60 Jahre Hafenkonzert
Am Sonntag, 3. Juni 2007 wurde um 8.05 Uhr auf Bremen Eins die 1358. Live-Sendung aus der Strandlust in Bremen Vegesack ausgestrahlt. Die Besucher sind die Treuesten der Treuen. Doch die Meisten hören die Sendung im Radio. Sie sind die „Ohrenzeugen“ des Bremer Hafenkonzerts, das am 25. Mai 1947 zum ersten Mal über die Sender von Radio Bremen ging. 60 Jahre gibt es diesen Radioklassiker schon.
In einem so schnellen Medium wie dem Hörfunk ist es bemerkenswert, dass nach Adolf Braune, Gerd Michel und Claus Jacob erst der vierte Redakteur in dieser langen Zeit die Sendung moderiert. Seit 1998 ist dies Günther Meyer. „Ganz anders als bei den Kollegen, die ausschließlich im Studio moderieren, ist der Applaus des Publikums ein direkter Gradmesser für die jeweilige Sendung. Es ist schon ein sehr schönes Gefühl, an einem Sonntagmorgen gegen sieben Uhr früh bis zu tausend Menschen Richtung Sendeplatz ‘pilgern’ zu sehen“, sagt Meyer.
Die Mitarbeiter der Tontechnik haben dann schon einen großen Teil ihrer Arbeit erledigt. Der gesamte technische Tross reist oft bereits am Samstag gegen Mittag an und positioniert zunächst den Ü-Wagen und beginnt dann mit dem Aufbau von Bühne und Beschallung. Parallel dazu probt die Big Band „Bremer Stadtmusikanten“ das gesamte Repertoire der Sendung. Alle Titel in den zwei Stunden zwischen acht und zehn Uhr werden live gespielt und gesungen, was die Auswahl der Gesangsinterpreten mitunter nicht leicht macht.
Für den Redakteur und Moderator ist dann gegen halb acht ein wichtiger Zeitpunkt: dann sollten alle Gesprächspartner, Interpreten und Chorsänger zu einem kurzen Vorgespräch am Regietisch versammelt sein. Jedem ist spätestens dann eine gewisse Anspannung anzumerken; die einen nennen es Lampenfieber, die anderen Vorfreude. Leise ist im Hintergrund bereits das laufende Programm von Bremen Eins im Saal zu hören. Richtig volle Lautstärke gibt es dann ab den Nachrichten um acht Uhr - und schon ist das Hafenkonzert live auf Sendung mit der Erkennungsmelodie.
Was hat sich im Verlauf dieser sechzig Jahre alles geändert? Eigentlich recht wenig, wenn man mal von den Musikergagen von jeweils 20 Reichsmark am Anfang absieht, was 1947 dem Gegenwert einer Zigarette entsprach. Es ist immer noch die Mischung aus gängiger Musik und den Klönschnackrunden, die der Sendung so viel Freunde beschert. Das Bremer Umland und die Küstenregion liefern dafür immer wieder neuen Gesprächsstoff.
Als Günther Meyer Ende 1998 das Ruder auf der Brücke dieses Musikdampfers übernahm, hat er sich natürlich auch die Frage gestellt, was an der Sendung geändert werden könnte. Sie sollte aber weiter der Radioklassiker bleiben; mit allen Elementen, die bei den Hörern eine unverzichtbare Wertschätzung gewonnen haben. Also maritime Musik, Shantychöre und Themen, die zum großen Teil nach See, Salz und Meer schmecken. Andererseits galt es die Sendung dem Bremen Eins-Format anzupassen, ausgerichtet auf den Geschmack der Hörer für die Zeit nach dem Jahr 2000. Aber merken sollte man diesen Wechsel auch nicht mit einem Ruck. Dass diese Feinjustierungen erfolgreich waren, belegt das nach wie vor große Interesse an der Live-Sendung vor Ort und am Radiogerät bis heute.
Die Jubiläumssendung „60 Jahre Hafenkonzert“ kam live aus der Strandlust in Bremen-Vegesack. Als Gäste waren dabei: der Bremer Bürgermeister Jens Böhrnsen, Radio Bremen-Intendant Prof. Dr. Heinz Glässgen, Kapitän und Reeder Horst Werner Janssen und der Internethörer Carsten Johow aus Australien. Musikalisch wurde die Live-Sendung mitgestaltet vom Shanty-Chor Beckedorfer Schifferknoten, Robert Walla und seiner Rhythmusgruppe sowie der Big Band „Bremer Stadtmusikanten“ unter der Leitung von Prof. Harry Schmadtke.
Fotos: © Radio Bremen
Bremeneins Hafenkonzert
Aus RADIOJournal 6/2007