Foto: © Thomas Kujawinski
Von der Provokation zum Dauerbrenner:
50 Jahre “Klassik-Pop-et cetera”
Musik und ein Mikrofon - mehr braucht es nicht. Die
Deutschlandfunk-Sendung
“Klassik-Pop-et cetera” hat ein
einfaches Rezept. Prominente Kulturschaffende moderieren ihre eigene
Sendung und erzählen von der Musik ihres Lebens. “Klassik-Pop-et
cetera” ist ein Radioklassiker, den manche als Kultsendung
bezeichnen: Anfang Oktober wurde die Sendung 50 Jahre alt. Rund eine
halbe Million Menschen hören sie Samstag für Sams-tag im
Deutschlandfunk um 10.05 Uhr. Insgesamt über 2.500 Stunden sind so
entstanden; tausende Erzählungen bekannter Menschen über Songs und
Musikstücke, die sie geprägt haben.
E- und U-Musik zusammen in einer Sendung:
1974 war das eine Provokation
Am 7. Oktober 1974 wurde die erste Folge ausgestrahlt: Vor dem
Mikrofon saß der Hamburger Musik- und Theaterkritiker Werner
Burkhardt. “Eine Sendereihe soll hier gestartet werden, in der
Pop-Musik, klassische Musik und Jazz-Musik nebeneinander und, wie
wir alle hoffen, freundnachbarlich nebeneinander erklingen werden”,
begann er seine Moderation. Dass E- und U-Musik zusammen in einer
Sendung vorkamen, war damals eine Provokation. So startete der
Deutschlandfunk-Redakteur Wolfgang Werth mit seinem Sendungskonzept
ein Experiment, das über die Jahrzehnte nahezu unverändert
fortbestand.
Foto: © Deutschlandradio
Alleine vor dem Mikrofon - keine unheikle Angelegenheit
Alleine vor dem Mikrofon erzählen prominente Künstler und
Kulturschaffende als Gastmoderatoren aus ihrem Leben und
präsentieren ihre Lieblingsmusik: T. C. Boyle und Hildegard Knef,
Nina Simone, Elisabeth Schwarzkopf, Wim Wenders, Yehudi Menuhin und
Sandra Hüller - Künstlerinnen und Künstler aus allen Sparten. Auf
sich gestellt, ohne ein journalistisches Gegenüber, moderieren sie
eine selbst gestaltete Sendung, eine nicht unheikle Herausforderung
für alle Sendungsbeteiligten. In Studios im ganzen deutschsprachigen
Raum werden diese Moderationen aufgenommen, aber auch bei den Promis
daheim, unterwegs im Hotel oder in der Künstlergarderobe.
Kennmelodie mit einer schmissigen Überlänge von drei Minuten
Im Jahr 1980 kam die charakteristische dreiminütige Kennmelodie
hinzu. Der Jazzmusiker Horst Jankowski hatte sie eigens für die
Sendereihe komponiert. Mit seinem RIAS-Tanzorchester und Streichern
der Deutschen Oper Berlin spielte er das Stück fürs Radio ein. Die
konzertante Uraufführung des schmissigen Drei-Minuten-Stücks fand
damals live vor Publikum statt.
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Auch heute markiert diese prägnante Komposition den Senungsanfang
und widersetzt sich alleine schon längenmäßig zeitgenössischem
Jingle-Formatdenken.
Den 50. Geburtstag feierte “Klassik-Pop-et cetera” in Köln mit einer
Jubiläumsshow vor Publikum. Gastmoderator war der Schauspieler Wotan
Wilke Möhring: Er präsentierte am 4. Oktober um 16.00 Uhr im Kölner
Funkhaus die - ungefähr - 2600. Ausgabe von “Klassik-Pop-et cetera”.
Live begleitet hat das Klaviertrio Boulanger die Show.
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