Interviews
mit Radioleuten und Radiomachern
Foto: © 104.6 RTL
Berlins »Radioschwester« - Claudia Campus
Ihre Stimme ist ein Markenzeichen von Berlins Hitradio 104.6 RTL. Zu hören im gesamten Tagesprogramm und Samstagabend als eine von zwei „Hitmixbabies“ auf der Partywelle. Von ersten Radioerfahrungen in der Schulzeit in Nürnberg über Stationen in Ludwigshafen und Frankfurt kam Claudia in die Hauptstadt, wo sie seit zwei Jahren vorm Mikro steht. Man hört es ihr an, dass Radio machen eine echte Leidenschaft für die Halbitalienerin ist.
Claudia - du warst mal Deutschlands jüngste Radiomoderatorin? Stimmt das?
Ich hoffe ja... nachgeprüft hab’ ich es nicht, aber N1 in Nürnberg hat damals damit geworben. Es war schon immer mein Kindheitstraum, mal hinter dem Mikro zu stehen. Mit 15, 16 hab’ ich mich bei etlichen Sendern in Bayern als Radiosprecherin beworben, aber es kamen nur Absagen. Bis auf Hit-Radio N1 in Nürnberg. Die haben mich zum Vorstellungsgespräch eingeladen und ich war schon ganz happy. Dort stellte sich dann heraus, dass sie auf einen Schreibfehler in meinem Lebenslauf aufmerksam geworden waren und dachten, ich wäre wesentlich älter. Da ich noch keine Rundfunkerfahrung hatte, wollten sie mich gleich wieder nach Hause schicken, aber sie brauchten eine junge Stimme zum Moderieren. Ich hab’ noch eine Demo-Kassette einreichen müssen, für die ich in einem Tonstudio super viel Geld bezahlt habe, aber es klang dadurch, dass die viele Bässe reingehauen haben, sehr professionell und erwachsen.
Natürlich meinten Cetin Yaman und Gerald Kappler, die damals Programmverantwortlichen bei N1, dass ich nicht nur viel zu jung sei, sondern auch ein Auto bräuchte, um für das Programm durch die Gegend düsen zu können. Ich hab’ dann bestimmt zehntausend Mal um ein Praktikum in den Sommerferien gebettelt. Cetin Yaman hat schließlich nachgegeben und mir am Anfang sehr geholfen, damit ich richtig Fuß fassen konnte. Ich kam ins B-Studio zum Üben und als die Sommerferien vorbei waren, war ich freie Mitarbeiterin bei N1.
Ganz frisch hab’ ich dann den „Powerstart“ von 5.00 bis 6.00 Uhr moderiert - ein paar lockere Moderationen zum Wachwerden, ein bisschen aus der Zeitung vorgelesen. Bei der ersten Sendung lief alles gut, obwohl ich tierisch aufgeregt war. Ich war sozusagen die Warm-Upperin für den sich anschließenden „Powermorgen“, den damals Jessica Winter und Stefan Meixner moderierten. Früh um Vier musste ich raus aus den Federn. Meine Mutter hat mich immer von Erlangen nach Nürnberg zum Funkhaus gefahren. Sie saß dort eine Stunde lang mit in der Redaktion, hat Zeitungsartikel ausgeschnitten und mich danach noch in die Schule gefahren, wo ich oftmals vor Müdigkeit eingenickt bin.
Wo aber sicherlich alle mächtig stolz auf dich waren...
Oh ja - Hitradio N1 war damals im schläfrigen Radio-Bayern der hippe Nürnberger Stadtsender, der die coole Musik spielt. Und ich war für die Klasse der große Star, obwohl ich gar nicht soviel über meinen Radiojob erzählt hab. Schöne Versprecher hatte ich in dieser Zeit auch, hab’ mal aus einem „Wetter-Meteorologen“ einen „Wetter-Theologen“ gemacht und solche - unfreiwilligen - Scherze. Das war eine schöne Zeit dort, die aber damit endete, dass Cetin Yaman bei N1 gefeuert wurde und mich seine Nachfolger mit einem üblen Trick ebenfalls rausdrängelten. Eines Nachmittags wurde noch schnell der Dienstplan geändert, was ich nicht mehr sehen konnte, und am nächsten Tag erhielt ich wegen der versäumten Sendung die fristlose Kündigung. Das hat mich sehr getroffen und ich hab’ dann erstmal zwei Jahre nichts mehr beim Radio gemacht und anderweitig gejobbt.
Aber nach dem Abi hat dich das Radio-Fieber erneut gepackt und es zog dich wieder in die Funkhäuser?
Ich bin dann bei Energy Nürnberg, das seine Studios in Erlangen hat, zu einem Volontariat gekommen. Dort war ich auch in verschiedenen Tagesstrecken zu hören, mal von 9.00 bis 12.00, mal als Host oder Sidekick in der Morningshow. Nach anderthalb Jahren war das Volo zu Ende und ich bin für ein Vierteljahr - auf eine ohnehin befristete Stelle - zu Energy Rheinland-Pfalz nach Ludwigshafen gegangen, wo ich für die Nachrichten zuständig war. Hier hab ich erstmals so richtig den Untergang eines Senders miterlebt, als damals deren Lizenz nicht verlängert wurde.
Du hast dich dann für „Mainhattan” entschieden...
Ja, das ergab sich so. Dort hatte ich mich sowohl bei hrXXL als auch bei planet radio beworben. Bei letzterem wurde ich dann zum Casting eingeladen. Ich hatte gehört, dass planet-Chef Andreas Schulz immer umfangreichere Aktionen macht und schon ein bisschen Panik im Zug. Letztendlich sagte er mir beim Vorstellungsgespräch, dass ich mit einer Kassette ins B-Studio gehen soll, schnell die Technik erklärt bekomme und dann eine Probesendung machen muss. Na ja, dachte ich mir hinterher, aber dann bekam ich den Anruf, dass ich zu planet radio - damals noch ins Rödelheimer Funkhaus - kommen konnte, hauptsächlich für die Nachrichten und später auch für die Moderation, zum Beispiel am Samstagabend.
Eines Tages riss dich dann der Sog in das Haifischbecken des Berliner Radiomarkts und du kamst zu 104.6 RTL. Dort hast du als „Party-Schwester” deine Heimat gefunden. War das so beabsichtigt?
Aber nein! Beim RADIO DAY 1999 hab’ ich Arno Müller getroffen. Er wollte, dass ich ihm ein paar Unterlagen und Tapes schicke, weil er jemand Neues für’s Berliner Programm suchte. So ganz ernst hab’ ich das nicht genommen, gedacht, das ist nur der übliche Smalltalk. Irgendwann kam dann die erste Mahnung von ihm, wo die Unterlagen bleiben würden. Ich fuhr zum Vorstellungsgespräch nach Berlin und schon kurz danach landete ein dicker RTL-Brief bei planet radio - mit der Zusage.
Am 1. Januar 2000 hab’ ich angefangen, zunächst als Sidekick für die schwangere Katja bei Arno und der Morgencrew. Nach einem Jahr konnte ich dann alleine moderieren, was an und für sich mehr mein Ding ist. Seitdem bin ich in allen Tagesschienen zu hören, ob Vormittag, Nachmittag, Abend oder Nacht. Das ist sehr abwechslungsreich, wenn man immer mal ’ne andere Sendung moderiert. Man kann dann auch in der Höreransprache variieren. Die große Samstagabendshow, der »104.6 RTL-Hitmix«, ist eine in Deutschland einmalige Sendung, die gut zur Partymetropole Berlin passt. Seit Sommer 2001 sind wir zwei Mädels im Studio und machen eine geile Show, die auf den Samstagabend vorbereiten soll. Klamotten- und Schminktipps, ein bisschen Lifestyle, die fettesten Partys und ein super Hitmix, der von führenden DJ gemixt und uns zugespielt wird. Dazu jede Menge Call-Ins, Studiogäste und Blödeleien, die man sich nur am Samstagabend leisten kann. Nicht nur Arno ist begeistert. Unser Radioberater Dennis Clark nimmt die Airchecks sogar mit nach Amerika.
Claudi, dann erkläre den Nicht-Eingeweihten zum Schluss noch, wer dir das süße „Schwester”- Etikett verpasst hat. Das ist ja mittlerweile zu deinem Markenzeichen geworden.
Die Idee stammt von Frank Landes. Der hat mich in Übergaben immer „Schwester Claudia“ genannt. Das fand ich gar nicht so schlecht und hab’ es dann zu jedem Anlass weitergeführt, als „Abendschwester“, „Nachtschwester“, „Nikolausschwester“, „Adventsschwester“ oder „Partyschwester“. Meinen Namen kann man auch sonst schön variieren. Für den »Hitmix« nenne ich mich zum Beispiel gern „Claudia Champus“. Dazu lassen wir akustisch die Sektkorken knallen. Mir macht es großen Spaß, die verschiedensten Sendungen zu moderieren.
Stefan Förster
http://104.6rtl.de
Aus RADIOJournal 3/2003