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Wolf Harranth im Gespräch über »intermedia«,
neue Medien und den Hörerkreis

Als Präsentator des RÖI-Medienmagazins »intermedia« ist Wolf Harranth vielen Rundfunkfans ein Begriff. Im RADIO JOURNAL erzählte er über den Werdegang „seiner” Sendung.

Herr Harranth, vielleicht können Sie zu Beginn kurz skizzieren, wie die Sendung »Kurzwellenpanorama« entstanden ist, wer seine Präsentatoren waren und welche Gründe es gab, vor einiger Zeit den neuen Titel »intermedia« einzuführen?

Vor dreißig Jahren [1970] kamen DX-Programme groß in Mode. Vor allem Stationen mit vergleichbar geringer Hörerzahl lockten die DXer mit Sendefolgen, Hörerklubs, Diplom-Programmen und dergleichen (Erinnert sei an Radio Berlin International, dessen Spitzen-Diplom für 1.000 Hörberichte ausgegeben wurde). Der „Auslandsdienst auf Kurzwelle”, wie wir damals hießen, war zwar nicht auf statistische Erfolge angewiesen, aber wir wollten uns dem Trend nicht verschließen - umso mehr, als seriöse Empfangsberichte als damals einzige Quelle einen hohen Stellenwert hatten. 

Die Premiere war am 6. Mai 1969, zunächst als »Sendung für Kurzwellenhörer und Funkamateure«, später als »DX Panorama«. Gestalter war Helmut Hofbauer OE1HOA. (Ich war erst ab der zweiten Ausgabe als Mitarbeiter dabei.) Helmut Hofbauer war Redakteur beim Aktuellen Dienst und besorgte für die Inlandsprogramme aktuelle Mitschnitte. Am 3. November 1973 moderierte er seine letzte Sendung, die Ausgabe der Folgewoche fiel - als bisher einzige - aus, und ab 17. November gestaltete Herbert Richard Leutgeb OE3LJ „vorübergehend” gemeinsam mit Charlotte Trnka das neue »Kurzwellen-Panorama«. Herbert Leutgeb war Leiter unseres Sendezentrums Moosbrunn, Charlotte Trnka gestaltete Feature-Programme. - Ich war damals noch in allen Weltgegenden unterwegs; meine Beiträge kamen Woche für Woche per Flugzeug - und oft jede Woche aus einem anderen Land. Erst als diese Zigeunerei ein Ende hatte, konnte ich Herbert Leutgeb ablösen, das war am 2. Oktober 1976. Am 6. Mai 1979 gab es dann das erste »DX-Telegramm« - als Provisorium, als Füllsendung während der Antennen-Umstellungen.  

Die Umbenennung in »Intermedia« erfolgte am 4. April 1997. Das war eine logische Folge der Entwicklung: Wir strahlten über Digitalradio, via Satellit, per UKW-Rebroadcasting ein "Kurzwellen"-Panorama aus, das thematisch längst das gesamte Spektrum der elektronischen Massenmedien abzudecken hatte. 

Wie haben sich im Laufe der Zeit die Inhalte im RÖI-Medienmagazin verändert, was ist neu hinzugekommen, was weggefallen? 

Weggefallen ist alles, was ein typisches DX-Programm ausgemacht hatte: Klubnachrichten, Logs und dergleichen. Dazugekommen ist alles, was ein typisches Medienmagazin ausmacht (wir sind einigermaßen stolz darauf, diesen Typus entwickelt zu haben): von der aktuellen Kurzmeldung bis zum ausführlichen Hintergrundbericht. Unsere Amateurfunk-Exklusivberichte sind bis jetzt konkurrenzlos; wir bemühen uns sehr um anderswo vernachlässigte Themenbereiche (zum Beispiel Berichte über die sogenannten Entwicklungsländer). Die Computerei spielte jahrelang eine große Rolle - es gab schlichtweg nirgendwo sonst eine Sendung mit vergleichbarem Inhalt -, dann gelang es uns, mit „Hotline” diesem Bereich eine eigene Sendung zu widmen. Das Aufatmen währte nur kurz: Heute brauchen wir diese Sendeminuten für die Berichterstattung über die virtuellen Medien. Im Bild: Kurzwellen-Sendeantenne Moosbrunn.

Ihre Zielgruppe ist sicher breitgefächert. Wie sieht denn der tatsächliche »intermedia«-Hörerkreis aus? Haben Sie dazu einige präzisere Angaben?

Ein Medienprogramm hat heute viel, viel mehr Hörer als eine DX-Sendung. Wir wissen, dass uns viele Menschen hören, die sich nie melden - weil die Verbeitung über Satellitenradio oder im Internet dazu auch kaum einlädt. Nach wie vor sind die Sendungen unserer Redaktion Computer und Medien aber Spitzenreiter in der Hörergunst.

Was wünschen Sie sich in Zukunft für die intermedia-Sendungen bzw. was ist Ihnen wichtig?

Zunächst: Dass es die Sendungen auch weiterhin gibt. Und weiter: dass wir jene Hörer, die die Kurzwelle für antiquiert halten, von der speziellen Faszination dieses Mediums überzeugen. Und weiter: dass wir den in der Wolle gefärbten KW-DXern verständlich machen können, dass die virtuellen Medien nicht die Feinde des „wahren Hobbys” sind, sondern uns gigantische Möglichkeiten an Informationsgewinn in bislang unerreichter Qualität eröffnen.

Stefan Förster
Fotos: © Peter Schneider / ORF
http://orf.at

Aus RADIOJournal 6/2001

• Am 27. Februar 1963 sendete Radio Österreich International (RÖI) erstmalig ein Programm für „Radio-Wellenjäger“. Heute läuft das »Kurzwellen-Panorama« jeden Samstag auf der Europa-Frequenz 6155 kHz. Sonntags gibt es das »DX-Telegramm«. (RADIOJournal 4/1993)

• Seit einem Vierteljahrhundert begleitet es Woche für Woche eine treue Hörergemeinde ins Wochenende, das »Kurzwellen-Panorama«, vormals »DX-Panorama«, von Radio Österreich International (RÖI). Die Medienszene hat sich grundlegend gewandelt, und mit ihr auch das Medienmagazin von RÖI. Längst wird nicht nur vom Geschehen auf der Kurzwelle berichtet, sondern auch von allen anderen Bereichen der elektronischen und "neuen" Medien: vom Amateur- und Satellitenfunk, vom Internet, vom PC und den CD-ROMs ... Und immer Neues steht ins Haus: DAB und DVB, eine Ton/Bild/Daten-Flut aus dem Cyberspace. Diesem Umstand Rechnung tragend, sagt Wolf Harranth OE1WHC das »Kurzwellen-Panorama« am 29. März 1997 zum letztenmal mit der vertrauten Signation an. Mit Beginn des Sommersendeplans ab 5. April kommt dann - inhaltlich unverändert, aber neu deklariert: »Intermedia - Das Medienmagazin von Radio Österreich International«.
(RADIOJournal 3/1997)

• Nach 308 Sendungen muss die populäre Mediensendung »Intermedia« von Radio Österreich International (RÖI) aus finanziellen Gründen mit Ende des Wintersendeschemas [31. März] eingestellt werden. Auch das »DX-Telegramm« wird es nach 1249 Ausgaben nicht mehr geben.
(RADIOJournal 4/2003)