Interviews
mit Radioleuten und Radiomachern

»Lächeln macht erfolgreich«
Sylvia Bommes über Lokalfunk
und Schlagerradio, Inseltrips
und Frühstücksfernsehen

Charme kann man nicht antrainieren - im besten Falle hat man beides und bezaubert damit seine Umwelt. So wie Sylvia Bommes, die mit ihrem umwerfenden Lächeln im SAT.1-Frühstücksfernsehen zu bewundern ist und ihre ansteckende Fröhlichkeit im Radio über die Wellen von WDR 4 schickt. Dazwischen findet die Mönchengladbacherin immer noch Zeit, auf „ihrer“ Insel Mallorca zu moderieren. Neben dem permanenten Wunsch nach ausreichend Schlaf - kein Wunder wenn der Wecker um 2.45 Uhr klingelt - und der Begeisterung für Musik und Tanz liegen ihr die Kühe am Herzen. Aber das kann Sylvia am besten selbst erzählen.

Abitur im beschaulichen Korschenbroich, Romanistik- und Politikwissenschaftsstudium an der Universität in Düsseldorf und parallel der Sprung ins Lokalradio - ein Weg der oft gegangen wird, bei jedem natürlich aus unterschiedlichsten Motiven. Wie war es bei dir, Sylvia?

Ich wollte schon immer etwas mit meiner Stimme machen. Als Kind wäre ich am liebsten Sängerin oder Tänzerin geworden. Mein damaliger Freund motivierte mich dann, in Mönchengladbach ein paar Straßen weiter zum dortigen Lokalsender - Radio 90,1 - zu gehen und mich vorzustellen. Gesagt, getan und schon war ich Praktikantin mit dem zunächst üblichen Pensum: Kaffee kochen, kopieren und all solche Sachen. Das war im Februar 1996. Damals sagte man mir, ich hätte eine gute Werbestimme und die Vertonung von Werbung mache ich bis heute auch noch nebenbei - zuletzt im neuen Sidolin-Spot. Mein erster Beitrag war über Ostereier und dazu wurde ich in die Heinemann-Pralinenfabrik geschickt. Das war richtig gemein, weil ich mir an Silvester zuvor geschworen hatte, drei Monate keine Schokolade zu essen und dort dann eine Box Champagnertrüffel überreicht bekam. Ich bin aber trotz der süßen Versuchung standhaft geblieben... Moderiert hab’ ich dann nach einiger Zeit die unterschiedlichsten Sendestrecken. Mal die nachmittägliche Infosendung, mal am Sonntag mit Hörer-Talk und Grüßen, ab und zu auch die Morningshow. Das ging über einen Zeitraum von drei Jahren...

...ehe es dich 1999 auf des Deutschen liebste Ferieninsel zog...

...was allerdings einen handfesten Grund hatte: Ich war gerade mit dem Studium fertig und wollte nur noch weg. Ich war reif für die Insel und moderierte beim Inselradio auf Mallorca. Das Heimweh ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Von Mallorca aus schrieb ich 19 Bewerbungen und hatte mir gesagt: Der erste der sich meldet, bei dem fängst du an. Dass es dann ausgerechnet der große WDR war, der mich haben wollte, hat mich überrascht und auch mächtig gefreut. Schwups - schon saß ich im Studio von WDR 4, dem hörerstärksten deutschen Radiosender. Viele Kollegen fragen mich auch heute noch, ob ich als Endzwanzigerin nicht Probleme mit der Musik und dem Programm hätte und lieber etwas Jüngeres machen wollte. Auch wenn ich privat andere Musik - von den 80ern bis zu den aktuellen Charts höre - habe ich da keine Berührungsängste. Seit April 2000 bin ich bei WDR 4 und nach den »Heimatklängen« nun im »Bistro« von 17.20 bis 20.00 Uhr zu hören. Ich hab’ da eine klasse Redakteurin und fühle mich als jüngste Moderatorin dort auch richtig wohl.

Da die freien Mitarbeiter wegen der Prognose nur eine Woche im Monat beim WDR arbeiten können, hast du dir ein zweites Standbein im Fernsehen gesucht...

Ich hatte eine Praktikumszusage von SAT.1 »17:30« in Dortmund bekommen und musste dort gleich am ersten Tag einen Beitrag zum Thema „Lächeln macht erfolgreich“ - was eigentlich auch mein Lebensmotto ist - machen und dazu NRW-Promis wie Sasha oder Wolfgang Clement „unter die Lupe nehmen“. Doch eigentlich wollte ich keine Beiträge machen, der Stress, auf Termine zu fahren, anschließend noch schneiden und texten zu müssen war mir zu groß. Bei einer anschließenden Mitarbeit beim regionalen Fernsehprojekt nrw.1 setzte man mich eines Tages vor die Kamera, als die Moderatorin krank wurde. Nach diesen ersten Schritten hinter und vor der Kamera war ich danach noch als freie Redakteurin bei SAT.1 »17:30« in Hannover gewesen. Zu dieser Zeit dachte ich mir: Ach, schick’ doch einfach dein Videoband mit deiner nrw.1-Moderation zu SAT.1 nach Berlin. Ob Schicksal, Zufall oder Glück - ich passte zum Team des SAT.1-Frühstücksfernsehens. Dort präsentiere ich seit November 2000 im Wechsel mit meinem charmanten Kollegen Martin Haas die Nachrichten. Das ging damals alles super schnell. Am Montag nach der Zusage war Sylvia Bommes schon auf dem Schirm. Zuvor hatten sie mir noch die Haare kräftig gekürzt. Am dritten Tag wurden schon die Autogrammkarten von mir gedruckt. Konnte ich damals gar nicht richtig fassen. Die wollte ich doch sonst nur von anderen haben...

Wie kommst du als fröhlicher, lebenslustiger Mensch mit den oft ernsten, tragischen und bitteren Nachrichtenmeldungen zurecht?

Für mich ist es ganz wichtig, dass ich mich selbst in die Arbeit einbringen kann. Als fröhlicher Mensch, der viel lacht, möchte ich das auch zeigen. Das muss aber nicht heißen, dass die Nachrichten nicht zu mir passen. Natürlich würde ich auch gern über „schönere“ Themen sprechen. Ein Magazin zum Beispiel wäre da nicht schlecht. Dort gibt es eine Mischung aus bunten und ernsten Themen. Das wäre genau das Richtige. Natürlich auch wegen der angenehmeren Anfangszeiten. Trotzdem, bevor die Frage kommt, ich habe noch nie verschlafen...

Gut zu wissen, damit wir unsere Nachrichten immer pünktlich bekommen, aber ein bisschen Lächeln ist dann doch drin, oder?

Wenn es passt immer und gerne. Zum Beispiel bei den Überleitungen zu den Kollegen vom Sport. Oder wenn die letzte Meldung eine ist, die sich mit Spaß verträgt. Beim Weltfrauentag hatten wir in diesem Jahr eine Meldung, dass eine Frau beim Einparken einen Laternenpfahl „umgesäbelt“ hat, der in ein Schaufenster fiel und auf diesem Pfahl ist sie dann in den Laden reingerutscht. Da hab ich dann gesagt „Meine Herren, lassen Sie Ihre Frauen heute doch auch mal einparken - es kann auch gut gehen“ und damit für Erheiterung im Studio und hoffentlich auch zu Hause gesorgt. Einmal haben sie mich im Studio auf einen Hometrainer gestellt. Der war wahrscheinlich extra schwer eingestellt, damit ich richtig schwitzen musste. Meine Bauchmuskeln quäle ich ja sonst durchs Lachen, die anderen im Fitness-Studio. 

Und auch beim Radio gibt es jede Menge schöne und lustige Sachen. An ein nettes Interview mit Hauser und Kienzle erinnere ich mich zum Beispiel noch gut. Oder daran, dass ich zu Lokalfunkzeiten am frühen Morgen aus dem Bett geklingelt wurde, weil der Nachrichtenmann keine Stimme mehr hatte und ich seinen Job übernehmen sollte. Kurz vorher fragte mich der Moderator, ob ich denn auch den Verkehr ausgedruckt und mitgebracht hätte. Da das meine erste Nachrichtensendung war, wusste ich nicht, dass das auch zu meinen Aufgaben gehört. Ich bin dann hin und her gerast, mit Schwung ins Studio, hab’ mich dabei am Mikrofonhebel festgehalten, bin weggerutscht und hingefallen. Das war natürlich der Brüller. Beim Inselradio auf Mallorca hat man Zeitparkplätze vorm Funkhaus, meine Uhr war abgelaufen und ich bin noch kurz vor den Nachrichten, die ich sprechen sollte, runtergerannt, um das Auto für die nächsten zwei Stunden umzuparken. Ich kam dann völlig abgehetzt zurück ins Studio und kriegte kein Wort raus. Die Nachrichten mussten dieses Mal ausfallen. 

Zwei Wochen Frühstücksfernsehen im Monat, eine Woche WDR 4 und eine freie zu Hause in Mönchengladbach, da bleibt immer noch ein bisschen Zeit für andere Dinge - du bist da zwar nicht auf den Hund, sondern auf die Kuh gekommen, stimmts Sylvia?

Oh ja, das hat aber nichts mit BSE zu tun oder so. Es geht ja nicht um die lebenden Viecher, sondern um deren Variante aus Plüsch. Der Kuh-Spleen bezieht sich also ausschließlich auf das - natürlich nicht echte - Fell. Für eine Radioparty hatte mir meine Mama vor einigen Jahren ein Kuhkostüm genäht und danach fing der Sammelwahn an - bis hin zu zwei Kuhhockern, die jetzt im Wohnzimmer stehen. Wenn ich mein Schlafbedürfnis gestillt habe, schnupper ich auch gern in der Gegend herum - ich liebe die frische Luft und mache deshalb oft Spaziergänge durch Parks, Städte und Felder. Und eine Liebe zum Shopping ist natürlich auch vorhanden, ich bin schließlich eine Frau. Aber ich liebe auch die Ruhe. Oft schnappe ich mir ein schönes Buch, kuschel mich in meinen Sessel, greife zur Wolldecke und lese und lese.

Aber das waren jetzt die rein freizeitlichen Sachen. Ansonsten arbeite ich auch gern anderweitig mit meiner Stimme, nicht nur beim Werbetexten, sondern auch bei der Vertonung von Trailern. Wenn mal Stars und Sternchen in der Gegend sind, stelle ich mich mit ihnen auf die Bühne und wir machen Programm. Mein Schwarm bisher: Sasha! Übrigens war ich auch mal Funkenmariechen im Karneval und hatte mich in Mönchengladbach bei einem Casting für eine Girlband beworben. Ich war dann ganz überrascht, dass ich von 78 Mädchen ausgewählt wurde, als ich aber die Vertragsbestimmungen las, war ich schon weniger begeistert und nahm dann davon schnell wieder Abstand. Auch an die Synchronisation hab’ ich mich ein bisschen rangetastet, nachdem ich vorher dafür gecastet wurde. Richtig schwierig war es, einen Saurier nachzuahmen. Da kam ich irgendwie nicht so gut mit klar.

Stefan Förster
Aus RADIOJournal 6/2002
 


Foto: © SAT.1 (Tölle)

»... Für mich ist es ganz wichtig, dass ich mich selbst in die Arbeit einbringen kann. Als fröhlicher Mensch, der viel lacht, möchte ich das auch zeigen. Das muss aber nicht heißen, dass die Nachrichten nicht zu mir passen. Natürlich würde ich auch gern über 'schönere' Themen sprechen. Ein Magazin zum Beispiel wäre da nicht schlecht. Dort gibt es eine Mischung aus bunten und ernsten Themen. Das wäre genau das Richtige...«



• Sylvia Bommes ist seit Anfang 2006 als neue Stimme am Mittag bei Radio Arabella in München zu hören. Die WDR 4- und frühere Fernsehmoderatorin zog es aus privaten Gründen nach München. Besonders freut Sylvia Bommes der enge Kontakt zu den Hörern. Als sie im April 2007 ihr erstes Kind erwartete, startete sie zuvor on air eine Namenssuche für den künftigen Jungen: "Es war eine ganz große Bandbreite von modernen, traditionellen oder ur-bayerischen Namen dabei. Das ging von Ludwig, Karl, Felix über Amadeus bis hin zu Gustl oder Valentin. Mal sehen, ob wir einen Hörervorschlag berücksichtigen."
(
RADIOJournal 3/2007)

www.radioarabella.de

www.sylvia-bommes.de