Interviews
mit Radioleuten und Radiomachern
Frau Winter, wie sind sie damals zum Radio gekommen? Waren Sie schon als Kind und Jugendliche ein Radio- und Fernsehfan oder war der erste Kontakt eher Zufälliger Natur?
Nach der Schule und mittleren Reife wusste ich nicht so wirklich, was ich machen soll. Den Beruf der Schauspielerin fand ich ganz cool - meine Eltern fanden diese Idee für mich jedoch nicht wirklich geeignet, da sie diese berufliche Zielsetzung als zu unsicher empfanden. Also nahm ich erst einmal eine kreative Auszeit, bis ich eines Tages ein Promo bei Hitradio N1 [Kultradio in Nürnberg, d.Verf.] hörte, bei dem Moderations-Talente gesucht wurden. Ich setzte mich sofort in ein Tonstudio eines Freundes und nahm meinen Lebenslauf auf Tonband auf. Das war’s! Der Weg gen Rundfunklaufbahn war eingeschlagen.
Wie würden Sie selbst Ihre Moderatorinnenperson beschreiben? Sehen Sie sich eher als Entertainerin oder als „knallharte Journalistin”?
Ich sehe mich nicht als Journalistin, weil ich hierfür gar nicht das nötige Hintergrundwissen habe. Eigentlich bin ich eine Verkäuferin, die derzeit das Produkt Fernsehen verkauft, sei es »Blitz« am Samstag und Sonntag oder das audiovisuelle Frühstück werktags bei SAT.1.
Schon zu Radiozeiten waren Sie früh auf den Beinen und am Mikrofon. Ist dieser „Morningshow-Lebensrhythmus” Ihre wahre Berufung oder wachen Sie manchmal schweißgebadet auf und träumen von einer stetigen Abendsendung?
Das mit dem frühen Aufstehen geht schon in Ordnung. Zwar hasse ich meinen Job, wenn um 3.00 Uhr der Wecker klingelt, aber ich habe ja nur 14 Tage Dienst und dann wieder 14 Tage frei. Da lässt sich das schon ganz gut ertragen.
Die längste Zeit Ihres Medienschaffens liegt örtlich in Nürnberg. Was verbindet Sie noch mit der „fränkischen Metropole” und dem dortigen Rundfunk?
Nürnberg wird immer mein Zuhause bleiben. Und Hitradio N1 wird immer „mein Baby“ bleiben. Ich habe dort die schönste Zeit meines Lebens verbracht, doch irgendwann muss man lernen loszulassen. Man kann die Vergangenheit nicht zurückholen, doch ein bisschen Wehmut gönne ich mir hin und wieder...
Worin liegt für Sie der spezielle Reiz bei der Morgen-Moderation in TV und im Radio?
Gerade der Anfang des Tages ist ein ganz besonderer, ein sehr intimer Moment. Denn für viele Menschen bin ich der erste Mensch, den sie am Morgen hören oder sehen. Da braucht man eine Menge Feingefühl, um diese Person möglichst gutgelaunt in den Tag zu begleiten.
Haben Sie Moderatoren/-innen als Vorbilder bzw. wer hat Sie früh im Nürnberger Rundfunk besonders inspiriert/gefördert?
Der Mensch, dem ich beruflich am meisten zu verdanken habe, ist Stefan Meixner. Er hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Von ihm habe ich Disziplin, Kreativität und Humor gelernt. Wir hatten eine unheimlich tolle, aber manchmal natürlich auch extrem harte Zeit. Jeder Tritt in den Hintern ist ein Schritt nach vorne!
Welches war die lustigste Panne, die Sie je erlebt haben?
Sorry, das ist für mich kaum zu beantworten. Im »SAT.1 Frühstücksfernsehen« vergeht einfach kein Tag, an dem ich nicht glaube, gleich zu platzen, weil ich mich vor lauter Lachen nicht mehr halten kann.
Urs König
Aus RADIOJournal 11/2001