50 Jahre Deutsche Welle -
Information
und Dialog als Programm
Die
Deutsche Welle ist seit 50 Jahren auf Sendung. Mit einem Festakt am
27. Juni im Plenarsaal in Bonn will der deutsche Auslandsrundfunk
dieses Jubiläum begehen. Ehrengast und Festredner ist
Bundespräsident Johannes Rau. Gleichzeitig feiert die DW an diesem
Tag die Einweihung ihres neuen Funkhauses. Denn das Jubiläumsjahr
2003 markiert auch den Umzug der DW-Zentrale von Köln nach Bonn.
„Wir danken der
Deutschen Welle für den unschätzbaren Beitrag, den sie für
Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Toleranz in der ganzen Welt
leistet.“ Mit diesen Worten würdigt Bundespräsident Johannes den
deutschen Auslandsrundfunk, der „nicht nur Stimme Deutschlands in
der Welt, sondern auch eine Stimme für die Deutschen in der Welt“
sei.
Was 1953 mit
einem deutschen Hörfunkprogramm begann, präsentiert sich heute als
vitales Medienunternehmen, das sich auf drei Säulen stützt: DW-RADIO
mit Programmen in 30 Sprachen; DW-TV in Deutsch, Englisch und
Spanisch, dazu Regionalfenster in weiteren Sprachen; DW-WORLD.DE,
das multimediale und vielsprachige Angebot im Internet.
Bundeskanzler
Dr. Konrad Adenauer im DW-Interview mit Hans Wendt (Oktober 1963).
Die DW erreicht Menschen auf allen
Kontinenten. Sie setzt bei der Verbreitung ihrer Angebote auf
modernste digitale Technik bei Produktion und Übertragung und
insbesondere auf ein multinationales Team von rund 1.500
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus mehr als 60 Ländern. „Für die
DW ist interkultureller Dialog Alltag und Programm. Wir stehen für
gelebte Vielfalt in Sprache und Kultur“, unterstreicht Intendant
Erik Bettermann die Multinationalität und das spezifische Know-how
der Programmmacher.
Drei Säulen...
„Hier ist die Deutsche Welle Bonn“
diese akustische Kennung geht jetzt aus der Bundesstadt rund um
die Welt. Per Beschluss der Bundesregierung wurde nun auch offiziell
der Sitz der DW von Köln nach Bonn verlegt. Hier entstehen nun die
vielsprachigen Programme von DW-RADIO: von Amharisch bis Urdu, von
Bengali bis Ukrainisch und natürlich in Deutsch und Englisch,
Russisch und Chinesisch. Multimedial geht von hier aus DW-WORLD.DE
online. Und das Deutsche Welle Fortbildungszentrum (DWFZ) trainiert
Hörfunkfachkräfte aus Entwicklungsländern und Osteuropa.
Ihre Fernsehaktivitäten hat die DW
in Berlin konzentriert: das weltweit verbreitete DW-TV sowie GERMAN
TV, das gemeinsame „Best-of“-Programm von ARD, ZDF und DW in
Deutsch.
...ein Auftrag
Die Deutsche Welle soll
„Rundfunkteilnehmern im Ausland ein umfassendes Bild des
politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens in Deutschland
vermitteln und ihnen die deutschen Auffassungen zu wichtigen Fragen
darstellen und erläutern“. So definiert das Deutsche Welle-Gesetz
von 1997 den Programmauftrag. Das sei „fast die Quadratur des
Kreises“, sagt Staatsministerin Christina Weiss, als Beauftragte der
Bundesregierung für Kultur und Medien für die Deutsche Welle
zuständig. Das DW-Gesetz soll novelliert, der Auftrag neu gefasst
werden. Allerdings: „Die DW steht für Unabhängigkeit und
Glaubwürdigkeit. Das hat auch künftig Priorität“, so der Intendant.
Denn Bettermann weiß: „Die Menschen in aller Welt schätzen unsere
Angebote vor allem deshalb.“
Nach wie vor leben zwei Drittel der Menschheit in autoritär oder
totalitär regierten Staaten, die ihren Bürgern Presse- und
Meinungsfreiheit vorenthalten. Hier und insbesondere in Krisen- und
Konfliktregionen ist die DW eine Quelle objektiver Informationen.
Dies gilt auf dem Balkan ebenso wie jetzt in Afghanistan und vielen
weiteren Regionen der Erde.
Die DW wendet sich an Menschen in
aller Welt mit Interesse an Deutschland und Europa, insbesondere an
Multiplikatoren und die so genannten „Info-Eliten“. Für Deutsche,
die sich zeitweise im Ausland aufhalten oder dauerhaft dort leben,
war und ist die DW auch „Brücke zur Heimat“.
Als Auslandsrundfunk auf Kriege und
Krisen wirksam zu reagieren erfordert Flexibilität im Einsatz der
Programmangebote und der Macher: Sendezeiten müssen ausgeweitet,
wenn nötig, neue Sprachen aufgenommen und damit neue Redaktionen
eingerichtet werden. Alltag bei der DW nicht zuletzt bei DW-RADIO,
schließlich ist die Geschichte der DW nicht zuletzt eine
Radio-Geschichte: Anfang der Siebzigerjahre setzt die DW der
Obristen-Diktatur in Griechenland mehr Sendungen in griechischer
Sprache entgegen. In der Folgezeit erwirbt sich die Deutsche Welle
hier eine Reputation als „Stimme der Freiheit“, die so nachhaltig
wirkt, dass viele Griechen der DW bis heute die Treue halten. Als
Reaktion auf den Balkankonflikt startet DW-RADIO 1992 ein
Albanisches Programm, das zehn Jahre später bei bis zu 80 Prozent
der Menschen im Zielgebiet ein Begriff ist. Vom „Prager Frühling“
1968 über den Balkan und Tschetschenien bis zu den aktuellen
Krisenherden Afghanistan und Irak stets konnte die Deutsche Welle
auf ein bestehendes Netzwerk von Kontakten vor Ort zurückgreifen.
Heinrich
Bergstresser bei einer Koproduktion in Sambia.
Deutsches Programm rund um die Uhr
Seit 1974 ist das Deutsche Programm
von DW-RADIO rund um die Uhr auf Sendung im Vier-Stunden-Rhythmus
um die Welt. Information steht seit jeher im Mittelpunkt:
Nachrichten im Halbstunden-Takt, Funkjournal und WISO, Wirtschaft
und Soziales, werden zu Flaggschiffen. Weit oben in der Hörergunst
auch Kultur- und Sportreport. Reportagen und Features erläutern
Hintergründe, ordnen ein. Denn Auslandsrundfunk muss im Gegensatz
zu Inlandsmedien weit mehr erklären, kann im Tagesgeschäft bei
seinen Hörern nicht alles als selbstverständlich und bekannt
voraussetzen, was hierzulande in aller Munde sein mag.
Flexibilität und Anpassung
Anpassung des Angebots an die
Nachfrage in den Zielgebieten das heißt auch, Sendungen
einzustellen, wenn die Nachfrage auf den jeweiligen Medienmärkten
nicht mehr ausreichend vorhanden ist. So hat die Deutsche Welle 1998
die Programme in Dänisch, Norwegisch, Niederländisch und Italienisch
eingestellt – andererseits das Russische Programm aufgestockt, 1997
ein Bosnisches, im März 2000 ein Ukrainisches Programm gestartet.
Als die DW Ende 1999 die
Ausstrahlungen in Japanisch, Slowakisch, Slowenisch, Spanisch,
Tschechisch und Ungarisch beendet hat, war dies auch eine Konsequenz
der einsetzenden Etatkürzungen des Bundes.
Digitale Kurzwelle bringt
UKW-Qualität
Auch technisch hat sich bei
DW-RADIO vieles verändert in Produktions- und Übertragungstechnik:
Die Kurzwelle ist schon längst nicht mehr die einzige, wenn auch
weiterhin wichtigste Übertragungsform. 1976 wurde mit dem
Rebroadcasting begonnen: Partnersender übernehmen Programm und
strahlen es wieder aus zumeist auf UKW. 1995 wurde mit AsiaSat 2
die letzte Lücke im DW-Satellitennetz geschlossen darüber sind
auch die Programme von DW-RADIO weltweit zu empfangen.
Jetzt steht die digitale Kurzwelle vor der Tür: Im Sommer dieses
Jahres soll der Start vollzogen werden. Die DW hat Entwicklung und
Standardisierung im Rahmen des Konsortiums Digital Radio Mondiale
(DRM) seit Jahren maßgeblich mit gestaltet. Denn für den
Auslandsrundfunk ist die digitale Kurzwelle eine revolutionäre
Entwicklung, bringt sie doch eine Empfangsqualität, die mit UKW
vergleichbar ist. Der Pferdefuß: Die Hörer brauchen neue
Empfangsgeräte.
Neue Schwerpunkte
Die Deutsche Welle bleibt in
Bewegung nicht nur durch den Umzug von Köln nach Bonn. Im
Jubiläumsjahr stehen Reformen an, das Unternehmensprofil setzt neue
Schwerpunkte: Programmangebote weiter regionalisieren und den
interkulturellen Dialog insbesondere mit der islamischen Welt
intensivieren; den europäischen Einigungsprozess umfassend begleiten
und sich mit einem Fokus auf die Bereiche Wirtschaft und Kultur
profilieren.
Die „Entkrampfung“ ist dem
interkulturellen Dialog gewichen. Die Rolle als „Stimme der
Freiheit“ in Krieg und Krisen ist geblieben. Der Auftrag, für
Deutsche im Ausland Brücke zur Heimat zu sein, auch.
Europas modernstes Funkhaus
Im Herbst soll der Umzug der
Deutschen Welle von Köln nach Bonn abgeschlossen sein. Bis dahin
werden 250 Umzugswagen mit fast 10.000 Kubikmetern Ladung unterwegs
sein. Eine Premiere in Deutschland: Ein ganzer Sender zieht bei
laufendem Betrieb um.
Für das neue
Funkhaus im Schatten von Posttower und „Langem Eugen“ ist es das
gute Ende einer bewegten Geschichte: 1989 werden die Bauarbeiten für
das von Professor Schürmann entworfene, ursprünglich als neues
Abgeordnetenhaus geplante Gebäude aufgenommen. Wiedervereinigung und
Umzug des Parlaments nach Berlin entziehen dem Bau den
Verwendungszweck. Hinzu kommt Mutter Natur: Im Dezember 1993 wird
der Rohbau Opfer des Rhein-Hochwassers.
1995 beschließt der Bund die
Sanierung des Baus und die neue Bestimmung als Domizil der Deutschen
Welle. Eine erneute Herausforderung auch für den Architekten: Ein
Bürohaus muss zu einem technisch komplex ausgerüsteten Funkhaus
werden.
Das Ergebnis: Blendendes Weiß,
lichtdurchflutete Räume, viel Glas und klare Linienführung ergänzen
sich zu einem einheitlichen Bild der Moderne... So urteilte die
Presse nahezu einhellig zur Schlüsselübergabe. Der Gebäudekomplex an
der Kurt-Schumacher-Straße besteht aus neun mit Brücken verbundenen
Einzelgebäuden mit je drei bis vier Obergeschossen.
Europas wohl modernstes Funkhaus
bietet den Hörfunkprogrammen sieben Sendekomplexe und neun
Produktionsstudios. Einen Großteil der Beiträge produzieren die
Radiomacher heute jedoch an Audioworkstations (AWS), nachbereitet
werden sie an Editierstationen. In der Betriebszentrale werden die
bis zu 30 unterschiedlichen Programme so „aufbereitet“, dass sie
über die Sendestellen dann via Kurz- und Mittelwelle sowie Satellit
in alle Welt gehen können.
1953 bis 2003: Die Meilensteine der
Chronik
- Am 3. Mai 1953 geht
die Deutsche Welle erstmals auf Sendung mit Hörfunk in
Deutsch via Kurzwelle. Bundespräsident Theodor Heuss
richtet sich „an die lieben Landsleute in aller Welt“
und wünscht sich „Entkrampfung“ in den deutschen
Außenbeziehungen.
- Schon im Jahr darauf
folgen Radiosendungen in weiteren Sprachen, zunächst
Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch. 1959
kommt Arabisch dazu. In den Sechzigerjahren wird das
Angebot um mehr als 20 Sendesprachen ausgebaut etwa
Kroatisch und Persisch, Russisch, Griechisch und
Türkisch, Kisuaheli und Haussa, Indonesisch, Chinesisch
und Japanisch.
-
Zugleich startet die DW erste Fernsehaktivitäten: Ebenso
wie Hörfunkangebote werden nun auch TV-Programme auf
Kassette an Partnerstationen verschickt.
- Erster Intendant der
DW ist der Wirtschaftsjournalist Otto Wesemann, der 1961
gewählt wird. Zuvor sendete der Auslandsrundfunk unter
dem Dach des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR). Auf
Wesemann folgen Walter Steigner (1968), Conrad Ahlers
(der 1980 sein Amt antritt und noch im selben Jahr
verstirbt), Klaus Schütz (1981), Heinz Fellhauer (1987),
Dieter Weirich (1989) und Erik Bettermann (seit 2001).
-
1965 wird das Fortbildungszentrum
(DWFZ) Hörfunk gegründet. Das 1970 beim SFB gegründete
TV-Pendant wird ab 1996 als DWFZ Fernsehen in Berlin
fortgeführt. Bis heute haben diese, hauptsächlich vom
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (BMZ) finanzierte Einrichtungen mehr als
17.000 Rundfunkfachkräfte aus Entwicklungsländern und
Osteuropa geschult.
-
Die deutsche Einheit markiert auch
für die DW eine Zäsur: Sie übernimmt als nunmehr
einziger Sender nach Bundes recht die
Fremdsprachen-Programme vom Deutschlandfunk (DLF) in
Köln und integriert Teile von Radio Berlin Interna
tional (RBI), dem damit aufgelösten Auslandsrundfunk der
DDR. Schließlich kann die DW schon bald Sendeanlagen in
Russland anmieten, die in den Jahren des Kalten Kriegs
als „Störsender“ gegen westlichen Auslandsrundfunk im
Einsatz waren.
- Am 1. April 1992 wird
in Berlin DW-TV
gestartet. Zwei Jahre später geht die DW als erste
öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt in Deutschland ins
Internet heute unter DWWORLD.DE in 30 Sprachen
abrufbar.
- Speziell für ein
deutschsprachiges Publikum ist seit März 2002 GERMAN TV
auf Sendung zunächst als Pay-TV in Nordamerika.
|
Fotos: © DW
www.dw.de
Aus RADIOJournal 6/2003
•
In diesem Jahr [1993] wird die Deutsche Welle 40 Jahre alt.
Am 3. Mai 1953 begann die DW ihren regelmäßigen
Programmdienst in Deutsch aus dem Funkhaus des damaligen
Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) in Köln. Der neue
deutsche Auslandsrundfunk strahlte die ersten Sendungen über
einen 20 Kilowatt-Sender in Norden-Osterloog ab. Anfang der
sechziger Jahre wurde die moderne Sendes tation Jülich mit
fünf 100 kW- und einem 20 kW-Sender in Betrieb genommen. Am
26. August 1972 - der Beginn der Olympischen Spiele in
München - wurde auch die neue Sendestation Wertachtal/Bayern
mit acht 500 kW-Sendern in Betrieb genommen. Heute [1993]
sendet die DW über zahlreiche Relaisstationen wie Sri Lanka,
Kigali, Malta, Sines und Antigua. Dazu kommen auch die
Sender in Nauen, die früher von Radio Berlin International
(RBI) benutzt wurden. (RADIOJournal
1/1993)
• Die Deutsche Welle
stellt am 14. Juni 1993 die Sendungen vom Standort
Leipzig-Wiederau ein. Der Standort war von den
Nationalsozialisten 1942/43 eingerichtet und nach einer
Pause seit Kriegsende 1953 von der DDR wieder auf der
Festfrequenz 9730 kHz in Betrieb genommen worden. In
späteren Jahren wurde die Sendeanlage ausgebaut und für
Sendungen der "Stimme der DDR", von "Radio Berlin
International" (RBI) und Radio Moskau eingesetzt. Mit der
Vereinigung der deutschen Staaten ging die Nutzung an die
Deutsche Welle über.
(RADIOJournal 6/1993)
•
DW-Intendant Dieter Weirich hat Mitte August 1993 bei einem
Besuch im Camp Belet, Somalia, einen Radio- und
Fernsehsender der Deutschen Welle für die im Rahmen
des UNO-Einsatzes in Somalia tätigen deutschen Blauhelme in
Betrieb genommen. Jeden Abend um 21.00 Uhr Ortszeit ist das
aktuelle DW-Fernsehprogramm mit Nachrichten, Magazinen und
Sport zu sehen. Die in Berlin und Köln produzierten
Sendungen werden im Camp von einer 3,60 Meter großen
Satellitenschüssel empfangen, die auf Intelsat 601
ausgerichtet ist. Über einen DW-TV-Relaissender im Camp,
gestiftet von Rohde & Schwarz (München), wird DW-TV im Lager
verbreitet. Am Sonntag, den 15. August, hatte HIT-SATELLIT,
die Wunschmusiksendung für die deutschen Blauhelme von
DW-TV, Premiere. Ein Kamerateam von DW-TV ist im gesamten
Bundesgebiet zur Aufzeichnung von Grüßen unterwegs.
HIT-SATELLIT wird von der Moderatorin Mariella Ahrens (Bild)
aus Berlin präsentiert. Auch DW-RADIO ist in Belet Huen in
UKW-Qualität zu empfangen. Das Kurzwellen-Signal wird im
Camp empfangen und über einen UKW-Sender weiterverbreitet.
Foto: © DW
(RADIOJournal
10/1993)
• Nach Meinung der
Deutschen Welle wird sich die Kurzwelle nur in Afrika
und Asien längerfristig behaupten. Konsequenz: Die „Welle“
setzt auf Satelliten. Ein deutsches und ein fremdsprachiges
TV-Programm rund um die Uhr; Transkription,
Satellitenabstrahlung, Rebroadcasting – das sind die
Zukunftspläne. Nachdem die Deutsche Welle insgesamt 800
Mitarbeiter von RIAS, DLF und DS Kultur übernehmen muss,
soll jetzt gespart werden. Auch Sinn und Zweck einiger
Fremdsprachendienste will man überdenken.
(RADIOJournal
11/1993)
• Zum Beginn des Jahres 1994
wird die Deutsche Welle (DW) in Berlin auf annähernd
420 Beschäftigte anwachsen und seine Hörfunk- und
Fernsehaktivitäten am bisherigen Auslandsfernsehstandort in
der Voltastraße konzentrieren. Eine Maschinenhalle wird zu
Hörfunk- und Fernsehstudios sowie Büroräume umgebaut.
Außerdem sind noch Büroflächen im Alten Osramwerk an der
Seestraße angemietet worden.
(RADIOJournal 1/1994)
• Mit dem Abzug der
deutschen Soldaten aus Somalia ist auch die DW-Aktion
Funkbrücke zur Heimat beendet. Sechs Monate hatte die
Deutsche Welle die Blauhelme in Belet Huen rund um die Uhr
mit neuesten Nachrichten aus Deutschland versorgt. Die
Fernseh- und Radiosendungen wurden von einer 3,60 Meter
großen Satelliten-Antenne aufgefangen und über einen mobilen
Sender im Lager ausgestrahlt. Vom 15. August bis zum 26.
Dezember 1993 hatte DW-TV die wöchentliche Sondersendung
»HIT-SATELLIT« mit Musikwünschen (Videoclips) der
Soldaten sowie Freunde und Angehörigen produziert. (RADIOJournal
4/1994)
•
Seit 27. März 1994, 7.00 Uhr, meldet sich die Deutsche
Welle mit einem neuen Programmschema. Gesendet
wird im Acht-Stunden-Format. Das heißt, während
bisher das Kernprogramm eine Länge von vier Stunden hatte
und dementsprechend sechs mal wiederholt wurde, gibt es
jetzt nur noch drei Wiederholungen. Dieser neue Rhythmus
soll den Hörern helfen sich im Programm leichter
zurechtzufinden, indem bestimmte Themenschwerpunkte weltweit
täglich zur gleichen Tageszeit zu hören sind. Zum anderen
entstanden durch die Umstellung neue Programmflächen, die
mit neuen Sendereihen die Aktualität und Attraktivität des
Programms steigern sollen. (RADIOJournal 4/1994)
• Nach der Evakuierung
der Relaisstation Kigali im Krisengebiet Ruanda hat
die Deutsche Welle jetzt kaum noch Möglichkeiten, den
afrikanischen Kontinent mit ihren Programmen zu versorgen.
Notgedrungen will man es jetzt von Malta und Sri Lanka aus
versuchen, wo man ebenfalls Relaisstationen betreibt.
(RADIOJournal 5/1994)
•
Der ursprünglich für den Deutschen Bundestag vorgesehene,
durch Hochwasser geschädigte Schürmann-Bau in Bonn
soll verkauft und als neues Domizil für die
Deutsche Welle saniert werden. Bundesbauministerin
Irmgard Schwaetzer hofft, damit ohne Verluste aus dem
Baudesaster herauszukommen. Das Hochhaus, mit dem die
Deutsche Welle Ende der 70er Jahre "einen neuen
städtebaulichen Akzent in Köln" setzte, ist asbestverseucht
und muss geräumt werden. Im Bild: Das DW-Hochhaus in Köln. (RADIOJournal
8/1994)
• Ende 1995 läuft die
Sendelizenz der Deutschen Welle für ihre
Relaisstation auf Malta aus. In einem Interview
bei Radio Österreich International (RÖI) am 30. Juli 1994
bestätigte DW-Intendant Dieter Weirich Überlegungen die
Lizenz nicht zu verlängern. Das Deutsche Welle-Relais Malta
mit einem 600 Kilowatt-Mittelwellen- und drei 250
Kilowatt-Kurzwellensendern ist seit 1974 in Betrieb. Genutzt
wurden die Sendeanlagen nicht nur vom deutschen
Auslandsdienst, sondern auch von Radiomissionen und
maltesischen Projekten. Malta hat sich in der Vergangenheit
als schwieriger Verhandlungspartner gezeigt. 1982 schwieg
die Station für mehrere Monate, da die maltesische Regierung
mit der Deutschen Welle im Streit um Sendezeit lag und den
Strom sperrte.
• Ende Dezember 1994
stellt die Deutsche Welle aus Kostengründen die
Auslandssendungen auf den Mittelwellen Flensburg 1269 kHz
und Mainflingen 1539 kHz ein. Die vom Deutschlandfunk
übernommenen Sprachdienste müssen sich nun als
Satellitenprogramme durchschlagen und innerhalb von zwei
Jahren eine feste Hörerschaft vorweisen können.
(RADIOJournal 12/1994)
• Die Deutsche Welle
nutzt seit einigen Jahren auch Sender in Russland. Für
die Großräume Moskau und Sankt Petersburg
sendet man rund um die Uhr in Deutsch und Russisch auf den
10 Kilowatt-Mittelwellen 693 und 1188 kHz. Gelegentlich auch
in Deutschland hörbar sind die Kurzwellensender in Sibirien,
die der Versorgung Asiens dienen. (RADIOJournal
11/1995)
• Grund zum Feiern hatte
die Dänische Redaktion von DW-RADIO am 15.
November 1995: An diesem Tag jährte sich ihr Bestehen zum
30. Mal. Mit drei festangestellten Mitarbeitern, einem
freien Wirtschaftsredakteur und acht Korrespondenten
produziert Redaktionsleiterin Brigitte Hørdum täglich eine
30-minütige Sendung in Dänisch.
(RADIOJournal 1/1996)
• Die
Norwegische Redaktion von DW-RADIO
beging am 8. November 1995 den 30. Geburtstag ihrer
Gründung. Der Leiter, Kjell Gjöstein Resi, produziert mit
drei festangestellten und vier freien Mitarbeitern täglich
eine 30-minütige Radiosendung in norwegischer Sprache.
(RADIOJournal 1/1996)
•
Premiere für Deutsche Welle in Brüssel:
Um die Berichterstattung aus der belgischen Hauptstadt zu
optimieren, hat die DW in zentraler Lage neue Studioräume
bezogen und erstmals die Arbeitsplätze der Hörfunk- und
Fernsehkorrespondenten unter einem Dach vereint. Im selben
Haus sind auch die Studios weiterer ARD-Anstalten und des
ZDF untergebracht. Für DW-RADIO berichten
Sonderkorrespondent Josef M. Gerwald und Herbert Korfmacher
aus Brüssel. Sie produzieren aktuelle Beiträge, Features und
Kommentare unter anderem für »Funkjournal«, Nachrichten und
Magazine. (RADIOJournal 1/1996)
• Eine erste Fortbildung
für albanische Hörfunkjournalisten hat das
Deutsche Welle-Ausbildungszentrum (DWAZ) vom 30. Oktober
bis 10. November 1995 in Tirana veranstaltet. An dem
zweiwöchigen Workshop "Nachrichten und Aktuelle Programme"
nahmen 18 Redakteure des staatlichen albanischen Rundfunks
(RTV Radio Tirana) teil.
(RADIOJournal 1/1996)
•
Am 15. Januar 1996 hat die Deutsche Welle ihre Sendungen über die
Relaisstation auf Malta eingestellt. Die Sendelizenz war am
31. Dezember 1995 abgelaufen. Angesichts der Entwicklungen der
letzten Jahre stehen nach Angaben des deutschen Auslandsdienstes
europweit preisgünstigere Alternativen zur Verfügung. Das Deutsche
Welle-Relais Malta war seit November 1974 im regelmäßigen
Programmbetrieb und verfügt über einen 600 Kilowatt-Mittel- und drei
250 Kilowatt-Kurzwellensender, die nun wohl abgebaut werden.
Foto: DW (tune in)
•
Am 1. April 1956 nahm der erste von zehn 100 Kilowatt-Sendern in
Jülich seinen Betrieb für die Deutsche Welle auf. 1972 bekam
der deutsche Auslandsdienst dann aus Anlass der Olympischen Spiele
von München in Wertachtal bei Augsburg eine stärkere Sendeanlage.
1997 will die Deutsche Welle den Standort Jülich aufgeben; dafür
mietet seit Anfang des Jahres "Radio Vilnius" eine Sendestunde
täglich für litauische und englische Programme in Richtung
Nordamerika. Foto: ©
T-Sytems
(RADIOJournal 5/1996)
• Die
„Matratze” schweigt: Nachdem die
Deutsche Telekom noch im Sommer davon ausging, den letzten
verbliebenen Kurzwellensender von "Radio Berlin
International" (RBI) in Nauen mit der dazugehörenden, häufig
abgebildeten Drehstandantenne (besagte „Matratze”) für die
Deutsche Welle bis 2000 betreiben zu können, wurde
kurzfristig entschieden, die Ausstrahlung des deutschen
Programms auf 6140 kHz nach Jülich zu verlagern. Damit ist
das alte „KWZ” (Kurzwellenzentrum) am Dechtower Damm (etwa
anderthalb Kilometer von den neuen Sendeanlagen entfernt)
nun ganz „off air”, nachdem bereits im vergangenen Jahr die
dortigen 500-Kilowatt-Sender außer Betrieb genommen wurden.
Die beeindruckenden Vorhangantennen aus je vier Spalten mit
acht übereinander angeordneten Dipolen (meist begnügt man
sich mit deren vier) werden in absehbarer Zeit aus dem
Landschaftsbild verschwunden sein.
(RADIOJournal 12/1996)
•
Die Deutsche Welle
überträgt ihr deutsches Programm ganztägig auf 6075 kHz,
zwischen 18.00 und 8.00 Uhr wird hierfür neben der Station
Wertachtal im Allgäu auch ein Sender in Sines (Südportugal)
eingesetzt, der maßgeblich für den guten Empfang auf dieser
Frequenz sorgt. Die Frequenz 3995 kHz wird bis Ende Oktober
von 22.00 bis 8.00 Uhr eingeschaltet. Nicht mehr eingesetzt
wird von der DW zur Zeit die Sendestelle Jülich; die
entsprechenden Programme in Polnisch und Serbisch kommen nun
aus dem Wertachtal. Bereits vor einem Jahr wurde dort für
die bis dahin aus Jülich betriebene Nachtfrequenz 3995 kHz
eine neue Antenne errichtet - eine Investition in die
Europaversorgung auf Kurzwelle also. Bis dahin konnte diese
größte deutsche Kurzwellenanlage, auf der mittlerweile 13
Sender zu je 500 Kilowatt bereitstehen, nur Frequenzen ab
5,9 MHz abstrahlen.
Foto: ©
ukwtv.de
•
DW-RADIO weiterhin aus Portugal:
Die Deutsche Welle vereinbarte mit dem zuständigen Instituto
da Comunicação Portugal eine Verlängerung der im Juli
auslaufenden Lizenz über ihre Sendeanlagen in Sines um
weitere 15 Jahre bis 2014. In den kommenden zwei Jahren
sollen die 1970 installierten drei Sender (250 Kilowatt) und
sechs alte Antennen durch neue Anlagen ersetzt werden. Man
will nicht nur moderne Sender und Antennen installieren,
sondern auch den Sendeablauf digitalisieren. Ausgestrahlt
werden aus Sines vor allem Programme für Afrika und den
Balkan. Auch die gewohnte Empfangsqualität auf 6075 kHz, der
Hausfrequenz des deutschen Programms von DWRADIO, wird über
weite Strecken des Tages durch einen Gleichwellenbetrieb
über die Anlagen im Wertachtal und in Sines sichergestellt.
Eingerichtet wurde die Station seinerzeit mit den
ursprünglich für eine Relaisstation in El Salvador
bestimmten Ausrüstungen. 1968 (als man auch eine
Sendestation in Thailand zu bauen gedachte) waren im
DW-Haushalt hierfür 3,45 Millionen DM eingestellt. Das
Projekt scheiterte dann jedoch, die bereits beschafften
Sender wurden nach Portugal „umdirigiert”.
(RADIOJournal 1/1999)
•
Protest gegen DW-Etat-Kürzungen:
Die Assoziation for International Broadcasting sandte ein
Protestschreiben an Bundeskanzler Gerhard Schröder und
Staatsminister Dr. Michael Naumann. Darin heißt es unter
anderem: „...Der internationale Rundfunk ist ein
einzigartiges und einflußreiches Medium: durch ihn kann ein
Land direkt mit der Bevölkerung anderer Länder
kommunizieren. Über 100 Länder senden regelmäßig in einem
breitgefächerten Spektrum von Sprachen. (...) Bisher stand
die Deutsche Welle für Fortschritt und Dynamik. Kürzungen
zum jetzigen Zeitpunkt werden sich negativ auf das Image der
Deutschen Welle in aller Welt auswirken, und sie werden
indirekt dem Ansehen Deutschlands schaden. Viele andere
Länder haben Kürzungen bei ihren internationalen Sendungen
vorgenommen - mit sehr negativen Folgen. Deutschland sollte
den Mut und Voraussicht haben, weiter den Weg des
Fortschritts zu beschreiten und die Kürzungen noch einmal zu
überdenken”. (Die AIB ist der Berufsverband für den Bereich
„internationaler Rundfunk”. Zu seinen Mitgliedern gehören
Organisationen, Firmen und Individuen.) (RADIOJournal
5/1999)
Deutsche
Welle: mehr TV, neuer Webauftritt, neues Logo
Mit einem grundlegend überarbeiteten Fernsehprogramm, einem
neuen Auftritt im Internet und einem neue Corporate Design
stellt sich die Deutsche Welle dem Wettbewerb auf den
Internationalen Medienmärkten. „Diese Veränderungen sind ein
Meilenstein für eine verbesserte mediale Außenpräsenz
Deutschlands in der Welt“, sagte Intendant Erik Bettermann
am 31. Januar vor Journalisten in Berlin.
Zum 6. Februar hat die Deutsche Welle ihr spanisches
Fernsehprogramm für Lateinamerika von zwei auf 20 Stunden
täglich ausgeweitet, hinzu kommen vier Stunden auf Deutsch.
Auch für andere Zielgebiete schneidet die DW ihre
TV-Angebote regional neu zu. Das Basisprogramm DW sendet
rund um die Uhr auf Englisch. Es wird nach Nordamerika,
Afrika, Asien und Australien ausgestrahlt. In Europa sendet
die DW im regionalisierten Kanal 18 Stunden Englisch und zur
Hauptsendezeit sechs Stunden auf Deutsch.
Das vielsprachige, multimediale Angebot im Internet ist
jetzt unter der neuen Webadresse dw.de abrufbar. Es steht
für verlässliche Informationen aus Deutschland und
hochwertige journalistische Inhalte in 30 Sprachen. Mit dem
neuen Fernseh- und Internetangebot verbindet die Deutsche
Welle einen neuen Markenauftritt. Immer mehr Länder wollten
an der Meinungsbildung der Weltöffentlichkeit teilhaben und
suchten die Aufmerksamkeit des Publikums, so der Intendant.
Künftig tritt die DW mit einem neuen Logo auf, das für die
Gesamtheit ihrer journalistischen Angebote steht - auf allen
Kontinenten, in allen Sprachen. (RADIOJournal 1/2012) |