ROCKLAND RADIO gestartet
„High Noon” am ersten August 1998. In Rheinland-Pfalz startet die dritte, vorläufig noch nicht landesweite Privatradiokette. On air ist das Programm von ROCKLAND RADIO, dem ersten terrestrisch empfangbaren Rock-Spartenprogramm in Deutschland.
Die Verantwortlichen des Senders - im wesentlichen Geschäftsführer Bernd H. Hummel und Programmchef Hermann Stümpert - luden zwei Tage vor dem Sendestart zu einer Pressekonferenz in die Landeshauptstadt Mainz, die - man muss es anmerken - für den Neuling auf den Ätherwellen eine Versorgungslücke darstellt. „Im wesentlichen erreichen wir erst drei Zentren: Kaiserslautern, Trier und Koblenz/Neuwied”, so Stümpert. Allerdings habe man bereits die Zusage, einige Frequenzen nutzen zu können, die im Zuge der Vereinigung von SWF und SDR freiwerden, und auch was Mainz, Ludwigshafen oder auch Pirmasens, die Heimatstadt des Senders angeht, sei man guter Hoffnung. Im Endausbau will ROCKLAND einmal eine potentielle Reichweite von 4,5 Millionen Hörern haben.
Vorrangig für das Programm soll selbstverständlich die Musik sein: deutsche und internationale Rock-Hits der letzen drei Jahrzehnte. Kurze Nachrichtensendungen („News Rock”), Meldungen aus Rheinland-Pfalz und Spezialsendungen über Rockmusik und Rockmusiker stehen ebenfalls auf dem Sendeplan. Einen Aufruf richtet ROCKLAND an die Musiker im Land: „Keine andere Musikrichtung hat eine breitere Amateurbasis als die Rockmusik”, stellt Hermann Stümpert fest. Den regionalen Bands wolle man am Sonntagabend die Möglichkeit geben, die eigene Musik im Radio zu spielen und sich einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen.
Eine
andere Novität sind kostenlose Werbespots „für die gute Sache”, die
man ins Programm nehmen will. „Public Service Announcements” nennt
man das in den USA. Hierzulande sei das noch nicht ausprobiert
worden, man könne sich aber Werbung für das Rote Kreuz, für
regionale Hilfsorganisationen, gemeinnützige Organisationen oder
ähnliches sehr gut vorstellen. Weitere Programme - etwa eine
Fan-Sendung des 1.FC Kaiserslautern oder eine Schiene für Trend- und
Fun-Sportarten - seien noch im Planungsstadium. Im Bild (von
links): Thomas Friedel (Station Manager), Bernd H. Hummel
(Geschäftsführer) und Hermann Stümpert (Programmchef).
Die Studios und Büros von ROCKLAND RADIO befinden sich im „Rockland Camp", einer Art Indoor-Blockhütte innerhalb des Gebäudes „Neuffer am Park" in Pirmasens. Viel Holz wurde für das „Camp" verarbeitet, das den Machern offensichtlich das richtige „rockige Feeling" bei ihrer Arbeit bereiten soll...
Geschäftführer Bernd H. Hummel betont, der Sender habe mit 2,5 bis drei Millionen Mark im Jahr ein „schmales Budget", sei aber mit diesem Geld „finanziell bestens ausgestattet". Die Gesellschafterliste des Neulings enthält vor allem die Namen einiger Mittelständler aus der Westpfalz. So wird Hummel, der in Pirmases ein Unternehmen aus der Sportbekleidungsbranche leitet, nicht müde, auf die Bedeutung eines Radiosenders für das Selbstwertgefühl einer strukturschwachen Region hinzuweisen. Hermann Stümpert betont, dass man gezielt vor Ort nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - rund 20 sind es beim Start - für den Sender gesucht und dabei die Stellenangebote ausschließlich in den beiden Regionalzeitungen geschaltet habe.
Des
weiteren gehören die Deutsche RockRadio GmbH, Radio Salü und Radio
RPR zur den Gesellschaftern. Wegen der Beteiligung von RPR war es in
den vergangenen Monaten zu einigen Turbulenzen gekommen. Mitbewerber
um die Frequenzkette und Kritiker warfen dem Sender und der
Lizenzbehörde vor, ein Privatfunkmonopol in Rheinland-Pfalz
errichten zu wollen. Die Erteilung der Sendegenehmigung wurde
mehrere Male verschoben, ehe ROCKLAND schließlich im Mai den
Zuschlag erhielt. Ende Juli betonte man zum wiederholten Male, dass
man in programmlicher Hinsicht von RPR vollkommen unabhängig sei.
Gleichwohl wolle man die Kompetenz von RPR nutzen: So wird ROCKLAND
RADIO von der RPR-Promotion-Tochter vermarktet und ins rechte Licht
gerückt.
ROCKLAND RADIO ist also doch gestartet. „Wir erfinden das Radio auch nicht neu”, meint Hermann Stümpert. Außerdem seien die Positionen auf dem regionalen Radiomarkt abgesteckt. Dennoch gehen die Programm-Macher in der Westpfalz von einem Bedürfnis nach ihrer Art Radio aus; sie müssen nun also den Beweis antreten, dass das Programmformat „Rockmusik” in Rheinland-Pfalz funktioniert.
Thomas Völkner
Fotos: © ROCKLAND
www.rockland.de
Aus RADIOJournal 9/1998