1971
• 14. Januar: Frank Elstner wird von RTL für seine 10.000
Rundfunksendung mit dem Goldenen Mikrofon geehrt. Laudator ist Radio
Luxemburg-Legende Camillo Felgen: Erzähl doch mal, wie war das
damals, die erste Sendung? "Das war furchtbar, das war entsetzlich",
gesteht Frank. "Ich kann mich erinnern, ich kam hier an an einem 13. und
am 14. hab ich die erste Sendung gemacht ... die Sendung hieß »Träumereien am Nachmittag« und ich war so schlecht in der Sendung, dass
ich gleich danach zu Camillo gerannt bin und gesagt hab: Camillo, am
Nachmittag kann ich nicht träumen, können wir die Sendung nicht auf den
Abend verlegen...". Camillo hat selbst schon ein Goldenes Mikrofon
bekommen, aber noch nie eins verliehen.
•
1. April: Hans Meiser tritt
seinen Dienst bei Radio Luxemburg in der Nachrichtenredaktion an. Als
freier Mitarbeiter beim Südwestfunk sammelte er erste Studio-Erfahrungen
und war Gründungsmitglied des »Pop Shop«, Vorläufer von SWF 3. In
Luxemburg lässt sich Hans von seinen Kollegen Olaf Steinbauer (Leiter
der deutschen Redaktion), Jürgen Overdick und Michael Thun zum
Journalisten ausbilden. Hans und Michael Thun stellen die Nachrichten
zusammen. Brandeilige Meldungen bringt Jürgen Overdick dem Sprecher Hans
Meiser direkt ins Studio. Beim TV-Sender RTLplus ist er der Mann der
ersten Stunde. Von 1984 bis 1992 war er dort Anchorman der
Nachrichtensendung »7 vor 7« bzw. »RTL aktuell«. Vom 6. Februar 1992 bis
27. August 2006 moderierte er auf RTL Television die Sendung »Notruf«.
Am 14. September 1992 startete die Nachmittags-Talkshow »Hans Meiser«,
die er achteinhalb Jahre lang moderierte. Als Erster in Deutschland
wagte Hans Meiser eine Talkshow nach amerikanischem Muster. Fast alles
an dem Format war für deutsche Zuschauer neu. Doch die Sendung
entwickelte sich mit 4,8 Millionen Zuschauern zu einem Riesenerfolg und
löste eine Flut von Talkshows im deutschen Fernsehen aus bis die Quoten
Anfang 2000 zu bröckeln begannen. 1993 wurde Hans Meiser mit einem Bambi
ausgezeichnet. Von 2000 bis 2002 war er als Quizmaster tätig.
•
Oktober: Jürgen Overdick (Spitzname: "Ovi") kommt von der Abendzeitung
in München zu RTL. Er ist der Mann der ersten Stunde in der
Nachrichtenredaktion. Falls notwendig, schreibt er rund um die Uhr
News-Scripte. Neben seiner Redaktionstätigkeit moderiert er jeden
Freitag das »Europa-Studio«. Bis zur Gründung der NSR (Nachrichten und
Sport-Radio-Service GmbH) leitet er die Nachrichtenredaktion von RTL
RADIO Luxemburg und übernimmt 1995 die Leitung der NSR-Redaktion.
Anschließend war Jürgen Overdick Europakorrespondent und berichtete
unter anderem über das Kriegsgeschehen auf dem Balkan. Im Bild: Andreas und Jürgen Overdick
(rechts) sichten die Telexe. Foto: © Archiv Friedel Weiß
1972
• Den Sprung ins Rundfunkgeschäft schafft der Hamburger
Axel Fitzke
(Klaus-Michael Fitzke) als Disc-Jockey beim kommerziellen Sender KTYM in
Los Angeles, wo er jeden Sonntag zehn Minuten Programm macht. Dann kauft
er bei KVSM zwei Radiostunden und präsentiert sieben Jahre lang zweimal
in der Woche ein deutsches Programm, bevor es ihn wieder zurück nach
Old-Europe zieht. Er schickt einen Mitschnitt nach Luxemburg und
absolviert während eines Deutschland-Urlaubs den obligatorischen
„Probemonat“ bei RTL. Vom 15. Januar bis 15. Februar und im September
1971 ist Axel als Urlaubsvertretung zu hören. Am 3. Mai 1972 wechselt er („Rundfunk ist
die Erfüllung meines Lebens“) in das Großherzogtum und bleibt bis Mai
1988. »Hallo Nachtarbeiter«, die letzte Sendestunde im deutschen Programm, moderiert er mit amerikanischem Touch, der hier bis dahin noch
unbekannt ist. Sein Spitzname bei Kollegen und Hörern:
„Midnight-Prince“. Mit der neuen Programmstruktur 1977 wird aus dem Nachtschwärmer der
Frühaufsteher und Axel ist fortan jeden Morgen um 8.00 Uhr mit seiner
Sendung »Doppel-Axel« zu hören. Ab 1979 macht er "Radio Sonnenschein"
als »Fröhlicher Wecker« (mit Matthias) und moderiert auch »Die großen
Acht«. Für Axel ist Moderation der "Dienst an unserem Hörer" und genauso
will er seine Übersetzung der drei Buchstaben RTL verstanden wissen:
Radio live und in Farbe. Oder: "Radio Luxemburg macht Musik, die Hörer
wünschen". Seine Spezialität: Musiksendungen. Er stellt sonntags um
14.00 Uhr die »Nationale Hitparade« und eine Stunde später die »Internationale Hitparade« vor. Axel ist der geistige Ziehvater des
Puhvogel-Clans ("Roderich") und hat unter anderem Lash la Roue, den einsamen Morgencowboy kreiiert. Moderierte auch bei RTLplus, unter
anderem als Reisereporter bei »Ein Tag wie kein anderer«. Arbeitet heute
als freier Journalist in seinem Luxemburger Büro. Axel Fitzke ist Leiter
des Unternehmens "Schau ins Land" und produziert für ausländische
Studenten, die deutsch lernen wollen, Nachrichtenmagazine. Gemeinsam mit
Ruth Fürsatz und Rainer Holbe war er an dem Projekt "Stimmen der Zeit"
beteiligt.
1973
• Frank Elstner wird Nachfolger des verstorbenen Programmdirektors
Helmut Stoldt.
• 4. Dezember: Die neuen Studios 4 und 4a werden eingeweiht.
• Horst Tempel kommt zu RTL. Er bleibt als Sprecher bis 1977, geht dann
zur IPA nach Frankfurt. In den 1980er Jahren zieht es ihn noch mal
zurück ans Mikrofon. Mit Start des TV-Senders RTLplus wechselt er in die Produktion
beim Fernsehen. Horst lebt in Übersee.
1974
•
1. April: Rainer Holbe präsentiert das Vormittagsmagazin »Mister
Morning« (er kommt als Moderator der »ZDF-Starparade« zu RTL, die er
seit 1970 moderiert). Nicht nur Millionen Hausfrauen schalten täglich um
8.30 Uhr das Radio ein, wenn Rainer prominente Gesprächspartner ins
Studio 4 eingeladen hat. Zur Auflockerung kommt Kollegin Haidy täglich mit ihren Beiträgen
wie „Gartenecke“, „Unser Roman“ oder „Verbrauchertipps“. Zum festen
Programmbestandteil gehört auch die „Hausfrau des Tages“. Die besten
Original-Rezepte veröffentlicht Rainer Holbe in seinem Buch „Guten Appetit - Mister Morning“. Weitere Sendungen sind: »Hörergruß-Lotterie«,
»Da capo« und die »Unglaublichen Geschichten«, die er ab 1982 erzählt.
Bis April 1990 wirkt er als Sprecher und Redakteur bei RTL Radio Luxemburg. Rainer Holbe volontierte bei der Frankfurter Rundschau und
bewarb sich bei einem Quizmaster-Wettbewerb des ZDF. Er gewann alle
Ausscheidungen und quasselte seine Konkurrenten an die Wand. 50 Mal
»Starparade« (1970 bis 1980) und 50 Mal »Der verflixte Monat« waren das
Resultat. Um über den Grand Prix de la Chanson d' Eurovision zu berichten, reiste Rainer Holbe 1973 nach Luxemburg, lernte Frank Elstner
kennen und fing ein Jahr später bei RTL an.
•
Hartmut Schröter ist der Mann mit dem Lexikon im Hinterkopf und der
Fernost-Experte der Nachrichtenredaktion. Außer Französisch spricht er
Englisch, Italienisch, Spanisch und Niederländisch (verheiratet mit der
Holländerin Marianne). Bei RTL ist er auch bekannt für seine hintergründig-humorigen Sprüche zum aktuellen Tagesgeschehen. Beispiel:
»Morgenstund' hat Kaffee im Magen und Blei im Hintern!
• Matthias "Metty" Krings wird als Kandidat der Fernsehshow »Die
Montagsmaler« von Frank Elstner entdeckt. Im Ferienmonat Juli sitzt er
für vier Wochen hinterm Mikro. Aus dem Lehrer Peter Krings wird der
Sprecher „Matthias“. Bei den Hörern kommt er so gut an, dass ab 1.
Oktober 1974 bis Dezember 1983 ein fester Dauerjob daraus wird. »Mettys
Frühwecker« geht auf die Antenne. Dienstags und donnerstags moderiert er
die Sendung »Radiomann« und sonntags ab 18.00 Uhr »Metty’s Party«.
Matthias Serienstationen sind die »Hörergrüße«, die Spielsendung
»RTL-Party«, die »Schlaue Stunde« mit Karl Dall und der »Fröhliche
Wecker« mit Axel. Zu den meisten seiner Sendungen bringt er die Gitarre
mit. Die kann er nicht nur gut spielen, sondern auch dazu singen. Nicht
nur im Radio sondern auch im RTL-Fernsehen, wo er später viele Kindersendungen gestaltet. Matthias
"Metty" Krings heißt eigentlich Peter Krings. Der gebürtige Gerolsteiner
ging im saarländischen Fremersdorf zur Schule und später in Dillingen aufs Gynasium. Anschließend besuchte er die Kunstschule Saarbrücken und war
Kunsterzieher an der Realschule Saarburg.
Neben Schule, Studium und
Kunsterziehung betätigte er sich als Liedersänger und schrieb spritzige
wie nachdenkenswerte Texte. Bald nahmen Rundfunk und Fernsehen von dem
22-Jährigen Notiz. Beim Chanson-Festival auf Burg Waldeck war er 1965
unter anderem neben Hans-Dieter Hüsch und Reinhard Mey einer der Interpreten. Schließlich gehörte er zur Dillinger Erwachsenenmannschaft,
die in Frank Elstners Montagsmaler 1974 gegen eine Gaggenauer Kindergruppe spielte und verlor. So ergab sich der erste Kontakt mit
RTL. Ab 1984 führte er regelmäßig beim RTL Fernsehen durch das Programm
und war Moderator verschiedener Sendungen. Ab 1989 war Matthias Krings
hauptsächlich als Moderator von Kindersendungen (»Li-La-Launebär«) zu
sehen und wurde Bereichsleiter Kinder- und Jugendprogramme bei RTL. 1993
gründete er zusammen mit seiner Frau Bibi die Produktionsfirma Mettymedia. Neben den von ihm moderierten Sendungen produzierte Krings
auch zahlreiche weitere Programme und die Kinderhitparade. Er entwickelte Sendungen für das ZDF, KI.KA, ProSieben und SuperRTL.
Darüber hinaus produzierte Matthias Krings mehrere CDs mit Kinderliedern, die teilweise mit Gold und Platin ausgezeichnet wurden.
2005 startete im Theater Trier das von ihm geschriebene Musical »Metty
und die Mettymäuse«, in dem er die Hauptrolle spielt. Für das luxemburgische Wochenmagazin Télécran schreibt er die Kolumne "Mettys
Flimmerkiste" zu aktuellen TV-Themen.
•
Helga saß im Studio, Hans Meiser arbeitete in der
Nachrichtenredaktion. Telexe zur Verkehrslage wurden - eine Erfindung
von Andreas Mannke - per Bindfaden vom Redaktionsfenster eine Etage
tiefer bis vors Studiofenster herabgelassen. Der Sprecher zog sie sich dann an Land. Alles im Dienste
des Energiesparens, so wurde die Fahrstuhlfahrt überflüssig. Hans
reichte die Pointe noch nicht. Er baute eine ganze Vogelscheuche ums
Telex und ließ sie langsam in Richtung Helgas Studiofenster
herunterbaumeln. Über UKW, KW und MW ging der zur RTL-Historie gewordene
Entsetzungsschrei Helgas: "Hu! Um Gottes Willen, da hängt ein Mann am
Fenster!" Foto: © Archiv Friedel Weiß