Radio von der Atlantikinsel Madeira
1418 wird die Blumeninsel Madeira im Atlantik durch Joao G. Zarco und Tristao Teixeira für die portugiesische Krone entdeckt. Sie dient als Stützpunkt für ihre Entdeckungsfahrten nach Afrika. Die Lage an den Handelsrouten ließ die Insel dann zum Spielball der Nationen werden. Mal fielen die Spanier ein, mal die Engländer und auch die Franzosen. Heute gehört die Insel zu Portugal. 1425 wurde die Stadt Funchal gegründet. Auf einer Fläche von rund 797 Quadratkilometern leben jetzt rund 270.000 Einwohner. Die Hauptstadt Funchal hat rund 50.000 Einwohner und ist das Wirtschafts- und Kulturzentrum der Insel.
In der windgeschützten und sonnenverwöhnten Bucht ankern heute noch gern die modernen Piratenschiffe, damit meine ich natürlich die Kreuzfahrtschiffe. Dann strömen die „Piraten“ von den Schiffen in die Stadt und mit Bussen zu den Sehenswürdigkeiten der Insel. In der ausgebauten „Marina“ haben die Reichen ihre Jachten festgemacht. Hier am Hafen findet man zahlreiche Tavernen und Fischrestaurants. Ein Anziehungspunkt ist die Markthalle mit tropischen Blumen wie Orchideen in allen Farben, Strelitzien. Exotische Früchte und Fische, besonders der schwarze Degenfisch.
Seit dem 17. Jahrhundert importierten britische Segelschiffe schon den berühmten Madeira-Wein nach England. Heute lagert der Wein je nach Qualität bis 12 Jahre in Holzfässern. Eine weitere Spezialität ist die berühmte Madeira-Stickerei. Sehenswert ist der Botanische Garten oberhalb von Funchal, in Monte. Hier steht auch ein Mittelwellensender (1332 kHz) von RDP Madeira. Man gelangt bequem mit der im September eröffneten Seilbahn nach oben. Rund 15 Minuten schwebt man auf der 3,2 Kilometer langen Strecke vom Hafen über die Dächer von Funchal zur Wallfahrtskirche von Monte. Nach dem Ersten Weltkrieg lebte dort der letzte Kaiser von Österreich im Exil und wurde auch hier begraben. Die letzte Ruhestätte ist in der Kirche zu besichtigen. Von hier oben starten auch die weltbekannten Korbschlittenfahrten ins vier Kilometer entfernte Funchal.
Besuch im Funkhaus von RDP Madeira
In der Nähe des Casinos von Funchal, in der Rua Tenente Coronal Sarmento 15, befindet sich das moderne Funkhaus von „Radiodifusao Portuguesa - RDP Madeira“. Am 14. April 1993 wurde das moderne Gebäude durch den Informations-Minister Portugals dem Direktor Leonel de Freitas von RDP Madeira übergeben.
Im Erdgeschoss befindet sich der Empfang, eine Caféteria und der Technikbereich. Mit den fünf digitalen Studios sowie der „Master-Control“. Von hier werden die Programme zu den Mittelwellen- und UKW-Sendern auf Madeira geschickt. Die Mittelwelle 603 kHz mit 10 Kilowatt auf dem „Pico de Areeiro“ ist bei guten Afrika-Bedingungen auch in Deutschland nachts zu empfangen. Empfangsberichte werden über RDP Madeira bestätigt. Man sollte Rückporto beifügen.
Im ersten Obergeschoss befinden sich die Redaktions- und Produktionsräume. Im zweiten Obergeschoss der große Musiksaal mit digitaler Technik für Orchester und Folklore-Aufnahmen. In den beiden Untergeschossen findet man die Direktion, das Archiv und die Garagen für die Übertragungswagen. Diese sind tagtäglich auf der Insel unterwegs.
Seit 1967 gibt es ein eigenes Programm auf Madeira. Damals waren es insgesamt 25 Stunden wöchentlich auf UKW und vier Stunden auf Mittelwelle. Heute werden in Funchal zwei Programme mit 36 Stunden Sendezeit täglich produziert. „Antena 1“ ist die Informationssendung mit Nachrichten aus Politik, Kultur, Soziales und Sport. Gemixt mit viel Musik aus Madeira und Portugal. Das Programm beginnt um 7.00 Uhr morgens mit dem »Journal«, um 8.55 Uhr kommt die Presseschau. Stündlich gibt es Nachrichten, und um 12.00 Uhr übernimmt man aus Lissabon die Sendung »Diáris Regional Antena 1«. Um 14.00 Uhr läuft drei Stunden lang das Magazin »Tardes de Antena 1 Madeira« mit Informationen vom Tage, Reportagen, Presseschau und viel Musik aus Madeira. Gegen 19.30 Uhr kommt nochmals eine Zusammenfassung der Tagesereignisse und Berichte der Übertragungswagen. Um 23.30 Uhr wird das Programm mit der Nationalhymne beendet. Das Nachtprogramm wird aus Lissabon übernommen.
„Antena 3“ ist das Programm für die Jugend mit Rock und Pop, Berichte aus Film, Sport, Internet und der Musikszene. Täglich wird von 7.00 bis 21.00 Uhr, am Wochenende von 8.00/9.00 bis 18.00 Uhr gesendet. Rund 500 Musiktitel sind im Computer. Moderator Noémia Goncalves erzählt: „...alle Musiktitel werden vom Computer täglich für die Sendungen immer neu gemischt, aber es stehen mir auch noch rund 250 CDs für das Programm zur Verfügung. So wird es täglich ein abwechslungsreiches Programm für unsere jugendlichen Hörer“.
In der News-Redaktion arbeiten über 20 Mitarbeiter. Der gesamte Stab im Funkhaus zählt 75 festangestellte Mitarbeiter, dazu kommen noch viele freie Journalisten. Das Klassik-Programm „Antena 2“ wird über Satellit aus Lissabon überspielt. Da Madeira eine bergige Insel ist, braucht RDP für die UKW-Versorgung viele Umsetzer und Sender, auch für die Übertragung von RDS-Signalen. Neben RDP gibt es noch private Radiostationen, wie „Jornal da Madeira“, ein Sender der Zeitung Jornal auf 88.8 FM Funchal.
Auf der Insel
Am „Cabo Girao“, dem höchsten Kap der Welt, ist der gigantische Ausblick in die windumbrauste Tiefe von 550 Meter schon erregend. Hier zeichnete RDP gerade eine Musikgruppe mit Panflöten auf. Von hier kann man auf den Urlaubsort von Winston Churchill, Cámara de Lobos, hinab blicken. Churchil malte hier noch 1950 mit seiner berühmten Zigarre den wunderschönen Ort. Wenige Kilometer weiter liegt Ribeira Brava, ein Urlaubsort mit Pfarrkirche aus dem 14. Jahrhundert.
Weiter ging die Fahrt über diverse neue Straßentunnel, gebaut durch die EU, zum 1070 Meter hohen Pass Rabacal, wo die „Levadas“ (2150 Kilometer lange Wasserkanäle) beginnen, die das Regenwasser in wasserarme Gebiete leiten. Porto Moniz, ein kleiner pitorresker Fischerort am Atlantik mit spektakulärer Felsenküste, wurde 1553 von Fr. Moniz gegründet. Auch von hier sendet RDP regelmäßig.
Über kurvenreiche Küstenstraßen und an Wasserfällen vorbei erreichen wir den Ort Santana mit 5.000 Einwohnern. Er ist berühmt durch seine strohgedeckten Häuser und der Volksmusik. Weiter geht’s zum östlichen Zipfel der Landzunge „Ponta de Lourenco“. Hier fühlt man sich wie am Ende der Welt. Und hier steht auch die Sendestation des Flughafenfunks des mit Stelzen ins Meer gebauten Flughafens von Madeira. Für mich heißt es „Até logo - bis bald“ - Madeira, zu sagen!
Peter Schneider
Fotos: © Peter Schneider
RDP Madeira Antena 1
RDP Madeira Antena 3
Aus RADIOJournal 5/2002