Interviews
mit Radioleuten und Radiomachern
Die nächste Generation bei SWR3 -
Daniela Hilpp moderiert mit Leidenschaft, Kreativität und Wortwitz
Am Formatradio - egal ob öffentlich-rechtlich oder privat - scheiden
sich die Geister. Die einen sehen darin längst den Untergang des
Abendlandes, die anderen erkennen an, dass die Hörgewohnheiten heute
eben nicht mehr dieselben wie vor dreißig Jahren sind und man in der
digitalen Welt zeitgemäße Wege gehen muss, um die Menschen nicht an
den mp3-Player oder das Internet zu verlieren. Dass SWR3 mit über
1,1 Millionen Hörern in der Durchschnittsstunde Deutschlands
erfolgreichster ARD-Radiosender ist, zeigt, wie Radio auch heute
noch attraktiv für breite Zielgruppen sein kann. Neben der Kompetenz
für Musik und Service sind die Moderatoren tragende Säulen der
Popwelle aus Baden-Baden.
Seit einiger Zeit erobert sich die nächste Generation ihren Platz am
SWR3-Mikrofon. Dazu gehört Daniela Hilpp, die nachmittags von 14.00
bis 16.00 Uhr die interaktive Sendung »PopUp« moderiert oder auch am
Wochenende zu hören ist. Obwohl moderieren eigentlich nur
unzureichend beschreibt, was Daniela macht: Sie präsentiert eine
Radioshow, die unterhaltsam, informativ, kreativ und humorvoll
zugleich ist. Dabei wird Daniela Hilpps große Stärke sichtbar - sie
kann mit Menschen gut umgehen und stellt die Fragen, die auch die
Hörer im Kopf haben. Dabei ist sie authentisch und bodenständig. Ihr
Humor ist hintergründig und pointiert aber nie verletzend. Sie ist
ohne Zweifel ein Radiotalent. Grund genug also, sich mit Daniela
Hilpp in ihrer Heimatstadt Karlsruhe zu verabreden und einen Abend
lang über ihr Leben zu plaudern. Ein Leben, in dem das Radio einen
großen Platz einnimmt, das daneben aber auch noch Raum für andere
Leidenschaften wie Fußball und Reisen lässt.
Berufswunsch stand mit 13 fest
Als sie dreizehn war, wusste Daniela schon genau was sie wollte:
Radiomoderatorin werden! Diesen Berufswunsch notierte sie jedenfalls
in ihrem Tagebuch, nachdem Lehrerin und Tierärztin bei Daniela an
Attraktivität verloren hatten. Mit dem Radiovirus war sie da schon
längst infiziert. „Seit meiner Kindheit habe ich quer durch die
Frequenzen Radio gehört. Ich weiß noch genau, wie ich samstags, wenn
wir bei der Oma zu Besuch waren, dort mit dem Kassettenrekorder im
Flur saß und meine Lieblingslieder aufnahm.“ Dass sie nicht nur gut
zuhören sondern auch schnell reagieren konnte, bewies die junge
Daniela bei zahlreichen Gewinnspielen. „Ich habe überall mitgemacht
und alle zwei Wochen kam ein Päckchen mit den Präsenten nach Hause,
zum Beispiel von hr3, Antenne 1, RPR.1 oder Radio Regenbogen.“
Als einmal ein besonderes Überraschungspäckchen eintraf, war Daniela
Hilpp komplett aus dem Häuschen. „Das war mein emotionalster Gewinn.
Ich war 16 und bekam Karten für das DFB-Pokalfinale in Berlin, wo
der Karlsruher SC gegen den 1. FC Kaiserslautern spielte. Mein KSC
hat 0:1 verloren und ich habe bitter geweint. Aber nach Berlin
fahren zu können war klasse. Als das Päckchen kam, lief ich so laut
schreiend die Treppe zur Terrasse hoch, dass mein Vater schon
dachte, mir wäre etwas passiert.“
Auch das ein oder andere Konzert konnte Daniela dank ihrer
Dauerteilnahme bei Radiogewinnspielen besuchen. Überhaupt, sie hing
den Moderatoren an den Lippen, genoss den Spannungseffekt bei Talks
und Gewinnspielen, hörte Livekonzerte. Bei Familienfeiern blieb ihr
Platz meist leer, Daniela saß dann im Auto, um die Charts oder
Konzertmitschnitte zu hören. Für sie, die auf dem Dorf aufwuchs,
waren auch spätere Jobs als Messehostess, Promoterin oder als Model
das Tor zur großen, weiten Welt und ein gutes Training für das
Selbstbewusstsein. „Damals habe ich im Prinzip schon Bühnenpräsenz
gelernt, denn auch Modenschauen haben ihre Choreografie und es war
cool, mit jungen Leuten zusammen zu sein“, blickt Daniela Hilpp
zurück.
Der Weg zum Radio war für die begeisterte Hörerin dennoch keineswegs
ein Selbstläufer. „Ich hatte keine Schul- oder
Krankenhausradioerfahrung und brachte somit keine Vorkenntnisse mit.
Obwohl es meine Eltern, denen der Berufswunsch ‚Radiomoderatorin‘
natürlich ziemlich exotisch vorkam, lieber gesehen hätten, wenn ich
erstmal eine bodenständigere Ausbildung gemacht hätte, verfolgte ich
das Ziel jedoch konsequent weiter. Im letzten Schuljahr überlegte
ich mir, wie stellst du es am besten an. In meinem Umfeld gab es
schließlich niemanden, der mir sagen konnte, wie man
Radiomoderatorin wird.“
Praktika und vielfältige Erfahrungen
Nach dem Abitur mit einem passablen 2,2er Schnitt hätte Daniela für
ein angedachtes Studium der Journalistik und
Kommunikationswissenschaften dennoch ein Wartesemester überbrücken
müssen. Deshalb verschickte die engagierte junge Frau erstmal
Bewerbungen für ein Praktikum, woraufhin sie eine Zusage bei einer
Konzertagentur in Mannheim erhielt, bei der Daniela Hilpp dann
dreieinhalb Monate blieb. Bei ihrem nächsten Praktikum kam die
Oberderdingenerin, die mit Anfang Zwanzig nach Karlsruhe zog, wo sie
noch heute lebt, ihrem Traumberuf beim Radio schon deutlich näher.
Daniela ging zu sunshine live in Mannheim, wo Programmdirektor
Jürgen Wiesbeck sie bereits nach einigen Wochen zur Teilnahme an
einem Moderatorencasting überredete. „Ich dachte mir in dem Moment,
oh, die Welt steht still, schließlich hatte ich noch nie ein Mikro
in der Hand und konnte nicht einschätzen, ob ich Radio wirklich
kann.“
Beim Casting stand Daniela dann im Studio und hatte einen Zettel mit
vier verschiedenen Aufgaben, die von der Präsentation einer
Nachrichtenmeldung bis zur Moderation eines bunten Themas reichten.
„Ich dachte, dass ich jedes Thema so oft bearbeiten kann, bis es
wirklich sitzt und habe jeweils sechs, sieben Mal angesetzt und mich
in der halben Stunde um Kopf und Kragen geredet.“ Dachte sie
jedenfalls. Doch Jürgen Wiesbeck wollte Moderatoren, die anders
klingen und zugleich noch formbar für das Format von sunshine live
waren. „Wir haben uns das angehört, da kann man was draus machen“
waren seine Worte - zur totalen Verblüffung von Daniela, die so
ihrem Traumberuf ein großes Stück näher kam. Zunächst hatte sie
jedoch eine ganze Menge zu lernen. „Ich musste erstmal Hoch-deutsch
sprechen üben, hatte ich doch von zu Hause noch den typisch
badischen Singsang drauf. Als ich dann ab und zu den Vormittag
moderieren sollte, war ich völlig geschockt, weil ich noch gar nicht
wusste, was mich genau erwartet. Auch die Musik bei sunshine live,
immerhin ein Aushängeschild des Senders, bereitete mir am Anfang
Probleme. Ich konnte Trance, Techno, Electro und House einfach nicht
unterscheiden.“
Daniela ließ sich viele Tipps geben, fragte nach, zeigte Interesse
und fand ihren eigenen Moderationsstil. „Ich merkte schnell, dass
man den Schreibstil von Meldungen nicht auf das Sprechen übertragen
kann, denn so wie man schreibt, würde man nie reden. Das Beispiel,
so zu sprechen wie mit der besten Freundin beim Telefonat, leuchtete
mir ein und ich versuchte, das Schreiben der Moderationen darauf
anzupassen.“ So ganz zufrieden war sie anfangs noch nicht mit sich.
„Zuerst war ich die Floskel-Königin“, lacht Daniela, „bei mir gab es
viele blumige Formulierungen à la ‚unter einen Hut kriegen‘. Ich
musste mich entwickeln und wurde dann Stück für Stück besser.“ Zum
Glück hatte sich Daniela Hilpp mit ihren Chefs auf ein Volontariat
verständigen können, das ihr das nötige Rüstzeug mit auf den Weg
gab. Am Ende war sie fast vier Jahre bei sunshine live dabei. „Das
Mikrofon wurde mein Freund und das Verhältnis zum Moderieren an sich
ging in Zuneigung über“, bringt Daniela das erfreuliche Ergebnis
ihrer ersten Station beim Radio auf den Punkt.
Während ihres Praktiums bei sunshine live sammelte sie auch erste
Fernseherfahrungen. Bei B.TV war sie Co-Moderatorin der
vierstündigen Livesendung »Bernie & Co.«, die aus Musikclips und
Interaktion mit den Zuschauern bestand. Hier lernte sie spontanes
und schnelles Reagieren. Auch wenn Daniela „nie zum Radio wollte, um
dann beim Fernsehen zu landen“, sollte dennoch nicht unerwähnt
bleiben, dass sie als Fernsehhostess auch die Pokale bei der
Preisverleihung zum „Sportler des Jahres“ überreichte und später
kurzzeitig Mitglied im Rateteam von »Sag die Wahrheit« beim SWR
Fernsehen war.
Morningshow in Stuttgart
Da man Daniela Hilpp bei sunshine live keine Festanstellung anbieten
konnte, arbeitete sie zunächst dort die möglichen drei Wochen im
Monat weiter und streckte gleichzeitig ihre Fühler zu Energy aus,
das damals noch in Waiblingen in einem Gewerbegebiet zu finden war.
Dort moderierte Daniela dann auch am Wochenende und bald zwei Wochen
im Monat. Bei sunshine live war sie vor allem nachts von Mitternacht
bis sechs Uhr morgens zu hören. Ihre Pendelei zwischen den Welten
eines auf elektronische Musik spezialisierten Senders und eines
Chartprogramms brachte für Daniela eine straffe Organisation des
Tagesablaufs mit sich und schließlich viel Zeit zum Radiohören,
während sie auf der A8 unterwegs war. „Mir wurde dabei bewusst, dass
ich keinesfalls eine Vorlesemaschine werden möchte, davon gab es
schon zuviele. Daher habe ich immer versucht, auch etwas von mir ins
Radio zu bringen und dabei persönlich zu sein.“
Die Arbeit bei Energy war für Daniela „eine der härtesten
Lernphasen“ ihres Radiolebens - „du musst einfach machen, es fragt
dich ja auch keiner“. Für ihre fünfstündigen Sendungen war sie
komplett allein verantwortlich und musste schnell lernen, diese
neben drei verkauften Sendeplätzen selbstständig mit Inhalten zu
füllen. „Vor jeder Sendung habe ich im Internet gesurft, Agenturen
durchgeguckt und auf ein leeres Blatt geschrieben, was mir als Ideen
für die Sendung in den Kopf kam. Seitdem habe ich noch mehr Respekt
davor, wieviel Zeit eine ordentliche Vorbereitung in Anspruch
nimmt.“ Eines Tages musste sich Daniela endgültig zwischen Mannheim
und Stuttgart entscheiden. Ihr wurde die Moderation der
Energy-Morningshow angeboten. „Ich hab‘ am Telefon gesagt, ich würde
es gern machen, aber nicht, wenn ich dabei die Wetterfee sein muss.
Ein Sidekick mit vorgeschriebenen Rollen - das bin ich einfach
nicht.“
Als man ihr versicherte, sie könne gemeinsam mit Jens Zielinski, der
zugleich die Programmverantwortung inne hatte, auf Augenhöhe am
Morgen agieren, entschied Daniela, sich auf das Wagnis einzulassen.
Dennoch war der Abschied bei sunshine live alles andere als einfach.
„Ich hab‘ sehr geweint und die letzte Sendung ist mir extrem schwer
gefallen. Schließlich war ein Stück meiner Jugend dabei und ich bin
bis heute dankbar für die dort gemachten Erfahrungen und dass man
mich ziehen ließ.“
Da der frühe Dienstbeginn für die Morningshow auf Dauer keine
Pendelei zwischen Karlsruhe und Stuttgart zuließ, löste Daniela
Hilpp schweren Herzens ihre Wohnung in Karlsruhe - die erste eigene!
- auf und siedelte sich in Obertürkheim an, nur zehn Minuten von den
Energy-Studios entfernt. »Die Morning Live«-Show hatte damals eine
Besonderheit. Gesendet wurde deutschlandweit bei fast allen Energy-Stationen
unter diesem Label. „Wir hatten zwar eigene regionale Inhalte, die
Besuche von Stars, Aktionen oder Parties wurden aber gemeinsam
koordiniert“, erinnert sich Daniela. „Besonders toll war ein
verlängertes Wochenende auf Ibiza, wo die Moderatoren der
beteiligten Sender gemeinsam vor den mitgeflogenen Hörern aus allen
Teilen Deutschlands am Strand moderierten. Ein schönes Erlebnis
hatte ich auch mit der Teilnahme an den Energy Music Awards in
Cannes. Außerdem fuhren wir auch mal mit einem Bus voller Hörer von
Stuttgart nach Hamburg zu ‘Energy in the Park’, dem großen
Open-Air-Konzert. Damals war ich beeindruckt, ein Teil dieser großen
Radiofamilie zu sein und dachte mir, wow, für diese coolen Sachen
bekommst du auch noch Geld.“
Die Crux bei der Stuttgarter Morningshow war für Daniela freilich
die gemeinsame Moderation mit ihrem Programmchef. „Mir war klar, das
kann nur funktionieren, wenn ich die Dinge auch so ansprechen kann,
dass wir gleichberechtigt rüberkommen und nicht nach dem
Mäuschen-Prinzip arbeiten. Ich kann verbal austeilen, aber auch gut
einstecken. Wir haben viel abgesprochen, aber auch spontan
interagiert. Es war ein gemeinsames Projekt von uns, wo es kein Hype
um die eigene Person gab sondern das Programm im Vordergrund stand.
Eine Reihe netter Mails bestätigten mir, dass wir das ganz gut
hinbekommen haben.“ Die letzten vier Monate ihrer Energy-Zeit
moderierte Daniela Hilpp, nach dem Weggang von Jens Zielinski, die
Morningshow allein. Auch das war eine ganz neue Erfahrung für sie.
Wechsel zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Nach sieben Jahren bei Privatsendern fand es Daniela an der Zeit,
mal die andere Seite des Radiomarktes kennen zu lernen. „Ich hatte
zu jeder Tageszeit moderiert und die vielfältigsten Erfahrungen
sammeln können. Es hat viel Spaß gemacht, aber was sollte noch
kommen? Da erschien es mir mit 26 Jahren angebracht, mal das
öffentlich-rechtliche Umfeld auszuprobieren.“ So fing Daniela im
März 2007 im beschaulichen Baden-Baden bei der SWR-Jugendwelle
DASDING unter der Leitung von Wolfgang Gushurst an. „Die Redaktion
war in einem Großraumbüro und wenn man ins Studio wollte, musste man
zwei Minuten durch das Haus laufen. Das war schon eine andere
Dimension als bei den Privatsendern.“
Daniela reizte die deutlich journalistischere Arbeitsweise und die
Möglichkeit des weltweiten Agierens, etwa wenn auf das
ARD-Korrespondentennetz zurückgegriffen werden konnte. Das erste
halbe Jahr arbeite sie als Tagesproducerin, recherchierte Themen,
machte Beiträge und konnte so die DASDING-Philosophie gut kennen
lernen. Danach war die immer noch leidenschaftliche Moderatorin nach
dem Rotationsprinzip im Tagesprogramm zu hören.
„Der deutlichste Unterschied zu den Privatsendern war die große
Redaktion, die im Hintergrund zur Verfügung steht. Hier werden die
Themen ausgewählt und besprochen und als Moderator steht man dann
vor allem für die Umsetzung. So wird einem viel Arbeit abgenommen
und man kann die Themen auf dem eigenen Präsentationsstil anpassen.
Was nicht verwendet werden kann ist oft auch nicht verloren sondern
kann zu passender Zeit und wenn es keine wirklich zündenden Ideen
gibt noch genutzt werden.“
Weil Daniela immer offen für spontane Veränderungen ist, musste sie
auch niemand überreden, als sie erneut für die Moderation der
Morningshow angefragt wurde. „Ich moderierte vier Wochen am Stück
mit zwei männlichen Partnern, die Woche um Woche wechselten. Hier
bestand die Herausforderung darin, sich immer aufs Neue auf seinen
Co-Moderator einzustellen. Dank der großen Redaktion konnten wir am
Morgen aber auch sehr aktuell sein. Wenn Eilmeldungen kamen, gingen
wir damit gleich auf den Sender. Die grobe Struktur unserer
Morningshow stand am Vortag, denn bei einer Sendung, die von 6.00
bis 10.00 Uhr dauert, kann man früh nicht mehr soviel vorbereiten.
Ich war dennoch immer gegen halb Fünf im Funkhaus, habe geschaut,
was aus Aktualitäts-gründen neu hinein muss und was entfallen kann.
Wir hatten auch viele call ins im Programm und eine rege Beteiligung
übers Internet. Zudem gab es feste Rubriken, wir hatten Reporter
draußen und Comedy im Programm, auch mal einen Talk mit einem
Psychologen. Wir waren ständig im Ausprobiermodus“, erinnert sich
Daniela Hilpp, die auch eine weitere Verrücktheit noch gut im Kopf
hat. „Einmal haben wir eine Stunde lang ausschließlich ‚Last
Christmas‘ im Programm gespielt. Das blieb bei den Hörern unfassbar
lange hängen, es kamen auch viel später noch entsprechende Mails.
Wir waren immer bemüht, eine passende Dramaturgie in die
Sendestunden zu bringen. Natürlich ist dann die eigentliche
Herausforderung, das der Persönlichkeit entsprechend als Moderator
zu verkaufen. Wenn man das hinbekommt, kann auch eine junge
Zielgruppe beispielsweise für politische Inhalte interessiert
werden.“
Auch musikalisch weitete sich der Horizont von Daniela durch das
Musikprogramm von DASDING, das Indie-Bands ebenso einschließt wie
Alternative und Rock. Sie entwickelte ein gesundes
Selbstbewusstsein, um auch mal nein zu sagen, wenn ein bestimmter
Inhalt oder ein Projekt gar nicht zu ihrer Persönlichkeit passte.
„Man kann sich nie alles aussuchen, muss sich aber auch nicht
verbiegen, wenn man sich mit einer Sache gar nicht identifizieren
oder sie nicht glaubwürdig verkaufen kann. Auch aus harten Phasen
habe ich immer viel gelernt.“
Erste Liga bei SWR3
Nachdem Daniela alle drei, vier Jahre entscheidende
Entwicklungsschritte in ihrer Radiolaufbahn genommen hatte, stellte
sich - als sie langsam ihren 30. Geburtstag im Blick hatte und damit
streng genommen der jungen Zielgruppe allmählich entwachsen war -
erneut die Frage nach ihrer moderativen Zukunft. Nur gut, dass SWR3
- quasi die große Schwester von DASDING - direkt nebenan in
Baden-Baden sein Zuhause hat. Da kam die Möglichkeit gerade recht,
hier am Wochenende moderieren zu dürfen. Die Tageszeit (»Sunrise«
von 5.00 bis 8.00 Uhr) war nicht gerade die aufmerksamkeitsstärkste,
aber durchaus eine, die Daniela mit ihrer langjährigen
Morningshowerfahrung nicht nur vom Biorhythmus her zusagte - auch
wenn sie mutterseelenallein im Studio stand. Außerdem arbeitete sie
noch ein gutes halbes Jahr parallel redaktionell bei DASDING,
betreute hier Thementage oder arbeitete den Moderatoren des
Tagesprogramms zu. Ihre erste »Sunrise«-Sendung, die sie bis auf
vorbestimmte Comedies recht frei gestalten konnte, hat Daniela noch
immer in prägender Erinnerung. „Ich konzentrierte mich vor allem auf
die Technik, um ja keine Fehler zu machen. Hinterher war ich
erstaunt, wie viele Freunde und Bekannte mich hörten. Da wurde mir
bewusst, dass ich jetzt Radio für genau die Zielgruppe mache, in der
ich selbst bin. Denn die anderen hörten schon immer SWR3 und nun war
ich dabei. Auf einmal wurde ich viel öfter angesprochen, als dies
vorher der Fall war.“ Hinzu kam noch ein ganz praktischer Aspekt -
es gab keine örtliche Veränderung. „Ich brauchte keinen
Standortwechsel. Man parkt auf dem gleichen Parkplatz wie vorher und
auch die Infrastruktur ringsherum ist dieselbe.“
Bereits
kurz nach Beginn ihrer SWR3-Zeit kamen auch Bühnenmoderationen auf
Daniela zu, etwa auf der „Centerstage“ beim legendären „Rock am
Ring“. Bevor sie im Juni 2012 den Sprung ins regelmäßige
Tagesprogramm bei SWR3 schaffte, nahm Daniela Einblick ins
redaktionelle Geschehen und war auch im Verkehrszentrum des Senders
tätig. Ihre neue Sendung »PopUp«, die montags bis freitags zwischen
14.00 und 16.00 Uhr läuft, ist das maßgeschneiderte Format für eine
Moderatorin, zu deren Stärke Authentizität und der Umgang mit
Menschen - vom normalen Hörer bis hin zum Hochschulprofessor -
gehören. Ihre Sendung, in die Daniela Hilpp immer auch eigene
Vorschläge und Ideen einbringt, ist eine gute Mischung zwischen
Interaktion und Unterhaltung. Genau richtig für die Sendezeit, wo
die einen noch im Büro und die anderen schon auf dem Heimweg sind
und das Radio klassisches Nebenbeimedium ist. „Bei uns sind Stars zu
Gast, wir behandeln Lifestylethemen und Trends, stellen interessante
Leute vor und haben eine große Hörerbeteiligung“, bringt Daniela
zwei Stunden »PopUp« auf den Punkt.
Wenn sie um 9.00 Uhr in den Sender kommt und sich das Tagesthema
überlegt, das um 11.00 Uhr in der Themenkonferenz bestätigt werden
muss, verlässt sie sich auf eine Mischung aus Information, Intuition
und dem auf Erfahrung beruhenden Gespür für den richtigen Zeitpunkt.
Ihr schönstes Interview, das sie selbst anleierte, führte Daniela
Hilpp mit dem Berliner Komiker Kurt Krömer. „Obwohl er im rbb-Studio
saß und wir nur ein Leitungsgespräch führen konnten, passte einfach
alles. Ich mag schlagfertige Gäste, bei denen ein richtiger
Austausch entsteht und keine Sekunde Langeweile aufkommt.“
Man spürt, dass Daniela ganz in ihrem Element ist und sie jetzt
genau da angekommen ist, wo sie immer hin wollte. Ohne es in
Schulzeiten schon genau zu wissen und ohne auf Erfahrungen in ihrem
Umfeld zurückgreifen zu können. Daniela Hilpp brennt fürs
Radiomachen und ist mit Begeisterung dabei. Keine schlechte
Voraussetzung, um noch eine ganze Weile bei SWR3 bleiben zu können.
Stefan Förster
Aus RADIOJournal 4/2013