»Nachwirkung«
Radio kann mehr

Doppelmoderation: YOU FM 
»Roadshow live aus Baunatal« 
Rob Green / Daniel Hartwich

Zum deutschen Radio kam der Engländer Rob Green durch einen glücklichen Zufall. Während eines Schüleraustauschs lebte er in Bremen bei einer Gastfamilie und verdiente sich neben der Schule etwas Geld, indem er jeden Sonntag zwischen 16.00 und 18.00 Uhr auf Bremen Vier die englischen Charts moderierte. Nach dem Abi entschied sich Rob Green dafür, in Deutschland zu bleiben. „Meine Mutter meinte, wenn du happy bist, bin ich es auch. Das war damals sicher ungewöhnlich, aber auch rechtlich kein Problem“, erinnert sich Rob an diese Entwicklung. Fortan moderierte er bei Bremen Vier,
wo zu dieser Zeit auch Marcus Rudolph, der heute in Hessen bei
hr3 seine Radioheimat gefunden hat, moderierte.

Ein anderer Kumpel, Malte, kam aus Berlin zurück, wo er im Schullandheim war. „Hier gibt es mit Energy 103,4 einen voll geilen Sender, bewirb dich mal dort“, gab er Rob mit auf den Weg. Gesagt, getan. Nachdem der damalige Programmdirektor Holger Richter - der heute bei RTL RADIO in Luxemburg tätig ist - grünes Licht gab, zog Rob Green mit Sack und Pack in die Hauptstadt. 104.6 RTL mit Arno Müller war damals die unumschränkte Nummer 1 in Berlin und Energy-Geschäftsführer Hartmut Horst gab seinem neuen Radiomoderator nur eines mit auf den Weg: „Junge, mach wie du denkst und bring mir Hörer.“

Der verrückte Sunnyboy mit dem charmanten englischen Akzent schlug insbesondere bei den weiblichen Teenies ein wie eine Bombe. Der Besuch vieler Stars machte Energy 103,4 zu einer unverwechselbaren Größe in Berlin. Als die Backstreet Boys im Studio waren, säumten über 200 Mädels die Straße, die von der Polizei gesperrt werden musste. Rob Green sah ungläubig von oben aus dem Studiofenster, welch Menschenmassen seine Sendung mobilisieren konnte. Am Tag seiner ersten MA ging er völlig „baff“ nach Hause, weil die Hörerzahlen traumhaft waren. „Ich konnte es kaum glauben, denn damit hatte ich nicht gerechnet“, erzählt er. Eine Promotion-Kampagne für einen neuen Pager brachte eine gewaltige Resonanz. Spätestens als Rob Green den Auftritt der Popgruppe Boyzone auf der Bühne eines Elektronikmarkts anmoderierte und ihm blitzende Zahnspangen samt der dazu gehörenden Mädels nachliefen wurde ihm klar: „Du bist jetzt kein unbekannter Moderator mehr!“ Erst viel später lernte er in Seminaren, warum seine Art Radio zu machen funktionierte.

Rob hörte andere Sender nach brauchbaren Ideen ab, setzte ansonsten aber vor allem auf seine Persönlichkeit. „Die Rob-Green-Show war sehr interaktiv und spontan, etwa wenn die Anrufer Texte von bekannten Songs gurgeln mussten. Ständig Stars dabei zu haben, war eine weitere wichtige Komponente. Dazu kam, dass ich auf der gleichen Ebene gesendet habe, auf der auch die Hörer standen. So haben wir uns von break zu break gehangelt und es
hat funktioniert.“

Das fand auch Andreas Schulz, der in seiner Zeit beim Berliner Rundfunk Rob Green erlebt hatte und zu FFH und dem Jugendformat planet radio nach Frankfurt /Main holte. Ab April 1997 moderierte Rob zunächst am Wochenende in Mainhattan. Der Arbeitsschwerpunkt verlagerte sich fortan auch in der Woche nach Hessen. Beim Muttersender HIT RADIO FFH kam die Moderation der interaktiven Sendung »0700 Rob Green« hinzu. „Das war ein richtig turbulentes Leben wegen der ganzen Pendelei. Montags, mittwochs, freitags und sonntags saß ich im Flugzeug nach Berlin, weil ich dort immer noch wohnte und auch viele Freunde hatte. Im Flugzeug war ich also Stammgast und wurde - was mir etwas peinlich war - vom Kapitän sogar mal mit ‚wir begrüßen auf Platz 16 Herrn Green von HIT RADIO FFH’ vorgestellt. Die ganze Reiserei war natürlich Stress pur. Deshalb riet mir schließlich auch ein Arzt, mich für eine Sache zu entscheiden“, blickt Rob zurück. So fiel seine Entscheidung zu Gunsten Hessens aus. Durch seine Sendungen bei FFH und planet radio kannte von den 14 bis 29-jährigen Hessen beinahe jeder den frechen Moderator mit dem britischen Akzent.

Im Jahr 2005 erfolgte der Wechsel zum Hessischen Rundfunk, zur
hr-Jugendwelle YOU FM, deren Spontaneität sowohl Hörer als auch Medienmacher überraschte und zu einem Rauschen im Blätterwald führte. Dabei begann alles mit einem harmlosen und humorvollen Mailwechsel zwischen Rob Green und Jan Weyrauch, dem Programmchef von YOU FM. Rob gratulierte der erstarkten Konkurrenz zur Inbetriebnahme des leistungsstarken 50 Kilowatt UKW-Senders auf dem Rimberg. Ein späteres Treffen zwischen beiden bekam auch die Presse mit, die Rob Greens Wechsel zu
YOU FM vorschnell publik machte. Das bedeutete dann einen kurzen Abschied von seinem alten Arbeitgeber, der natürlich über den Weggang enttäuscht war.

Dabei war der Sprung zu YOU FM für Rob Green ein Glücksfall.
„Ich hatte einen Wandel in meinem Kopf durchgemacht und wollte auch journalistische Themen bearbeiten. Die Gespräche mit den Hörern sollten auch ernstere Dinge - von Krebs bis zu ungewollter Schwangerschaft - beinhalten. Das konnte ich hier. Wichtig ist, mit den Hörern in deren Sprache zu reden. Ich will kein Radiomacher mit erhobenem Zeigefinger sein. Man kann gerade auch bilden und informieren, wenn man die Leute als Kumpel wahrnimmt.“

Das Radio war für Rob Green dabei immer das richtige Medium.
Er unternahm zwar Ausflüge zum Fernsehen - etwa mit der wöchentlichen Moderation des Jugendmagazins »Coom« bei Puls TV in Berlin oder der Präsentation von »The Dome« auf RTL II - doch seine wahre Leidenschaft gehört dem Radiomachen. Gern auch live und draußen wie etwa bei der »Roadshow«, die er seit Herbst 2005 moderiert. Sein Partner war hier zunächst Daniel Hartwich, der heute unter anderem bei RTL in Köln arbeitet. Wenn beide mit dem großen gelben Truck kreuz und quer im Sendegebiet auftauchten, schwappte die Stimmung schnell auf das Publikum über. Das versucht Rob Green auch in der nach ihm benannten Morningshow zu erreichen, die er montags bis freitags bei YOU FM moderiert.
„Wir sind eine fünfköpfige Crew im Studio, mit der man sehr viel machen kann. Zwei unterschiedliche Frauentypen, die eine eiserne Jungfrau und die andere geht gerne auf Parties, lassen sich mit Producer Maik und Nachrichtenmann Axel Klankwarth kombinieren, der für den politisch korrekten Teil zuständig ist. Was morgens zu hören ist, entsteht, weil wir Menschen sind, die lachen, Musik spielen und informieren. Meine Aufgabe als Host ist es vor allem,
die Bälle zu verteilen und für eine ständige Interaktion zu sorgen, damit es nicht langweilig wird. Die ersten Sendungen waren etwas statisch, mittlerweile haben wir uns aber sehr gut aneinander gewöhnt. Man muss immer wieder aufpassen, dass die Kreativität nicht auf der Strecke bleibt. Dafür haben wir eine sehr gute Struktur und fähige Leute sowohl in der Show als auch im Redaktionsteam.“

Rob Green kommt dabei zugute, dass er bei YOU FM große Freiheiten genießt. So kann er zehn Moderationsplätze pro Stunde füllen und die interaktiven Bausteine ganz auf sich zuschneiden. Längst steht seine Herkunft dabei nicht mehr im Mittelpunkt sondern eher seine Originalität. „Rob Green ist eine Marke, die aus England kommt“ -
so sieht er selbst die Prioritäten. Seine Ansichten hat er in einem Beitrag für einen Sammelband der Deutschen Hörfunkakademie zu Papier gebracht. Seine Kernbotschaft ist dabei ganz einfach:
„Finde einen Sender, der dir die Möglichkeit gibt, du selbst zu sein. Hab’ keinen Schiss vor Leitungsmenschen, die anders ticken. Erfolg kann man nur haben, wenn man sich traut, etwas anders als der Durchschnitt zu machen.“

Ob es funktioniert, merkt Rob Green immer noch am besten auf der Bühne. Wenn beim „Partyalarm“ 5000 Leute kommen, um den verrückten Typen aus dem Radio zu sehen, ist das für ihn auch eine Bestätigung seiner Arbeit. „Wichtig ist, einen roten Faden zu haben aber auch reagieren zu können, wenn es anders kommt. Es braucht nur ein Mädel auf die Bühne rennen, das jemanden zum Geburtstag grüßen will und der ganze Haupttake ist futsch. Auch das Unerwartete muss kommen. So bin ich einmal mit dem Mikro in den FKK-Bereich eines Schwimmbads gegangen.“ Besonders gut funktionierte die Abstimmung mit Daniel Hartwich während der Roadshow. „Daniel ist sehr zynisch, so ergänzten wir uns gut und konnten uns ordentlich dissen. Die eigentliche Schwierigkeit bestand darin, dass wir uns nicht sehen konnten, weil einer auf der Bühne und der andere im Studio ist. Aber es hat prima funktioniert.“

Stefan Förster
Fotos: © hr
www.you-fm.de