Radioarchiv

 Memories aus 20 Jahren RADIOJournal

Der beste RockPop von heute:
delta radio macht N-Joy Konkurrenz

Irgendwie war es recht ruhig geworden um delta radio, seit die Querelen nach dem Sendestart verklungen sind. Damals hatte die Rockstation alpha radio am 1. März 1993 ihr Programm unter dem Slogan »Das Rock-Radio« gestartet und zwar mit dem Titel „We will rock you” von Queen. Doch schon bald nach Sendestart trat die Kirch-Gruppe den Kieler Funkern auf den Plan, indem sie gerichtlich den Namen alpha radio verbieten ließ, weil sie angeblich selbst ein gleichnamiges bundesweites Radio in Vorbereitung hatte, von dem aber bis heute nichts zu hören ist. Da man einen neutralen, nicht regional eingeengten neuen Namen wählen wollte, bot sich das griechische Alphabet geradezu an. Da Beta ebenfalls von der Kirch-Gruppe besetzt war und Gamma irgendwie missklang, entschied man sich schließlich für delta radio, einen Namen, den auch viele Hörer vorgeschlagen hatten.

Doch die Werbekunden hielten sich beim neuen Hard-Rock-Programm, welches durchaus eine vorhandene Marktnische besetzte, merklich zurück. Trotz sagenhaften 90.000 Hörern in der Durchschnittsstunde geriet das Programm finanziell unter Druck. Hundert,6 aus Berlin, welches damals maßgeblich an delta radio beteiligt war, gab seine Anteile zurück. Daraufhin griff der Hamburger Medienunternehmer Frank Otto zu, der nach Entlassungen und Einsparungen, das Programm auf Mainstream drückte. Mit Werbeplakaten wie »delta radio - Wir machen den Deich zum Highway« und dem neuen Slogan »Richtige Musik«, der dann zu »Die große Vielfalt« wurde, positionierte sich der Sender, wenngleich er immer noch das jüngste Privatradio im Norden war, doch näher an R.SH und NDR 2. Dennoch spielte delta radio Musik von Blümchen, Hot Chocolat, Aphaville oder Janet Jackson in einem Musikmix, wie er im Norden so noch nicht vertreten war.

Trotz dieser neuen Positionierung und des positiven Image, das von delta radio ausging, rutschten die Hörerzahlen in der Durchschnittsstunde auf 60.000 (1996) und 50.000 (1997) und das, obwohl man eine konsequente regionale Mittagsschiene aus vier verschiedenen Studios im Land anbot und mit dem »delta radio Morgenland« eine Morningshow im Programm hatte, die bundesweit wegen ihrer wirklich lustigen Gags und Späße und der richtigen Mischung an Musik und Information wohl einmalig war. Aber auch ein immer härter werdender Hörfunkmarkt in Norddeutschland forderte seinen Tribut. So entschloss man sich im „Funkhaus Hörn”, das aus einer umgebauten Maschinenfabrik entstand, rechtzeitig die Notbremse zu ziehen und auf das alte Rockformat zurückzuschwenken, womit man sich wieder klar als der Sender für die 14 bis 29-Jährigen positionieren will. 

Am 19. Juni 1997 um 23.59 Uhr verabschiedete sich delta-Moderator Marco Lutz mit den Worten „...gleich ein paar Sekunden Pause, denn delta radio geht sich mal kurz umziehen”. Pünktlich um Mitternacht powerte dann »Der beste RockPop« durch den Äther, man hört nun alles, was das Prädikat „Kein Dance, kein Techno” verdient, zum Beispiel von Bad Religion, Alanis Morisette, Queen, Nirvana, Oasis, den Toten Hosen, U 2, REM aber auch Prodigy, Apollo 4-40 oder Radiohead.

Seit September 1997 ist »Der beste RockPop von heute« aufgrund des Frequenzstaatsvertrages mit Hamburg auch in der Hansestadt auf UKW zu empfangen. Wegen der Überreichweiten anderer Programme war der Empfang in Hamburg bisher alles andere als optimal. Laut delta radio-Programmdirektor Adam Hahne hat bislang kein Sender in der Hansestadt ein so konsequentes RockPop-Format geboten, weshalb „Hamburg das auch wirklich verdient hat”. Hahne, der in der bundesdeutschen Privatfunkszene kein Unbekannter ist (unter anderem früher RADIO SALÜ), verantwortet auch die Geschäftsführung von delta radio. In einem delta-eigenen Interview spricht er über die Neupositionierung „seines” Senders als Rockradio: „Wir waren in diesem Jahr zum ersten Mal in der Lage, über ein Angebot mit sehr klaren Konturen nachdenken zu können. Vorher waren wir durch die Anfangsfehler des ersten Sendejahres so stark in die Ecke gedrängt, dass es praktisch keinen Bewegungsspielraum gab”.

Morgens gibt es jetzt den »delta radio Morgensack«. Tommi Schminke, der die Hörer frech, frisch und fröhlich auf die Schippe nimmt, die ultimativen Comedy-Acts bei sich hat, ohne Skrupel auf alle sonstigen Tagesereignisse Einfluss nimmt und somit an seine Vorgängersendung »Morgenland« anknüpft.

Stefan Förster
Fotos: © delta radio
www.deltaradio.de

Aus RADIOJournal 12/1997