Radioarchiv

 Memories aus 20 Jahren RADIOJournal

Der Ball wird dreizehn -
Die Nacht wird lang...

Zum dreizehnten Geburtstag in der hr3-Musiksendung »Der Ball ist rund« präsentierte „Macher” Klaus Walter am Montag, 24. November von 23.05 bis 5.00 Uhr eine »Ballnacht« mit vielen Gästen und Überraschungen. Sechs Stunden lang gab es Musik aller Richtungen mit Gast-DJs an den Clubnight-Turntables, mit den Lieblingsplatten und Liebeslyrik der »Ball«-Hörer, mit Short-Cuts und Bohnenkaffee. Zu Gast waren unter anderem die Frankfurter Elektroniker Christoph Reimann und Albrecht Kunze, der englische Exzentriker Wreckless Eric und der Geist von Lee Perry, dem extraterrestrischen Dubmeister.

Seit dem 30. Oktober 1984 bietet Klaus Walter, Moderator und Redakteur der Sendung, die unterschiedlichsten Formen von Popmusik abseits des gängigen „Mainstream”. »Der Ball ist rund« gehört, neben »Volkers Kramladen« und der »hr3-Hitparade«, zu den ältesten Sendungen der Popwelle des Hessischen Rundfunks. Klaus Walter, ehemaliger Discjockey und Musikjournalist, fühlte sich von Beginn an den Ansprüchen des „Old-School-Radios” verpflichtet. Er wollte gleichzeitig neue, vielversprechende Titel vorstellen und dabei ein möglichst breites Musik-Spektrum abdecken. So hat sich die Sendung in den vergangenen Jahren zum Sammelbecken für die verschiedensten Stilrichtungen wie Alternativ-Rock, Hip-Hop, Dancehall-Reggae, Grunge, Folk und Techno-House entwickelt und eine große Fan-Gemeinde gewonnen. Der Titel der Sendung, ein Sepp-Herberger-Zitat, soll „Schubladen-Denken” verhindern und neugierig machen auf den unkonventionellen, immer wieder überraschenden Musik-Mix.

Dreizehn Jahre und noch immer keine Langeweile?

Klaus Walter: Nein, es ist immer noch der Job, der mir am meisten Spaß macht... oder, besser gesagt, eben kein Job im eigentlichen Sinn.

Was treibt dich nach so langer Zeit noch an?

Dazu fällt mir ein, was Puff Daddy, der HipHop-Produzent, neulich gesagt hat: „Ich habe immer daran geglaubt, dass Musik - neben Sex - die beste Gelegenheit bietet, etwas schönes zu tun, Dinge gemeinsam zu machen. Das ist meine Religion, meine einzige Motivation”. Wenn schon Religion, dann so.

Wie stellst du einen "runden Ball" zusammen?

Inzwischen ist es ein Balance-Act zwischen persönlichen Vorlieben und der Notwendigkeit, bestimmte Dinge vorzustellen und abzubilden. Wenn ich zum Beispiel feststelle, dass ein bestimmter Stil, ein bestimmtes Genre wichtig wird - wie etwa in den letzten Monaten bestimmte „darkere” Spielarten von Drum'n'Bass - dann stelle ich das vor, auch wenn ich nicht der große Spezialist darin bin, vorausgesetzt es gefällt mir einigermaßen und ich kapiere die Relevanz von solchen neuen Trends.

Wie war die Entwicklung von »Der Ball ist rund« über dreizehn Jahre?

Ein langer, aber kein ruhiger Fluss. Es fing an in der Hochzeit des amerikanischen Underground-Rock, gleichzeitig fand die erste HipHop-Blüte statt. Später kam Grunge, vom anderen Ende Dancehall-Reggae und Dub, immer neue Entwicklungen in Deutschland, lange vor der „Hamburger Schule”. Modernere Elektronik, House und Techno habe ich relativ spät entdeckt und eingebaut, dafür jetzt umso stärker, zuletzt vor allem Drum'n'Bass in allen Spielarten. Die einzige Konstante ist der Wechsel, der Ball wird niemals in einem einzigen Genre rollen.

Welche Highlights bietet dir die Sendung?

Über die Sendung habe ich viele interessante Leute, nicht nur Musiker, kennengelernt. Es gibt eine enge Hörerbindung, was sich alle Jahre wieder in der Hörer-Bilanz niederschlägt. Es gab eine ziemlich rauschende Zehn-Jahres-Party mit den Gruppen „Blumfeld” und „FSK” in der Frankfurter Batschkapp. »Der Ball ist rund« wurde von den Lesern der Zeitschrift „Spex” mehrfach zur beliebtesten Radio-Show gewählt. Ich habe mich seit Ewigkeiten nicht mehr gelangweilt montags...
Flops?

Foto: © hr (Bernd Bodtländer)

Aus RADIOJournal 11/1997

• Der »Ball ist rund« wieder bei hr3: Zurück zum Ursprung heißt es für Moderator Klaus Walter. Mit seiner Musik-Spezialsendung »Der Ball ist rund« ist er seit 29. Mai 2005 nach einjähriger Pause wieder regelmäßig in hr3, der Pop- und Rockwelle des Hessischen Rundfunks (hr) zu hören. Sendezeit ist sonntags, 23.00 bis 24.00 Uhr. Seit 1984 ist die außergewöhnliche Sendung on air. »Der Ball ist rund« heißt für Klaus Walter „Alles ist möglich!“. Und das findet sich in seiner Sendung wieder: ein Mix aus Rock, Underground über HipHop, Reggae bis Techno und Pop. Dabei beschäftigt sich Klaus Walter oft mit Künstlern, die es noch nicht in die Charts geschafft haben, aber neue Stilrichtungen weisen und Trends setzen. Fast von Beginn an hat die Sendung eine große Fangemeinde: Insider und Interessierte, Profis und Amateure.„Die Nachfrage an Musik-Spezialsendungen ist in der letzten Zeit wieder vermehrt gestiegen, das haben uns zahlreiche Hörerzuschriften bewiesen. Deshalb freuen wir uns, »Der Ball ist rund« wieder in die hr3-Familie aufzunehmen“, erklärte hr3-Programmleiter Jörg Bombach. Foto: © hr (RADIOJournal 5/2005)

• Zum Jahresende 2008 wurde die Sendung trotz zahlreicher Hörerproteste eingestellt. Klaus Walter sendet jetzt im Internet auf www.byte.fm