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Vorhang auf - zweiter Akt:
Radio ear war erneut auf Sendung

Im November 1997 wurde das evangelische Gemeindezentrum im südhessischen Rodgau-Jügesheim wieder von einem jugendlichen Radioteam bevölkert. Rund 30 Leute im Alter von 14 bis knapp 30 Jahren verwirklichten zwischen Kirchenempore und Orgel erneut ihre alternativen Radioideen und waren - zum zweiten Mal nach 1996 - als "Radio ear - Evangelische Antenne Rodgau" in der Luft.

Roland Bonaventura, Referent für die evangelische Jugendarbeit im Dekanat Rodgau und einer der Ziehväter des außergewöhnlichen Veranstaltungsradios, hat "Radio ear" mit Hilfe von Peter W. Schmidt von der Medienfortbildung der Evangelischen Kirche trotz einiger finanzieller Schwierigkeiten auf den Weg gebracht. Der Jugendreferent legt Wert auf die Feststellung, dass er sich im Gegensatz zur ersten "Radio ear"-Aktivierung etwas aus der alleinigen Projektleitung zurückgezogen hat. Vielmehr besaß die Radiocrew, deren „harter Kern” aus etwa zehn Jugendlichen bestand, mit Thorsten Behrens und Henner Storch zwei kompetente Programmleiter, die für die praktische Durchführung des Projekts verantwortlich waren.

Für das Versorgungsgebiet im Südosten Hessens, das bis auf weiteres kein dauerhaftes alternatives Lokalradio erhalten soll, gibt es aufgrund der Tatsache, dass schon mehrfach Veranstaltungsradios on air waren, einen festen Sendestandort. So strahlte auch "Radio ear II" seine Programme wieder über einen 50-Watt-Sender vom nahegelegenen Städtchen Heusenstamm aus. Eingesetzt wurde die terrestrische UKW-Frequenz 107,5 MHz; eine Parallelausstrahlung im  örtlichen Kabelnetz war nicht vorgesehen. Im Bild: Tina Wiesemann und Sonja Ziegler (von links) beim Moderieren ihrer Sendung über die großen Boygroups der Rock­ und Popgeschichte; oben: Philipp Köhler, einer von vielen Helfern am Mischpult.

Kleine Veranstaltungsradios sind immer auch eine Spielwiese für ausgefallene Ideen. Das war bei »Radio ear II« nicht anders: So war gleich zweimal ein erfolgreiches „Radio-Kochstudio” auf dem Sender, das eine ganze Reihe von Hörern zum Mitkochen animierte. Auch „Nachtfalter” Mike Walter erzielte mit seinem nächtlichen Talkprogramm eine gute Hörerresonanz. „Wir verfolgen in den eineinhalb Wochen kein festes Programmschema”, so Thorsten Behrens und Henner Storch. Nur die Schiene von 6.00 bis 9.00 Uhr am Vormittag mit aktuellen Berichten und Nachrichten im Viertelstundentakt seien eine feste Größe im Programm.

Im Bewusstsein der Rodgauer Teens und Twens scheint "Radio ear" eine feste Größe geworden zu sein. Viele Jugendlichen wüssten über das Radio Bescheid, rund 30 Personen konnten zur Mitarbeit gewonnen werden, und im Gegensatz zur ersten Aktivierung hatte man keine Mühe, alle Sendestunden restlos zu besetzen. Roland Bonaventura erinnert sich, dass man 1996 noch Tage nach Sendebeginn freie Sendeplätze hatte. Ein Jahr später hatten Nachzügler jedoch keine Chance mehr, in’s bestehende Programm „gehievt” zu werden. Im Bild: Thorsten Behrens und Henner Storch.

Trotz der insgesamt guten Erfahrungen scheint es so, als sei am 23. November 1997 der Vorhang endgültig gefallen. Ein "Radio ear III" wird es aller Voraussicht nach aufgrund der angespannten Finanzlage in der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau nicht geben. Die beteiligten Jugendlichen werden sich zusammensetzen und nachdenken müssen, wie eine mögliche alternative Weiterführung der Arbeit aussehen könnte. Vorläufig haben die Radiobegeisterten die Aussicht, bei der 1998er Auflage von "Radio ÜKW", einem weiteren kirchlichen Veranstaltungsradio aus der Überwald-Region, als Gäste mit von der Partie zu sein. Andere aus der Crew wollen sich wieder anderen Feldern der Jugendarbeit zuwenden, die während einer intensiven Arbeitsphase für ein Radio - zwangsläufig - zu kurz kommen.

Thomas Völkner
Fotos: © Thomas Völkner
www.radio-ear.de

Aus RADIOJournal 2/1998

• Die Medienhaus gGmbH hat in Kooperation mit ihrer Radioinitiative "Radio ear" (Evangelische Antenne Rodgau) anlässlich des Hessentages in Dietzenbach ein Hörfunkprogramm veranstaltet. Unter aktiver Mitwirkung von Dietzenbacher Schulen und Vereinen hat "Radio ear" in der Zeit vom 17. bis 28. Mai 2001 den Hessentag 24 Stunden täglich begleitet. Die Besucher hatten Gelegenheit den Radiomachern im gläsernen Studio auf dem Stand der LPR Hessen bei der Radioproduktion zuzusehen. Auch im Jahr 2004 war "Radio ear" mit einem Veranstaltungsradio auf Sendung.