»Nachwirkung«
Radio kann mehr

Nichtkommerzielle Beiträge:
NB Radiotreff 88,0 »Ökolino-Report«
Astrid Gipp

Ein sonniger Mittwoch Anfang Mai. Fröhliche Kinder sind im ganzen Haus unterwegs, das eine sehr angenehme Atmosphäre ausstrahlt. Die Mitarbeiter sind mit Freude, Engagement und Leidenschaft bei ihrer Arbeit. Man merkt schnell, dass die Integrative Kindertagesstätte „Ökolino“ in Neubrandenburg eine Vorzeigeeinrichtung ist. Wo sonst machen in der Regel drei- bis sechsjährige Jungen und Mädchen schon gemeinsam mit ihrer Erzieherin, der Heilerzieherin Astrid Gipp, regelmäßig Radiosendungen, die noch dazu sehr hörenswert sind. Ausgestrahlt wird der meist einstündige »Ökolino-Report« monatlich bei
NB Radiotreff 88,0 - dem von der Landesrundfunkzentrale getragenen Offenen Kanal der Stadt Neubrandenburg.

Die ausgezeichnete Sendung mit einer Fantasiereise durch den Wald hat es den „Wurzelzwergen“ - so heißt diese Kitagruppe - besonders angetan. „Wir konnten sagen, welches Tier wir sein wollen. Ich habe mich für das Eichhörnchen entschieden“, erzählt mir Sarah und Jenny pflichtet ihr bei: „Das Eichhörnchen ist toll, weil es so gut springen kann.“ Dustin war vom Fuchs besonders angetan und Emily berichtet von regelmäßigen Spaziergängen durch den Wald, der direkt an die Kita angrenzt. „Dort schauen wir uns alles an, was hier passiert und man kann gut die Tiere beobachten.“ Das ist das Stichwort für Marcus, der gerade einen Specht imitiert. Sarah erklärt mir derweil kundig, wie man sich im Wald zu benehmen hat: „Man soll keinen Müll hinterlassen und leise sein, um die Tiere nicht zu wecken.“

Diese junge, heranwachsende Generation gibt einem doch die Hoffnung, dass es auch künftig verantwortungsvolle Menschen geben wird, denen ihre Umwelt nicht gleichgültig ist. Lorin erinnert sich derweil an Biber, die sie in Wassernähe beobachtet hat und die obligatorischen Eichhörnchen, denen sie beim Nüsse knacken zusah. Weitere Sendungen der „Ökolino“-Kinder beschäftigten sich mit dem Kindergartenalltag, wie zum Beispiel den Lernangeboten, Projekten oder anderen aktuellen Geschehnissen. Emily hat zudem eine Sendung über Weihnachtsbräuche in Erinnerung. Auch ein Hörspiel wurde bereits produziert. Gemeinsam mit der Medienpädagogin von NB-Radiotreff, die im Land unterwegs ist und das Entstehen von Projekten für die Offenen Kanäle unterstützt, wurde die Geschichte des „Ökolino-Bäumchens“ erzählt, die auf der Internetseite der Kita angehört werden kann.

Bisher wurden ebenfalls schon drei Vorschul-CDs produziert, die den Jungen und Mädchen zur Erinnerung an ihre Zeit im Kindergarten bleiben. Akustisch begleitet wurde jüngst ein Wettbewerb der Firma Kathi, wo mit deren Teigmischung Muffins gebacken wurden, die die Kinder in Eigenregie zubereiteten und garnierten. Ein regelmäßiger Hörerstamm ist beim »Ökolino Report« immer die Familie. Eltern und Großeltern sitzen mit Stolz vorm Apparat, wenn deren Kinder und Enkel in ihrer erfrischenden Rhetorik und ihrem Wissensdrang zu hören sind.

Schon zu DDR-Zeiten war die 1976 eröffnete Einrichtung eine
Öko-Kita. Von Anfang an leitet sie Sigrid Korf, die auch nach
32 Jahren nichts von ihrer Freude an der Arbeit und ihrem Engagement für ein kindgerechtes Umfeld verloren hat. „Wir haben schon immer viel auf dem Gebiet der Natur getan. Nach der Wende waren auch wir gefordert uns neu zu orientieren, unserer Arbeit neue Inhalte und damit eine Perspektive zu geben. Wir vertraten den Standpunkt, dass das ökologische Denken und Handeln nicht nur eine Gegenwartsaufgabe sondern auch in Zukunft von Bedeutung sein wird und der ökologische Gedanke unbedingt in die pädagogische Arbeit bereits im Vorschulalter mit einfließen muss. Dieser pädagogische Ansatz sollte sich in dem Namen unserer Kita wieder finden und so lief unsere Kita unter dem Namen ‚Öko’. Irgendwann schlussfolgerten wir, dass das kein klangvoller, kindgerechter und einprägsamer Name ist, der unserer Philosophie entspricht. Gemeinsam gingen wir mit Kindern und Eltern auf die Suche. Kita ‚Ökolino’ machte das Rennen!“ 

Seit 1997 heißt diese Einrichtung so, die 2003 von der Stadt Neubrandenburg an die Jugend- und Sozialwerk gGmbH Oranienburg übertragen wurde. Hohe Standards zeichnen die Einrichtung aus, deren Rezertifizierung momentan gerade als Bestätigung der bisher geleisteten Arbeit erfolgte. Kita-Leiterin Sigrid Korf ist es wichtig,
in der Öffentlichkeit ein objektives Berufsbild von Erzieherinnen zu vermitteln. „Wir werden oft auf ‚Basteltanten’ reduziert, das heißt unser pädagogischer Auftrag wird verkannt. Ich habe viele verrückte Hühner an meiner Seite, die mit Leidenschaft für ihren Beruf brennen und ihre Fähigkeiten und Begabungen in die tägliche Arbeit einbringen. Ein wichtiger Schwerpunkt ist dabei, noch kompetenter im Umgang mit Medien zu werden.“

In der Kita „Ökolino“ betreuen 17 Pädagoginnen und drei technische Kräfte etwa 120 Kinder im Alter von 0 bis 6 oder 7 Jahren. Kindergrippe und Kindergarten sind hier unter einem Dach zu finden, ebenso zwei integrative Gruppen. Fortbildungen stehen dabei ganz oben, die Elternarbeit ist ein weiterer Schwerpunkt. Eine Besonderheit der Einrichtung sind die „Ich als Kind“-Tagebücher,
in denen fotografisch und mit Texten die Entwicklung des jeweiligen Kindes dokumentiert wird. Am Ende ihrer Kitazeit dürfen die Jungen und Mädchen dieses Buch mit nach Hause nehmen. „Mit Videosequenzen wird zudem auf Elternabenden gezeigt, wie unsere Arbeit abläuft und welche Bedeutung das Spielen für die frühkindliche Bildung der Kinder hat. Früh schon sich konzentrieren zu lernen. Kinder lernen in Spiel- und Handlungssituationen aus dem Bedürfnis heraus, dabei zu sein und mitreden zu können“ so Sigrid Korfs Erkenntnisse. Sieben verschiedene Gruppen gibt es im Haus, für die staatlich anerkannte Erzieherinnen, eine Heilerzieherin, eine Facherzieherin für verhaltensauffällige Kinder sowie eine Montessorierzieherin Verantwortung tragen.

In Zusammenarbeit mit dem Elternrat entstehen quartalsmäßige Elternzeitungen „Ökolino- Kurier“, die als Element der Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden. Eine Sonderausgabe der Regionalzeitung „Nordkurier“ zum Kindertag am 1. Juni wurde inhaltlich mit vorbereitet. Astrid Gipp selbst gestaltet den »Ökolino-Report« seitdem sie 1999 in dieser besonderen Kita angefangen hat. Anfangs berichtete sie in ihrer Sendung vor allem über Feste und Feiern in der Kita, ehe inhaltlich anspruchsvollere Themen wie zum Beispiel die „Bunte Welt der Farben“, „Neubrandenburg - meine Stadt“, „Projekt Erde“ oder „Komm mit ins Zahlenland“ hinzukamen. Über 100 Sendungen sind so im Laufe der Jahre entstanden. Regelmäßige Programme macht Astrid Gipp mittlerweile auch für eine zweite Einrichtung des Trägers in Neubrandenburg. Da sie offiziell „nur“ 25 bis 30 Stunden in der Woche arbeitet, verbringt sie einen Großteil ihrer Freizeit für das ehrenamtliche Radio machen.

Zum NB Radiotreff 88,0 kam Astrid Gipp über ihre Tochter.
„Sie hat damals Sendungen für Jugendliche gemacht und mich animiert, selbst aktiv zu werden.“ Anfangs schnitt ihr der damalige Studioleiter Thomas Fiedler noch die Sendungen, doch nach einem Personalwechsel war sie gezwungen, sich mit der Technik anzufreunden. Seitdem beherrscht sie Mischpult & Co und ist immer wieder begeistert darüber, wie schnell auch ihre Radiokinder lernen. „Im Radiotechnikerkurs sitzen Sechsjährige vor Bildschirm, Tastatur und Maus und schneiden eigene Beiträge. Es ist einfach erstaunlich, was in diesen jungen Jahren schon geleistet werden kann.“

Stefan Förster
Fotos: © Stefan Förster
www.jus-or.de
www.nb-radiotreff.de/