Rundfunk in Südtirol
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Fotos: © Archiv Reiner Palma

Geschichte des Rundfunks in Südtirol:
Radio Tele 3

Sendestart: 1. November 1986
Sendeschluss: 5. Dezember 1996

Sitz: 1986 bis Juli 1989
P. P. Rainer-Straße 4, I-39030 Innichen
Juli 1989 bis 30.Juni 1995
Michaelsplatz 9, I-39030 Innichen
ab 01. Juli 1995
Peggetzstraße 2, A-9900 Lienz

Eigentümer/Inhaber: J. Robert Possenig

Radio Tele 3 war ein für genau zehn Jahre aktives Radio, welches sich Osttirol und hier insbesondere die Stadt Lienz und Umgebung als Hauptzielgebiet seiner Sendungen auserkoren hatte, zunächst aber in Innichen in Südtirol mit seinen Sendestudios beheimatet war, hier reichte das Sendegebiet bis Welsberg. Gründer, Betreiber und Mentor von Radio Tele 3 war J. Robert Possenig (Bild oben links).

Der Entschluss, Radio Tele 3 zu gründen, fasste Possenig im Oktober 1986 bei der ersten Osttirol Messe. Possenig konnte bereits auf eine mehrjährige Erfahrung im Radiobereich durch Tätigkeiten bei der Freien Welle Pustertal und Radio Holiday zurückgreifen. Radio Holiday baute Possenig mit auf. Insgesamt war er bei der Freien Welle Pustertal und Radio Holiday zuständig dafür, Werbekunden aus Osttirol einzuwerben.

Der Sendestart verzögerte sich dann allerdings für eine geraume Zeit, da eine konkurrierende Radiostation behauptete, die von Radio Tele 3 genutzte Sendeanlage sei entwendet worden. Entsprechend wurde die genutzte Sendeanlage kurzfristig konfisziert und Possenig musste erst durch Vorlage von Rechnungen nachweisen, dass er die Sendeanlage käuflich erworben hatte. Diese stammte von der Firma DB Electronic aus Padua. Nach ersten Tests gab es zu Silvester am 31. Dezember 1986 die erste Live-Sendung.

Wichtige Mitstreiter bei Radio Tele 3 waren in den zehn Jahren des Bestehens unter anderem Karl Neumair, Hannes Schwarz, Otto Moroder, Hans Mair, Peter Vergeiner, Bernhard Aichner, Alexander Lanz und Josef Trojer.

Von 1986 bis 1993 war Radio Tele 3 in Innichen beheimatet. Zunächst in der P.P. Rainer-Straße, dann am Michaelsplatz. 1993 folgte der schrittweise Umzug nach Lienz. 1993 hatte Radio Tele 3 zunächst am Europaplatz in Lienz in Österreich ein Stadtbüro mit Studio eingerichtet. Zum 1. Juli 1995 siedelte Radio Tele 3 seinen Sitz dann komplett von Innichen Südtirol nach Lienz in Osttirol um. Hintergrund hierfür war, dass man durch ein eigenes Studio in Lienz stärker in Osttirol Präsenz zeigen konnte, auch vor dem Hintergrund, dass Mitte der 90iger Jahre in Österreich die Einführung von privatem Rundfunk anstand und Possenig mit Mitstreitern sich um eine Lizenz für Osttirol bewerben wollte.

Mit der Umsiedlung von Innichen nach Lienz mietete man auch einen Satellitenkanal auf dem Eutelsat II F2 an. Über den Satellitenkanal wurde dann das Signal zu dem Umsetzer in Winnebach/Südtirol gesendet, von wo das Programm dann weiterhin ausgestrahlt wurde. Die bisher für die Versorgung von Innichen, dem früheren Studiostandort, und dem Hochpustertal eingesetzten Frequenzen 98.95 und 95.1 MHz wurden abgeschaltet.

Mit dem Erhalt des Satellitenkanals auf Eutelsat begann Radio Tele 3 mit dem Aufbau eines Urlauberservice-Senders mit dem Namen Euro Tourist Radio und nannte sich ab sofort Radio Tele 3 & ETR. Man gestaltete innerhalb des Programms von Radio Tele 3 einen Programmblock von drei einzelnen Stunden, welche dann Radiostationen in Urlaubergebieten zur Übernahme angeboten wurden. Dieses Programm sollte von lokalen Radiostationen in den Urlaubsgebieten Balearen, Kanarische Inseln, griechische Inseln und den italienischen und spanischen Küstengebieten übernommen werden. Bis zum Sendeschluss wurde das Programm wohl lediglich von nur einer Radiostation auf den griechischen Inseln übernommen.

Der Sendeschluss von Radio Tele 3 am 5. Dezember 1996 kam dann doch überraschend, nachdem die Postdirektion des Bezirksamtes aus Bozen die in Winnebach beheimatete Sendeanlage beschlagnahmte und den Sender schloss. Grund hierfür war, dass Radio Tele 3 nach dem Erlass des Mammi-Gesetzes 1990 über keine gültige Lizenz mehr verfügte. Bei Gründung des Radios 1986 hatte Possenig die Frequenzanmeldungen ganz regulär vorgenommen und den Sender auch steuerlich angemeldet. Allerdings hatte er versäumt, bei Erlass des Mammi Gesetzes die notwendige neue Konzession beim Postministerium zu beantragen.

Possenig beauftragte nach der zwangsweisen Abschaltung zwar noch einen Anwalt, um die rechtliche Situation zu klären und gegebenenfalls einen Konzessionsantrag zu stellen. Hierzu kam es aber – auch aus Kostengründen – nicht mehr. Auch im Hinblick darauf, dass Possenig davon ausging, eine Lizenz in Osttirol zu erhalten, unternahm er nicht sämtliche Anstrengungen, von Südtirol wieder auf Sendung zu gehen.

Reiner Palma
Aus RADIOJournal 9-10/2015

(Die Informationen entstammen einem Gespräch mit J. Robert Possenig im August 2015)