Fotos: © Archiv Reiner Palma
Geschichte des Rundfunks in Südtirol:
RADIO TRANSALPIN
Sendestart: April 1988
Sendeschluss: 31.12.1992
Sitz: Theaterplatz 21, I-39012 Meran;
Am Gries 26, I-39011 Lana.
Eigentümer/Inhaber:
MBB Holding AG, Fürstenweg
87/1, A-6020 Innsbruck
Radio Transalpin (RTA) ging aus der Freien Südtiroler Welle (FSW)
hervor, die bereits 1976 von Christian Chindamo von Witkenberg
gegründet worden war. Radio Transalpin erlangte allerdings nie den
Bekanntheitsgrad wie etwa “Radio M 1” oder “Südtirol 1”. Einerseits
war offenbar das Programm nicht so attraktiv, zum anderen gab es oft
technische Probleme mit längeren Sendeausfällen.
Nachteilig war sicherlich auch, dass sich die Studios in Lana, die
Redaktionen sich aber in Innsbruck und Wien befanden. Per Telefax
mussten Nachrichten und andere Informationen von Wien und Innsbruck
nach Lana übermittelt werden, wo sie von den Moderatoren
weiterverarbeitet wurden. Viele Hörer hielten Radio Transalpin
deshalb für einen österreichischen Sender, da auch die Moderatoren
ausschließlich Österreicher waren.
1982 wurde die Freie Südtiroler Welle an den Rechtsanwalt Karl
Gartner und den “Schnalstaler Gletscherkönig” Leo Gurschler
verkauft. Später kam als weiterer Teilhaber noch der Gastwirt Karl
Gapp hinzu. Man beabsichtigte, den Sender weiterzuverkaufen, nachdem
man technisch die Voraussetzungen geschaffen hatte, dass die Freie
Südtiroler Welle auch im süddeutschen Raum zu empfangen war. Die
einst so erfolgreiche “Freie Südtiroler Welle” geriet zunehmend in
finanzielle Schwierigkeiten und stand 1987 kurz vor dem Aus. Um eine
Insolvenz zu verhindern, verkaufte man 80 Prozent Anteile an eine
österreichische Medienbeteiligungs- und Betriebsgesellschaft, die
sich MBB Holding AG nannte. Deren Geschäftsführer war Magister
Herbert Vytiska aus Österreich, der das Ziel hatte, das Programm in
sein Heimatland und nach Bayern abzustrahlen. Sendeleiter und
Programmdirektor wurde Eckhart Köll, Studioleiter und Cheredakteur
Christian Faltl. Der Sendetechniker Günther Ebner wurde damit
beauftragt, auf dem Gipfel des Wilden Freiger in den Stubaier Alpen
eine Antennenanlage zu errichten, um eine Ausstrahlung der Programme
nach Bayern zu ermöglichen. Im April 1988 wurden dann unter dem
Namen “Radio Transalpin” (RTA) erste Testsendungen mit Non-Stop-Music
u.a. über die Frequenz 104,55 MHz ausgestrahlt. Das Studio der
Station befand sich zu diesem Zeitpunkt in Lana. Zunächst lief nur
Non-Stop-Musik mit der Ansage “Sie hören ein Testprogramm von Radio
Transalpin auf den Frequenzen der Frei-en Südtiroler Welle”.
Mit Sendestart übernahm man einige Monate lang stundenweise das
Programm von “Radio Luxemburg”. RTL Radio Luxemburg wurde in Lana
via Parabolantenne empfangen und über die eigenen Umsetzer wieder
ausgestrahlt. Allerdings funktionierte dieses System so gut wie nie
einwandfrei, da man das RTL-Mantelprogramm nur sehr selten empfangen
konnte. Mit der Übernahme des Programmes von RTL durch Integrieren
von Lokalfenstern und lokaler Werbung plante die Geschäftsleitung
von Radio Transalpin erhebliche Werbeeinnahmen zur Amortisation der
Investitionen ein, was aufgrund der technischen Probleme dann jedoch
nicht umgesetzt werden konnte. Im September 1989 wurde die Übernahme
eingestellt.
Radio Transalpin sendet nunmehr Musik und ausführliche Informationen
für Süd-, Nordtirol und Südbayern unter dem Motto “Drei Länder - ein
Sender”. Dass dieses auch inhaltlich so gemeint war, zeigte sich in
den Nachrichtensendungen, in denen großer Wert auf Regionalisierung
gelegt wurde. Zunächst wurden die Meldungen aus Südtirol verlesen,
dann kamen die Neuigkeiten aus Nordtirol an die Reihe, anschließend
gab es Nachrichten aus Deutschland mit zum Teil recht ausführlichen
Sportmeldungen.
Doch schon im Laufe des Jahres 1990 wurde dieser Slogan wieder
aufgegeben. Die Sendungen in Richtung Südbayern waren finanziell
wohl zu aufwendig gewesen, die Werbeaufträge tendierten gen Null.
Der Standort “Wilder Freiger” wurde aufgegeben, Radio Transalpin
konzentrierte sich nunmehr auf Süd- und Nordtirol. Doch auch damit
hatte man anscheinend nur mäßigen Erfolg: Zum Jahreswechsel 1991/92
stellte “Radio Transalpin” seine Programme komplett ein.
Ausschlaggebend hierfür war die finanziell angespannte Situation des
Senders, die durch den Abbau der Sendeanlagen auf dem Wilden Freiger
zusätzlich belastet wurde. Die Frequenzen für Nordtirol wurden
abgeschaltet. Einen Großteil der Frequenzen übernahm “Radio 2000”
aus Welsberg im Pustertal. Im Programm wies man darauf mit folgendem
Jingle hin: “Radio 2000 mit Radio Transalpin”.
Anfang 1993 kaufte Radio 2000 endgültig RTA auf. Damit verschwand
auch der Programmhinweis auf diese Station. Der Geschäftsführer
Vytiska hatte sich schon 1990 bei Radio Transalpin zurückgezogen, um
mit Antenne Austria ein weiteres Hörfunkprojekt aufzubauen.
Reiner Palma