
Die Voice of Peace (Teil 18)
Noch ein Australier in Europa
von Phil Brice
In den 60er Jahren kamen eine ganze Reihe von Australiern, die bereits Erfahrungen beim Hörfunk vorweisen konnten, nach Europa, um neue Herausforderungen zu finden. Einige von ihnen, beispielsweise Alan Freeman, bekamen einen Job bei der guten Tante BBC, während es andere zu den kommerziellen Sendern zog. Da es Privatfunk damals nur von internationalen Gewässern gab, wollten diese Leute zu Radio Caroline, Radio London oder einer anderen Station gehen. Tony Withers, auch bekannt als Tony Windsor, war vielleicht der bekannteste Australier. Graham Gill, der während zwei Jahrzehnten bei mehreren Sendern arbeitete, ein weiterer. Mitte der 70er Jahre fanden australische Jungs auch den Weg ins Mittelmeer, um bei der Voice of Peace anzuheuern. Einer von ihnen war Phil Brice, der einige seiner Erinnerungen mit uns teilen möchte.

Eines Tages kam Ken mit einer Zeitungsanzeige nach Hause: Die Voice of Peace suchte DJs und Techniker. Ich fühlte, dass ich reif war für einen Wechsel. Die beiden anderen waren derselben Ansicht, und so teilten wir dies dem Sender mit. Nach einer Weile erhielten wir einen Brief von Keith Ashton, der für Abie Nathan tätig war und uns mitteilte, dass wir eingestellt seien. Ich kannte Keith schon, weil ich Spots für ihn produzierte, als er noch bei Capital Radio in London war. Er bat mich, möglichst alles an Musik und Produktionsmaterial, was ich hätte, nach Israel mitzubringen. Darauf kontaktierte ich den berühmten Londoner Voice-Artist Bill Mitchell, seines Zeichens Amerikaner und Sohn jüdischer Eltern, der eine fantastische Bass-Stimme hatte. Ich erzählte ihm von dem Friedensschiff, worauf er sich bereit erklärte, eine Serie von Stations-IDs aufzunehmen, 'We are the Voice of Peace' und so weiter. Diese Identifikationen wurden dann auch verwendet – soweit ich weiß bis fast zum Ende der Livesendungen im Jahre 1993."


Dann möchte ich Bill Danse erwähnen, den holländischen Cheftechniker. Indem er den Sender trotz aller Schwierigkeiten in der Luft hielt, machte er einen fabelhaften Job. Auf dem gesamten Schiff gab es elektrostatische Ladungen. Wir hatten einen sehr alten Sender, den er aus zweiter Hand in den USA erworben hatte, und dazu einen Generator, der noch älter wirkte. Bill hat uns wirklich aus vielen Problemen heraus geholfen.
Dann war da der großartige Sound der Station, und es war toll zu sehen, wie populär die VOP war. Wir hatten ein More-Music-Format, das dem Format ähnelte, das Ken Dickin und ich daheim in Australien fuhren. Ken war der Star des Senders. Das Wort 'Ken' bedeutet im Hebräischen 'Ja' er war also unser 'Yes' Dickin. Wir wurden immer wieder von Hörern nach Hause eingeladen, wenn wir an Land waren. Ken und ich waren gemeinsam mit Jules in Tel Aviv, und als Ken zu einer Party eingeladen wurde, beschlossen wir, gemeinsam hinzugehen. Wir nahmen also ein Taxi, das uns jedoch ein ganzes Stück von der Adresse entfernt rauslassen musste, weil die Straßen rund um die Wohnung von anderen Autos zugeparkt waren. Bald darauf erfuhren wir, dass all diese Leute in diesem Apartment waren, um den Voice-of-Peace-DJ Ken Dickin zu sehen. Wir konnten uns kaum bewegen. Es war ein fantastischer Abend.
Dann gab es da noch Don Christie, den englischen Kapitän. Er mochte stets einen Drink, und zwar hauptsächlich, weil er frustriert war: Er war Kapitän auf einem Schiff, das meistens vor Anker lag. Seine Postadresse war 'c/o Hotel Bellvue, Antibes' in Südfrankreich. Niemand wusste, woher er den Alkohol bezog. Wir schätzten, er hatte da etwas verabredet mit einem der Seeleute des Tenders. Er hatte immer schlechte Laune und er fluchte in einem fort. Zum Glück verbrachte er die meiste Zeit in seiner Kabine.

Natürlich konnte man auf dem Sendeschiff mehr tun, als lediglich Radiosendungen zu moderieren und auf die Suche nach Essbarem zu gehen, wie sich Phil Brice erinnert: "Es war eine wirklich schöne Abwechslung, auf dem Korridor zu sitzen und ein Buch zu lesen, während im Hintergrund das 'Peace-Programm' mit Abie dröhnte. Es waren viele tolle Leute dort, während ich auf dem Friedensschiff arbeitete: Phil Sayer, Robin Banks und der unglaubliche Black Printz, der eine Sendung hatte, die fast überall im Nahen Osten völlig unverständlich gewesen sein musste. Außerdem waren da Stevie Gordon sowie Elsje und ihr Freund, die ihre Fahrräder mit an Bord hatten. Die beiden schauten vorbei und halfen aus, wo immer sie konnten. Sie waren ein Paar aus den Niederlanden, Willem und Elsje Frericks, und sie stehen in meinem Adressbuch mit der Angabe 'Watergangseweg, Amsterdam Noord'. Wenn ich mich recht erinnere, waren sie gerade mit ihren Rädern im Nahen Osten unterwegs, hörten den Sender und riefen im Office in Tel Aviv an, um sich als freiwillige Mitarbeit anzubieten. Elsje war eine sehr attraktive Blondine. Schon sehr interessant, da sie die einzige Frau an Bord war.
Übersetzung ins Deutsche: Thomas Völkner
Aus RADIOJournal 9/2009