Interviews
mit Radioleuten und Radiomachern
»Ich bin glücklich
mit meiner Radiofamilie«
Sabine Beck über ihr Leben vor, nach und
bei r.s.2
Sie ist Berlins schönste Radiostimme und war auch schon Miss Berlin. Aber das ist nicht der Punkt, der bei einer leidenschaftlichen Radiofrau wie Sabine Beck zuerst erwähnt werden sollte. Vielmehr fasziniert die gebürtige Berlinerin durch Charme, Bodenständigkeit und ihre unverwechselbar angenehme Stimme. Mittlerweile ist Sabine Beck eines der Aushängeschilder von 94 3 r.s.2 und gehört zu den Symphatieträgern im regionalen Radiomarkt.
Sabine, anders als bei vielen deiner Kollegen führte dich der Weg nach dem Abitur nicht gleich zielstrebig ins Medienbusiness. Du nahmst eigentlich eher untypische Umwege auf dich...
Wie so oft im Leben ist auch hier so manches Mal der „Kollege Zufall“ am Werk gewesen. In der 11. Klasse war ich für ein Austauschjahr in Florida. Einmal dort, hab’ ich nicht nur perfekt Englisch und gut Französisch sprechen gelernt sondern auch gleich meinen Schulabschluss gemacht. Zurück in Deutschland kämpfte ich mich dann noch durch das hiesige Abitur. Das mit dem katholischen Gymnasium hat übrigens nichts weiter zu sagen. Es lag quasi um die Ecke und daher bin ich dort hingegangen. Nebenbei hatte sich die Gelegenheit zum Modeln und zur Arbeit als Promoterin ergeben.
Nach dem Abi sagte die Agentur dann zu mir, du könntest für einige Zeit nach Paris kommen und ich dachte mir, klar, was kann es Schöneres geben, eine Ausbildung kannst du immer noch machen. So kriegte ich dort auch den richtigen Einblick in dieses Business. Aber dann hab’ ich mir doch gesagt, wozu hast du dich denn eigentlich durch’s Abi gequält um schließlich wortlos auf dem Laufsteg zu landen. Hinzu kam, dass ich – unter uns gesagt – schon immer viel zu gern Schokolade gegessen hab’, um pingelig auf jedes Gramm zuviel achten zu wollen.
Schließlich bin ich über die Hostess-Agency von Viviane Günther dazu gekommen, Miss-Wahlen in Bayern zu moderieren. Darüber entstand auch der Kontakt zur Miss Germany Corporation und man hat mich dann überredet, da mal mitzumachen. So wurde ich Miss Berlin und ein paar Monate später Vize-Miss Germany. Aber richtig gefallen hat mir das nicht und ich war froh, als sich über Radio Gong Würzburg der Einstieg ins Radio vollzogen hat. Bei Bertel Bühring, der auch heute noch Programmleiter ist, fragte ich im Januar 1998 wegen eines einmonatigen Praktikums an – geworden ist nachher ein Jahr daraus. In dieser Zeit ging es bei mir mit learning by doing vorwärts. Auch ohne Volontariat und spezielle Sprecherziehung merkte ich recht schnell, was ging und was nicht. Beim Moderieren zum Beispiel am Sonntag von 8.00 bis 13.00 Uhr prägte sich meine Vorliebe für das Wochenende aus, die sich auch bei r.s.2 fortsetzt.
Gleichzeitig bist du aber auch abgehoben...
...Nicht ganz, eigentlich bin ich nur am Boden geblieben, aber ich weiß, worauf du hinaus willst. Ich hab’ mich mal als Stewardess versucht und wollte die Welt kennen lernen, bis ein Freund zu mir sagte, Sabine, du als „Saftschubse“, das geht doch gar nicht. Und da wurde mir klar, dass ich eigentlich doch wieder Radio machen wollte und zwar in meiner Heimatstadt Berlin. Als das klappte, war das Ding mit der Stewardess auch gegessen. Ich kann zwar heute noch evakuieren, wüsste aber nicht wen...
Erzähl’ mal, wie es dann in Berlin weiterging.
Schließlich kam ich 1999 zu 104.6 RTL und blieb dort ein Dreivierteljahr, mal kurz bei Arno Müller in der Morgencrew, mal als Vertretung für Juliane Rasche. Danach bin ich von einem kaum erwähnenswerten Abstecher zum neuen MDR JUMP, der bloß ganz kurz um den Sendestart herum war, abgesehen zu r.s.2 gekommen und dort bis heute geblieben. Das ist eine super Radiofamilie hier, bei der es mir richtig gut geht. Wenn ich zum Beispiel unseren Nachrichtenmann Jörg Trotzki auf dem Gang treffe, liegen wir sofort auf einer Wellenlänge. Regelmäßig moderiere ich ja am Wochenende, bin aber auch oft als Vertretung für Katrin Schifelbein in der Morningshow, den Vormittag oder den Abend von 19.00 bis 24.00 Uhr – früher ging die Schicht von 22.00 bis 2.00 Uhr zu hören. Gerade die Morningshow ist immer spannend, weil ich da auch noch dazulerne und mal andere, neue Seiten sehe. Das Wochenende hat den Vorteil, dass es dann sehr ruhig im Sender ist, andererseits sind die Tage unter der Woche sehr wichtig und spaßig, um den Kontakt auch zu denjenigen zu halten, die man sonst eher selten sieht.
Nicht nur deine Stimme war schließlich gefragt, sondern auch dein hübsches Gesicht für’s Fernsehen. Und dann bist du auch gleich noch auf Reisen gegangen traumhafter geht’s doch nicht, oder?
Vollkommen richtig. Eigentlich bin ich dazu auch gekommen wie die Jungfrau zum Kinde. Als ich bei der CeBit in Hannover eine Präsentation für Siemens moderiert hab’, sprach mich ein Kollege von Radio Gong München an, der gerade für n-tv auf der Suche nach einer Reisemoderatorin war. Ich sagte dann spontan zu, fuhr mittwochs von Hannover nach Berlin zurück und saß gleich am Wochenende schon im Flieger auf die Malediven. Das war natürlich eine traumhafte Zeit von 2000 bis 2001, weil ich als „Reisetante“ auf allen Kontinenten war in Australien ebenso wie in Asien und Nord- oder Südamerika. Ich liebe es, neue Kulturen und fremde Leute zu entdecken, freue mich dann aber auch wieder, zu Hause in Berlin zu sein. Im letzten Jahr hab’ ich ein paar Folgen »sonnenklar« auf Neun Live moderiert. Das Problem während der Fernsehzeit ist immer, dass das Radio dabei zu kurz kommt, aber man hat mir bei r.s.2 immer die Möglichkeit gegeben, mal mehr oder weniger zu senden und damit zeitlich flexibel zu bleiben.
Bist du eigentlich eher der Typ Moderator, der sich auf die Sendung vorbereitet oder der, der alles spontan macht?
Manche Kollegen machen ihre Witze, wenn ich drei Stunden vor der Sendung im Funkhaus auftauche, aber ich bin halt eine Perfektionistin und gehe lieber mit Vorbereitung in die Sendung, um dann auch mehr Zeit für die Hörer zu haben. Gerade am Wochenende rufen viele an, um zum Beispiel Veranstaltungstipps zu erfragen oder sich nach anderen Freizeitmöglichkeiten zu erkundigen. Da will ich dann auch die nötige Zeit zum Antworten haben, ohne mich zu sehr auf die anderen Bestandteile der Sendung konzentrieren zu müssen. Schließlich ist Radio eigentlich ein Dienstleistungsmedium und wir Moderatoren sollten auch im besten Sinne Dienstleister sein.
Bleiben noch die Bereiche „Freizeit“ und „schönste Radioerlebnisse“. Wie sieht’s denn da aus?
In der Freizeit hält mich mein Labrador auf Trab, mit dem ich gerne zur Entspannung durch den Grunewald laufe. Tiere mag ich überhaupt, am liebsten würde ich mir ein Chamäleon halten, aber das ist natürlich Quatsch, denn solche Tiere haben in der Wohnung nichts zu suchen. Was ich manchmal bedauere, ist die Zeit, die mir zum Lesen fehlt. Dafür bin ich dann sportlich beim Volley- oder Basketball oder auf Rollerblades unterwegs. Im Augenblick arbeitete ich mich gerade ein bisschen in die Thematik „Yoga“ ein.
Was die schönsten Erlebnisse betrifft es gibt sicher viele Dinge, die einfach in Vergessenheit geraten und andere an die man sich umso besser erinnern kann. Natürlich ist wohl jedem Moderator die erste Sendung noch genau in Erinnerung, bei mir war da das Herz auch lauter als ich. Und dann mag ich es, bei Gewinnspielen diesen Moment des Glücks immer ein bisschen aus den Leuten rauszukitzeln, Emotionen zu transportieren. In der Zeit bei 104.6 RTL sollte ich bei Nick Maloney in der Show mal Boyzone interviewen. Ich war von Ronan Keating und den anderen Jungs so fasziniert, dass es geschlagene sieben Minuten geworden sind, die live on air gingen. Das hat dann letztendlich schon keinen mehr interessiert und entsprechend gab es dazu einige kritische Anmerkungen.
Neulich hab’ ich bei r.s.2 unsere Rubrik »Berlin erleben« falsch produziert, jedenfalls blieb die schon gesendete Vorstunde noch in der Spur hängen und beim Abspielen bekamen die Hörer dann einen Kauderwelsch beider Folgen übereinander zu hören. Aber das wollen die Hörer ja auch haben, oder? Dass sie mal über ein paar Pannen oder Versprecher lachen können und nicht alles so steril rüberkommt. Irgendeinen schönen Versprecher habe ich in jeder Sendung drin, da kann ich drauf warten. Die Hörer denken dann wahrscheinlich, ich habe schon einen Schnaps getrunken, aber es passiert auch so.
Stefan Förster
Aus RADIOJournal 10/2002