Rundfunk in Südtirol
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Starke Töne von Südtirol bis Bayern...
RADIO M1 einfach unüberhörbar!

"It's a good, good rocky day - mit RADIO M1 Hit FM..." so tönt ein Jingle auf den Frequenzen des mittlerweile legendären Rocksenders RADIO M1. "Viele Urlauber und Radiofreaks, vor allem aus Deutschland, bleiben uns schon seit vielen Jahren treu", so M1-Geschäftsführerin Helga Führer. Leider konnten die Pläne zur erneuten Ausweitung des Sendegebietes nach Bayern, wie in früheren Zeiten, noch immer nicht verwirklicht werden.

Am 5. August 1990 startete RADIO M1 nach einigen Tests auf der Frequenz 106,7 MHz aus dem Studio in Sterzing das einmalige Rockformat über den 3240 Meter hohen Schwarzenstein von italienischem Boden aus in Richtung Bayern und besaß damit die höchstgelegene Sendeanlage Europas. Nach diversen Ausfällen und Anschlägen auf die Sendeanlagen (auch der Vorgängersendere wie Radio BAVARIA und Südtirol 1) wurde diese nach einem langjährigen Rechtsstreit letztlich von den Forstbehörden (angeblich aus Umweltschutzgründen) abgebaut, so dass das Programm seit dem 6. Oktober 1993 nur noch über schwächere Sender in den Regionen Ahrntal, Brixen und Innsbruck zu hören war. Zwar war auch das Signal der 2700 Meter hohen Flatschspitze, welche kurz hinter der Brennergrenze liegt, teilweise bis nach Deutschland zu empfangen, jedoch wurde nicht zuletzt auch durch die zunehmende Blockade der Frequenzen durch den Bayerischen Rundfunk nie wieder ein annähernd großes Sendegebiet und damit auch Erfolg erzielt.

Helga Führer macht dafür die Südtiroler Gemeinde Ahrntal verantwortlich, in dessen Gebiet der Schwarzenstein liegt. "Entweder wieder der Schwarzenstein oder die etwa zwei Kilometer westlich liegende Trippach-Spitze wären die idealen Standorte." Trippach ist der Favorit von den M1-Machern, denn zum einen ist der Standort noch etwas höher gelegen und zum anderen nicht durch Wanderer erreichbar. Die Versorgung und Wartung des Senders würde ohnehin nur per Hubschrauber vorgenommen. "Die Gemeinde Ahrntal hat uns mündlich zugesagt, jedoch haben wir noch nichts Schriftliches bekommen", ärgert sich Frau Führer. Die fertigen Sendecontainer stehen schon längst bereit und könnten kurzfristig auf die Gipfel geflogen und installiert werden. Geplant sind die Frequenzen 104,9 oder 106,7 MHz. "Jedoch müssen dann erst Tests durchgeführt und eventuell noch Frequenzkorrekturen vorgenommen werden. Die Sendeleistung soll mindestens 10 Kilowatt betragen und in möglichst guter Qualität ein möglichst großes Gebiet abdecken können. Terminlich gibt Frau Führer das Frühjahr 1999 an.


RADIO M1 Sendeanlage auf der Flatschspitze
Foto: © Peter Faust

RADIO M1 hat wieder einmal eine neue Adresse in Österreich gefunden. Während das Sendestudio in der Sterzinger Innenstadt trotz anderslautender Berichte (es wäre gepfändet und ausgeräumt worden) noch genutzt wird, ist die Redaktion von RADIO M1 und das angeschlossene Tonstudio von Programmchef Claus Führer immer wieder umgezogen. Nachdem das wohl am meisten bekannte Einfamilienhaus in der Haller Rohrbachstraße verlassen wurde, in dem sich auch die Privatwohnung der Führers befand, kam man in einem Neubau eines Mehrfamilienhauses in der Salzburger Straße am Ortsausgang von Hall i.T. unter. Kurzzeitig wurde auch eine Adresse in der Innsbrucker Johann-Strauß-Straße in der Nähe des Olympia-Eisstadions bekannt.

Am Stadtrand der Tiroler Landeshauptstadt wurde dann ein neues Industriegebiet mit dem Namen "Wirtschaftszentrum West" geschaffen, wo diverse neue Bürokomplexe in verkehrsgünstiger Lage (gut von der Inntalautobahn und der Bundesstraße aus zu erreichen) gebaut wurden. 1997 konnte die RADIO M1 "H. Führer KEG" endlich die modernen Büro- und Studioräume im ersten Stock in der Eduard-Bodem-Gasse nutzen. Wenige Meter weiter hat das neue Innsbrucker Lokalradio "Welle 1-Music Radio" seinen Sitz.

Programmlich hat sich gegenüber den letzten Jahren nicht viel geändert: morgens, mittags und nachmittags gibt es je eine Stunde moderierte Sendungen (»M1 Express«, »M1 Rockline«), sonst den »M1 Nonstop-Rock«. Moderiert wird meistens von Claus Führer, aber auch Andy Lechner und Bernd Brüggemann sind schon länger für M1 hinter dem Mikro. Am Wochenende läuft nach wie vor die »Positive Sendung« mit Helga Führer, aber auch wieder die beliebten »M1 Rock-Track-Charts«. Allerdings wird das Aktuelle zur Zeit noch immer etwas vernachlässigt: Die Sendungen sind meistens länger vorproduziert, aktuelles Wetter und Verkehrsinformationen. Die mehrmals täglich ausgestrahlten Nachrichten werden von Radioropa [aus Daun in Deutschland, Programm wurde eingestellt] übernommen und um selbst produzierte Lokal- und Regionalnachrichten ergänzt.

Technisch hat sich einiges getan. RADIO M1 verbreitet als einer der letzten Sender nun endlich RDS (Radio Data System) und die regelmäßigen mehrminütigen Sendepausen wie in den letzten Monaten zwischen Musik und Nachrichten oder zwischen Jingles gibt es nicht mehr. Nur gegen die diversen Stromausfälle in Italien hat man noch kein Mittel gefunden, und dann gerät der Sendecomputer im selten besetzten Studio in Sterzing schon einmal durcheinander.

RADIO M1 sendete zur Zeit der Veröffentlichung dieses Artikels über den Sender Plose für den Raum Brixen (96,9 MHz), für Sterzing, Wipp- und Inntal vom Standort Zirog (104,2 MHz). Man hatte der oberhalb liegenden Flatschspitze wegen andauernden Problemen (unter anderem Blitzschlag) den Rücken gekehrt.

Ganz aufgegeben hat man auch die Pläne nicht, das Programm über Satellit auszustrahlen. Derzeit habe man zwei vielversprechende Angebote, wobei diese natürlich recht teuer sind. RADIO M1 möchte in erster Linie die Reichweite des Programms, vor allem in Deutschland, erhöhen. Zum zweiten hätte man mit einer Satellitenzuführung zu den Sendern für die Zukunft die Möglichkeit, live aus Innsbruck senden zu können. Dann müssten die fertigen Sendebänder nicht mehr mit dem Auto täglich nach Sterzing gebracht werden.

Nach verschiedenen Umfragen hat RADIO M1 im Raum Innsbruck einen Marktanteil von etwa sechs Prozent, womit die Geschäftsführerin nicht zufrieden ist. Diese Zahl ist umso besser, da einige der neuen Privatradios in Norditalien bei den ersten Umfrageergebnissen noch schlechter abgeschnitten  haben.

"Die Chance auf eine österreichische Lokalradiolizenz hätte RADIO M1 schon gehabt", erklärt Helga Führer, "aber da wurden uns zu hohe Auflagen gemacht." Da zu große Änderungen am Programm und wohl auch von der Technik her gefordert waren, entschied sich RADIO M1, den Lizenzantrag zurückzuziehen. Außerdem werde das Gebiet sowieso schon durch die bestehenden Sender und demnächst noch besser durch den geplanten Sender versorgt."

RADIO M1 scheut auch die neue Privatradiokonkurrenz (Welle 1, Antenne Tirol, etc.) nicht, da sie andere Formate haben und laut Frau Führer "alle schlecht gemacht sind". Der aus Radio C, Radio Zirog und Edelweiß hervorgegangene Sender Radio T1, heute MELODY FM, dürfte mit der Einstellung des Radio C Classic-Rock Formats eher RADIO M1 Hörerzuwächse gebracht haben, da dieser nun der einzige konsequent rockorientierte Sender in Nord- und Südtirol ist.

"RADIO M1 - unüberhörbar". Dieses Motto scheint mir gut gewählt angesichts der Ausdauer, der konsequenten Weiterführung eines einmaligen Rockprogramms auch während herben Rückschlägen, Senderversiegelungen, Anschlägen und endlosen Prozessen und Verhandlungen mit den italienischen und österreichischen Behörden, denen Helga und Claus Führer, aber auch das ganze Team und die Hörer ausgesetzt waren.

Peter Faust
Aus RADIOJournal 1/1999
  

RADIO M1 unter Geschäftsführerin Helga Führer sendete
von 1990 bis 2003. Am 20. Mai 2003 erfolgte die stufenweise Abschaltung der Sendeanlagen, die schließlich stillgelegt wurden.
 






Sendeanlage Schwarzenstein


Foto: © Funk Media GmbH

»Als deutsche Vertretung für den Werbezeitenverkauf von RADIO M1 freuen wir uns, dass unser Sender als "Reichweiten"-Sieger über eine Entfernung von 758 Kilometer in Lübeck zu hören ist. Ihr Fragezeichen bei den Technischen Daten dürfen wir wie folgt aufschlüsseln: RADIO M1 sendet aus einer Höhe von 3.300 Metern vom Berg Schwarzenstein in Südtirol. Die Sendeleistung beträgt 200 Kilowatt. Das Programm wendet sich mit Rockmusik pur an die 14- bis 29-Jährigen und wird Deutsch moderiert. In Deutschland ist der Sender auf 106,7 MHz zu empfangen; in Österreich und Italien auf UKW 104,2 MHz.«

(Antwort von Thomas M. Celli, Funk Media GmbH Feldafing, auf einen UKW-Bandscan Lübeck mit dem Fernempfang (Überreichweiten) von RADIO M1 in RADIOJournal 9/1992)



RADIO M1 betreibt nach wie vor sein Studio in Sterzing, wo auch noch Sendungen produziert werden. Von Claus Führer oder Andy Lechner moderiert werden zur Zeit folgende Sendungen ausgestrahlt: von 7.00 bis 9.00 Uhr der »RADIO M1 Muntermacher«, von 10.00 bis 12.00 Uhr »M1 Express« und von 17.00 bis 18.00 Uhr der »M1 Treffpunkt«. Des weiteren moderiert Helga Führer jeden Sonntag von 9.00 bis 10.00 Uhr die »Positive Sendung«. In der übrigen Zeit gibt es den
»M1 Nonstop-Rock«. (RADIOJournal 12/1997)

  • September 1983:
    RADIO M1-Empfang
    in Heilbronn - Rick Hölzl
    präsentiert die M1-Hitparade
    (RADIO M1-Vorgänger)

  • Sommer 1990:
    RADIO M1-Empfang in
    Sennewitz/Halle - Mit dem in
    der Nacht auf den 1. Juni 2006
    verstorbenen Claus Führer

  • 18. April 1988:
    RADIO M1 auf der neuen
    Frequenz 92,4 MHz

  • Herbst 1990:
    Sabine von RADIO M1
    präsentiert innerhalb der
    Sendung »Club M1«
    Hintergrundinfos zum
    Hörerclub




M1 Comeback:
Der alternative aus den 80ern erfolgreich-bekannte Rocksender Radio M1 ist wieder in den Alpenländern terrestrisch via UKW 104,2 MHz - dank enormer Erhöhung der Sendleistung auf 200 Kilowatt - präsent. Technisch versorgt werden nun Süd- und Nordtirol, das Salzburger Land, Bayern und gar Teile des baden-württembergischen Grenzlands.
(RADIOJournal 10/1995)