten zumindest Unternehmen, staatliche Institutionen und berühmte Personen selbst ein eigenes Krisenmanagement vorhalten. Dies ermöglicht eine schnellere Entscheidung auch darüber, ob man sich gegen einen nahenden Shitstorm wehren will oder ihn vorbeiziehen lässt.

Weiterhin wurde hervorgehoben, dass gerade das Teilen von Äußerungen Shitstorms verstärken kann und dabei positiv kommentiertes Weiterleiten verletzender Äußerungen zu einer Haftung auch des Teilenden führen kann und Betroffene sich zudem aufgrund des Digital Services Acts an Plattformen wenden können, um einen Shitstorm zu bekämpfen.

Bezogen auf staatliche Institutionen wurde das Spannungsfeld zwischen Machtkritik als immanenten Baustein der Demokratie und maßloser Kritik an demokratischen Institutionen als Angriff auf die Demokratie erläutert.

Am 14. November 2024 gehen die Jenaer Medienrechtlichen Gespräche von TLM und FSU in die nächste Runde.

www.rewi.uni-jena.de/jmrg