Radiojournalistin erhält Alternativen Nobelpreis
Amy Goodman, Initiatorin und Anchorwoman des Hörfunk- und TV-Magazinprogramms »Democracy Now!« erhält am 8. Dezember 2008 in Stockholm den Right Livelihood Award, auch bekannt unter der Bezeichnung „Alternativer Nobelpreis“. Goodman teilt sich die mit umgerechnet 230.000 Euro dotierte Auszeichnung mit drei weiteren Preisträgern, darunter die in Deutschland arbeitende Frauenrechtlerin Monika Hauser, über die in den hiesigen Medien vorrangig berichtet worden ist.
Mit der 1957 geborenen Amy Goodman wird der Right Livelihood Award zum ersten Mal an eine Journalistin verliehen. In der Begründung schreibt die Jury, Goodman habe „ein innovatives Modell für einen wahrlich unabhängigen Graswurzel-Journalismus entwickelt, der Millionen von Menschen alternative Meinungen nahe bringt, welche von den Mainstream-Medien oftmals ausgeklammert werden.“
»Democracy Now!« ist eine werktägliche Einstundensendung, die als Radio- und separat als Fernsehversion über rund 750 Stationen in den USA und in Übersee ausgestrahlt wird. Hinzu kommt eine umfangreiche Webpräsenz mit einer Vielzahl von Audiodateien. Radiofans in Deutschland können den Podcast der in Downtown Manhattan (New York) produzierten Sendung abonnieren und verpasste Sendungen nachträglich verfolgen. Hörer im Sendegebiet des Nichtkommerziellen Lokalradios „Kanal Ratte“ (Schopfheim, Baden-Württemberg) empfangen »Democracy Now!« montags bis freitags um 7.00 Uhr sogar auf UKW 104,5 MHz.
Amy Goodman ist auch neben ihrer Hörfunkarbeit journalistisch tätig: Gemeinsam mit ihrem Bruder David hat sie drei erfolgreiche politische Sachbücher veröffentlicht, die es allesamt auf die Bestsellerliste der New York Times geschafft haben. Außerdem schreibt sie eine regelmäßige Kolumne, die an Zeitungsredaktionen in den gesamten USA verkauft wird. Kurz nach Bekanntgabe der Preisträger des diesjährigen Alternativen Nobelpreises zeigte sich Goodman erfreut. „Ich fühle mich zutiefst geehrt, dass der unabhängige Graswurzel-Journalismus und die harte Arbeit meiner Kollegen bei »Democracy Now!« in diesen Krisenzeiten gewürdigt werden. Ich glaube außerordentlich daran, dass die Medien einen großen Einfluss auf den Frieden haben. Jeder Journalist hat die Pflicht, denjenigen Menschen eine Stimme zu geben, die vergessen, einsam und von den Mächtigen niedergedrückt sind. Dies ist meines Erachtens der beste Anlass, unsere Stifte, Kameras und Mikrofone in die Welt zu tragen. Die Medien sollten eine Zufluchtsstätte für abweichende Meinungen sein. Unser Job ist, dorthin zu gehen, wo das Schweigen herrscht.“
Eine Begebenheit, die nur wenige Wochen zuvor stattfand, verdeutlicht auf ideale Weise Amy Goodmans politische Einstellung und ihren Einsatz für eine freie und unabhängige Berichterstattung: Anlässlich des Nominierungsparteitags der Republikanischen Partei wurde sie gemeinsam mit zwei ihrer Kollegen von »Democracy Now!« und rund 30 weiteren Journalisten inhaftiert. Ihre Berichterstattung über die weitgehend friedlichen Straßenproteste gegen die Politik der Republikaner und eine Präsidentschaft John McCains wurde von den Polizeikräften als „mögliche Ursache für Krawalle“ angesehen. Das Video von Goodmans Verhaftung war in der ersten Septemberwoche eine der am häufigsten herunter geladenen Dateien auf YouTube. Zahlreiche Proteste führten zur Freilassung der Trägerin des diesjährigen Alternativen Nobelpreises.
Thomas Völkner
Foto: © democracynow
www.democracynow.org
Aus RADIOJournal 11/2008