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Alaska ist eine Herausforderung
Die Geschichte von KJNP - King Jesus North Pole

Alaska ist der nördlichste, gleichzeitig der westlichste und östlichste und zudem der größte Bundesstaat der USA. Im Jahre 1867 investierten die Amerikaner sieben Millionen Dollar, um Alaska von Russland abkaufen zu können. Das entspricht einem Dollar pro Morgen. Der Grund für diesen Handel: Russland hatte große Verluste beim Pelzhandel in Alaska gemacht, wollte das Territorium aber nicht an Großbritannien oder Frankreich verkaufen. Ende der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde Alaska dann der 49. Bundesstaat der USA.

Ursprünglich wohnten nur wenige Leute in Alaska. Im 19. Jahrhundert wurde in Klondyke in Yokon im westlichen Kanada Gold gefunden. Die meisten Glücksritter, die sich dorthin auf den Weg machten, kauften ihre Vorräte in Seattle, im US-Bundesstaat Washington, und transportierten sie mit dem Schiff in den Südwesten Alaskas, von wo aus sie weiter nach Klondyke wanderten. Später fand man auch in Alaska Gold, unter anderem in Nome und Fairbanks. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde zwischen Anchorage und Fairbanks eine Eisenbahnstrecke gebaut. Das war gleichzeitig die Zeit, in der Anchorage gegründet wurde. Der Name der Stadt bedeutet einfach „Ankerplatz”. Das älteste Haus, welches der schwedische Einwanderer Oscar Anderson im Jahre 1915 baute, steht heute noch.

Anfang der 70er Jahre wurde in Prudoe Bay am nördlichen Eismeer Öl gefunden und so begann 1977 der Bau der Trans-Alaska-Pipeline. Durch diese Leitung wird Rohöl in den eisfreien Hafen Valdez im Süden gepumpt. Die Rohrleitung ist im Zickzack verlegt, weil die Rohre den Bewegungen von Temperaturwechsel, Erdbeben (Alaska liegt am Pazifik, was zu großen seismischen Bewegungen und bis zu 500 Erdstößen pro Monat führt) und strengem Frost widerstehen müssen.

Der Mount MacKinley ist mit 6.193 Metern der höchste Berg Nordamerikas. Es ist ein junger Berg, der jedes Jahre noch zwei Zentimeter wächst. Am Karfreitag des Jahres 1964 wurde Anchorage von einem schweren Erdbeben erschüttert und große Teile der Stadt völlig zerstört. Die Hafenstadt Valdez wurde von einer Flutwelle vernichtet und später sechs Kilometer entfernt neu aufgebaut. Diese Flutwellen nach einem Erdbeben können sich über große Entfernungen bewegen und sind sehr schwer zu entdecken. Man bezeichnet sie mit dem japanischen Wort Tsunami. Im Bild: Totenpfähle in Anchorage.

Alaska hat, obwohl es der größte Staat der Union ist, nur 600.000 Einwohner. Die Hauptstadt ist Juneau an der Südostküste. Die Straßen enden einige Kilometer hinter der Stadtgrenze. Kontakt zur Außenwelt haben die Bewohner durch Flugzeuge und Fähren. Die besten Verbindungen hat die Großstadt Anchorage, in der 220.000 Menschen leben. Hier gibt es Landstraßen, eine Eisenbahn und einen internationalen Flughafen. Während des zweiten Weltkrieges wurde eine große US Air Base gebaut. Damals stritten Amerikaner und Japaner um die Aleuten, eine Inselgruppe, die vor der Südostküste gelegen ist. Viele Teile von Alaska kann man von Anchorage aus noch nicht mit dem Auto oder der Fähre erreichen. Man nennt sie „The Bush”. Deshalb stehen eine Menge privater Flugzeuge mit sogenannten „Bush pilots” bereit. Lake Hood bei Anchorage ist das Zentrum dieser Flugzeuge, die in der Lage sind zu wassern. Entlang des Ufers stehen hunderte von Flugzeugen mit je einer Hütte für das Werkzeug. Um solch einen Platz zu bekommen, braucht es 15 Jahre Wartezeit.

Altes Goldgräberwerk bei Fairbanks

Die zweitwichtigste Stadt in Alaska ist Fairbanks mit 72.000 Einwohnern. Sie wurde 1901 gegründet. Fairbanks Burough ist genau so groß wie der US-Bundesstaat Rhode Island an der Ostküste. In Anchorage ist das Wetter mild, nicht so in Fairbanks. Alle Auto-Parkplätze haben elektrische Anschlüsse, um notfalls den Motor starten zu können. Im Sommer kann es bis zu 30 Grad warm sein, im Winter mehr als 50 Grad Minus erreichen. Bei dieser Temperatur wird ein Glas Wasser, aus dem zweiten Stock eines Hauses geworfen, zu einem Eisklumpen, bevor es auf dem Boden landet. Glücklicherweise ist die Luft im Winter sehr trocken, sodass man atmen kann.

Im Sommer gibt es die Mitternachtssonne - und die Golfanlage ist Tag und Nacht geöffnet. Es wird auch Baseball um Mitternacht ohne künstliches Licht gespielt. Nome an der Westküste ist das Ziel für das jährliche Hundeschlittenrennen, das am ersten Samstag im März stattfindet. Die Strecke zwischen Anchorage und Nome beträgt 1049 Meilen. Sie war ursprünglich eine Postroute und die einzige Versorgungslinie vom Goldgräberlager aus. Nome, Kotzebue und Barrow sind kleine Ortschaften mit je etwa 3.000 Einwohnern. Der größte Teil davon sind Eskimos – oder Inuits -, die in ihren Siedlungen im heutigen Alaska jedoch nie in Iglus gewohnt haben. In diesem Gebiet befindet sich auch eine wichtige Radaranlage.

KIAK in Fairbanks

Weil die Einwohnerzahl so gering ist, senden fast ausschließlich in Anchorage und Fairbanks kommerzielle Hörfunkstationen. Die übrigen Radiosender sind von Missionsgruppen und Spenden oder von der Alaska Public Broadcasting Commission abhängig. Es gibt auch einen internationalen Kurzwellensender in Anchor Point. KNLS wird von der World Christian Broadcasting Corporation in Abilene, Texas, betrieben, die zu den Churches of Christ gehört. Diese Organisation hat weltweit etwa 2,5 Millionen Mitglieder. Der Sendestandort Anchor Point liegt bei Homer auf der Kenai-Halbinsel am Südostufer der Cook-Bay. Er wurde gewählt wegen seiner Nähe zum Zielgebiet Ostasien. Heute werden über diese Station auch Programme von Radio Free Asia ausgestrahlt. Der 100-Kilowatt-Sender von Harris ist mit zwei Antennensystemen ausgestattet. Eine Vorhangantenne zielt nach Fernost (Abstrahlrichtung 300 Grad), die andere über den Nordpol hinweg nach Europa. KNLS begann am 19. Juli 1983 mit regelmäßigen Sendungen; am 23. Juli ging der Fremdsprachendienst in Russisch und Mandarin on air. Seit Frühjahr 1984 wird auch ein englisches Programm ausgestrahlt. Die Sendungen werden im Studio Cuyhoga Falls, Ohio, produziert und nach Alaska verschickt.

Alle Radiosender in Alaska haben vierstellige Rufzeichen, die mit K beginnen. Normalerweise haben alle US-Sender westlich des Mississippi Rufzeichen, die mit K anfangen, während Stationen östlich des Mississippi mit W beginnen – abgesehen von einigen Ausnahmen. In Alaska spielen die Rufzeichen meistens auf die Kälte an oder haben mit dem Sendestandort zu tun: KBRW sendet aus Barrow, KICY und KNOM aus Nome, KOTZ aus Kotzebue, KYUK, KYAK und KIAK spielt auf das Wort „Kajak” an.

KJNP - King Jesus North Pole

KJNP ist eine christliche Hörfunkstation in der kleinen Ortschaft North Pole bei Fairbanks, die ihr Programm auf Mittelwelle ausstrahlt. Die Gründer des Senders waren das Ehepaar Donald (Don) und Glen Nelsen. Ihr Radio-Abenteuer hat eine lange Vorgeschichte:

Ende der 30er Jahre verließ Don vorzeitig das Gymnasium, um bei National Youth Administration Flugzeugbau zu studieren. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs fand er Arbeit bei Northwest Airlines, wo er Waffensysteme in B-24 Bomber einbaute. Seine Einberufung zum Wehrdienst stand kurz bevor. Um sie zu umgehen, suchte er Arbeit bei Alaska Highways und wurde in Edmonton (Kanada) stationiert. Dort war er für die Wartung und Instandhaltung von Flugzeugen zuständig. Später kam er nach Fort Nelson. Hier bediente er Flugzeuge, die 1942 von den USA im Rahmen des sogenannten „lend-lease-program” in die Sowjetunion geliefert wurden. Kurz vor Weihnachten kündigte er den Job und arbeitete auf einer Werft in Kalifornien, wo ihm jedoch der Lärm zu schaffen machte. Da der Militärdienst sich nun nicht mehr vermeiden ließ, meldete sich Don freiwillig bei der Luftwaffe. Dort wurde er auf den Bombern B25 und B26 ausgebildet. In diese Zeit fiel die Hochzeit mit Glen. Doch die glücklichen Tage mit seiner Frau währten nicht lange. Während seines 24. Einsatzes wurde die Maschine von der Berliner Flugabwehr getroffen und Don kam in Kriegsgefangenschaft. Im Bild: Mittelwellenmast von KJNP für 1170 kHz.

Schon vor dem Krieg hatte Don Nelsen Probleme mit dem Alkohol gehabt. Er war sehr verbittert, trank viel und machte eine schwierige Zeit durch, bevor er im Mai 1950 in der Souls Harbor-Church in Minneapolis ein Heilungserlebnis hatte und von seiner Trunksucht erlöst wurde. In der Folge schickten ihn seine Glaubensgeschwister auf Missionsflüge in die inneren Gebiete Alaskas. Don wurde in Stevens Village stationiert, wo 85 Ureinwohner, drei weiße Siedler und die Missionsfamilie lebten. Mit einer Cessna sollte er andere Dörfer besuchen und dort missionieren. Er wohnte in einem einfachen Haus mit Erddach ohne moderne Ausrüstung.

Don Nelson flog bei eisigen Temperaturen von minus 50 bis 60 Grad Celsius. Kurz vor Weihnachten verursachte das Wetter große Probleme. Er musste die Flüge mehrfach einstellen, weil das Öl im Filter einfror, wodurch der Motor zerstört wurde. Don wurde klar, dass er seine Termine nicht einhalten konnte. Er würde erst sehr spät in Fairbanks landen. Da kam ihm die rettende Idee: Er nahm Kontakt mit einem Radiosender auf und bat darum, eine Sondersendung machen zu dürfen, mit einem Lied für jedes Dorf und einer Erklärung, warum er nicht rechtzeitig eintreffen würde. Das Programm wurde ausgestrahlt und bekam eine so große Resonanz, dass der Stationschef es fortan einmal pro Woche in den Äther schicken wollte.

Nach einiger Zeit stand dieser Sender zum Verkauf. Don Nelson teilte dem Inhaber mit, dass er daran interessiert sei, ihn zu übernehmen. Er konnte zunächst eine Anzahlung von 20.000 Dollar aushandeln. Es dauerte dann noch mehrere Monate, bis Don die Restkaufsumme mit Hilfe seiner Gemeindemitglieder aufgetrieben hatte. Aber der Sender war inzwischen schon an einen anderen Interessenten verkauft. Statt sich deswegen vor Gericht herumzustreiten, hielt Don es für sinnvoller, einen eigenen Sender zu bauen. Seine Frau Glen kannte einen Techniker, der mit Carl Smith in Ohio Verbindung aufnahm. Carl wiederum kannte Loren Bridge, der die Station KTIS in Minneapolis gebaut hatte. Carl und Loren stellten einen Lizenzantrag bei der US-Telekommunikationsbehörde FCC.

Don Nelson fehlte nun noch das Grundstück. Da er selbst kein Geld hatte, sprach er mit einem Gemeindemitglied über seine Pläne. Dieser Mann wohnte in einer einfachen Hütte ohne elektrische Beleuchtung. Er gab Don 57 Morgen Land in North Pole, 30 Kilometer südöstlich von Faibanks. Der geplante Sender sollte mit zehn Kilowatt am Tag und fünf Kilowatt in der Nacht den Betrieb aufnehmen. Im Sommer 1967 wurde das Sendegebäude errichtet. Es ist eine sogenannte „log cabin”, eine Art Blockhütte mit einem stabilen Dach, welches mit Erde bedeckt ist und auf dem Gras wächst. Im Bild: Im Studio von KJNP.

Um die Kosten niedrig zu halten, beschloss Don die Ausrüstung selbst nach Alaska zu bringen. Autos sind teuer in Alaska. Deshalb kaufen viele Einwohner ihr Fahrzeug „auf der Urlaubsreise” und bringen es über den Alaska Highway nach Hause. Doch der vielversprechende Name „Highway” täuscht. In Wirklichkeit ist die Strecke eine unbefestigte Landstraße mit zahlreichen Schlaglöchern.

Don kaufte einen LKW in Minnesota und brachte die Senderausrüstung damit nach Alaska. Im August des selben Jahres gab es eine schwere Überschwemmung in Fairbanks. Das hatte auch etwas Gutes, denn Don und seine Missionsorganisation bekamen eine Menge Möbel geschenkt. Nicht nur das Studiogebäude, sondern auch die Häuser für das Personal konnten damit eingerichtet werden. Am 11. Oktober 1967 wurde KJNP eingeweiht. Die erste Sendung begann mit einem Zitat aus Matthäus 3. Das Signal erreichte mehrere Dörfer, doch viele Hörer beklagten sich über starke Schwankungen. So entschlossen sich die Betreiber, die maximal zugelassene Sendeleistung von 50 Kilowatt zu beantragen. Noch einmal wurden LKWs gekauft und ein neuer Sender samt Sendemast nach North Pole gebracht. Die Radiostation war nun zugelassen für den Betrieb auf der Mittelwellenfrequenz 1170 kHz mit 50 Kilowatt Sendeleistung am Tag und zehn Kilowatt in der Nacht.

Im Gegensatz zu früher bekommt KJNP heute nicht mehr viele Empfangsberichte aus Skandinavien, weil es nur noch wenige DXer gibt. Der Sender ist in Nordeuropa jedoch sehr bekannt. In den 70er Jahren kamen zahlreiche Briefe, weil viele DXer im Winter nach Lappland fuhren und dort eine 1000 Meter lange Beverage-Antenne aufbauten. Am Nordpol kommen die europäischen Sender nur schwach herein, und gleichzeitig ist die gesamte Strecke über den Nordpol nach Nordamerika im Dunkeln. KJNP bekam seinerzeit auch deshalb so viele Berichte, weil die Station Sendezeit an ein schwedisches Programm verkauft hatte.

Im hinteren Teil des Funkhauses befinden sich der alte 50-Kilowatt-Mittelwellensender sowie der neue Transistorsender von Harris. Im Winter wärmt der Sender das ganze Haus. Auf einer Anhöhe in der Nähe stehen die UKW- und Fernsehsender.

Die Ortschaft North Pole hat 1.654 Einwohner. Eine Ölraffinerie versorgt Alaska mit Ölprodukten. Der Rohstoff kommt von der Trans-Alaska-Pipeline. Und noch etwas zum Schluss: In North Pole lebt der Legende nach auch der amerikanische Weihnachtsmann. Im Bild: Das Wappen von North Pole.

Bild oben: Funkhaus von KJNP in North Pole.

Karl-Erik Stridh
Fotos: © Karl-Erik Stridh
http://fairbanks-alaska.com/kjnp.htm

Aus RADIOJournal 6/2000