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Vorgestellt: Die Stimme Indonesiens

Ein buntes Bevölkerungsgemisch verteilt sich über den größten und zugleich vielseitigsten Inselstaat der Erde. Sein Bindeglied ist der Islam. "Bhinneka tunggal ika" - "Einheit in der Verschiedenheit" - so lautet der offizielle Leitspruch der indonesischen Nation.

In der Form eines riesigen Halbmondes gruppieren sich die über 13.670 Inseln, davon sind 6.000 bewohnt, zwischen Indischem und Pazifischem Ozean. Rund 179 Millionen Einwohner leben in diesem fünftgrößten Staat der Erde. Man spricht mehr als 250 Sprachen und Dialekte. Indonesien gehört zu den unruhigsten Erdbeben-Zonen, denn hier stößt die Eurasische und Indisch-Australische Platte aufeinander. Auf der Insel Java finden wir auch die Hauptstadt Jakarta - früher Batavia (Holländisch). Rund acht Millionen Menschen leben in der aufstrebenden Stadt.

Besuch im Funkhaus

Eine wirkliche Rarität bei uns in Europa ist der Überseedienst der "Stimme Indonesiens" ("Voice of Indonesia"). Zwar sendet man schon seit 1976 regelmäßig ein Programm in deutscher Sprache, aber es ist nur selten bei uns in Deutschland zu empfangen.

Unweit des Präsidenten-Palastes an der "II. Merdeka Barat" befindet sich das siebenstöckige Funkhaus. Im vierten Stock eines Anbaus begrüßt mich Frau Arba Atun, Chefin des Deutschen Dienstes. In einem Großraumbüro sind die einzelnen Sprachdienste untergebracht. Die Einrichtung ist sehr karg. 1985 wurde das Funkhaus durch einen Kabelbrand fast völlig zerstört und es konnte der Sendebetrieb nur notdürftig aufrecht erhalten werden. Inzwischen ist mit britischer Hilfe der Sende- und Studiobetrieb mit moderner Ausrüstung wieder aufgebaut.

Seit 1982 ist Frau Arba Atun nun schon Chefin der deutschen Abteilung bei Radio Republik Indonesia (RRI). Insgesamt arbeiten noch drei festangestellte Mitarbeiter in der Abteilung und einige freie Mitarbeiter. Puji Astum ist für die Frauenthemen verantwortlich; sie war über zwei Monate in Deutschland. Hier studierte sie "Deutsch" am Goethe-Institut. Setio Rini ist seit neun Jahren dabei, studierte an der Uni in Jakarta Germanistik und war drei Monate in Deutschland bei der Deutschen Welle. In der Redaktion ist sie "Mädchen für alles". Sie holt die Platten aus dem Archiv, schreibt den Ablauf der Sendung und bearbeitet die Hörerpost.

Im Jahr kommen rund 150 Briefe aus aller Welt in der deutschen Abteilung an. Die Hörer werden um Rückporto gebeten für eine seltene QSL-Karte oder Beantwortung von Fragen. Die Post braucht gut zehn Tage bis zum Sender und die Bearbeitung einer Empfangsbestätigung dauert meistens vier bis sechs Wochen.

Arba Atun erzählt: "...Die Stimme Indonesiens möchte den Hörern Informationen über die Politik und Entwicklung Indonesiens sowie über die Ideale des Volkes vermitteln und gleichzeitig die internationalen Beziehungen fördern sowie Frieden und Freundschaft zwischen den Völkern schaffen. Fragen zu Indonesien beantworten wir jeden Sonntag in unserer »Hörerpost-Ecke«. Auf vielfachen Wunsch der Hörer bringen wir ein langes Musikprogramm, stellen Komponisten vor, bringen Jazz und Rock, Schlager und Musik »Zwischen Sabang und Merauke«."

Inzwischen ist auch die freie Mitarbeiterin Nuniek Sumarsona eingetroffen und übersetzt die Nachrichten, die sie später auch im Studio sprechen wird. Das Manuskript kommt von der zentralen Nachrichten-Redaktion. Es ist 13.00 Uhr Jakarta-Zeit. Wir betreten den 15 Quadratmeter großen Regieraum, dahinter ein kleines Sprecherstudio. Drehbare Ventilatoren fächeln den Bandmaschinen und Plattenspielern kalte Luft zu, denn die Luftfeuchtigkeit beträgt über 90 Prozent bei rund 28 Grad.

Die Ausrüstung besteht aus einem Studer-Mischpult, zwei REVOX-Bandmaschinen, einem Sony-Cassettenrekorder und einem Plattenspieler. Alle Beiträge werden auf Band aufgezeichnet und später zusammengesetzt. Anschließend hören sich alle die komplette Sendung an und die Aufnahmeleiterin schreibt das Sendeprotokoll. Später gelangt das Band in die Sendeabwicklung und um 1.00 Uhr West-Indonesischer Zeit - bei uns in Europa ist es dann 19.00 Uhr am Vortag, wird es ausgestrahlt. Über Satellit geht das Signal zu den Kurzwellensendern nach Medan und Bogor. Von Medan wird nach Europa und Nordafrika gesendet. Der neue Thomson-CSF-Sender ist seit 1988 in Betrieb und soll mit 250 Kilowatt arbeiten - aber meistens sind es nur 100, weil die Stromversorgung oft zusammenbricht.

Trotzdem - hören Sie mal rein - beim "Song of the Coconut Islands".

Peter Schneider
Fotos: © Peter Schneider
http://de.voi.co.id/

Aus RADIOJournal 1/1995