Werner Höfer ist tot
Es gab mal eine Zeit, da wurde in der ARD Reklame am Sonntagmittag ausgestrahlt. Die Reklame bezog sich darauf, das Rauchen nicht dumm mache. Jeden Sonntag saßen „Sechs Journalisten aus fünf Ländern” an einem Halbbogen und qualmten um die Wette. Mittendrin, seit 1953, saß Werner Höfer. Er verstand es moderat auf seine Gäste einzugehen und verhinderte damit, die heute so beliebten Brüllattacken und Durcheinandergerede der geladenen Besucher. Bis 1987 war der »Internationale Frühschoppen« im ARD-Programm, in dem auch das eine oder andere Glas Wein genossen wurde.
Werner Höfer, der am 21. März 1913 in Kaisersesch geboren wurde, studierte in Köln Philosophie, Geschichte und Theater-/Zeitungswissenschaften. 1946 kam er zum damaligen NWDR, wo er 1952 die Idee zum Frühschoppen entwickelte. Ein Jahr später rief er seine Sendung ins Leben. Seit Januar 1952 lief sie, zuerst nur im Hörfunk des NWDR Köln, ab August 1953 auch im ersten Programm des Fernsehens. Werner Höfer kümmerte sich so um die Sendung, dass die Spötter im Funkhaus Köln erzählten: „Er fährt im Urlaub nur bis nach Sylt, damit er am Sonntag wieder in Köln ist, um seinen Frühschoppen zu leiten”. Zu der Frage, wann Höfer denn aufhören möchte, sagte er einmal, erst „wenn ich mit dem Glase in der Hand umfalle”. Seit Januar 1952 lief der Frühschoppen, zuerst nur im Hörfunk des NWDR Köln, ab August 1953 auch im ersten Programm des Fernsehens.
50
Jahre Westdeutscher Rundfunk Köln: Werner Höfer
im
»Hier und heute«-Studio 1957.
Doch 1987 wurde seine Karriere jäh beendet. Der Spiegel veröffentlichte einen Artikel über Höfers Arbeit während der Nazizeit. Es wurde herausgestellt, dass er zum Beispiel im „Zwölf-Uhr-Blatt” aus Berlin die Hinrichtung des Pianisten Kreiten begrüßt hatte und Kreiten als „ehrvergessenen Künstler” betitelte. Auch seine, nie verhehlte, lange Mitgliedschaft in der NSDAP (seit 1933) wurde für ihn zum Stolperstein. Plötzlich wandten sich viele von ihm ab. So kam es, dass er das Funkhaus des WDR in Köln nie mehr betrat und nur noch wenige öffentliche Auftritte hatte.
Werner Höfer starb am 26. November 1997 in Köln. Er wurde 84 Jahre alt.
Bild oben: 51 Jahre nach der ersten von Werner Höfer geleiteten Sendung ist der »Internationale Frühschoppen« im Oktober 2002 wieder auf den Bildschirm zurückgekehrt - bei PHOENIX. Von links nach rechts sitzend: H.A. von Heintze, Hassan Suliak, Jan Wintraecken, Werner Höfer, Alain Clement und Richard C. Hottelet.
Fotos: © Phoenix / WDR
Aus RADIOJournal 1/1998
• Am 22. Dezember 1987 trat Werner Höfer nach 36 Jahren als Moderator des »Internationalen Frühschoppen« zurück. Mit einem Grußwort an Werner Höfer führte am 27. Dezember 1987 der damalige WDR-Chefredakteur Rolf Schmitz-Holtz den ersten »Presseclub« ein. Die Redaktion um Michael Hirz gestaltete den »Presseclub« als moderne Fortführung des Vorgängers. Das Konzept ist bis heute das Gleiche geblieben: Jeden Sonntag Punkt zwölf diskutieren sechs Journalisten (manchmal aus fünf Ländern) das politische Thema des Tages.