»Nachwirkung«
Radio kann mehr

Nachrichten: 
Radio Hamburg-Nachrichten 
mit Rainer Hirsch

Das mit Abstand erfolgreichste deutsche Großstadtradio hat neben den Mega-Hits der 80er, 90er und dem Besten von heute und Personality-Moderatoren auch im Informationsbereich eine solide Kompetenz aufzuweisen. Eckpfeiler sind dabei die längsten Nachrichten der Hansestadt, die sich ebenfalls großer Beliebtheit erfreuen. News-Anchor Rainer Hirsch, der am Morgen bei John Ment und am Vormittag die Nachrichten präsentiert, hat dabei eine ganz klare Philosophie. „Wir wollen dem Hörer die Möglichkeit an die Hand geben, aus den Nachrichten einen Nutzen für sein Leben zu ziehen. Dazu betrachten wir die Themen aus den verschiedenen Blickwinkeln und geben immer auch ein bisschen Lebenshilfe. Nur ein informierter Mensch ist in der Lage, selbstständig Entscheidungen zu treffen.“ 

Pro Nachrichtensendung werden in der Regel zwei Themen zu Anfang größer beleuchtet, ehe sich ein Meldungsblock anschließt. Am Tag des Besuches war der Aufmacher der Elektrizitäts-Supergau in Nordamerika. Die Sprecherin der HEW erläuterte, warum ihrer Meinung nach solch eine Panne in Deutschland unmöglich wäre. Doch Rainer Hirsch gibt sich damit noch nicht zufrieden. Er spricht auch die Kritik von Umweltverbänden an, die befürchten, mit der Privatisierung nehme auch der Preisdruck zu, was zwangsläufig zu Lasten der Sicherheit gehen würde. Darauf ist die HEW-Sprecherin nicht vorbereitet. Weder ein klares Dementi noch eine solide Einschätzung kommen ihr über die Lippen, stattdessen stammelt
sie etwas vom „Einsetzen einer Kommission, die das überprüfen könnte“. 

Die Antwort spricht für sich und jeder Hörer kann sich dazu seine eigene Meinung bilden. Rainer Hirsch legt Wert darauf, dass es
keine Muss-Themen in den Radio Hamburg-Nachrichten gibt.
„Alle Meldungen müssen einen Hamburg-Bezug haben und massenkompatibel sein, das heißt, sie dürfen nicht nur eine Minderheit interessieren. So kann der Aufmacher ein lokales Thema sein, eines aus der Bundes- oder Außenpolitik genauso wie eines aus den Bereichen Sport oder Musik.“ Der Hamburg-Bezug ist ja ohnehin bei vielen Meldungen gegeben. Geht es beispielsweise um die Ausweitung des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr, sind auch immer heimische Soldaten betroffen. 

Insbesondere am Morgen überlegt Rainer Hirsch auch immer, in welcher Form man mit den Zeitungen konkurriert. Die hinken zwar der Aktualität aufgrund des Redaktionsschlusses immer etwas hinterher, haben andererseits die Möglichkeit, ein Thema mit deutlich mehr Hintergrundinformationen zu analysieren, als dies in jeden Radionachrichten möglich wäre. Ohnehin spielt früh morgens die Weltpolitik meistens eine eher untergeordnete Rolle, schließlich ist, wie es Rainer Hirsch treffend formuliert, „morgens erst Asien wach“ ­ es passiert also auf den anderen Kontinenten noch nicht so viel. Mitunter rufen nach den Nachrichten auch Hörer an und äußern sich zur Themenauswahl und deren Aufbereitung. Einige erwähnen, dass eine Meldung für sie ein Anstoß war, über einen bestimmten Aspekt noch mal nachzudenken, andere loben einfach die Nachrichten, die sie gut informiert in den Tag starten lassen und wieder andere stellen per Mail Nachfragen, wo sie bestimmte erwähnte Informationen bekommen können.

Fasziniert vom Radio war Rainer Hirsch schon immer. Als Kind des Nordens und aufgewachsen in der Vor-Privatfunkära erfolgte seine Rundfunksozialisation mit NDR 2. „Ich habe beim Radio immer geliebt, spannenden Programmen zuzuhören und immer gern interessanten Stimmen gelauscht. Irgendwann entstand dann der Wunsch, einmal hinter die Kulissen zu gucken und das vielleicht selbst mal zu machen.“ Im Arbeitskreis Jugendfunk beim NDR hat Rainer Hirsch für den „Abend für junge Hörer“ zunächst ein paar Reportagen gemacht. Anschließend bewarb er sich beim legendären OK Radio, wo er in Moderation und Nachrichtenredaktion tätig war. „Dort gab es eine tolle Redakteurin, die mir viel über Nachrichten erzählt hat und meine Neugier, mehr vom Weltgeschehen auf die Festplatte im Kopf speichern zu können, war geweckt.“ 

Während des Verwaltungswirtschaftsstudiums in Mannheim blieb Rainer Hirsch in den Semesterferien OK Radio treu, wo er für die Nachrichten und in der Redaktion gejobbt hat. Nach Beendigung
des Studiums folgte ein zweijähriger Ausflug ins Arbeitsamt ­ wohlgemerkt als dortiger Angestellter. Rainer Hirsch zog es dann aber schnell wieder in die Medien. Es folgte eine Zeit als freier Mitarbeiter sowohl in der Nachrichtenredaktion von Radio Hamburg als auch in der Redaktion von RTL Nord. Eines Tages trug man ihm die Moderation der Niedersachsen-Nachrichten bei RTL Nord an. Während der folgenden sechs Jahre war das Fernsehen Rainer Hirschs Medium. Nach dieser Zeit konnte er der Verlockung nicht widerstehen, über den regionalen Tellerrand hinauszugucken und auch Weltnachrichten machen zu können. So ist Rainer Hirsch als News-Anchor seit knapp vier Jahren wieder bei Radio Hamburg zu hören. 

In seiner Freizeit ist er vor allem gern auf Reisen. Rainer Hirsch mag es, in einem anderen Land, einer fremden Kultur zu sein und mit den Menschen in ihrer jeweiligen Sprache zu sprechen. Bei seinen unzähligen Abstechern in die Türkei hat er dies schon verwirklichen können. Türkisch kommt ihm mittlerweile fließend über die Lippen. „Die Reisen sind eine große Erweiterung meiner persönlichen Lebenswelt. Es ist mitunter auch wichtig zu sehen, wie gut es uns doch im Vergleich zu anderen Menschen geht. Neugierig auf andere Menschen und andere Kulturen zu sein, ist eine enorme Chance auch Wissen über sie zu erlangen“, meint der bekennende Individualreisende und Rucksacktourist Rainer Hirsch. Bei seinen Reisen sammelt er Erfahrungen, die auch den Radio Hamburg-Hörern zu Gute kommen. Schließlich können sie sich auf einen Nachrichtenprofi verlassen, der mit viel Hintergrundwissen auch
die Themen einzuschätzen weiß ­ lokal und weltweit.

Stefan Förster
Foto: © Radio Hamburg
www.radiohamburg.de