Radioarchiv

 Memories aus 20 Jahren RADIOJournal

Der Sender Feldberg im Schwarzwald

Er ist mit 1.493 Metern die höchste Erhebung im Schwarzwald und in Baden-Württemberg. Die Wahl für einen Fernsehsender im südlichen Schwarzwald hat von allen Fernsehsenderstandorten des SWR den größten Aufwand erfordert. Neben der treffenden Auswahl aus einer Reihe von fast gleich hohen Bergen waren umfangreiche Untersuchungen über die günstigste Masthöhe erforderlich. Aufgrund der Ergebnisse fand sich als günstigste Stelle der östlich des Hauptgipfels gelegene, diesem vorgelagerte „Seebuck” mit einer Höhe von 1.448 Meter. Der Seebuck ist eine flach gewölbte, von Baumbestand völlig freie Kuppe, die nach Westen hin durch einen weitgestreckten Sattel mit dem Feldberggipfel verbunden ist und im Norden sehr steil zum Feldbergsee hin abfällt. Das ganze Terrain ist nicht nur ein Naturschutzgebiet, sondern ist auch extremen klimatischen Bedingungen ausgesetzt.

Aus diesen Gründen wurde eine Lösung entwickelt, die das Gebäude und die Antenne zu einer Einheit verbindet, wobei das Gebäude selbst als Antennenträger dient. Der Betonturm hat einen Durchmesser von neun Meter mit dreizehn Geschossen und einer Gesamthöhe von 42 Meter. Der Turmkopf ist als Kegelschale ausgebildet, aus deren Spitze die Antenne mit einer Eigenlänge von 38 Meter aufragt. Die Gesamthöhe des Bauwerkes beträgt 75 Meter über Grund. Im Kellergeschoss befindet sich die Werkstatt, eine Anlage zur Wasserversorgung und der Zugang zur unterirdischen Notraumstation. Im Erdgeschoss der Haupteingang, die Trafostation und die Niederspannungsverteilung. In den Obergeschossen 1-6 befinden sich zwei komplette Wohnungen für das Senderpersonal. Im achten Obergeschoss der UKW-Sendeturm, im neunten Obergeschoss der Lüfterraum, im zehnten Obergeschoss der Fernseh-Senderaum und im elften Obergeschoss die Aussichtsplattform.

Um eine Störung anderer auf dem Feldberggipfel installierter Nachrichtendienste durch den Fernsehsender zu vermeiden, wurden das Sendergeschoss und das darunter liegende Geschoss mit den Sendernebenanlagen faradisiert. Dies geschah durch die Anbringung einer Kupferfolie an Wänden, Decken und Böden der betreffenden Räume.

Ein besonderes Problem bildete die Wasserversorgung der Gesamtanlage. Glücklicherweise fand man in einer Entfernung von 500 Metern vom Bauwerk eine einwandfreie und ergiebige Quelle. Sie wurde gefasst und eine Brunnenanlage nebst Behälter angelegt. Eine auf dem neusten Stand ausgerüstete Pump-Anlage versorgt das Bauwerk mit dem nötigen Trink- und Gebrauchswasser.

Die Antennen mussten bei der Wahrung aller erforderlichen elektrischen Bedingungen den klimatischen Verhältnissen auf dem Feldberg angepasst werden und auch unter diesen Bedingungen eine einwandfreie Betriebssicherheit gewährleisten. Die Entscheidung fiel zu Gunsten einer in dem kegelförmigen Turmdach fest verankerten Rohrschlitzantenne. Der untere Teil von 18 Meter Länge und 100 Zentimeter Durchmesser stellt die Fernsehantenne dar. Der obere Teil von zwölf Meter Länge und 47 Zentimeter Durchmesser wird von der UKW-Antenne gebildet. Die Fernsehantenne ist im Inneren besteigbar. Die UKW-Antenne kann wegen ihres kleinen Durchmessers nur von außen bestiegen werden. Zu diesem Zweck sind an beiden Seiten der Schlitze Steigeisen angebracht.

350.000 Einwohner können den Sender Feldberg direkt empfangen. Die nachgeschalteten Stadt- und Flächensender Wannenberg, Waldshut, Eggberg, Hohe Möhr und rund 60 Fernsehfüllsender versorgen weitere 430.000 Einwohner. Damit wird in den Regionen Südlicher Oberrhein, Hochrhein-Bodensee und Schwarzwald-Baar-Heuberg 780.000 Einwohnern des SWR-Sendegebietes der Fernsehempfang ermöglicht. Der UKW-Versorgungsbereich des Senders Feldberg dient auch als Programmzubringer für sechs weitere Sendestationen: Wannenberg, Laufenburg (Schweiz), Hohe Möhr, Grenzach-Wyhlen, St. Chrischona (Schweiz) und Witthoh.

Um eine hohe Betriebssicherheit für die Fernseh- und Rundfunkversorgung zu gewährleisten, sind für alle Sender gleichwertige Reservesender installiert, die bei einer Senderstörung automatisch in Betrieb genommen werden. Bei Netzausfall übernimmt der Notstromaggregat die Stromversorgung des Fernsehturms. Dem Senderpersonal obliegt die Senderbetriebsabwicklung, Überwachung, Wartung und Instandhaltung der technischen Einrichtung der Station. 

Vom Feldberg aus werden alle größeren Fernseh- und Hörfunksender des südwestlichen Sendegebiets über ein Fernsehwirksystem überwacht und gesteuert. Außer den Senderanlagen des SWR sind im Fernsehturm auch Richtfunkanlagen der Deutschen Telekom sowie Anlagen von Fremdfunkdiensten untergebracht. Obwohl erst Ende Juli 1955 mit den Bauarbeiten für den Turm begonnen wurde, konnte bereits am 20. Dezember 1955 der Probebetrieb des Fernsehsenders aufgenommen werden. Schon die Erfahrungen des strengen Winters 1955/56 haben gezeigt, dass die Konstruktion des Turmes und der Antenne in klimatischer und statischer Hinsicht alle Erwartungen erfüllt. 

Rolf Kieselack
Fotos: © Rolf Kieselack / ukwtv.de

Aus RADIOJournal 12/1999