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Die jüngste Stimme bei hr4 - Katja Strippel über eigene Hörspiele, Nachrichtenerlebnisse und Radioanekdoten

Wer Katja Strippel bei den BLR-Nachrichten hörte, horchte auf: Da war eine Stimme, die den Themen Melodie gab, Meldungen nicht nur monoton vorlas. Aber hinter der Stimme steckte auch eine Redakteurin, die druckreif formulieren konnte und dennoch verständlich blieb und auf den Punkt kam. Wer Katja Strippel heute bei hr4 hört, ist gleich bleibend beeindruckt. Mit angenehmer Stimme und einer Moderation, die das sprichwörtliche Kino im Kopf entstehen lässt, ist sie in all ihren Sendeschienen eine sympathische Tagesbegleiterin. Und außerdem ein Beweis dafür, dass auch eine 29-Jährige bei einem Melodieformat für die ältere Zielgruppe genau richtig ist. Grund genug also, mehr über sie zu erfahren.

Katja, meistens reichen die ersten Moderationserfahrungen ja bis in die früheste Kindheit zurück. Das war bei dir doch sicher nicht anders, oder?

Das stimmt. Ich war meiner Zeit wohl immer ein bisschen voraus: Mit fünf Jahren konnte ich lesen, mit sieben habe ich meine erste Erzählung geschrieben und mit neun schon meine „Memoiren“ verfasst, die tatsächlich „Mein Leben“ hießen… Als ich klein war, habe ich beim Spielen schon eigene Hörspiele mit meinem Fisher-Price-Rekorder aufgenommen. Es ist so witzig, sie heute wieder anzuhören. Und auch als Moderatorin habe ich mich schon früh geübt: Mit meinen Brüdern habe ich unseren Hof in eine Zirkusmanege verwandelt - die beiden haben Kunststücke auf dem Fahrrad vorgeführt, haben selbstkomponierte Lieder zum besten gegeben und ich habe das ganze für die Nachbarschaft kommentiert... Irgendwie ist mein heutiger Beruf eine Symbiose aus der Arbeit meines Vaters als Journalist und meines Opas als Pfarrer.

Demnach haben sich deine Anlagen für Journalismus und die Schauspielerei schon früh entwickelt. Was lag dir davon denn mehr?

Eigentlich wollte ich Schauspielerin werden. Ein Kinder- und Jugendtraum. Ich habe in unserer Schultheater-AG mitgespielt und stand jahrelang bei der Freilichtbühne in Twiste auf der Bühne. Das beeinflusste auch meine Entscheidung, Theaterwissenschaft im Hauptfach zu studieren - das erste Jahr in Bayreuth, dann in München. In den Semesterferien standen Praktika in verschiedenen Medien an. So war ich in meiner Heimatstadt Bad Arolsen bei der Waldeckischen Landeszeitung. Hier wurde ich sehr genau beobachtet, da mein Papa - der mich immer gewarnt hatte, in den Journalismus zu gehen - Lokalchef in der Zentralredaktion in Korbach war und mir natürlich niemand etwas durchgehen lassen wollte. Meine Bücher fürs Studium habe ich mir später mit Artikeln für die Süddeutsche Zeitung finanziert.

Meine ersten Radioerfahrungen sammelte ich vor sechs Jahren bei hr4 - im damaligen Regionalstudio Kassel, das Barbara Liese geleitet hat. Zu meiner großen Überraschung wurde ich bereits am zweiten Tag mit dem Mikro losgeschickt, um einen richtigen Beitrag zu machen. Beim Fernsehen habe ich danach zwei Extreme kennengelernt: Die Rundschau beim BR und das Boulevardmagazin SAM bei ProSieben. Da hatte ich mein Herz aber schon längst ans Radio verloren. Zur nachrichtenintensiven Zeit bei den Anschlägen am 11. September 2001 war ich Hospitantin bei ANTENNE BAYERN. Da ist der Moderationstrainer Uwe Hackbarth auf mich aufmerksam geworden und hat mich sehr gefördert. Danach habe ich noch bei Axel Wostry vom Bayerischen Rundfunk und bei Michael Rossiè privat Sprechunterricht genommen. Nach meinem Studienabschluss im Juli 2002 - meine Magisterarbeit habe ich übrigens über einen Schauspieler geschrieben: Thomas Holtzmann vom Münchner Residenztheater - ging es nahtlos mit einem Praktikum und einem zweijährigen Volontariat bei der BLR in München weiter.

Das ist ja eine beeindruckende Vielseitigkeit in wenigen Jahren. Was hat dich an den Hörfunk-Nachrichten gereizt?

Für die Nachrichten war ich zunächst gar nicht vorgesehen. Die BLR stellt ja auch Mantelprogramme für die bayerischen Lokalsender her, die ich zunächst moderieren durfte. Durch Vakanzen bin ich dann in die Nachrichten gerutscht und habe hier viel für mich mitgenommen. Man muss schnell sein, um aktuell zu bleiben, aber das darf auch nicht zu Lasten der Gründlichkeit gehen. Außerdem habe ich immer viel Wert darauf gelegt, nicht jede Stunde haargenau dieselben Meldungen vorzulesen, sondern umzuformulieren und zu ergänzen.

Bei soviel Nachrichten gibt es doch bestimmt auch schöne Versprecher?

Davon hatte ich wirklich einige, aber ich habe mich immer schnell korrigiert. Beim Fußball sprach ich mal von „Hertha BSE“. Für diesen Begriff wurde ein Journalist später ausgezeichnet, aber eigentlich bin ich die geistige Mutter… Ich habe oft nachts gearbeitet und da forderte die Müdigkeit schnell ihren Tribut - so ist mir mal „3 Minuten und 3 Uhr“ herausgerutscht und bei zwei Meldungen, in denen es um ein Busunglück und US-Präsident Bush ging, sprach ich vom „Bushunglück“ und „US-Präsident Bus“.

Wie bist du dann wieder nach Kassel zu hr4 gekommen?

Bei hr4 war das zunächst eine Initiativbewerbung als Redakteurin, meine Bewerbungs-CD beinhaltete daher auch vor allem Nachrichten und Beiträge aus der BLR-Zeit. Ich wurde jedoch gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, zu moderieren und bin dann durch ein richtiges Casting gegangen. Genau an meinem 28. Geburtstag kam schließlich die Zusage von hr4. Obwohl ich mich wirklich gefreut habe, war ich zunächst noch unschlüssig, weil mein Lebensmittelpunkt ja eigentlich München war. Aber ich habe mich dann doch für Kassel entschieden. Die Chance konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen.

Wenn ich jetzt bei hr4 arbeite, wohne ich wieder in Bad Arolsen und pendele. Kaum zu glauben, aber ich bin jetzt schneller bei der Arbeit als früher in München, wo ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln quer durch die Stadt fahren musste. Für mich ist es schön zu sehen, dass ich mittlerweile gut in die Moderation rein gewachsen bin. Ich dachte früher immer, dass ich eher eine Nachrichtentante bin. Aber meine Grundeinstellung bei den Nachrichten - einfache, verständliche Sätze, die Meldungen nicht einfach nur runterleiern - gilt natürlich auch für die Moderation. Und Starinterviews, Boulevard-Themen, Klatsch und Tratsch, kleine nette Geschichten für zwischendurch, machen mir wirklich Spaß.

Wie intensiv bereitest du deine Sendungen vor?

Ich bin eine Last-Minute-Arbeiterin, unter Zeitdruck arbeite ich am Besten. Meine 120 Seiten Magisterarbeit habe ich erst in den letzten drei Wochen geschrieben. Und meine Anmoderationen mache ich erst zwei bis drei Stunden vorher fertig. Ein Überbleibsel aus meiner Zeit als Nachrichtenfrau ist, dass ich auch während der Sendung immer den Nachrichtenticker im Auge habe. Wenn es passt, nehme ich manchmal schnell noch eine Eilmeldung rein...

Wie ist die Resonanz auf deine Arbeit bei hr4?

Die ist wunderbar. In meinem Heimatstädtchen Bad Arolsen und Umgebung bin ich sowas wie der Star der Provinz. Es gibt Autogrammanfragen, ich werde beim Einkaufen angesprochen und - woran ich mich erst noch gewöhnen muss - beim Metzger bevorzugt bedient. Eines der lustigsten Komplimente hat mir mal eine Landwirtin gemacht, die meinte, wenn ich morgens beim Melken im Stall zu hören bin, dann geben ihre Kühe mehr Milch.

Stefan Förster
Aus RADIOJournal 11/2006 

»... Als ich klein war, habe ich beim Spielen schon eigene Hörspiele mit meinem Fisher-Price-Rekorder aufgenommen. Es ist so witzig, sie heute wieder anzuhören. Und auch als Moderatorin habe ich mich schon früh geübt: Mit meinen Brüdern habe ich unseren Hof in eine Zirkusmanege verwandelt - die beiden haben Kunststücke auf dem Fahrrad vorgeführt, haben selbstkomponierte Lieder zum besten gegeben und ich habe das ganze für die Nachbarschaft kommentiert ... Irgendwie ist mein heutiger Beruf eine Symbiose aus der Arbeit meines Vaters als Journalist und meines Opas als Pfarrer...«


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• Katja Strippel arbeitet heute als Nachrichtenredakteurin beim Bayerischen Rundfunk. Als BR-Reporterin ist sie für »KLARO Nachrichten für Kinder« unterwegs. KLARO kann auch
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