Interviews
mit Radioleuten und Radiomachern
Foto: Autogrammkarte
Der
Sonnenschein im Radio -
Gespräch mit Susi Brandt
Bevor der Friseurtermin naht darfst du mir jetzt mal ein bisschen über dich erzählen...
...was willst du denn hören?
Jedenfalls keine Gegenfragen... Eher den Klassiker, nämlich wie du zum Radio kamst - das war dir ja bestimmt nicht in die Wiege gelegt, oder?
Na ja, als ich 1975 in Magdeburg geboren wurde, war daran noch gar nicht zu denken und Privatradio gab es auch noch keins. Bis zur Schule war ich dann ein dickes, liebes Kind, das sich nicht bewegte und nicht sprach. Doch das änderte sich danach schnell. In der Schule rasteten die Lehrer in regelmäßigen Abständen aus und manche hörten gar wegen mir auf. Neben der Schule - die mich ja wie gesagt nicht auslastete - startete ich meine journalistische Karriere bei der Volksstimme, wo ich zum Beispiel „hochintellektuell“ - ich weiß, traut mir keiner zu... über Lesungen berichten durfte und beim Stadtmagazin Dates, wo dann natürlich die Partymetropole Magdeburg im Vordergrund stand...
...gute Voraussetzungen für radio SAW also...
...sah ich auch so und deswegen lauerte ich 1994 mit dem Abitur in der Tasche dem damaligen Redaktionsleiter Frank Kornath auf und brachte ihn binnen zehn Minuten dazu, mich als Praktikantin einzustellen. Er hat sich wahrscheinlich auch gedacht, anders wirst du die Quatschtante nicht los, also probierst du es mal. Dann ging es mir so wie allen Praktikanten, man ist Mädchen für alles und lernt auch jede Ecke im Sender kennen - und nicht nur die Kantine, wie böse Zungen immer wieder behaupten. Zunächst bin ich erstmal zwei Wochen durch Sachsen-Anhalt gedüst und durfte in ziemlich jedem Dorf den Leuten das Mikrofon für einen Programmaufsager unter die Nase halten. Dafür hatte ich hinterher bessere Ortskenntnisse als jeder Pfadfinder. Und dann hatte ich mich mit SAW angefreundet und der Sender wollte mich auch noch für ein Volontariat dabehalten. Das hieß dann noch mehr redaktionelle Arbeit, noch mehr Interviews und Beiträge, Kollegengespräche und so. Einen Nachrichtenbeitrag durfte ich sogar 14 Mal schreiben, bis alles saß. Das Publizistik- und Journalistikstudium, das ich immerhin mal theoretisch angestrebt hatte, war damit jedenfalls ganz gestorben. Dafür führte mich das Volontariat auch in die weite Welt, unter anderem zu taff bei ProSieben nach München und an die Akademie für Publizistik nach Hamburg.
Und irgendwann kam dann - mit schweißgebadeten Händen die erste Sendung - erinnerst du dich noch daran?
Klar, sowas vergisst man doch nicht. Ich hab‘ sogar den Aircheck noch zu Hause und ihn mir neulich noch mal angehört. Klingt natürlich grauenhaft, wenn man es sich heute wieder zu Gemüte führt. Zum Glück war die erste Sendung damals abends und es hörten nicht soviele zu. Es ging aber alles ziemlich glatt und Hörerbeschwerden gab’s auch keine.
Keine Beschwerden? Das sind ja geradezu paradiesische Zustände für den Anfang?
Ich sagte: Keine Beschwerden bei der ersten Sendung. Natürlich gab‘ es auch mal Ärger, dann aber vom Chef. Einmal habe ich in einer Nachtsendung mit der Nachrichtensprecherin einen Boxkampf initiiert und es geriet dann alles ziemlich aus den Fugen. Der Anschiss war kräftig... aber ich nenne keine Namen, gell Bernd!
Jedenfalls haben sich deine Qualitäten schnell bis Frankfurt rumgesprochen und du bist nun in einer Position, um die dich viele Kollegen beneiden - die relative Unabhängigkeit bei zwei Sendern zu arbeiten...
...eines Tages meldete sich tatsächlich die Programmdirektion von HIT RADIO FFH und fand meine Moderationen ganz frisch und peppig und wollte mich daher auch gerne dort als Moderatorin haben. Ich hab‘ gleich gesagt, im Idealfall mache ich zwei Wochen im Monat weiter in meiner Heimat bei SAW und die anderen zwei bei FFH in Mainhattan. Das ging dann von beiden Seiten klar und so bin ich nun seit Herbst 1997 jede Woche zwischen beiden Städten auf der Piste. Aber ich möchte diesen Spagat auch nicht missen. Jeder Sender hat seine Vorteile und die Unannehmlichkeiten braucht man dann ja auch nur einen halben Monat zu ertragen... Aber mal im Ernst, ich bin mit beiden Sendern wirklich zufrieden.
Wo sind die Unterschiede deiner Sendungen bei SAW und FFH? Was sind deren Besonderheiten?
Bei SAW moderiere ich neuerdings vier Stunden von 10.00 bis 14.00 Uhr. Dagegen kommen mir die drei Stunden »GO!« bei FFH von 13.00 bis 16.00 Uhr richtig kurz vor. FFH hat die interaktivere Sendung, die auch redaktionell noch vorbereitet wird. Hier steht die Hörerbeteiligung bei unterschiedlichsten Aktionen und Rubriken im Vordergrund. Es ist sozusagen eine bunte Wundertüte. Bei SAW spiele ich Musik und dazu gibt es Susi wie sie alle kennen. Flotte Sprüche, aufmunternde Moderation und etwas mehr Freiheiten, was auch mal die ein oder andere Bemerkung zum Thema Sex angeht, ich weiß auch nicht warum das immer wieder passiert. Gemeinsam haben beide Sendungen, dass sie mit nett verpackten Moderationen den Hörer mit Spaß bei der Arbeit, im Auto oder zu Hause kurzweilig unterhalten sollen.
Apropos unterhalten: Das tust du auch ganz gern vor richtig viel Publikum, oder?
Du meinst die Off-Air-Veranstaltungen. Bei SAW ist das die Hit-Arena und bei FFH die Hit-Tour, wo wir mit angesagten Musikstars im Gepäck durch die Gegend tingeln, um gemeinsam mit den Hörern einen netten Nachmittag oder Abend zu verbringen. Da hab‘ ich auch das große Glück, dass meine Co-Moderatoren gleichzeitig meine Lieblingskollegen sind - zumindest erzähl ich denen das immer, damit sie mit mir auf die Bühne kommen. Sowohl Maik „Scholle“ Scholkowsky bei SAW als auch Radionase Steffen Popp bei FFH sind die passenden Männer an meiner Seite. Privat ist das übrigens ein Profihandballer. Der Typ ist der Hammer! Unglaublich, unsterblich... ach nee das geht ja nicht... Jedenfalls kann ich so auch vor Publikum bei etwa 20 Veranstaltungen im Jahr meinem uneingeschränkten Mitteilungsbedürfnis genug Raum geben. Inbegriffen sind die Heimspiele des American Football-Vereins Frankfurt Galaxy, die ich mit Kollegen Popp auch für FFH begleite.
Wenn man deine Sendungen verfolgt, erfährt man allerhand: Wann deine Oma 77 wird, warum du noch nie auf Tupperpartys warst und welche CDs in deinem Auto rauf und runter laufen. Was wissen die Hörer eigentlich noch nicht?
Gute Frage. Ich finde schon, dass jeder Moderator seinen Hörern auch schon ein bisschen was über sich erzählen sollte, wir sitzen ja quasi zusammen in einem großen Wohnzimmer. Recht wenig erzählt hab‘ ich bisher über meine Hobbys. Ich reise gern in Länder, wo man Tauchen kann. Ich liebe die Stille da unten. Und für meine Balkonpflanzen bin ich Feuer und Flamme. Nicht vergessen darf ich auch meinen Wautzi, Hovawarthündin Asra, die ihren dicken Kopf wohl von mir hat, nur mit mehr Haaren... Nur eines weiß keiner: Warum ich immer wieder mal Susi Sonnenschein heiße. Zum Abschluss verrate ich’s doch noch. Irgendwann dachte ich mal, ich brauche einen Namen der im Gedächtnis haften bleibt. Und da bin ich über mein sonniges Gemüt auf Sonnenschein gekommen... und heiß ist ne Sonne ja wohl auch.
Stefan Förster
Aus RADIOJournal 12/2001