Interviews
mit Radioleuten und Radiomachern

Ein Aushängeschild der ROCK ANTENNE - Sabine Altena macht seit 15 Jahren unverwechselbares Radio

Sie ist Moderatorin, Sprecherin, Journalistin und Coach. Was sie spricht oder schreibt, macht sie mit Herzblut. Keine Moderation gleicht der anderen, keine Zeitungskolumne wird mit Wiederholungen bestückt. Sabine Altena ist begeisterungsfähig und kritisch zugleich. Sie lobt, was ihr gefällt, nennt die Dinge aber auch deutlich beim Namen, die ihr nicht passen. Sabine ist gnadenlos ehrlich und geradlinig - das macht sich auch im Umgang mit Menschen bei Interviews bemerkbar. So gelingt es ihr, auch Stars manch unerwartete Antwort zu entlocken. Ebenso bestechend ist ihr Humor, der nicht selten von Ironie geprägt ist. Das wird auch bei unserem Gespräch in der Schwabinger „Reitschule“ deutlich.

Radio als positives Medium

Ihre ersten Radioerinnerungen reichen in die Zeit zurück, als Sabine zehn war. Damals kam sie gerade aus der Schule und im Radio lief Opus mit „Life is Life“ - der erste Hit, an den sich Sabine Altena heute noch erinnern kann. „Seit dieser Zeit habe ich Radio als meine persönliche Gute-Laune-Droge wahrgenommen“, erinnert sie sich. Mit zwölf zog sie nach Augsburg, hier weckte nun Radio verstärkt ihr Interesse. „Die Hitparade hab’ ich natürlich immer komplett auf Kassette aufgenommen.“ Ihre kreative Ader lebte Sabine aber seit der 8. Klasse auch in der Schülerzeitung aus, wo sie es schnell bis zur Chefredakteurin brachte. Der direkte Kontakt zum Radio entstand durch eine persönliche Begegnung mit Axel Mengewein, den Sabine im zarten Alter von 17 Jahren in einem Augsburger Café kennen lernte. Er war damals Moderator bei Radio KÖ und arbeitet heute beim ZDF. So kam es, dass Sabine Altena parallel zur Schule schon in der Redaktion des Lokalradios arbeitete. Erst machte sie Nachrichten, dann moderierte sie - die so rein optisch (Nasenring damals!) gar nicht zu einem Schlagerradio passte - bei Radio KÖ zwischen Henri Valentino und Roy Black. Sabine war davon überzeugt, die Frau für die harten News zu sein. Was lag also näher, als nach dem Abitur Politologie zu studieren. In den freien Zeiten machte sie weiterhin Lokalnachrichten und moderierte. Dass das private Radio damals noch journalistischer war, ist kein Geheimnis. Für Sabine Altena war es ein gutes Rüstzeug, eignete sie sich so doch solide und umfassende Kenntnisse über das Radiomachen an.

Als Rockerbraut zu Fantasy

In ihrer Freizeit mischte Sabine die Augsburger Bandszene auf. „Ich war jung und die totale Rockerbraut“, lacht sie, als wir auf diese Zeit zu sprechen kommen. Sie war mittendrin statt nur dabei, saß über viele Jahre in der Jury, die jeweils die „Szeneband des Jahres“ wählte. Weil das noch nicht reichte, schrieb Sabine Musikkolumnen für „Soundcheck“ und „Metal Hammer“. Über Klaus Gronewald (heute unter anderem Moderator beim DSF) kam sie schließlich zu Radio Fantasy, dem Augsburger Kultsender, der sich bis heute ein eigenes Profil bewahrt hat. „Hier habe ich dieselbe Palette wie bei Radio KÖ gemacht“, erinnert sich Sabine. „Besonderen Spaß hatte ich mit einer eigenen Jugendsendung, wo ich junge Menschen zwischen 14 und 17 als Co-Moderatoren heranzog. Vertretungsweise konnte ich auch am Sonntagmorgen die Kindersendung moderieren. Gerade mit Kids und Jugendlichen kann man sehr viel bewegen, weil sie noch richtig Bock auf Radio haben und ohne Denkschranken einfach mal machen.“

Weiter zu ANTENNE BAYERN

Schließlich gelang ihr der Sprung von Augsburg ins nicht allzu weit entfernte München. „Die Zusage bei ANTENNE BAYERN war wie ein Sechser im Lotto“, freut sich Sabine Altena noch heute. „Ich war bei einer der besten Ausbildungsstationen, sowohl handwerklich als auch journalistisch wird hier sehr sauber gearbeitet. So ist man für jeden Katastrophenfall gerüstet. Das Zusammenspiel einer gut ausgebildeten Mannschaft ist auch die Grundlage für den Programmerfolg.“ Während ihres Volontariats bei ANTENNE BAYERN, das sie beim legendären Programmdirektor Viktor Worms begann und für das sie ihr Studium in Augsburg abbrach, lernte Sabine auch in anderen Bereichen  viel, etwa wie man professionell und mit gutem Gespür Musik zusammenstellt. „Natürlich war das Volo eine Zeit voller Höhen und Tiefen. Wir wurden sehr gefordert und ich hab’ viele Nächte auf der Couch im Sender verbracht. Deshalb habe ich auch mit keinem Mitleid, der heute eine Ausbildung macht. Da muss jeder durch - und weiß später auch, warum.“

Sabine Altena wurde Gründungsmitglied bei den „Jungen Wilden“, jener berühmten Radio-WG, bei der sich junge ANTENNE BAYERN-Moderatoren wie Kathie Kleff oder Ralf Schülzke mit schrägen Aktionen, ungewöhnlichen Gags und pointierten Dialogen so richtig austoben konnten. So machte es Sabine auch nichts aus, dass sie freitags nach ihrer Schicht von 7.00 bis 16.00 Uhr noch vier Stunden im Sender bleiben musste, um dann von 20.00 bis 1.00 Uhr diese spezielle Sendung für eine junge Zielgruppe zu moderieren. „Wir waren ein festes Team von fünf Leuten, das eine richtige Einheit war. Wir hatte alle unglaublich Bock auf diese Sendung - und das konnte man auch hören.“

Vertretung in London

Zeitgleich mit dem Beginn ihres Volontariats kam der heutige Chefredakteur Detlef Kuschka zu ANTENNE BAYERN zurück und war fortan Sabines direkter Ansprechpartner. Als die Anfrage des dpa-Rufa-Korrespondenten aus London für eine Urlaubsvertretung kam, schickte Kuschka seine junge Volontärin kurzerhand für vier Wochen an die Themse. „Der Korrespondent muss irgendwie Vertrauen in mich gehabt haben, er ließ mir sogar seine zwei Katzen’kinder’ zur Betreuung da“, erinnert sich Sabine Altena. Das Korrespondentenleben war sehr abwechslungsreich. Sie war bei der Eröffnung des Lady Diana-Museums durch deren Bruder dabei, fuhr aber auch ins Hinterland, um über das Leben der Menschen zu berichten. Auch Unruhen in Nordirland und die Fußballweltmeisterschaft 1998 begleiteten Sabine in den vier Wochen. „Das war eine ganz tolle Zeit, in der ich gelernt habe, dass Korrespondenten 24 Stunden am Tag abrufbereit sein müssen. Ein krasser Job. Da lüfte ich gerne mein Hütchen für die Korri-Kollegen und sage ‚Chapeau’.“

Neue Erfahrungen in Köln

Nach einem weiteren Jahr bei ANTENNE BAYERN zog es Sabine nach Nordrhein-Westfalen. Beinahe wäre sie in Berlin gelandet, doch in der Sprachschule bei Fritz wurde ihr vom damaligen Chefredakteur Konrad Kuhnt attestiert, „nüscht balinarisch“ genug zu sprechen. Justus Fischer, Musikchef von ANTENNE BAYERN und guter Freund von Sabine Altena, ging damals als Musikredakteur nach Köln zu 1LIVE. Als er hörte, dass Moderatoren gesucht werden, gab er ihr den wertvollen Tipp - und schon wenige Wochen später sendete Sabine tatsächlich bei der Jugendwelle des WDR. Die neue Arbeit war aber zunächst gewöhnungsbedürftig. „1LIVE war kein Kultur- sondern ein Arbeitsschock. Es ist nach außen ein frisches, innovatives Programm, hatte damals aber intern ganz schön angestaubte Strukturen. Zumindest aus meiner Sicht als Kind des Privatfunks…“ Schätzen gelernt hat Sabine Altena aber viele der 1LIVE: Der „großartigste Moderator der Welt“ ist für sie immer noch Jörg Thadeusz, der seine Talente heute auch im Fernsehen ausleben kann. Sabine moderierte am Wochenende zwei Chartsendungen bei 1LIVE und schrieb nebenher für die Abendzeitung. Ein interessantes Interview mit Sheryl Crow ist ihr aus dieser Zeit ebenfalls noch in Erinnerung geblieben. Überhaupt Interviews - zu jener Zeit schon eines der großen Steckenpferde von Sabine. Und das sollte bald noch richtig zugeritten werden…

Zurück in München

Ralf Schülzke, mittlerweile Programmdirektor des DAB-Senders ROCK ANTENNE, erzählte Sabine eines schönen Tages anno 2002, dass der Sender seine erste terrestrische Frequenz erhalten würde - in Augsburg. Ob sie nicht Lust hätte, wieder in München zu arbeiten? Sie hatte. So kam Sabine Altena zurück in das ihr so vertraute Ismaninger Funkhaus, und es dauerte nicht lange, da kam plötzlich Stephan Offierowski - damals Programmdirektor des Muttersenders ANTENNE BAYERN - auf sie zu. Offierowski wollte die traditionsreiche Sendung »Sonntagsfrühstück« von der Darstellungsform her modernisieren und dachte an Sabine, die mit ihrer direkten, volksnahen und unkomplizierten Art dafür geradezu prädestiniert erschien. „Ich LIEBE Interviews“, bekennt die vielseitige Moderatorin, „dieses Genre ist wohl das, was ich mit am besten beherrsche.“ Schon als kleine Radioredakteurin bei Radio KÖ fuhr sie nach Köln zur Popkomm, machte Interviews mit Künstlern („Ich hab sie alle genommen, egal wie unbekannt die waren -  ich fand das einfach toll“), um den Fuß in die Tür zu kriegen. „Ich habe bei Bekannten auf dem Boden geschlafen, egal, zur Messe zu kommen war das Ziel“, lacht Sabine Altena heute rückblickend. Hunderte Interviews später erinnert sie sich an eines der besten mit Lionel Richie („grundentspannter Charmebolzen“) und eines der schlimmsten mit Mariah Carey („Zickenterror in Reinkultur“).

Ihre „All-Time-Favourites“ sind und bleiben aber die Toten Hosen, die sie ein ganzes Stück Weg auch journalistisch begleitete. „Unerreicht und genial“ war zum Beispiel die von ANTENNE BAYERN präsentierte 4 Tage - 4 Länder-Tour der Hosen. Und: „Mit Campino habe ich meine letzte Sendung bei den ‚Jungen Wilden’ gemacht, nur wir beide, fünf Stunden, das war wunderschön und furchtbar traurig zugleich. Joachim „Blacky“ Fuchsberger hat Sabine als äußerst beeindruckenden Gesprächspartner in Erinnerung („80 Jahre, fit und blitzgescheit“). Sie weiß auch noch, wie sie sich mit Sarah Connor zu Reitstunden verabredete oder sich mit Hans Meiser im Kölner Schokoladenmuseum traf.

Ausflüge vor die Kamera

Neben dem Radio probierte sich Sabine Altena auch vor der Kamera aus. So moderierte sie bereits 1996/67 für TV Augsburg und Augsburg Aktuell und machte hier auch eigene Beiträge. Bei Kabel 1 war sie danach als Sprecherin für diverse Reportage- und Magazinformate tätig, ehe sie mit der Musikmoderation beim Premiere-Kanal Hit 24 anfing. „Das Lokalfernsehen in seinen Anfängen war ein echtes Abenteuer“, lacht sie heute, „ich bekam ein Mikro ausgehändigt, dazu einen fröhlichen Kameramann, und durfte mich dann zwischen Lokalnachrichten und regionalen Beiträgen austoben.“ Im Gedächtnis hängen geblieben ist eine halbstündige Sendung über eine Gehörlosenfamilie, deren Umsetzung und Realisierung für Sabine „mit Anfang 20 in jeglicher Hinsicht eine große Erfahrung“ war. Aber den größten Teil ihrer Arbeitszeit widmet sie immer noch ihrer großen Liebe, dem Radio.

DRIVE-TIME bei ROCK ANTENNE

Neben gelegentlichen Ausflügen ins Hauptprogramm von ANTENNE BAYERN hat sich Sabine Altena als feste Größe am Nachmittag bei Bayerns einzigem Rockradio etabliert. Drei Wochen im Monat ist sie hier zwischen 15.00 und 19.00 Uhr als Moderatorin der Drive-Time-Sendung zu hören, bei der sie auch von ihrem großen Musikwissen profitiert. „Ich mag auch HipHop, House, Klassik oder Jazz, aber die Rockmusik liegt mir wirklich besonders am Herzen. Das kriegen die Hörer mit und wissen es zu schätzen. Wissenslücken und falsche Leidenschaft offenbaren sich bei Spartenprogrammen gnadenlos.“ Dass die einzige UKW-Frequenz der ROCK ANTENNE in Augsburg zu finden ist, kann Sabine nur recht sein. „Es ist ein tolles Gefühl, für die Heimat zu senden, auch meine Eltern können mich hören und kontrollieren, ob’s dem Kind gut geht.“

Wenn sie nicht moderiert, schreibt sie nach wie vor für diverse Magazine ihre pointierten Kolumnen und hat seit diesem Sommer eine komplett neue Domäne für sich erschlossen: Als zertifizierte Kommunikationstrainerin und Mediencoach macht sie Manager
fit für Präsentationen und Reden, fördert mit Outdoor- und Erkenntnisübungen die Entwicklung von Teams. „Letztendlich geht’s überall nur um eines: Bestmögliche Kommunikation. Und so einfach das klingt, so schwer ist es oft. Wie sagte der hochverehrte Hape Kerkeling schon früh: Das ganze Leben ist
ein Quiz“. Also - immer schön miteinander reden, nachfragen, raten, nochmal fragen, antworten und am Ende möglichst immer: Lachen. So hält es Sabine Altena. Dem Kind geht’s offensichtlich gut.

Stefan Förster
Aus RADIOJournal 12/2008 


Foto: © ANTENNE BAYERN

»... Es ist ein tolles Gefühl, für die Heimat
zu senden, auch meine Eltern können mich hören und kontrollieren, ob’s dem Kind gut geht...«




»... Besonderen Spaß hatte ich mit einer eigenen Jugendsendung, wo ich junge Menschen zwischen 14 und 17
als Co-Moderatoren heranzog. Vertretungsweise
konnte ich auch am Sonntagmorgen die Kindersendung moderieren. Gerade mit Kids und Jugendlichen kann man sehr viel bewegen, weil sie noch richtig Bock auf Radio haben und ohne Denkschranken einfach mal machen...«




»... Ich mag auch HipHop, House, Klassik oder Jazz, aber die Rockmusik liegt mir wirklich besonders am Herzen. Das kriegen
die Hörer mit und wissen es zu schätzen. Wissenslücken und falsche Leidenschaft offenbaren sich bei Spartenprogrammen gnadenlos...«


Fotos: © Sabine Altena

»... Letztendlich geht’s überall nur um eines: Bestmögliche Kommunikation. Und
so einfach das klingt,
so schwer ist es oft. Wie sagte der hochverehrte Hape Kerkeling schon früh: Das ganze Leben
ist ein Quiz...«



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ROCK ANTENNE Video

Moderatorin
Sabine Altena

www.rockantenne.de