Foto: © rbb/Stefan Logemann
ARD History: 100 Jahre Radio -
Deutschland on Air
“Achtung! Achtung! Hier ist die Sendestelle Berlin!” - mit diesen
Worten bricht in Deutschland am 29. Oktober 1923 das Zeitalter der
elektronischen Massenmedien an. Das Radio geht “on air”. Schnell
werden die Radio-Macher gute “Bekannte”, die sich im Leben
einnisten, vom Aufstehen bis zum Schlafengehen.
Das Radio holt die großen Ereignisse ins Wohnzimmer, ans Ohr, in den
Kopf. Doch als Massenmedium ist es auch Machtinstrument. Für die
Nazis wird es das “allerwichtigste Massenbeeinflussungsmittel”.
Josef Goebbels verkündet 1933: “Den Rundfunk werden wir in den
Dienst unserer Idee stellen, und keine andere Idee soll hier zu Wort
kommen”. Und der “Volksempfänger” wird hinter vorgehaltener Hand
auch “Goebbels Schnauze” genannt.
Nach dem Krieg erlebt das Radio seine Stunde Null. Die
West-Alliierten geben Starthilfe für den Neu-Anfang des staatsfernen
Rundfunks: Re-Education mit Jazzmusik. In der sowjetisch besetzten
Zone wird nach Moskauer Vorbild ein staatlich gelenkter Rund-funk
etabliert. Schon bald konkurrieren die unterschiedlichen
Rundfunksysteme in Ost und West: Kalten Krieg im Äther. Am 17. Juni
1953 sind die RIAS-Reporter aus dem Westen ganz nah an den
Straßenschlachten, berichten live über den Protestzug der
Ost-Berliner und über die Niederschlagung des Aufstands mit Panzern.
Stimmen, Geräusche, Schreie - die Hörer hören was geschieht.
Das Radio ist bei allen wichtigen und bewegenden Momenten dabei:
Wenn Deutschland 1954 Fußballweltmeister wird und sich die Stimme
des Reporters vor Freude überschlägt oder wenn Bergleute nach dem
Grubenunglück in Lengede nach Tagen aus dem Schacht befreit werden.
Das Wunder von Lengede erleben 1963 Millionen Hörer live im Radio.
“Video killed the radiostar”? - Nein! Das Radio lebt, wird jung,
erfindet sich neu: “Koffer-heule” oder “Ghettoblaster”, statt
Radiotruhe im Wohnzimmer. Popmusik und Jugendsendungen mischen die
Radiolandschaft in den 70ern auf. In der DDR wird die Jugendsendung
DT64 zu einem Hörer-Hit. Der Rundfunk überwindet Grenzen und noch
vor dem Mauerfall gibt es auch im DDRRadio
mutige Sendungen.
Heute hören über 50 Millionen Menschen jeden Tag Radio. Radio, ist
ein verbindendes Kommunikationsmittel, unsere moderne
“Stammestrommel”. Am 20. März 2020 spielen über hundert Radiosender
aus ganz Europa um 8.45 Uhr gleichzeitig den Song “You’ll never walk
alone” der englischen Band Gerry and the Pacemakers. Ein Zeichen der
Solidarität in der Coronakrise.
Der Film erzählt 100 bewegende Radiojahre als deutsche
Zeitgeschichte und verbindet die Vergangenheit mit der Gegenwart.
Geschichte und Geschichten eines faszinierenden Mediums.
Bild: Kerstin Hermes, “Der Schöne Morgen” von Radioeins.
Der Film ist in der ARD-Mediathek abrufbar:
www.ardmediathek.de