RPR Eins wurde zehn - Ein Festakt zum Jubiläum
RPR Eins, der erste landesweite private Hörfunksender Deutschlands, hat sein erstes Lebensjahrzehnt vollendet. Am Dienstag, dem 30. April 1996, jährte sich um 18.30 Uhr die Aufschaltung des rheinland-pfälzischen Radio 4, dem RPR als einer von vier Anbietern von Beginn an angehörte, zum zehnten Mal. Das Jubiläum wurde am darauffolgenden Maifeiertag zusammen mit den Hörern gebührend gefeiert: Etwa 28.000 (vorwiegend junge) Besucher kamen zur RPR-Fete nach Ludwigshafen. Auf dem Platz vor der Eberthalle spielten einen halben Tag lang Gruppen wie Fool's Garden, Caught in the Act, Rednex, DJ Bobo und andere mehr.
Am Abend zuvor, also pünktlich zur "Geburtsstunde", lud der Sender zum offiziellen Festakt in den Ludwigshafener Pfalzbau. Es kamen namhafte Vertreter der Landespolitik, die Gesellschafter und Mitarbeiter von RPR sowie die guten Geschäftspartner und Werbekunden. Die Redner gingen in ihren Ansprachen auf die bisherige Entwicklung des Senders ein, betrachteten die Medienpolitik des Bundeslandes und gaben einen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung des Senders.
Walterpeter Twer, Herausgeber der Koblenzer "Rhein-Zeitung" und somit einer der Hauptgesellschafter von RPR, blickte auf den Sendestart zurück und attestierte der damaligen Anstalt für Kabelkommunikation (AKK), sie habe bei den Vorbereitungen in den Jahren 1985 und 1986 "jeden erdenklichen Fehler gemacht, den man machen konnte". Vier selbständige Anbieter mit insgesamt zwölf regionalen Firmen auf den Weg zu schicken - "dass das nicht funktionieren konnte, ist jedem ordentlichen Kaufmann klar". Nach der Fusion der verbliebenen Anbietergemeinschaften und der Zusammenführung der regionalen Gesellschaften stehe die RPR heute ungleich besser da. Dennoch mahnte Twer die politisch Verantwortlichen hinsichtlich der zeitlichen Befristung der Sendegenehmigung, dass man nicht ständig unter der Androhung der Nichtverlängerung der Lizenz leben könne. Außerdem plädierte er für die Ausweitung der Lizenz auf die sogenannten "Mehrwertdienste", die in Rheinland-Pfalz ab dem übernächsten Jahr im Rahmen der DAB-Versuche machbar seien.
Willi Klein, Vorsitzender des Programmbeirates, betonte, dass 1986 jede der beteiligten gesellschaftlichen Gruppen geglaubt habe, sie könnte ihre Meinungen und Ideologien ohne Rücksicht auf das Programmumfeld transportieren. Dies sei ein Trugschluss gewesen. Erst durch die konsequente Orientierung am Hörfunkmarkt und die Einführung des Formatradios in der jüngsten Vergangenheit sei RPR auf Erfolgskurs gegangen.
Der Ludwigshafener Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schulte lobte Radio RPR als verlässlichen und kooperativen Partner. Es sei ein großer Vorzug, dass seine Stadt den privaten Sender des Landes schlechthin beheimate. Zusammen mit der Bedeutung von RPR als Wirtschaftsfaktor tröste dies über die Tatsache hinweg, dass aus den vor zehn Jahren gehegten Hoffnungen, Ludwigshafen könnte eine große Medienstadt werden, nichts geworden sei.
Ministerpräsident Kurt Beck nutze seine Redezeit für einige grundsätzliche medienpolitische Ausführungen. Das duale Rundfunksystem sei von den Bürgern angenommen worden, und RPR gehöre mittlerweile zu den wohlvertrauten Programmen im Lande. Dies müsse auch bei der Erteilung der Neulizenz in einigen Jahren bedacht werden. Ohne dem Landesparlament vorgreifen zu wollen, versprach er, dass seine Regierung frühzeitig eine gesetzliche Änderung mit neu formulierten Kriterien für eine Lizenzierung auf den Weg bringen wolle.
Das Land Rheinland-Pfalz werde insgesamt sechs Millionen Mark an Landesmitteln als Anschubfinanzierung zum kommenden DAB-Projekt beisteuern. Dies sei bei 20 Millionen Mark Gesamtkosten ein beachtlicher Anteil. Beck gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass, wenn die Geräteindustrie mit der Produktion von Endgeräten zum Empfang der DAB-Programme und -dienste nachgezogen habe, das Projekt verstärkt vorangebracht werden könne.
Nach diesem akademischen Teil der Jubiläumsfeier bot RPR seinen Gästen ein Showprogramm mit Ausschnitten aus dem Kölner Comedy-Musical "Keep Cool", witzigen Songs des "Trash-a-capella"-Sextetts Sixpack und einem Konzert der Soul-Formation Six was Nine. Anschließend sorgte RPR-DJ Tillmann Uhrmacher (Bild) in der Pfalzbau-Disco für einen tanzbaren Sound - der Tanz in den Mai (und ins zweite Lebensjahrzehnt es Senders) konnte beginnen.
Bild oben: RPR startet ein Jahr später (1997) ins digitale Zeitalter (von links): Programmdirektor und Chefredakteur Uwe Frigge, Geschäftsführer Dr. Horst Fangerau drückt den symbolischen Knopf;
Thomas Völkner
Fotos: © RPR
www.rpr1.de
Aus RADIOJournal 6/1996
• Fast elf Jahre lang wurden die Programme von Radio RPR aus den mit analoger Technik ausgestatteten Sendestudios in der Ludwigshafener Turmstraße gefahren. Diese Ära ist nun vorbei. Ende April 1997 nahm Dr. Horst Fangerau, der Geschäftsführer des rheinland-pfälzischen Privatsenders, mit einem symbolischen Knopfdruck nagelneue, digitale Anlagen in Betrieb. Drei Sendestudios, ein Produktionsstudio und Nachrichten-Arbeitsplätze mit digitaler Technik stehen den 40 Moderatoren von RPR Eins, dem "jungen Programm", und vom "Schlagerradio" RPR Zwei nun zur Verfügung. Damit haben die altwährten Hilfsmittel wie CD-Player oder Bandmaschine ausgedient. Musik- und Nachrichtenbeiträge, Jingles und Werbung sind jetzt allesamt auf der Festplatte gespeichert und von dort im Computer mittels Mausklick abrufbar. Nicht ohne Stolz verweisen die Macher von RPR auf die größere Hörernähe, die mit der neuen Technik erreicht werden könne: Die Zeit, die durch den Einsatz des Computers gewonnen wird, könne von den Moderatoren für den direkten Kontakt mit den Hörern genutzt werden. "Um auf dem Radiomarkt konkurrenzfähig zu bleiben, sind Schritte wie die Digitalisierung der Sendestudios unumgänglich", so RPR-Programmdirektor und Chefredakteur Uwe Frigge. (RADIOJournal 6/1997)