Die
Resonanz auf das Programm von American Forces Network (AFN)
in den 60erJahren war unglaublich: 100.000 Hörerbriefe im Jahr.
Die Geschichte von AFN (Teil 2)
Am 17. März 1948 ging AFN Stuttgart in den Äther, allerdings wurde lediglich das Programm von AFN München übernommen. Das erste Studio von AFN Stuttgart befand sich in der obersten Etage des Hotels „Graf Zeppelin“. Der Sender zog am 21. Juli 1953 in den Mittnachtbau in der Königstraße 46. Ein erneuter Umzug führte AFN Stuttgart am 17. März 1959 in das oberste Stockwerk des Gebäudes Nummer 151 der Robinson Kaserne, das ansonsten von der amerikanischen Grundschule belegt war. Unter den beliebten lokal produzierten Sendungen waren »Ivory Tower Coffee Shop«, »Swing Time Session« und »Club 17«. Im Zuge des Abzugs von US Streitkräften aus der Bundesrepublik schloss AFN Stuttgart am 16. April 1993 seine Pforten.
AFN Frankfurt
AFN Frankfurt sendete erstmals am 15. Juli 1945 aus einem beschlagnahmten Wohnhaus in der Inckusstraße 11. Der Sender verfügte ganz in der Nähe über eigene Wohnquartiere und Speiseräume. Bevor das AFN Hauptquartier von London nach Frankfurt verlegt werden konnte, musste zunächst ein größerer neuer Standort gefunden werden. Es gilt als das Verdienst von Captain Cummings, einen so „romantischen“ Standort wie das Höchster Schloß am Stadtrand von Frankfurt entdeckt zu haben. Der Familie Brüning wurde nur ein paar Stunden Zeit gegeben, ihre persönliche Habe aus dem Haus zu entfernen. Als Cummings den von Brünings versicherte, dass sie innerhalb von 24 Stunden in ihr Haus zurückkehren könnten, ahnte niemand, dass aus den 24 Stunden 20 Jahre werden würden. Am 1. Oktober 1946 bezog AFN das Höchster Schloss, das sich im Laufe der Zeit zu dem bekanntesten und beliebtesten Standort entwickeln sollte, den AFN je gehabt hat.
Einige interessante Begebenheiten ereigneten sich in Höchst, etwa als einem Arbeiter der unschätzbar wertvolle Kristall-Kronleuchter von der Decke des großen Ballsaales fiel, als er dabei war, Platz für mehr Radioausstattung zu schaffen. Oder als im Jahre 1962 ein Sprecher die Witterungslage mit „Condition Red“ (Zustand Rot) beschrieb, was die Soldaten der 24. US Division veranlasste, den Ernstfall einzuleiten, da sie „Alert Red“ (Alarmstufe Rot) verstanden hatten. Nach diesem Vorfall verwendeten die Wetteransager andere Begriffe, um die Verkehrslage zu beschreiben. Interessant auch der Freudsche Versprecher: „Dies ist AFN, der die Amerikaner zwingt, in Europa zu dienen“. Einmal passierte es auch, dass man direkt nach den ersten Worten der Sendung »Music in the Air« das Geräusch einer Toilettenspülung hörte (da das Schloss schlecht schallisoliert war und sich die Toiletten neben den Studioräumen befanden). Im Bild: AFN Hoechst. PFC Lawrence Zeckel spielt die Hits (1961).
Die Ermordung von Präsident John F. Kennedy im Jahre 1963 wie auch die Ermordung von Martin Luther King Jr. und von Senator Robert Kennedy im Jahre 1968 gehörten zu den tragischen Ereignissen, über die AFN Frankfurt zu berichten hatte. Im Laufe dieser dramatischen Ereignisse hörten mehr Deutsche AFN, als von der Statistik je erfasst werden konnte.
Das gute Verhältnis zwischen AFN und der örtlichen deutschen Bevölkerung erreichte während der Jahre in Höchst seinen Höhepunkt. Der Sender erhielt etwa 300.000 Hörerzuschriften im Jahr, davon kamen einige aus dem fernen Südafrika, wo man AFN auf Kurzwelle gehört hatte. Inoffiziell schätzte man damals die potentielle Hörerschaft von AFN auf 50 Millionen, eine Zahl, die Radio Free Europe oder Voice of America die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte. Völlig unbeabsichtigt wurde AFN, trotz des kleinen Budgets und eines vergleichsweise kleinen Mitarbeiterstabes, die Stimme, der die Menschen Vertrauen schenkten. Europäische und insbesondere deutsche Hörer sahen AFN nicht als Propaganda-Werkzeug, denn amerikanische Soldaten hätten solche Versuche einer politischen Einflussnahme ohnehin bemerkt. Doch das eigentlich Entscheidende war die Musik. AFN spielte die Musik, die junge Leute hören wollten. Es steht außer Frage, dass AFN den Musikgeschmack seiner lokalen deutschen Hörerschaft entscheidend mitgeprägt hat, denn AFN brachte Jazz, Blues, Country & Western und Rock ’n’ Roll nach Europa.
Anfang der sechziger Jahre ließ sich AFN überreden, das Höchster Schloss an den Bund zurückzugeben und sich einen neuen Standort in Frankfurt zu suchen. Die Bundesregierung ließ für AFN ein neues Sendehaus bauen, das unmittelbar an den Hessischen Rundfunk in der Bertramstraße 6 in Frankfurt-Dornbusch angrenzt. Die Schlüsselübergabe fand am 23. August 1966 statt.
AFN Headquarter Frankfurt/Main, Bertramstraße 6.
In den neuen Räumlichkeiten gab es einen großen und einen mittelgroßen Sendesaal sowie sechs kleinere Aufnahmeräume. Die zusätzliche Fläche sollte sich schon bald als nötig erweisen, da für die in Europa stationierten US Truppen ein eigenes amerikanisches Fernsehprogramm eingeführt wurde. Das Frankfurter Gebäude wurde also umgebaut, um die Technik für die Ausstrahlung von Fernsehen durch AFN zu ermöglichen. Bislang hatte die amerikanische Luftwaffe von ihrem Fliegerhorst in Ramstein ein einfaches schwarz-weißes Fernsehprogramm in der europäischen Fernsehnorm PAL gesendet. AFN begann am 28. Oktober 1976 mit der Ausstrahlung eines farbigen Programms mit dem amerikanischen NTSC Fernsehsystem. Trotz des Abzugs der US Streitkräfte aus Frankfurt im Jahre 1994 setzte AFN Frankfurt seinen Rundfunk- und Fernsehbetrieb fort. Wahrscheinlich 2004 wird AFN in eine andere militärische Einrichtung umziehen.
AFN im Laufe der Jahre
Der Rest der „AFN Story“ soll im Kontext der Geschichte der in der Bundesrepublik stationierten US Truppen erzählt werden. Das Fraternisierungsverbot von 1945 war schnell vergessen, und in vielen deutschen Städten wurden „Amerika Häuser“ zur Förderung des Kulturaustauschs und der deutsch-amerikanischen Kontakte eingerichtet. Zahllose GIs lernten in den Ruinen des Krieges ein hübsches deutsches „Fräulein“ kennen, das sie später als ihre Frau mit nach Hause nahmen. Andersherum kamen jetzt auch zahlreiche Familienangehörige von US Soldaten nach Deutschland, um für eine bessere Stimmung unter den Truppen zu sorgen. Neue Unterkünfte wurden gebaut, und AFN sah sich vor eine neue, herausfordernde Aufgabe gestellt: Jetzt musste nicht nur für Soldaten Programm gemacht werden, sondern auch für deren Familien. Gloria Dapper wurde 1949 ausdrücklich deshalb eingestellt, um Sendungen für die Angehörigen der Soldaten zu entwickeln. AFN produzierte nun Kindersendungen, Kochsendungen für Frauen und Reisemagazine für die ganze Familie. Dennoch blieb AFN seiner eigentlichen Aufgabe treu, nämlich den Soldaten der amerikanischen Streitkräfte Nachrichten und Unterhaltung zu bieten.
Amerikanische Soldaten engagierten sich in den späten vierziger und frühen fünfziger Jahren in Deutschland in vielen Bereichen karitativ und unterstützten Waisenhäuser, Krankenhäuser oder bedürftige Familien. AFN war diesbezüglich keine Ausnahme. Der Sender unterstützte eine Vielzahl von Spendenaufrufen für wohltätige Zwecke wie dem „March of Dimes“ gegen Kinderlähmung und der „Combined Federal Campaign“. Über zwanzig Jahre half AFN Frankfurt dem von katholischen Nonnen geführten Theresien-Kinderheim in Offenbach mit großzügigen Spenden und der Ausrichtung von Weihnachtsfeiern. AFN produzierte Sendungen wie »Hallo Nachbar«, in denen deutsche Jugendliche interviewt wurden. AFN beteiligte sich am deutschen Karneval, indem es sich von deutschen Karnevalsvereinen „erstürmen“ ließ. Bei diesen Festen und zahllosen Führungen deutscher Gruppen durch die Sendehäuser förderte AFN die deutsch-amerikanischen Beziehungen.
AFN Nürnberg. Studio im Grand Hotel (1950 - 1956).
Die späten sechziger Jahre waren stürmische Zeiten in den Vereinigten Staaten. Gesellschaftliche Entwicklungen wie die Bürgerrechtsbewegung, der Vietnamkrieg und das soziale Erwachen der Nation wirkten sich auch auf die in Deutschland stationierten US Streitkräfte aus. Während des Vietnamkrieges wurden von Einheiten in Europa wertvolle Arbeitskräfte und militärisches Gerät abgezogen. Zahlreiche AFN Mitarbeiter wurden nach Vietnam abkommandiert, um für das American Forces Vietnam Network (AFVN) zu arbeiten. AFN hatte mit Personalknappheit, verschlissener oder veralteter Ausrüstung sowie fehlenden Mitteln für die Gebäudeinstandhaltung zu kämpfen.
In den frühen siebziger Jahren war die amerikanische Gesellschaft dem Kollaps nahe. Das Volk zweifelte Autoritäten an, zweifelte an der Regierung und am Krieg in Vietnam; die Bürgerrechtsbewegung, Drogen- und Alkoholprobleme; all dies setzte auch dem US Militär in Europa zu. Hinzu kam die Abwertung des Dollars, die den in Europa stationierten Soldaten wirtschaftliche Probleme bereitete. AFN musste in dieser Zeit versuchen, die verschiedenen gesellschaftlichen Fragen seiner Hörerschaft anzusprechen und wenn möglich zu beantworten.
AFN war der letzte amerikanische Rundfunksender, der die „goldene Ära des Radios“ erlebte. Nach dem Zweiten Weltkrieg erkannten amerikanische Schauspieler und andere prominente Persönlichkeiten, dass beim Fernsehen mehr Geld zu verdienen war. Dort gab es wachsende Zuschauerzahlen, höhere Einschaltquoten und Werbeeinnahmen. Die Rundfunkanstalten in den Staaten produzierten zunehmend weniger reguläre Hörfunkprogramme, und doch konnte AFN als Radiosendergruppe eine immer größer werdende Hörerschaft verzeichnen: mindestens 500.000 Soldaten und 200.000 Familienangehörige.
Bedingt durch das nachlassende Angebot an verfügbaren US Hörfunkprogrammen sah sich AFN gezwungen, bis zu 50 Prozent des täglich ausgestrahlten Programms selbst zu produzieren. Die Talente der zu AFN abkommandierten Soldaten und die Kreativität der Organisation hat AFN über die Jahre die Anerkennung der Rundfunkindustrie gebracht.
In dieser „goldenen Ära“ produzierte AFN eine Reihe von Hörfunksendungen, die über die Jahre hinweg großen Erfolg hatten und deren Namen bei vielen noch heute lebhafte Erinnerungen wachrufen, wie »Bouncing in Bavaria« (von 1945 bis 1963 gesendet), »Duffle Bag« (lief von 1944 bis 1972), »Frolic at Five« (1946 bis 1969), »Stickbuddy Jamboree« (1953 bis 1967), »On the Scene« (1956 bis 1974) oder »Weekend World« (1960 bis 1976). Die Sendung, die in die Geschichte eingeht, ist »Music in the Air«; sie war ein Dauerbrenner und lief ganze 31 Jahre von 1945 bis 1976. Für AFN gingen die „Golden Days of Radio“ zeitgleich mit dem Auslaufen vieler gerade genannter Programme in der Zeit von 1970 bis 1976 zu Ende. Foto aus dem Film "RadioStar - Die AFN-Story" (Bayerisches Fernsehen, 1997).
Noch während dieser Zeit betrat AFN das Feld der Fernsehproduktion. Einige Jahre lang hatte die amerikanische Luftwaffe Fernsehstationen auf verschiedenen Militärstützpunkten betrieben und dabei den europäischen Fernsehstandard PAL verwendet. Dies führte zu einer dürftigen Programmauswahl, da die amerikanischen Fernsehanstalten wenig Neigung verspürten, ihre besten Sendungen zur Verfügung zu stellen, solange diese von deutschen Zuschauern kostenlos empfangen werden konnten. Als AFN den TV-Sendebetrieb übernahm, wechselte er zum amerikanischen NTSC-Standard. Damit war zwar ein besseres Programm für die GIs verbunden, aber da die deutschen Zuschauer das Fernsehprogramm nun nicht mehr empfangen konnten, verlor AFN den Kontakt zum deutschen Fernsehpublikum.
Das Fernsehen hatte wie schon in den USA einige Jahrzehnte zuvor das Radio als wichtigstes Medium abgelöst. Dieser Geschmackswandel wirkte sich auch auf die deutsche Hörerschaft von AFN aus, die nun weniger als vorher AFN hörte.
Für viele Soldaten war ihre Tätigkeit bei AFN der erste Kontakt zum Rundfunkgeschäft und viele machten später als Zivilisten in diesem Feld Karriere. Einige AFN-Mitarbeiter wurden zu bekannten Stars wie Tommy Cash (Countrysänger und Bruder von Johnny Cash), Nick Clooney, der Bill Ramsey, der in Deutschland mit der deutschen Version des Liedes „Purple People Eater“ („Der Schokoladeneisverkäufer“) oder mit „Nichts gegen die Weiber“ bekannt wurde. Mel London ging nach seiner Zeit bei AFN ins Filmgeschäft und wurde 1963 für den Dokumentarfilm „To Live Again“ für den Oskar nominiert. Art Gleason wurde der Sprecher beim Baseball-Team der New York Yankees. Mal Sondock spielte im Film „Town without Pity“ eine große Rolle. Billy Swindle wurde „Chief of Information“ in Hollywood und beriet etwa John Wayne für den Film „The Green Berets“. Gary, der Sohn von Bing Crosby, kam zu AFN, nachdem er Lieder wie „Sam’s Song“ und „Play a Simple Melody“ eingespielt hatte. Nach seiner Zeit bei AFN Berlin wurde Joey Welz der Pianist für Bill Haley und später Präsident der Schallplattenfirma „Caprice Records“. George Kennedy gewann einen Oskar für seine Rolle im Film „Cool Hand Luke“.
AFN hatte glücklicherweise einige langjährige Sendeleiter und Programmdirektoren, die in der sich ständig verändernden militärischen Organisation für Kontinuität sorgten. Darunter sind Trent Christman (1963 bis 1984), Neil Fontaine (1966 bis 1986), Herb Glover (1966 bis heute), Robert „Bob“ Harlan (1953 bis 1988), Harold „Hal“ Kelley (1966 bis 1990), Vincent „Bud“ Miller (1945 bis 1995), Johnny Vrotsos (1945 bis 1963) und Mark White (1946 bis 1988). Auch viele andere Mitarbeiter, darunter deutsche Zivilangestellte, blieben lange Zeit bei AFN und sorgten so für die Qualität des Sendernetzes.
AFN heute [2003]
Ende der neunziger Jahre führte der amerikanische Truppenabzug aus Deutschland zur Schließung vieler Standorte und betraf auch die dortigen AFN Sender wie in Berlin, Bremerhaven, München, Nürnberg und Stuttgart. AFN folgte den US Truppen an neue Standorte anderswo in Europa. Einer dieser Umzüge betrifft AFN Heidelberg: AFN unterhielt in Heidelberg von 1956 bis 1968 eine kleine Sendeanlage mit nur einem Mann Personal, die zeitweise auch als Studio diente. Als AFN Stuttgart im April 1993 schloss, wurden die Sendeanlagen in das Gebäude Nummer 970 der Hammonds Kaserne in Seckenheim gebracht. Unter den denkwürdigen Ereignissen, über die AFN Heidelberg berichtete, war die Abschiedsparade für die Soldaten, die nach Saudi-Arabien verlegt wurden.
Auch AFN Würzburg begann als Relaissender für das Programm von AFN Nürnberg, bis es am 1. Mai 1980 in das Gebäude Nummer 45 in der Leighton Kaserne umzog. Der Sender wurde ausgebaut und verfügt heute auch über Fernsehstudios.
Während des Krieges gegen den Irak 1990/91 entstand das Desert Shield Network (DSN) mit Sendestationen am King Kahalid International Airport, in Al Jubayl und Riad. Dies war eine bemerkenswerte Leistung, denn einerseits war wegen des Golfkrieges ein Drittel der AFN Hörerschaft aus der amerikanischen „Militärgemeinde“ aus Europa abgezogen und wurden am Golf mit Rundfunk versorgt, und andererseits hielt AFN die in Deutschland zurückgebliebenen Familienangehörigen über die Geschehnisse auf dem Laufenden.
Der britische Militärsender BFBS begann zunächst mit Sendungen für die NATO Soldaten in Zagreb, aber ab dem 25. November 1992 sorgte dort AFN Zagreb für die Unterhaltung der amerikanischen Soldaten. Der Sender war als „K-MASH“ bekannt, da er die Erkennungsmelodie aus der amerikanischen Fernsehserie „M*A*S*H“ verwendete. Das Sendematerial kam von AFN Frankfurt und es ist nicht klar, wann der Sender in Zagreb geschlossen wurde.
Als Teil des humanitären Hilfseinsatzes in Uganda gab es dort kurzzeitig AFN Entebbe. Obwohl dort nur für kurze Zeit im August 1994 Sendungen ausgestrahlt wurden, war der Sender enorm wichtig für die Moral der Truppe. Während „Operation Restore Hope“, eines weiteren humanitären Einsatzes, ging AFN Somalia auf Sendung. Die Station existierte vom 5. Mai 1993 bis zum 8. März 1994.
AFN Bosnien sendete ab dem 7. Dezember 1995, um die an der „Operation Joint Endeavor“ beteiligten US Truppen zu unterstützen. AFN war bereits sendebereit, als die Hauptkontingente der Truppen noch gar nicht eingetroffen waren.
Auch als NATO Truppen 1999 im Rahmen der Operation „Joint Guardian“ entsandt wurden, war AFN dabei. Noch immer unterhält AFN dort Relaissender für das AFN Radio- und Fernsehprogramm für die US Soldaten in Camp Able Sentry in Mazedonien sowie Camp Bonsteel und Camp Monteith im Kosovo.
Schlussbemerkungen
Im Laufe der Zeit hat AFN Einfluss auf das Leben von mindestens elf bis zwölf Millionen in Europa stationierten GIs genommen. Hinzu kommen Millionen von Familienangehörigen und zivilen Beschäftigten des US Verteidigungsministeriums sowie etliche Millionen europäischer Hörern.
1945 beschrieb ein amerikanischer Journalist AFN als „einen Verbund der Unwahrscheinlichkeiten. AFN war ein ur-amerikanischer Sender, der in den USA nicht empfangen werden konnte, seine Hörerzahlen waren ein Militärgeheimnis, und obwohl sein gesamtes Hörfunkprogramm (damals) aus London stammte, konnte AFN im Großraum London nicht empfangen werden. Bei AFN gibt es keine kommerzielle Radiowerbung (...), und doch macht AFN dauernd und sehr selbstbewusst Werbung für das beste Produkt, das Amerika zu bieten hat: den stets gut informierten, gut unterhaltenen, kampfbereiten amerikanischen Soldaten“. Die Beschreibung von AFN gilt auch noch sechzig Jahre nach seiner Gründung.
©
Dr. John Provan, Kelkheim
Übersetzung: Anja Schäfers MA, Hamburg
Fotos: © AFN
Aus RADIOJournal 7/2003
• AFN
verlässt Frankfurt:
Während das US-Militär seine
Präsenz in Europa seit Jahren abbaut, rüstet eine seiner Abteilungen
kontinuierlich auf. Der in Frankfurt am Main beheimatete
Soldatensender AFN (American Forces Network) Europe wird als
Verbindung zu den US-Truppen auch außerhalb Europas immer wichtiger.
„Mit unseren digital ausgestrahlten Programmen erreichen wir sogar
unsere Soldaten im Irak und in Afghanistan“, sagt AFN-Sprecher Roger
Williams. Allein
in Europa kann AFN mit Radio und Fernsehen von knapp 350.000
Soldaten einschließlich ihrer Familienangehörigen empfangen werden.
Wenn AFN Europe im November dieses Jahres mit seinen 70 Mitarbeitern
von Frankfurt nach Mannheim umzieht, werden sich die technischen
Bedingungen noch verbessern. In einer Armeekaserne wird dort seit
einigen Monaten die neueste Digitaltechnik für den modernen
Sendekomplex installiert. Für den Umzug von Frankfurt, wo das
europäische AFN-Hauptquartier in einem hässlichen Zweckbau in
unmittelbarer Nachbarschaft zum Hessischen Rundfunk liegt, führen
die US-Streitkräfte vor allem praktische Gründe an. „Wir wollen
näher bei unseren militärischen Einrichtungen sein“, sagt Williams.
Das US-Militär hat Frankfurt bereits seit einigen Jahren verlassen.
Im Raum Heidelberg/Mannheim befindet sich dagegen das Hauptquartier
des US-Heeres für Europa. Und mit dem pfälzischen Ramstein ist der
größte US-Luftwaffenstützpunkt in Europa nur etwa 60 Kilometer
entfernt. Derzeit
strahlt AFN Europe - über den Äther oder verschlüsselt über Satellit
- 16 Radiokanäle und sieben TV-Programme aus. Gegen eine Gebühr darf
AFN alle amerikanischen Sender in sein eigenes Netz einspeisen. Die
elf lokalen AFN-Stationen liefern für einige dieser Kanäle
Nachrichten und Programme aus den örtlichen Militärgemeinden von
Skandinavien bis Südeuropa zu. Zwei mal täglich werden in Frankfurt
auch eigene TV-Nachrichten für die Truppen produziert. Fast alle
AFN-Mitarbeiter - vom DJ bis zum Moderator - sind Soldaten.
Angesichts der jüngsten Kriege in Afghanistan und dem Irak ist nach
den Worten von Williams der Bedarf an Kommunikation innerhalb der
US-Truppen größer denn je. Annähernd 30.000 US-Soldaten aus
Deutschland sind derzeit im Irak stationiert, während sich ihre
Angehörigen in den Garnisonen zu Hause Sorgen machen. „Unsere
Kommandeure wollen ihre Botschaft an alle übermitteln“, beschreibt
Williams die Funktion von AFN. Der gelernte Rundfunkjournalist,
einer der wenigen Zivilisten, ist seit 18 Jahren dabei. AFN, im
Zweiten Weltkrieg gegründet, ging erstmals am 4. Juli 1943 auf
Sendung. Der Sender folgte dann den US-Truppen auf ihrem Vormarsch
in Europa. Im August 1945 wurde das AFN-Hauptquartier von London
nach Frankfurt verlegt. (Nach einem Bericht
in der Frankfurter Neuen Presse vom 7. Februar 2004 - RADIOJournal
3/2004)
Foto: © Karl Michael Gierich vom TV
• AFN sendet aus Mannheim:
Seit dem 29. Oktober
2004, sechs Uhr Ortszeit, sendet das American Forces Network (AFN)
sein Europa-Programm aus den Coleman-Kasernen in Mannheim. Das
Hauptquartier des Senders, der am 4. Juli 1943 in England erstmals
Programme ausstrahlte, war im Juli 1945 nach Frankfurt/Main verlegt
worden. Die neue Europa-Zentrale befindet sich in einem umgebauten
ehemaligen Kantinen-Gebäude unmittelbar am Flugfeld der
Armee-Kasernen im Stadtteil Sandhofen. Die Coleman-Kaserne, in der
die neuen Studios untergebracht sind, direkt nördlich der A6 an der
Ausfahrt Mannheim-Sandhofen. In der neuen Sendezentrale betreuen
etwa 60 Beschäftigte eine Fernseh- und zwei Hörfunk-Schienen, wobei
man sich auf Eigenprogramme und US-amerikanische Zulieferungen
stützt. Das baden-württembergische UKW-Programm Hot FM (AFN
Heidelberg) für Mannheim, Heidelberg und Stuttgart wird nach wie vor
in der Hammonds-Kaserne in Mannheim-Seckenheim produziert. Diese
Kaserne im Süden Mannheims wird von Heidelberg aus verwaltet, daher
AFN Heidelberg. AFN Hessen sendet bereits seit Mai 2004 aus neuen
Studios in Wiesbaden.
(RADIOJournal
12/2004)