1964
• 14. Januar - 15.03 Uhr: Die Hörer des Gute-Laune-Senders erfahren von
den Träumen eines jungen Mannes mit dem Künstlernamen Frank. Titel der
Sendung: »Träumen am Nachmittag«. Die erste Platte, die der Neuling
auflegen lässt: "Theme From A Summerplace". Frank Elstner, jung,
dynamisch und voller Tatendrang bringt frischen Wind ins Luxemburger
Funkhaus. Von Camillo angelernt, übersetzt er dessen
Programm-Philosophie mit seiner eigenen unerschöpflichen Kreativität:
"Wir sind Stegreifplauderer und reden so, wie uns der Schnabel gewachsen
ist. Das fördert den guten Kontakt zu unseren Hörern." Franks plötzliche
Eingebungen kommen vorwiegend nachts um drei, werden postwendend mit dem
Team zu Ende gedacht und anschließend in die Tat umgesetzt. Aus seiner
Ideen-Schublade entspringen so erfolgreiche Sendungen wie »Hier Frank -
wer da?«, »Der fröhliche Wecker«, »Die Funkkantine«, »Die Starparade«
und vieles mehr. Als Camillo 1968 geht, übernimmt Frank »Die großen
Acht« und die »Hitparade«. Seine steile Karriere - vom beliebtesten
Sprecher bis zum Chefsprecher und zum Programmdirektor - verläuft
einmalig in der Geschichte des Rundfunks. Und sein ausgeprägtes Gespür
für die Entdeckung sprachbegabter Nachwuchs-Talente trägt entscheidend
zu Popularität des RTL Hörfunks bei. Während seiner Zeit als
Programmdirektor hat sich RTL vom reinen Schmuse- und Musiksender zum
Unterhaltungssender mit ausgeprägtem Informationsanspruch gewandelt.
Nicht nur mit dem intensiven Auf- und Ausbau einer Nachrichtenredaktion
nebst Bonner Außenstelle. Gegen zahlreiche rundfunk- und
parteipolitische Widerstände hat er - gemeinsam mit dem damaligen
NRW-Innenminister Willy Weyer - den Verkehrsfunk mit Aufofahrerinfos
durchgepaukt. Die deutschen Rundfunkanstalten zogen flugs nach. Unter
Frank wurde Radio Luxemburg zum Trendsetter der inzwischen viel
kopierten Präsentation von Musik, Unterhaltung und Information. Frank
Elstner bleibt bis 1983. Mit »Die Montagsmaler« (SWF) schafft er den
Durchbruch im Fernsehen und erfindet für das ZDF die Samstagabendshow
»Wetten, dass...?«, die er auch selbst moderiert. 1982 bekommt er für 18
Jahre Wirken als Moderator und Programmdirektor den "Ehrenlöwen" von
Radio Luxemburg. Heute fühlt sich Frank Elstner mit dem SWR verbunden,
moderierte im Ersten die Unterhaltungsendung »Verstehen Sie Spaß?« und
trifft sich in der Talkshow »Menschen der Woche« (Südwest Fernsehen) im
alten E-Werk in Baden-Baden mit wichtigen Zeitgenossen. Am 25. Mai 2007
wurde Frank Elstner mit dem Ehrenpreis des Bayerischen Fernsehpreises
als einer "der ganz Großen unter den Showmastern" ausgezeichnet.
Er ist Träger des Bundes-verdienstkreuzes, bekam drei Goldene Kameras,
den Bambi und die Goldene Henne. Außerdem wurde er in die "Hall of Fame"
der Rose d’Or aufgenommen, einem der bedeutendsten Fernseh-Festivals.
2012 wurde Frank Elstner mit dem Deutschen Fernsehpreis (Ehrenpreis der
Stifter) für sein Lebenswerk geehrt. Im Verlag Herder ist sein Buch
"Wetten Spaß. Mein Leben, meine Gäste, meine Shows" erschienen. Sein
neuestes Projekt ist die Moderatorenschule "Frank-Elstner-Masterclass"
mit der Axel-Springer-Akademie.
www.die-moderatoren-fuer-morgen.de Im
Bild: Frank in jungen Jahren auf dem Dach der Villa Louvigny mit Blick
auf Luxemburg.
>Ausschnitte aus der
Montagsmaler-Sendung vom 25.
September 1979 (Jungstars gegen Altstars).
• 4. September: Im Abendprogramm um 20.00 Uhr startet die »Luxemburger
Funkkantine« - eine Erfindung von Frank Elstner. Die ersten Gäste der
Sendung sind Edy, Dieter und Alf.
• 9. November: Helga Guitton studierte Englisch und Französisch, war
Schauspielerin, Tänzerin und Fernsehansagerin beim Südfunk Stuttgart
bevor sie zum Radio nach Luxemburg kam. Trotz gut vorbereitetem
Manuskrip hat sie Lampenfieber und kriegt fast kein Wort raus, als sie
zum ersten Mal in dem kleinen Hörfunkstudio vor dem Mikrofon sitzt. Der
Techniker hinter der Glasscheibe ist auf die Situation vorbereitet und
hilft ihr galant über die erste Stunde. »Wunschkonzert« wird eine ihrer
Lieblingssendungen und beschert der charmanten Briefkastentante Berge
von Post. Ein Luxemburger Fan verfolgt sie jahrelang mit Rosen. In den
folgenden Jahren ist "Starsprecherin" Helga mit zahlreichen Sendungen zu
hören, unter anderem »Viva«, »LP-Parade« (zusammen mit Frank), »RTL
Radio Telex« und im Duett mit Jochen »Tag Schatz, Tag Spatz" sowie
»Luxemburg 49...«. Zu ihren Serien-Höhepunkten zählen »Luxemburg
25-90-5« und »Dacapo« mit dem Mut zu brisanten Themen. Helgas populärste
Sendung im RTL Hörfunk startet Anfang 1982: »Liebe ist...«. Der Titel
dieser Sendung wird in kürzester Zeit zu einem Helga-Synonym. Sie
schafft es prominenten Gesprächspartnern überraschende Geständnisse rund
ums Thema Liebe zu entlocken. Ihr Glaubensbekenntnis: "Ich liebe die
Männer, leider, denn das führt manchmal zu Komplikationen". Neben der
Liebe ist Leben ihr zweit wichtigstes Wort. So heißt auch die
Hörfunksendung, die sie seit Sommer 1983 moderiert: »Viva, das Leben
findet täglich statt«. Hier ist sie in ihrem Element, das sich Vielfalt,
Kommunikation und Neugier nennt. Helga erforscht Themen, die die Hörer
interessieren, die sie bewegen und mit denen sie etwas anfangen können.
Helga erfreut die Hörer von Radio Luxemburg mit ihrer liebenswürdigen
Art bis Februar 1994. Neben der Hörfunkarbeit moderierte sie
Musik-Galas, Eineinhalb Jahre »Schaubude« beim NDR und »Liederzirkus«
beim ZDF.
• Jeden Samstagnachmittag gibt es ein
Rundfunkkabarett bei Radio
Luxemburg - gesprochen von Norbert Pirsch und Monika Georges. Die
Hitparade macht eine einjährige Pause und wird 1965 neu ins Leben
gerufen.
1965
• Januar: Die »Luxemburger Funkkantine« (mit Frank Elstner, Helga
Guitton und Dieter Weidenfeld) wird in die Mittagszeit (12.00 bis 14.00
Uhr) verlegt und entwickelt sich zum Dauerbrenner bis zum Jahresende
1975. (Dieter Weidenfeld verließ RTL 1967. Er wohnt heute in München und
betreibt in hohem Alter noch eine Künstleragentur.)
• Februar: Nach einer Urlaubsvertretung für Camillo im August 1964 kommt
Dieter Heckscher (Autoverkäufer und Sänger) mit einem Arbeitsvertrag in
der Tasche zu Radio Luxemburg und nimmt auf Wunsch der Hörer (nach einer
Umfrage der Zeitschrift BRAVO) den Künstlernamen "Thomas" an. Er nennt
sich von nun an kurz und prägnant Dieter Thomas Heck. Sein fulminanter
Auftritt als Schnellsprecher bei Radio Luxemburg dauert bis zum 31. Juli
1966. Ab September 1968 ist er bei SR Europawelle Saar zu hören,
moderiert die »Deutsche Schlagerparade«, vergibt die erste Goldene
Europa und die erste Goldene Stimmgabel. Ab Januar 1969 bis Dezember
1984 moderiert Dieter Thomas Heck mit großem Erfolg die »ZDF Hitparade«
(1970 wird er dafür mit dem Teampreis der Goldenen Kamera
ausgezeichnet). 1985 präsentiert er erstmals die große ZDF-Show »Melodie
für Millionen«, zu Gunsten der Deutschen Krebshilfe (bis Ende 2007). Dem
Hörfunk ist er immer treu geblieben, unter anderem mit Sendungen beim
SWF (»Vom Telefon zum Mikorofon« 1983) und BR (»Fröhliches Wochenende«),
SFB, Radio Hundert,6 und MDR 1 RADIO THÜRINGEN (»Sonntags mit Dieter
Thomas Heck«). Nach
fast 20 Jahren zieht es ihn zurück ins Saarland. Am
15. Februar 2004 hat seine Sendung »Hallo Heck« auf SR 3 Saarlandwelle
Premiere. Am 18. November 2007 gibt Dieter Thomas Heck nach 38 Jahren
Medienerfahrung seinen Rücktritt von der Bühne bekannt und verabschiedet
sich von seinem Publikum. Als Schauspieler hatte er unter anderem
Gastrollen im ARD-Tatort und in der ARD-Vorabendserie "Praxis
Bülowbogen". 1970 spielte er einen Showmaster in dem Film "Das
Millionenspiel". 2008 bekam er den "ECHO" als Sonderpreis für
herausragende Verdienste um die deutschsprachige Musik. 2009 wurde
Dieter Thomas Heck mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik
Deutschland ausgezeichnet.
• Im Sommer reisen Monika, Dieter und Norbert nach London und
interviewen dort die Beatles. Sie bringen eine Bandaufnahme mit. Aus
Luxemburg erklingen für deutsche Ohren ungewöhliche Klänge - am Mikrofon
ist Beatle George.
>George Harrison speaking and singing German on Radio Luxembourg!
• August 1965: Aufnahme mit
Coca Cola Werbung auf Mittelwelle 1440 KHz
von Karl-Heinz Bradtmöller.
1966
• Udo Jürgens
feiert im Sendesaal der Villa Louvigny seinen Titel
"Merci Cherie", mit dem er am 5. März in Luxemburg beim Eurovision Song
Contest den ersten Platz gewonnen hat. Es war seine dritte Teilnahme bei
diesem Wettbewerb, der ihm den internationalen Durchbruch verschaffte.
Webseite: www.udojuergens.de
1967
• 21. April: Radio Luxemburg übernimmt den UKW-Kanal 6 (93,3 MHz).
• 27. September: Nach zehn Jahren kreiert der Bandleader
James Last als
Geburtstagsgeschenk eine neue Erkennungsmelodie für die Fröhlichen
Wellen: »Happy Luxemburg«. Er hat sie im Auftrag der deutschen
Programmabteilung extra für den Sender komponiert. Die vorherige - der
Walzer "Bell Of The Ball" - hatte Elisabeth, die erste Sprecherin des
deutschen Programms und vorher Sekretärin beim englischen Dienst - aus
dessen Plattenarchiv mitgebracht. Auf dem Titelcover der Single wirbt
das SYNDICAT D'INITIATIVE ET DE TOURISME A.S.B.L. Luxembourg mit dem
Slogan: "Das grüne Herz Europas" - "The Green heard of Europe". Das Bild
zeigt die Adolfsbrücke im romantischen Petrustal mit Blick auf das
großherzogliche Palais in Luxemburg. Der junge James Last lernte Bass,
Jazz und Swing. 1946 spielte er gemeinsam mit seinen Brüdern Robert und
Werner im neugegründeten Tanz- und Unterhaltungsorchester von Radio
Bremen. 1965, an seinem 10. Hochzeitstag, sollte eine fröhliche Party
steigen, aber die passende Musik fehlte. Das war die Geburtsstunde des
Party-Sound, der James Last zum Star machte. »Non Stop Dancing« hieß die
LP-Serie mit stimmungsvoller Tanzmusik, Spitzenreiter aus den Charts,
von James Last neu arrangiert und produziert. Auf seinen später dazu
gekommenen Classics-LPs gibt er dem ursprünglichen Rhythmus ernster
Musik einen modernen Drive und hat damit einen eigenen,
unverwechselbaren Stil gefunden. (Aus Radio Luxemburg - Das große RTL
LEXIKON der POP MUSIK 1982). James Last ist der erste Musiker der Welt,
der 150 goldene Schallplatten bekam. Kein anderer vor ihm hat jemals so
viele Platten verkauft. James Last ist am 9. Juni
2015 im Alter von 86 Jahren in Florida gestorben. Noch im Frühjahr 2015
war er auf Tournee und stand zuletzt Mitte April in Bremen auf der
Bühne. Außerdem war “Hansi”, wie ihn seine Fans liebevoll nannten, mit
seiner “Music Non Stop” Tour auch in Trier zu Gast.
www.jameslast.com
>Rainer Holbe Star Parade Show
• 2. Oktober: Die erste Sendung »Rock 'n' Roll-Music« mit
Achim Graul
geht über den Äther. Mit seiner Band "Merseyteens" tingelte der
Berlineer ab 1963 zwei Jahre lang im Beach-Boy-Sound quer durch
Deutschland. Anschließend jobte er als DJ in einer Kasseler Diskothek.
Bei RTL London lernte er perfekt Englilsch und erfuhr dort von der
Möglichkeit, Sprecher im deutschen Programm von Radio Luxemburg zu
werden. Im Oktober 1967 startet seine erste Sendung. Ende Juli 1971
verlässt Achim zunächst RTL und arbeitet vier Jahre lang freiberuflich
bei deutschen Rundfunkanstalten, wo er auch die Fernsehsendung
»Talentschuppen« moderiert. Er springt für Bill Ramsey ein, der erst
später als vorgesehen seinen TV-Job antreten kann. Bei anderen Sendern
gefällt ihm die Selbstfahranlage für Moderatoren, die im deutschen
RTL-Programm noch nicht zur Verfügung steht. Deshalb richtet Achim sich
im Keller seines Hauses ein eigenes Studio ein, in dem er viele
Bandsendungen selbst produzieren kann. Ab 1. Juni 1975 bis September
1990 ist er wieder on air. In seinen Sendungen hört man den persönlichen
Musikgeschmack heraus: Country-Sound von Don Williams und Rock 'n' Roll
von Buddy Holly oder Elvis Presley. Das Geburtshaus und die Eltern von
Elvis besucht er 1972 während einer Amerika-Reise. Der »Frühstücksclub«
am Samstag und der sonntägliche »Frühschoppen« bekommen ihren festen
Platz im RTL-Programm. Jeden Samstagabend präsentiert der Amerika-Kenner
»Country Coach USA - Musik aus Amerikas Westen«. Achim weiß nicht nur im
Archiv Bescheid, er kann auch die meisten Songs selbst singen. Sein Name
steht auch für ein gut sortiertes Privatarchiv der Musiktitel und
Originaltöne. Ab 1983 moderiert Achim Graul die journalistische
Ratesendung »Ententanz«, bei der es um "Zeitungsenten" geht. Weitere
Sendungen: »Soundcheck« und »RTL-Trommelfell«.
1968
• Die Mittelwelle 1440 kHz wird auf 1200 Kilowatt Sendeleistung
verstärkt und ist damit in ganz Europa zu hören.
• 1. April: Rolf Röpke (heißt eigentlich Wilfried) kommt zu Radio
Luxemburg und fängt als Sportmoderator an. Er berichtet live von den
Olympischen Spielen in Saporo und München. Im »Fröhlichen Wecker« sorgt
Rolf dafür, dass frühmorgens "ein Ruck durch Deutschland geht". Mit
dabei im Studio ist Quietschi, ein Plüschaffe. Seine persönliche
Definition von RTL: "Rundfunk-Tieger-Liebe". Gemeinsam mit Helga
moderiert er Anfang 1981 die Sendung »Das Radiopaar ist da«, außerdem
die »Blaue Stunde« und »Guten Morgen, Deutschland«. Rolf arbeitet
zunächst bis September 1983 bei RTL, geht zwischendurch zum WDR, kommt
am 1. Januar 1988 wieder zurück nach Luxemburg und bleibt bis Ende 1990
bei RTL RADIO. Ab 1991 ist er bei WDR 4 zu hören. Hier moderiert er die
Sendungen »Was darf es sein?« (bis 2006). »Das Samstagskonzert« und
»Schlager, Pop und Co.« (bis August 2004). Das Wunschkonzert »Was darf
es sein« (vom Vorgänger Richard Schippers übernommen) moderierte Rolf am
24. Dezember 2006 zum letzten Mal. Danach wurde die Sendung durch das
Telefonwunschkonzert »à la carte« ersetzt. Seit 1. Januar 2007 ist Rolf
Röpke im Ruhestand. Foto: Archiv Friedel Weiß
• Camillo Felgen verlässt Radio Luxemburg, um sich voll und ganz auf
seine Aufgaben als Moderator der TV-Sendung »Spiel ohne Grenzen« beim
WDR konzentrieren zu können. Den Luxemburgern steht er weiter als
Urlaubsvertretung zur Verfügung. 1977 kehrt er als regelmäßiger
Gastsprecher (»Wunschkonzert«) ins RTL-Team zurück.
1969
• November: Jochen
Pützenbacher moderiert seine erste Probesendung mit dem Titel
»Haarige Geschichten«, passend zu seinem gelernten Beruf als
Friseurmeister und Kosmetiker, ehe er 1957 Bühnenluft schnupperte und
Conférencier wurde. Für Radio Luxemburg steht er erstmals im Frühjahr
1970 auf der Bühne - bei der Löwenverleihung in der Essener Grugahalle.
Damit startet auch seine Duett-Laufbahn bei RTL, vornehmlich tritt er
mit Helga auf, unter anderem in der Sendung »Tag Schatz, Tag Spatz«. Im
Mai 1973 wird Jochen Chefsprecher und ab 1976 Unterhaltungschef beim RTL
Hörfunk. Im gleichen Jahr startet er mit dem »12 Uhr
mittags«-Dauerbrenner, der Anfang 1981 in »12 Uhr Mittagspause«
umformatiert wird. Dann tingelt er mit der Mittagsrevue »Radiozirkus«
durch die Lande. Weitere Sendungen sind »Blaue Stunde« und die beliebte
Reiseshow »Ein Tag wie kein anderer«. Sein Markenzeichen sind Bart und
Brille. Die Hörer lieben ihn auch als "Moderator mit der komischen
Lache". Reaktionsschnell und treffsicher sind seine Pointen. Jochen in
Aktion, das heißt: die Hörer fest in den Griff nehmen, sie nicht
loslassen, ihnen auf den Mund gucken und in die Seele schauen. Die
Mischung, die seinen Erfolg ausmacht: "Man muss sehr, sehr aufmerksam
zuhören, was der andere sagt, um es dann schnell zu verarbeiten. Routine
führt zur Phrase, Training dagegen, der Umgang mit Menschen, ist
unerlässlich." Ab 1984 hat er die Programmdirektion des RTL Hörfunks
auch in künstlerischen Fragen beraten und war Organisator der
Löwenverleihung. 1993 wird Jochen Pützenbacher auf der 57.
Löwenverleihung - die er selbst oft moderiert hat - mit einem Ehrenlöwen
ausgezeichnet. Jochen hält es bis zu seiner Pensionierung Ende 1996 beim
Sender. Im Laufe seiner Hörfunk-Karriere ist er Mentor für viele von ihm
entdeckte junge Nachwuchstalente. Auf RTLplus, dem neuen
deutschsprachigen Fernsehkanal aus Luxemburg, führt er am 2. Januar 1984
durch die Premierensendung und ist anschließend mit weiteren Radiostars
auf dem Bildschirm zu sehen. Trotz zunehmender TV-Verpflichtungen bleibt
das Radio sein Metier. "Der schönste Beruf der Welt. Ich wollte nie das
Radio fürs
Fernsehen aufgeben." Seine jahrelangen Hörfunk-Erfahrungen
gibt der rastlose Ruheständler in Seminaren und als Radioberater weiter.
Jochen Pützenbacher in einem Interview: "Heute fängt man Gott sei Dank
wieder an Radiopersönlichkeiten zu finden und weiterzubilden." Seit 1997
arbeitet Jochen als Consultant und Coach bei verschiedenen Sendern in
Deutschland und Luxemburg. Außerdem war er als Gastdozent bei der
Deutschen Hörfunkakademie (DHA) tätig. Seine große Bandbreite an
persönlichen Erfahrungen, die er jungen Menschen im Radiogeschäft
vermitteln kann, sind Basis seiner Arbeit.
>Helgas und Jochens schönste Radiopanne: 500 g Gala von Eduscho
- Tolles Sonderangebot...
• Michael (Ekkehard Schlitzer)
kommt als neuer Sprecher ins Team von Radio Luxemburg. Auffallend ist
seine angenehme und deutliche Stimme. Er moderiert neben »Hallo
Nachtarbeiter« auch die Frühsendung »Der fröhliche Wecker«. Im März 1970
stirbt Michael bei einem Autounfall in Wehlen an der Mosel.
• Martin Schwarze kommt zu
Radio Luxemburg. Marion stellt ihn kurz vor 20.00 Uhr den Hörern auf UKW
vor und er moderiert seine erste Sendung. Jahrelang hat er im stillen
Kämmerlein auf seinen Traumjob (Sprecher bei Radio Luxemburg)
hingearbeitet, zig Bandaufnahmen produziert, wo er sich als DJ versucht
und jeden Zeitungsartikel über Radio Luxemburg gesammelt.
1970
• Ab 1. Januar begleitet
die Kurzwelle das Gesamtprogramm - bis auf die ersten
15 Minuten nach 6.00 Uhr. Das bedeutet 18 Stunden und 45 Minuten
weltweiter Empfang. 19 Stunden (6.00 bis 1.00 Uhr) UKW-Empfang auf Kanal
8 und 33 sowie elf Stunden und 45 Minuten Mittelwelle 1440 kHz (6.15 bis
18.00 Uhr). Im Bild: Sendemasten von Beidweiler und Junglinster.
Foto: ©
RTL
• Aufs Kreuz gelegt hat Debütant
Jochen Pützenbacher seinen Chefsprecher Frank Elstner. Zur
Nachtsendung spielte er eine Doppelrolle: Jochen als Jochen und Jochen
als Hausmeister Joseph Schmitz. Der Hausmeister ging so perfekt über den
Äther, dass Frank sich meldete, um sich nach Herrn Schmitz zu
erkundigen. Nach dem Hausmeister, der ohne des Chefsprechers Wissen als
Studiogast geladen war.
• Februar: Pierre
Nilles wechselt nach knapp 13 Jahren in die Redaktion des
Letzeburger Programms. Mit seinem eigenwilligen Stil, die Nachrichten zu
erzählen, hatte er 1957 Rundfunkneuland betreten.
• Seit dem 1. März tanzen
die Hörer nach der Musik von Plattenplauderer Oliver
(alias Mark Spiecker). Er erfindet das schulisch orientierte Programm
»Nachsitzen mit Oliver«. Seitdem ist dererlei Maßregelung keine Strafe
mehr, denn Oliver hat für die Probleme der Schüler ein offenes Ohr.
Weitere Sendungen: »Superclub« und »Hitparade«. Ab 1978 ist Oliver nur
noch am Wochenende zu hören. Er verlässt RTL am 26. Dezember 1981. Im
TV-Kanal RTLplus moderiert er in den Anfangsjahren und für das ZDF das
»Pfiff-Sportstudio für Kinder«. Oliver betätigt sich auch als Autor und
schreibt Texte. Später arbeitet er beim ZDF als Redakteur. Heute
arbeitet Oliver als Privatpoet und Ereignisgestalter. Im Dezember 2009
ist sein Buch "Nur nicht hängen lassen. Mein Facelift" mit einem Vorwort
von Desirée Nosbusch erschienen.
www.oliverspiecker.com
• April: Durch die Sendung
»Von Haus zu Haus« geistert die fiktive Familie Berger in Haidys
Hörerroman. Radio Luxemburg-Hörer entwickeln den
Handlungsstrang von Pointe zu Pointe und von Tag zu Tag weiter. Jeden
Montag bis Freitag kurz nach acht Uhr. Sechseinhalb Jahre lang - bis
Dezember 1976. Und die gelernte Schauspielerin Haidy schlüpft im
dramaturgischen Wechsel in jede Rolle.
• August: Wer 1963 schon zu
den regelmäßigen Hörern zählte, der kennt eine Stimme wieder: Als
"Renate" saß Karin-Gislind Milligan schon für ein paar Monate vor dem
Mikrofon. Auf der Schallplatte "Das fliegende Klassenzimmer" steht "G.
Milligan": Karin hat in dem Jugendhörspiel eine Rolle gesprochen, den
Tertianer Martin. Ein anderer Junge auf der Platte: Frank Elstner als
Sebastian. Renate alias Karin bleibt bis August 1977.
• 15. Oktober:
Olaf
Steinbauer wird als Redaktionsleiter engagiert und baut die
Nachrichtenredaktion mit auf. Seine Sekretärin ist Janine Blandfort.
Zunächst gibt es vormittags dreimal Nachrichten, dann werden sie auf
viermal am Tag verteilt. Von Olaf recherchiert und geschrieben, von den
Sprechern verlesen. Am 1. Januar 1971 startet eine Info-Offensive mit
nun elf Nachrichtensendungen pro Tag. Die einzigen Minuten des Tages, an
denen im Studio 4 die Fröhlichkeit Pause macht. Wegen der ständigen
Erweiterung des deutschen Programms wird Anfang 1976 eine
Verwaltungsabteilung eingerichtet, die unter anderem auch für
Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.