Interviews
mit Radioleuten und Radiomachern

Vom „Zettelkasten“ zum unterhaltsamen Standardwerk - Frank Laufenbergs Hit-Lexikon in neuer Version erschienen

Frank Laufenberg, Urgestein des Rock und Pop, wird auch gerne als Pop-Papst, Musik-Legende oder „wandelndes Pop-Lexikon“ bezeichnet, denn der „mit allen Wassern des Wissens und der Erkenntnis gewaschene Experte für Rock und Popmusik“ gibt seinen Erfahrungsschatz nicht nur in Hörfunk- und TV-Sendungen weiter, er macht vor allem auch als Buchautor und Lexikograph von sich reden. Sein bedeutendstes Werk ist das „Hit-Lexikon des Rock und Pop“, das kürzlich neu aufgelegt wurde und 66 Jahre Popgeschichte umfasst. In drei Bänden, auf über 2.700 Seiten, erfährt man alles über die Top Tens in Deutschland, den USA und England. Sämtliche Top-10-Hits ab 1940 sowie Interpreten, die es in Deutschland jemals unter die ersten zehn der LP-Charts geschafft haben, fanden Aufnahme. Neu sind  alle „Oldie“-Hits von 1940 bis 1962. Ein ausführliches Interpreten-, Gruppen- und Titelregister ermöglicht einen schnellen Zugriff auf die Informationen. Redaktionsschluss war Ende November 2006. Für Musikredakteure und Moderatoren ist das Hit-Lexikon Pflichtlektüre. Denn man sollte wissen, wo’s steht. Und weil Frank Laufenberg für seine Sendungen so etwas wie einen „Zettelkasten“ brauchte, hat er ihn sich selber angelegt.

War es nur der „Zettelkasten“, der Sie auf die Idee gebracht hat, irgendwann mit den Recherchen zu diesem Mammutwerk anzufangen? Das ist doch eine Wahnsinnsarbeit, die Sie da zusammen mit Ihrer Frau Ingrid leisten!

„An der letzten Überarbeitung haben wir fast ein Jahr gearbeitet - und nebenher war ja auch noch der ‚Tageskram’ zu erledigen. Ja, es war der Wunsch, fundierte Fakten zu der gespielten Musik zu bringen - und das begann mit dem ‚Zettelkasten’, der immer größer wurde und schließlich in das erste Buch mündete. Musik war und ist mein Hobby - ich beschäftige mich also gerne damit. Und was man gerne macht, ist keine ‚Wahnsinnsarbeit’“.

Wie würden Sie selbst die Zielgruppe beschreiben, die dieses Hit-Lexikon nicht nur im Bücherregal stehen haben, sondern auch für die tägliche Arbeit nutzen sollte?

„Jeder, der sich für Musik interessiert, ist in meiner ‚Zielgruppe’. Und jeder, der die Musik nicht nur hören, sondern auch verstehen will, ebenfalls.“

Wer die erste Ausgabe des Hit-Lexikons schon besitzt, der wird sehnsüchtig auf die Neuerscheinung gewartet haben. In dem Buch stehen die Stories zu den Stars drin, welche die Ankündigung eines Titels für die Hörer lebendiger gestalten. Auch wenn nicht jeder Moderator in seinem Sender so ausführlich darüber erzählen kann, wie Frank es in seiner Radio-Show »Frank Laufenberg - Die größten Hits aller Zeiten« auf SWR1 macht. Aber diejenigen, die vorm Mikrofon noch etwas mehr wie Titel, Zeit und Wetter ansagen dürfen, können von seinem „Zettelkasten“ profitieren.

Zu jedem Interpreten ist die Stilrichtung angegeben (Country, Pop, Jazz, World Music, Rhythm & Blues, Rock, Funk, Dance, Hip-Hop, Rap, New Wave, Soul, Folk, Hard Rock, Twist, House, Techno, Reggae, Schlager) ob es sich um einen One-Hit-Wonder (die sogenannte „Eintagsfliege“) oder ein Grand Prix Lied handelt. Aufgelistet sind auch TV-Casting-Stars, Boygroups und sogar zu „Deutschland sucht den Superstar“ gibt es ein aufschlussreiches Kapitel. Und was mir jetzt rein zufällig zwischen die Finger kommt: Deine Lieblings Rapper hatten mit „Steh wieder auf“ im Oktober 2005 einen Top-40-Hit. Unter den Informationen zu den Interpreten sind die jeweils platzierten Hits angegeben, zum Beispiel Catterfield, Yvonne: „Erinner mich dich zu vergessen“ landete im Oktober 2006 auf Platz 7 der deutschen Charts. Ein typisches On-Hit-Wonder, das es mit einem leichten, flockigen Discosound auf einen Hit brachte, war „7 Ways To Love“ (ebenso unbedeutend wie überflüssig) vom Juli 1991 - und danach war Cola Boy wieder weg vom Fenster. Wer noch nie was von den Blaue Jungs gehört hat: Das 1955 gegründete Vokalquartett aus Österreich hatte im Dezember 1959 mit „Santa Catalina“ einen Top-40-Hit. Wichtig für die Charts war Werner Wichtig nicht, aber er belegte mit einer ziemlich plumpen deutschen Version von „Pump Up The Jam“, nämlich „Pump ab das Bier“ Anfang 1990 in den deutschen Charts drei Wochen lang Platz 1.

Die Geschichte von ABBA kennt mittlerweile jeder, doch die Sensation auf DVD war im alten Hit-Lexikon noch nicht zu finden: Mit dem witzigen Kurzfilm „ABBA - The Last Video“ zogen die vier aus Schweden im „Waterloo“-Jubiläumsjahr in die offiziellen deutschen Single-Charts ein. Agnetha, Björn, Benny und Frida sehen genauso wie damals aus - aufsehenerregend gut dargestellt als Henson-Puppen. Einer ihrer letzten großen Erfolge: „The Day Before You Came“ vom November 1982 und das wohl mitreißendste Lied „I Have A Dream“ ist nicht neu, aber für die Ewigkeit festgehalten im Hit-Lexikon des Rock & Pop.

Frank Laufenbergs humorvolle Art die Geschichten um Stars und Sternchen zu kommentieren, machen die drei dicken Wälzer zur spannenden Lektüre. Wer ein langweiliges Nachschlagewerk dahinter vermutet, in dem sich trockene Fakten aneinanderreihen, der wird enttäuscht. Wer einen Roman mit „Biss“ von A-Z zur Musikgeschichte sucht, in dem sich drei Hauptwörter vereinen: Information, Hintergrund, Unterhaltung, der wird seine Freude daran haben.

Anita Pospieschil
Aus RADIOJournal 12/2007 

»... Ja, es war der Wunsch, fundierte Fakten zu der gespielten Musik zu bringen - und das begann mit dem 'Zettelkasten', der immer größer wurde und schließlich in das erste Buch mündete. Musik war und ist mein Hobby - ich beschäftige mich
also gerne damit. Und was man gerne macht, ist keine 'Wahnsinnsarbeit'...«




»... Jeder, der sich für Musik interessiert, ist in meiner 'Zielgruppe'.
Und jeder, der die Musik nicht nur hören, sondern auch verstehen will, ebenfalls...«




»... Wichtig für die Charts war Werner Wichtig nicht, aber er belegte mit einer ziemlich plumpen deutschen Version von 'Pump Up The Jam', nämlich 'Pump ab das Bier' Anfang 1990 in den deutschen Charts drei Wochen lang Platz 1...«



• Frank Laufenberg, Ingrid Laufenberg: HIT-LEXIKON des Rock & Pop, aktualisierte und erweiterte Neuausgabe. 3 Bände im Schuber, 2704 Seiten. 45,00 Euro. ISBN 978-3-548-36920-4.

Fotos: © Ullstein Verlag