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Webausgabe 1-2/2024


Fotos: © Archiv Reiner Palma

Geschichte des Rundfunks in Südtirol:
RADIO TRANSALPIN

Sendestart: April 1988
Sendeschluss: 31.12.1992
Sitz: Theaterplatz 21, I-39012 Meran;
Am Gries 26, I-39011 Lana.
Eigentümer/Inhaber:
MBB Holding AG, Fürstenweg
87/1, A-6020 Innsbruck

Radio Transalpin (RTA) ging aus der Freien Südtiroler Welle (FSW) hervor, die bereits 1976 von Christian Chindamo von Witkenberg gegründet worden war. Radio Transalpin erlangte allerdings nie den Bekanntheitsgrad wie etwa “Radio M 1” oder “Südtirol 1”. Einerseits war offenbar das Programm nicht so attraktiv, zum anderen gab es oft technische Probleme mit längeren Sendeausfällen.

Nachteilig war sicherlich auch, dass sich die Studios in Lana, die Redaktionen sich aber in Innsbruck und Wien befanden. Per Telefax mussten Nachrichten und andere Informationen von Wien und Innsbruck nach Lana übermittelt werden, wo sie von den Moderatoren weiterverarbeitet wurden. Viele Hörer hielten Radio Transalpin deshalb für einen österreichischen Sender, da auch die Moderatoren ausschließlich Österreicher waren.



1982 wurde die Freie Südtiroler Welle an den Rechtsanwalt Karl Gartner und den “Schnalstaler Gletscherkönig” Leo Gurschler verkauft. Später kam als weiterer Teilhaber noch der Gastwirt Karl Gapp hinzu. Man beabsichtigte, den Sender weiterzuverkaufen, nachdem man technisch die Voraussetzungen geschaffen hatte, dass die Freie Südtiroler Welle auch im süddeutschen Raum zu empfangen war. Die einst so erfolgreiche “Freie Südtiroler Welle” geriet zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten und stand 1987 kurz vor dem Aus. Um eine Insolvenz zu verhindern, verkaufte man 80 Prozent Anteile an eine österreichische Medienbeteiligungs- und Betriebsgesellschaft, die sich MBB Holding AG nannte. Deren Geschäftsführer war Magister Herbert Vytiska aus Österreich, der das Ziel hatte, das Programm in sein Heimatland und nach Bayern abzustrahlen. Sendeleiter und Programmdirektor wurde Eckhart Köll, Studioleiter und Cheredakteur Christian Faltl. Der Sendetechniker Günther Ebner wurde damit beauftragt, auf dem Gipfel des Wilden Freiger in den Stubaier Alpen eine Antennenanlage zu errichten, um eine Ausstrahlung der Programme nach Bayern zu ermöglichen. Im April 1988 wurden dann unter dem Namen “Radio Transalpin” (RTA) erste Testsendungen mit Non-Stop-Music u.a. über die Frequenz 104,55 MHz ausgestrahlt. Das Studio der Station befand sich zu diesem Zeitpunkt in Lana. Zunächst lief nur Non-Stop-Musik mit der Ansage “Sie hören ein Testprogramm von Radio Transalpin auf den Frequenzen der Frei-en Südtiroler Welle”.

Mit Sendestart übernahm man einige Monate lang stundenweise das Programm von “Radio Luxemburg”. RTL Radio Luxemburg wurde in Lana via Parabolantenne empfangen und über die eigenen Umsetzer wieder ausgestrahlt. Allerdings funktionierte dieses System so gut wie nie einwandfrei, da man das RTL-Mantelprogramm nur sehr selten empfangen konnte. Mit der Übernahme des Programmes von RTL durch Integrieren von Lokalfenstern und lokaler Werbung plante die Geschäftsleitung von Radio Transalpin erhebliche Werbeeinnahmen zur Amortisation der Investitionen ein, was aufgrund der technischen Probleme dann jedoch nicht umgesetzt werden konnte. Im September 1989 wurde die Übernahme eingestellt.



Radio Transalpin sendet nunmehr Musik und ausführliche Informationen für Süd-, Nordtirol und Südbayern unter dem Motto “Drei Länder - ein Sender”. Dass dieses auch inhaltlich so gemeint war, zeigte sich in den Nachrichtensendungen, in denen großer Wert auf Regionalisierung gelegt wurde. Zunächst wurden die Meldungen aus Südtirol verlesen, dann kamen die Neuigkeiten aus Nordtirol an die Reihe, anschließend gab es Nachrichten aus Deutschland mit zum Teil recht ausführlichen Sportmeldungen.

Doch schon im Laufe des Jahres 1990 wurde dieser Slogan wieder aufgegeben. Die Sendungen in Richtung Südbayern waren finanziell wohl zu aufwendig gewesen, die Werbeaufträge tendierten gen Null. Der Standort “Wilder Freiger” wurde aufgegeben, Radio Transalpin konzentrierte sich nunmehr auf Süd- und Nordtirol. Doch auch damit hatte man anscheinend nur mäßigen Erfolg: Zum Jahreswechsel 1991/92 stellte “Radio Transalpin” seine Programme komplett ein. Ausschlaggebend hierfür war die finanziell angespannte Situation des Senders, die durch den Abbau der Sendeanlagen auf dem Wilden Freiger zusätzlich belastet wurde. Die Frequenzen für Nordtirol wurden abgeschaltet. Einen Großteil der Frequenzen übernahm “Radio 2000” aus Welsberg im Pustertal. Im Programm wies man darauf mit folgendem Jingle hin: “Radio 2000 mit Radio Transalpin”.

Anfang 1993 kaufte Radio 2000 endgültig RTA auf. Damit verschwand auch der Programmhinweis auf diese Station. Der Geschäftsführer Vytiska hatte sich schon 1990 bei Radio Transalpin zurückgezogen, um mit Antenne Austria ein weiteres Hörfunkprojekt aufzubauen.

Reiner Palma